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ОглавлениеWieder wurde Sven zum Halten gezwungen, nachdem er den Wagen in den letzten fünf Minuten keine zwanzig Meter bewegt hatte. Hätte er gewusst, dass am Winterhuder Marktplatz die Ampeln ausgefallen waren, wäre er zu Fuß gegangen. Hellsehen gehörte allerdings nicht zu seinen Fähigkeiten, und der Verkehrsfunk auf NDR2 hatte kein Wort über das Chaos zwischen Kellinghusen Straße und Jahnstraße verloren. Großartig. Ungeduldig trommelte er auf das Lenkrad seines BMWs. Er hatte es für eine gute Idee gehalten, sich mit Joachim Kranz in dessen Haus in Eppendorf zu verabreden. Das private Umfeld des Mannes interessierte ihn und würde ihm mehr verraten als das Büro in der Bank. Soweit die Theorie. Zu Fuß hätten sie die kaum drei Kilometer schon zurückgelegt. Da seine Ungeduld kein ausreichender Grund war, das Blaulicht aufs Dach zu klemmen, beschloss er, dass ein Gespräch mit Matthias ihn auf andere Gedanken bringen konnte. Sein Freund war unerwartet im Polizeipräsidium aufgetaucht und hatte sich nicht davon abbringen lassen, ihn zu Kranz zu begleiten.
»Wenn Sandra erfährt, dass du heute mit mir zusammenarbeitest, dürftest du Ärger bekommen.«
»Lieber Ärger mit ihr, als einen freien Tag zu Hause.«
»Was ist denn bei euch los?« Sven zögerte, ehe er weitersprach. »Ist zwar schon etwas her, aber ich habe deine Frau nicht als Hausdrachen in Erinnerung, der dir das Leben zur Hölle macht.«
»Schönen Wagen hast du. Mit deinem Fünfer BMW kommt meine alte Gurke nicht mit, also hast du beim Alten immer noch einen Stein im Brett. Aber du hast für den Laden auch genug riskiert. Berichtest du immer noch direkt an den Präsidenten und umgehst elegant den Chef des LKA?«
Sven ging auf die Stichelei nicht ein, sondern sah seinen Freund wortlos an, bis der einlenkte.
»Also gut, Yvonne hat beschlossen, dass ein freier Tag die ideale Gelegenheit ist, um neue Klamotten für mich zu kaufen. Ich habe zwei ordentliche Jeans, das reicht völlig aus. Frauen.«
»Vielleicht hat sie eine andere Definition von ordentlich als du. Wenn diese Jeans bei dir als ordentlich gilt …«
Matthias blickte dermaßen verständnislos auf seine ausgeblichene Jeans, dass Sven sich ein Grinsen verkneifen musste.
»Und wieso bist du jetzt hier?«
»Weil ich ihr gesagt habe, dass du unerwartet Hilfe brauchst und unser Einkaufsbummel deshalb leider warten muss. Ich soll dich übrigens zum Essen einladen.«
»Ich denke darüber nach.«
Erst Matthias resigniertes Nicken machte Sven die Wirkung seiner Worte bewusst.
»Das ist eine Zusage, ich meine nur, dass wir uns noch einen passenden Termin aussuchen müssen.«
Matthias sah ihn zunächst verblüfft, dann erfreut an.
Verlegen wich Sven dem Blick seines Freundes aus. »Nun mach kein Drama draus. Es tut mir auch leid, dass wir uns die letzten Jahre nur selten getroffen haben. Ich brauchte einfach ein bisschen Zeit.« Das war reichlich untertrieben. Matthias’ erhobene Augenbraue sprach Bände. Sven zwang sich zu einem Grinsen. »Meinetwegen auch zu lange.«
Matthias boxte ihn als Antwort freundschaftlich in die Seite.
Endlich setzte sich die Fahrzeugkolonne wieder in Bewegung, und sie kamen ihrem Ziel einige Meter näher.
