Читать книгу Faylinn - Stefanie Worbs - Страница 5

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Ich rannte und ließ den Elf kurz zurück, doch er holte schnell auf und überholte mich sogar. Er rannte vor mir die Treppe in Deakens Zimmer. Ich stoppte oben so abrupt, dass Ro, der hinter mir war, in mich hineinlief und mich fast umwarf. Seinen Reflexen sei Dank hielt er mich fest und auf den Beinen. Ich stand im Türrahmen und starrte auf meinen Freund hinab, der schwer atmend am Boden lag. Seine Kleidung klebte an ihm und Schweiß stand ihm auf der Stirn.

Ro drängte sich an mir vorbei und hockte sich Elias gegenüber. „Was willst du tun?“, fragte er den anderen Elf, während er Deakens Hemd hochschob, seinen Bauch abtastete und ihn auch sonst untersuchte.

„Sein Fieber ist zurück. Das Mutterkraut hilft nicht. Da steckt mehr dahinter“, überlegte Elias laut.

„Was meinst du mit mehr?“, hakte ich nach und sah ihn panisch an.

„Es ist nicht nur eine Erkältung. Ich hätte gedacht, es wäre eine schwerere Form davon, doch da ist mehr. Irgendeine Infektion wahrscheinlich. Vielleicht hat ihn ein Insekt gestochen und eine Krankheit auf ihn übertragen. Ich weiß es nicht.“

Itjen fragte scharf: „Du weißt es nicht?“ Er aber ebenso sorgenvoll aus wie ich.

Elias schaute mit grimmiger Miene zu ihm auf. „Ich bin kein Heiler! Keiner von uns ist das!“, fuhr er meinen Wächter an. „Wenn du was weißt, dann sag es uns!“

Itjen wich einen halben Schritt zurück und ich wusste warum. Elias strahlte etwas Angsteinflößendes aus. Als würde er seine Wut über Itjens Frage, wie ein Schild mit aller Kraft zu uns schieben.

„Kannst du was tun?“, fragte ich, sorgsam darauf bedacht, ihn nicht noch wütender zu machen. Seine Aura wandelte sich sofort, als sein Blick auf mich fiel.

Er schüttelte den Kopf. „Wie gesagt, ich bin kein Heiler und er ist, na ja, nicht normal krank.“

„Was macht ihr denn in solchen Fällen?“, traute Itjen sich noch eine Frage zu stellen, achtete aber ebenfalls auf seinen Tonfall.

Ro antwortete, denn Elias wurde wieder zornig, weil mein Wächter es gewagt hatte ihn abermals anzusprechen. „Wir haben mehrere Heilpflanzen und Zauber. Ich denke aber, dass Zauber hier nicht helfen, denn wir wissen nicht, was er hat. Es wäre nicht ratsam, ihn einfach mit endlos viel Magie zu belegen. Und alle Pflanzen durch zu probieren würde vielleicht zu lange dauern.“ Jetzt schaute er zu mir. „Wir würden es tun, wenn er keine andere Möglichkeit hätte. Eine die ihm besser helfen kann als alles, was wir tun können.“

„Welche hat er denn?“, wollte ich wissen, konnte mir die Antwort aber denken.

„Er muss in eure Welt zurück. Ich weiß von Ehler, dass ihr andere Methoden habt, um eure Kranken zu behandeln. Ich glaube, das wäre das Beste für ihn.“

Ich nickte. Daran hatte ich auch schon gedacht. Doch es hieße auch Wisteria zu verlassen und die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass hier ein Zeitsprung stattfand. Einer, der vielleicht zu groß war. Ich warf Itjen einen fragenden Blick zu, er schaute jedoch wie immer neutral zurück.

„Ich weiß, Hüterinnenentscheidung“, seufzte ich und er lächelte schief und entschuldigend. „Also dann. Auf nach Schottland“, sagte ich und hob resigniert die Hände. „Ich brauche meine Tasche. Dort ist die Schlüsselkarte vom Node drin.“

„Ich hole alles, warte kurz.“ Itjen verließ den Raum, um unsere Sachen zu holen.

„Wir werden ihn nach oben bringen müssen. Ich glaube nicht, dass May im Noderaum sein wird. Aber sie wird hoffentlich wissen, dass wir zurück sind, wenn ich dort durchgehe.“ Ich schaute die beiden Elfen an. „Ich weiß, das ist vielleicht zu viel verlangt, aber wäre einer von euch bereit mitzukommen? Itjen wird’s vielleicht nicht allein schaffen.“

Mein Wächter war schon zurück und hielt mein Bündel in der Hand. „So schwer ist er auch wieder nicht.“

„Ich weiß. Aber ich weiß nicht, wo die nächste Person ist, die uns helfen kann. Wir müssen uns vielleicht trennen. Wir können ihn aber auch nicht allein lassen.“

Itjen musterte Deaken, dann nickte er. „Du bist die Hüterin.“

„Also Jungs?“, fragte ich die Elfen und mein Blick flog von einem zum anderen. Ro schluckte und schaute etwas schüchtern und bittend zu Elias.