»Das habe ich überhaupt noch nicht erlebt, da hat man einen Termin, zu dem wir gerade noch pünktlich erscheinen, und dann ist der Herr nicht zu Hause.« Kranz’ Frau hatte ihnen ausgerichtet, dass sie ihn bei Bedarf in der Bank treffen könnten, die sich am anderen Ende der Stadt befand. »Am Liebsten würde ich den Kerl festnehmen.«
»Nenn mir eine gute Begründung, meine Unterstützung hast du. Wenigstens haben wir eine sehr gute Tasse Kaffee bekommen, seine Frau war nett, und die Kekse waren auch nicht zu verachten.«
»Denkst du jemals an etwas anderes als Essen und Trinken? Immerhin war ihr das Ganze peinlich.«
»Eine große Hilfe war sie trotzdem nicht. Über die Schüsse entsetzt, aber nicht sonderlich überrascht, würde ich sagen.«
»Stimmt. Vielleicht war die Fahrerei doch nicht ganz umsonst, denn es passt nichts richtig zusammen: einerseits der arrogante Kerl, andererseits die sympathische Frau; ein nettes Wohnzimmer mit einer chaotischen Spielecke für Kinder, aber eine wahnsinnig teure Küche, die aussieht, als ob sie nie benutzt wird. Und dann das Haus, damit hatte ich auch nicht gerechnet.«
Sven betrachtete das Gebäude, das sie gerade erst verlassen hatten. Bei Eppendorf und dem Auftreten des Bankmanagers hatte er automatisch an einen repräsentativen Wohnsitz gedacht. Die Alster befand sich quasi um die Ecke, dennoch handelte es sich bei Kranz’ Stadthaus um ein sehr schmales, dreigeschossiges, rot geklinkertes Reihenhaus. Ansatzweise erinnerte die Gestaltung der Fassade an die alten, herrschaftlichen Villen in dieser Gegend, aber der Carport, der einen vernünftigen Vorgarten ersetzte, wirkte wie ein Fremdkörper. Außerdem waren die sechs Stadthäuser von mehrgeschossigen Wohnblöcken umgeben, so dass Sven ein Gefühl der Enge nicht abschütteln konnte.
Auch Matthias betrachtete das Haus. »Mein Fall wäre das nicht, aber du musst für so ein Objekt einiges auf den Tisch legen. Eppendorf ist Eppendorf, der Name macht’s. Wenn du mich fragst, passt die Frau eher in eins der Neubaugebiete in den Vororten und er nach Winterhude. Egal, was machen wir jetzt?«
»Wir fahren zur Bank. Ich verspreche mir zwar nichts davon, aber er soll merken, dass er so nicht mit mir umgehen kann. Wenn es sein muss, schleife ich ihn persönlich aus einer Vorstandsbesprechung. Der wird mit mir sprechen, verlass dich drauf. Schnall dich an. Ich will … Scheiße, was macht die denn da?«
Keine fünf Meter vor ihnen streckte eine Frau in einem Toyota ihren Arm durch das Beifahrerfenster und tat, als wolle sie auf das Haus von Kranz schießen.
Die Hand an der Dienstwaffe sprang Sven aus dem BMW und rannte auf den Wagen zu. Das Fahrzeuginnere des Kombis entsprach nicht im Geringsten seinen Erwartungen: ein mit diversen IKEA-Kartons bis ans Dach vollgepackter Kofferraum und auf dem Rücksitz zwei schlafende Babys in Kindersitzen. Keine sichtbaren Waffen, weder bei der Beifahrerin noch bei der Fahrerin, und die Frau auf dem Fahrersitz sah ihn erschrocken an. Durch den harmlosen Anblick beruhigt, hielt er seinen Dienstausweis ans Fenster und gab ihr ein Zeichen, die Scheibe herabzulassen.
»Sven Klein, Landeskriminalamt Hamburg. Was soll das werden?«
»Was meinen Sie? Im Parkverbot stehe ich nicht, und für Verkehrskontrollen ist kaum das LKA zuständig, oder habe ich da was verpasst?«
Das war keine Antwort auf seine Frage, und die deutliche Ironie in ihrer Stimme gefiel ihm nicht. »Machen Sie nur so weiter, und Sie können mir Warndreieck und Verbandskasten zeigen – sofern Sie die Sachen in dem Chaos überhaupt finden. Was sollte diese kleine Pantomime? Wer sind Sie, und in welcher Beziehung stehen Sie zu der Familie, die in dem Haus wohnt?«
»Gegenfrage: Können Sie mir einen Paragraphen in einem der unzähligen deutschen Gesetze nennen, der es mir verbietet, mit einem imaginären Gewehr auf ein Haus zu schießen? Und Ihre Drohung können Sie sich in … ich meine, suchen Sie sich Verbandskasten und Warndreieck gefälligst selbst raus.«
Matthias trat näher an den Toyota heran, wodurch sich die Situation etwas entspannte. Sven atmete tief durch, beinahe wäre sein Temperament mit ihm durchgegangen, doch er beherrschte sich und schluckte seinen Ärger herunter.
Die Frauen im Wagen hatten beide lange blonde Haare, die sie offen trugen, und waren dennoch völlig unterschiedliche Typen. Während die Beifahrerin mit ihren hellen, weizenblonden Haaren und weichen Gesichtszügen sanft und freundlich wirkte, war die Fahrerin ein kantigerer, lebhafterer Typ, zu der die Haarmähne aus den unterschiedlichsten Blondtönen perfekt passte. Als sie die Sonnenbrille abnahm und ihn aus tiefblauen Augen wütend anfunkelte, ahnte Sven, dass ihr Temperament seinem in nichts nachstand.
Die Beifahrerin legte ihrer Freundin eine Hand auf den Arm. »Bevor das auf Beamtenbeleidigung und Polizeiwillkür hinausläuft, könntet ihr beide euch vielleicht wie zwei zivilisierte Menschen benehmen? Darauf, dass ihr die Kinder weckt, kann ich verzichten. Mir ist jedenfalls auch nicht bewusst, dass wir eine Straftat begangen haben.«
Die ruhigen Worte der Frau wirkten wie eine kalte Dusche. Erstmals widmete Sven ihr seine ganze Aufmerksamkeit und vergaß Kranz, den Grund der Auseinandersetzung und die aufgebrachte Fahrerin. Vergeblich versuchte er, ihre von einer Sonnenbrille verdeckten Augen zu erkennen. Im Gegensatz zu ihrer Freundin trug sie keinen Ehering. Irritiert über seine Überlegungen, schüttelte er leicht den Kopf, aber als sie die Sonnenbrille abnahm, vergaß er sämtliche dienstlichen Belange.
Hellblau. Sie hatte hellblaue Augen, die perfekt zu dem gebräunten Teint und den blonden Haaren passten.
Die Fahrerin wechselte einen Blick mit Matthias, den Sven nicht deuten konnte. »Da wir uns einig sind, dass keine Straftat vorliegt, fahren wir jetzt. Sie können sich ja melden, wenn Sie noch was von uns wollen.«
Ohne auf eine Antwort zu warten, startete sie den Motor und fuhr los, wobei sie die geltende Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h großzügig auslegte.
Das gab’s doch nicht. Sven starrte dem Wagen hinterher und ging, immer noch fassungslos, zu seinem Dienstwagen zurück.
»Die kann uns doch nicht wie dumme Schuljungen stehen lassen.«
»Kann sie anscheinend doch. Was stört dich denn? Dass sie deine natürliche Autorität ignoriert hat? Oder dass sie deinen Flirt mit ihrer Freundin unterbrochen hat? Vielleicht hatte sie Angst um ihre Autoelektronik. So, wie es zwischen euch gefunkt hat, hatte ich befürchtet, dass uns jeden Moment die Sicherungen des Toyotas um die Ohren fliegen. Ich fand sie in Ordnung.«
Zufrieden lehnte sich Matthias in seinem Sitz zurück und wartete entspannt auf eine Reaktion.
Sven dachte an den verschwörerischen Blickwechsel zwischen ihm und der Fahrerin.