Dieser nickte. „Ich komme mit.“

„Danke.“ Ich zog die Kette hervor und trat noch ein Stück in den Raum, um genug Platz für die Tür zu haben. Dann hob ich den Schlüssel und zeichnete die Runen in die Luft. Hinter mir konnte ich Elias vor Erstaunen den Atem ausstoßen hören, als der Farbklecks erschien, weiter Wuchs und schließlich die Mooreichentür mit ihren wunderbaren Verzierungen vor uns stand.

Ich wandte mich um, gerade nicht in der Lage die Schönheit der Tür zu bewundern. „Wir können.“ Ro tauschte den Platz mit Itjen, dann hoben mein Wächter und Elias den bewusstlosen Deaken hoch. Sie legten sich seine Arme über die Schultern und hielten ihn zwischen sich.

„Ro, sagst du den anderen, wo wir sind?“, bat ich und er nickte. „Ich weiß nicht, wie die Zeit vergeht, während wir weg sind. Macht euch keine Gedanken, falls es länger dauert. Wir kommen zurück“, erklärte ich und sah ihn eindringlich an, um eventuellen Fragen vorzubeugen.

Er nickte wieder.

An Elias und Itjen gerichtet, fragte ich: „Bereit?“ Auch sie nickten knapp.

Ich wandte mich zur Tür und drückte sie auf. Der Noderaum lag dahinter. Ohne hinzusehen, streckte ich die Hände hinter mich und Itjen ergriff eine. Einen Moment später tat Elias es ihm bei der anderen nach und ich zog beide hinter mir durch die Tür. Drei Schritte später stand ich im Keller unter Weave Mansion und schaute über die Schulter. Hinter den Jungs konnte ich noch sehen, wie die Tür sich schloss, dann löste sie sich auf. Bis auf uns war niemand hier. Also drehte ich mich zurück, ließ die Hände der beiden los und eilte zur Tür, die in den Flur führte.

Die Jungs folgten mir bis zum Fahrstuhl, dann wandte ich mich abermals an meinen Wächter. „Ich brauche meine Karte.“ Er streifte das Bündel unbeholfen von der Schulter und ich zog es von seinem Arm. Nach kurzem Wühlen hatte ich die Karte gefunden, drückte den Ruf-Knopf und ein paar Sekunden später glitten die Türen auf. Elias stieß erneut überrascht den Atem aus, doch ich hatte keine Zeit für Erklärungen. Wir stiegen ein, ich hielt die Karte vor den Scanner und drückte H für die Halle. Die Türen schlossen sich und wir fuhren nach oben. Das kurze, sanfte Rütteln irritierte den Elf sichtlich und ein leises Schmunzeln stahl sich trotz der Lage in meine Mundwinkel.

Itjen grinste breit und frech. „Warte mal ab, Elf“, sagte er nur und fing Elias’ verwirrten fast ein wenig ängstlichen Blick auf, der augenblicklich zu mir schoss, als könnte ich ihm helfen.

„Mach ihm keine Angst, Wächter“, wies ich Itjen zurecht und musste nun ebenfalls grinsen. Der Aufzug hielt an und die Türen glitten wieder auf. Ich sah noch das erneute Erstaunen in Elias’ Augen, dann stiegen wir aus. „Ich geh und hole Hilfe. Wartet hier mit ihm.“

„Ich geh zur Küche und hole Eis. Er verbrennt uns sonst noch mit“, sagte Itjen und überließ Deakens Last allein Elias. Der hielt meinen Freund aufrecht und sah mich abermals hilfesuchend an.

„Leg ihn dort hin und warte. Ich bin so schnell, wie ich kann zurück.“

Er folgte meinem Blick zu einem kleinen Sofa in der Eingangshalle, trug Deaken hinüber und legte ihn ab. Ich rannte in die Bibliothek und hinauf zu den Büros. Ohne Klopfen eilte ich in Mays Räume und hatte so viel Glück, wie ich erhofft hatte. Sie saß an ihrem Schreibtisch und war total in irgendwelche Unterlagen vertieft.

Ihr Kopf hob sich, als ich hereinkam. „Fay? Warum bist du hier?“ Ihr Gesichtsausdruck wechselte von fragend zu wissend, dann zu ängstlich. „Was ist passiert?“, stieß sie aus und stand auf.

„Deak ist krank. Er hat hohes Fieber und braucht Hilfe.“

„Wo ist er jetzt?“, hakte May nach und war schon um den Tisch herum und bei mir.

„Unten in der Halle. Er braucht einen Arzt, May. Dringend!“

Sie nickte und lief los. Im Lauf zog sie ihr Mobiltelefon aus der Tasche und wählte. Ich rannte ihr nach und hörte sie vor mir reden. Sie musste den Notruf gewählt haben, denn sie schilderte nur kurz was geschehen war, wer Hilfe brauchte und wo wir zu finden waren. Wir rannten beide durch die Bibliothek in die Halle und May wurde noch mal schneller, als sie ihren Bruder auf dem Sofa liegen sah. Ihr Telefon fiel ihr aus der Hand und landete auf dem Marmorboden, als sie vor Deaken auf die Knie fiel.