»Spinnst du?«
Matthias blickte ihn unschuldig an. »Nein, aber wenn sie gewartet hätte, wärst du mit dem Dienstkram gekommen und das wär’s gewesen. Sei doch ehrlich, du glaubst doch nicht wirklich, dass die auf Kranz geschossen haben. So, wie sich der Typ aufführt, stehen die Leute wahrscheinlich Schlange, um ihn zumindest imaginär in die ewigen Jagdgründe zu befördern. Ich bin zwar kein Profiler, aber von den Frauen kommt keine als Täterin in Frage. Die haben sich aus einem anderen Grund über den Banker geärgert. So, damit das auch offiziell geklärt wird, wirst du jetzt herausbekommen, wer die Fahrerin ist, und sie anrufen. Das hättest du sonst nie gemacht und schon gar nicht, wo du davon ausgehen musst, dass eines der Kinder auf dem Rücksitz zu ihrer Freundin gehört.« Matthias sah ihn abwartend an.
»Ich hätte …«
Weiter kam er nicht.
»… dich aufs Dienstliche beschränkt. Eben, sag ich doch. Genau wie bei uns in den letzten Jahren. Jetzt kann ich dich in Ruhe davon überzeugen, dass du dir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen solltest.«
Darauf konnte Sven verzichten. Wenn Matthias sich in ein Thema verbiss, besaß er die Geduld eines Terriers. Er ignorierte die unverblümten Vorwürfe. »Da gibt es nur ein kleines Problem. Wir haben weder Namen noch Anschrift der beiden.«
»Wir haben das Autokennzeichen und die Fahrerin wird wohl wissen, warum sie sich über Kranz geärgert hat und wie ihre Freundin heißt. Nun sag nicht, du hast nicht darauf geachtet?«
»Nun ja, um ehrlich zu sein …«
»Gut, dass du mich hast.« Matthias legte ihm eine Hand auf die Schulter, aber Sven schnaubte nur. Seinem Freund stand die Zufriedenheit förmlich auf die Stirn geschrieben, während in ihm die Zweifel wuchsen. Er hatte es in den letzten Jahren nicht einmal riskiert, den Kontakt zu Matthias aufrechtzuhalten. Sicher, die Frau hatte etwas an sich gehabt. Aber ein Kind? Nachdem er gerade gelernt hatte, mit seiner Vergangenheit zu leben? Als Matthias zur nächsten Bemerkung ansetzte, hob Sven warnend die Hand. »Es reicht. Ich könnte dich eh schon …«
»Küssen?«, schlug Matthias vor. »Das ist nicht erforderlich, noch nicht. Ich wollte dir nur das Ergebnis der Halterabfrage mitteilen.«
Halterabfrage? Der Gedanke an die Unbekannte hatte ihn derart abgelenkt, dass er das Gespräch mit der Leitstelle nicht mitbekommen hatte. »Ich dachte an erwürgen. Schön langsam, damit ich möglichst viel davon habe.«
Matthias grinste ihn an. »Bei deiner Ausbildung hätte ich keine Chance gegen dich. Das wäre unfair, und das bist du nie gewesen.« Das Grinsen seines Freundes bekam eine boshafte Note. »Genauso wenig wie feige. Oder hast du dich so verändert? Also, die vermutliche Fahrerin heißt Alexandra Groß, und es liegt nichts gegen sie vor.«
Kranz’ Arbeitsstätte befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Hamburger Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank. Matthias verzog den Mund. »Das reinste Bankenviertel im Miniaturformat. Auf der anderen Seite der Trostbrücke findest du die Commerzbank, da drüben, das dunkle, hässliche Teil gehört zur Deutschen Bank, und in dem Ding an der Ecke zum Rödingsmarkt war ein Teil der Hamburger Sparkasse, bis sie in die City Süd ausgewandert ist.«
Sven ignorierte Matthias’ Auftritt als Stadtführer und parkte direkt vor der Zentrale der Hamburger Bank im Halteverbot, befestigte das magnetische Blaulicht auf dem Dach und warf ein Schild mit der Aufschrift »Polizei Hamburg« auf das Armaturenbrett. Matthias verfolgte seine Aktionen mit hochgezogener Augenbraue.
»Du weißt, dass …«
Sven fehlte die Geduld für einen Vortrag über Vorschriften.
»Wenn du Wert auf einen richtigen Parkplatz legst, kannst du eine Parklücke suchen.«
Das war zu dieser Tageszeit zwischen Willy-Brandt-Straße und der Grenze zur Speicherstadt ein aussichtsloses Unterfangen.
»Schon gut, ich sag nichts mehr.«
»Gut. Ich schlage vor, dass wir uns trennen. Ich knöpfe mir Kranz vor, und du hörst dich bei den Mitarbeitern um, vielleicht schnappst du etwas Brauchbares auf. Ich rufe dich an, wenn ich mit Kranz fertig bin.«
»Einverstanden, ich lege keinen gesteigerten Wert darauf, den Kerl zu treffen. Am besten versuche ich mein Glück in der Cafeteria, sofern es eine gibt.«
»Klar, wo auch sonst. Ich bin sicher, dass du etwas Essbares auftreiben wirst.«
Mit einem Anflug von Neid sah Sven Matthias nach. Seinem Freund fiel es leicht, auf andere Menschen zuzugehen. Er kam schnell mit jedem ins Gespräch und hatte in der Vergangenheit so häufig Dinge erfahren, die ihnen den entscheidenden Durchbruch verschafft hatten. Mittlerweile hatte sich sein Äußeres diesem Charakterzug angepasst. Mit dem deutlichen Bauchansatz, dem dunkelblonden Vollbart und den freundlichen braunen Augen erinnerte er an einen gemütlichen Teddybären. Aber Sven wusste, dass dieser Eindruck täuschte. Erstmals gelang es ihm, ohne Bitterkeit an die Vergangenheit zu denken, und er stellte fest, dass ihm die Zusammenarbeit mit seinem Freund gefiel.
Zwanzig Minuten später wartete Sven gegen den Dienstwagen gelehnt zunehmend ungeduldig auf Matthias. Als der das Bankgebäude verließ, hielt er eine Packung mit Schokoladenkeksen in der Hand und kaute sichtlich zufrieden.
Kaum, dass sie im Wagen saßen, hielt er ihm die Kekse hin. »Hier, Nervennahrung. Nimm einen.«
»Nein danke. Mir reicht es, wenn du etwas Vernünftiges herausgefunden hast.« Sven fuhr los und ignorierte, dass er einen anderen Verkehrsteilnehmer zum Bremsen zwang.
»Wenn ich von deinem Fahrstil auf den Verlauf des Treffens mit Kranz schließe, hättest du dir das wohl schenken können.«
»Genau. Er weiß nichts und will auch nichts wissen. Es sei schließlich mein Job herauszubekommen, wer auf ihn geschossen hat, und so weiter, und so weiter. Feinde hat er natürlich keine. Ich hoffe, du hattest mehr Erfolg.«
»Hatte ich.« Mit einem letzten bedauernden Blick verstaute Matthias die Kekse im Handschuhfach. »Eine vollständige Liste von allen, die gerne selbst auf ihn geschossen hätten, wäre einige Meter lang. Und es ist ein Name gefallen, den wir kennen.«
Die Versuchung wurde übermächtig, seinen Freund anzufauchen, als dessen Kunstpause kein Ende nahm, aber Sven beherrschte sich.
»Alexandra Groß, die vermutliche Fahrerin des Toyotas von vorhin. Kranz hat sie auf fiese Art und Weise aus der Firma gekickt. Also, in der Cafeteria sind ein paar nette Automaten mit Süßigkeiten und die Raucherecke. Ich habe mir dort die Kekse besorgt, die du überhaupt nicht zu würdigen weißt, und bin mit zwei Frauen, die gerade eine Zigarettenpause machten, ins Gespräch gekommen. Die beiden haben meine Kekse gegessen und mir einiges über Kranz’ Methoden und sein Verhalten erzählt. Die wären auch bereit, dem Schützen ein ordentliches Trinkgeld zu geben, und haben bedauert, dass der Typ nicht getroffen hat. Der Kerl scheint echt über Leichen zu gehen. Kranz meine ich jetzt, nicht den Schützen.«
Bei Kranz’ Auftreten überraschte Sven das nicht. Allerdings wurde ihre Aufgabe dadurch nicht einfacher und sie würden sich auf jeden Fall Alexandra Groß genauer ansehen müssen. Der Gedanke gefiel ihm, wobei er jedoch eher an ihre Freundin als an einen möglichen Zusammenhang zu den Schüssen dachte. Aber vorher würde er seine Verbindungen spielen lassen, um eine kleine Überraschung für Matthias vorzubereiten.