Dann war sie ganz bei ihm, nahm seine Hand und legte ihre andere an seine Stirn. „Er glüht ja! Was ist denn passiert?“, wollte sie wissen, ohne den Blick von ihm zu wenden. Schnell erzählte ich davon, wie er Fieber bekommen hatte und wie die Elfen versucht hatten, es einzudämmen. Sie hörte zu, war jedoch immer noch nur bei ihrem Bruder. Endlich hörten wir den Krankenwagen vorfahren. Itjen lief zum Portal und ließ die Sanitäter und den Arzt ein. Elias wich zurück, um die Männer in den grünen Overalls vorbei zu lassen. Sein Blick flog zwischen ihnen und ihrem Tun hin und her. Er verengte die Augen zu Schlitzen und beobachtete jeden Handgriff der Sanitäter. Dann holte der Arzt zwei Spritzen hervor und zog etwas aus kleinen Ampullen auf. Er gab es meinem Freund und wies seine Helfer an, ihn für den Transport fertigzumachen. Einer lief wieder hinaus und holte eine Trage.

„Muss er wirklich ins Krankenhaus?“, fragte ich dazwischen.

Der Arzt nickte knapp. „Das Fieber ist zu hoch. Er braucht Flüssigkeit und muss überwacht werden, bis geklärt ist, wo es herkommt.“ Er nickte dem zweiten Sanitäter zu, der sich daran machte Deaken an eine Infusion zu hängen.

Elias trat hinter mich und flüsterte: „Was machen die da?“

„Erklär ich dir später“, flüsterte ich ebenso zurück und griff kurz nach seiner Hand. Er drückte meine, dann trat er wieder zurück. Der dritte Sanitäter kam und sie hoben meinen Freund vom Sofa auf die Trage. Der zweite Helfer hielt schon die Infusion und befestigte sie dann an einer Stange mit Haken. Sie schoben ihn hinaus zum Rettungsauto. Der Arzt sprach kurz mit May und sie nickte.

„Ich werde mitfahren, um vor Ort alles zu klären. Bitte warte hier, Fay.“ Sie sah mich fragend und auffordernd zugleich an und ich nickte zustimmend, dann eilte sie davon, um im Krankenwagen mitzufahren. Das große Portal schloss sich und Ruhe kehrte ein. Ich konnte nichts anderes tun, als die schwere Tür anzustarren. Bis hier war alles so schnell gegangen, dass ich jetzt nicht wusste, was ich tun sollte.

Itjen kam zu mir. „Komm mit“, sagte er und fasste mich am Arm. Ich richtete meinen Blick auf ihn und bemerkte erst jetzt, dass einige Schüler in die Halle gekommen waren, um zu sehen, was da vorging. Es waren nicht viele, also waren wohl entweder gerade Ferien oder es war Wochenende. Ich griff wieder nach Elias’ Hand und zog ihn mit in den Speisesaal. Hier war niemand. Ich lotste die beiden an meinen Stammtisch und setzte den Elf auf Lias Platz. Kaum hatte ich an meine kleine Schwester gedacht, da kam sie in den Saal gestürmt.

„Fay!“, rief sie aufgeregt und ich fing sie auf, als sie mir in die Arme sprang. Sofort bemerkte ich den Wachstumsschub, den sie gehabt hatte. Sie schluchzte heftig an meiner Schulter und auch mir liefen Freudentränen über die Wangen. „Du bist wieder da“, hauchte sie dann in mein Ohr und ich ließ sie runter, um sie ansehen zu können. Es fehlte nicht mehr viel und sie würde mich in der Größe einholen. Ein Kopf vielleicht, nicht mehr. Abermals drückte ich sie an mich. Himmel, wie viel Zeit war hier vergangen?

„Ihre Schwester“, hörte ich Itjen leise sagen.

Ich wandte mich zu den Jungs um. „Lia, das sind Itjen und Elias. Jungs, meine kleine Schwester“, stellte ich sie stolz vor.

„So klein bin ich gar nicht mehr“, murrte sie und wieder stiegen mir Tränen in die Augen. Ich war - für mein Empfinden - höchstens eine Woche fort gewesen und hatte dabei gar nicht bemerkt, wie sehr sie mir gefehlt hatte. Sie und ihre kindlich unschuldige Art.

„Stimmt. Du bist ganz schön gewachsen. Wie lange waren wir denn weg?“, fragte ich und strich ihr über den Kopf.

„Fast sechs Monate.“

Mein Blick schnellte zu den großen Fenstern und tatsächlich schneite es draußen. „So lange? Bei uns waren es nur ein paar Tage“, gab ich ihr niedergeschlagen zurück. „Ich hab so viel verpasst.“

„Nicht schlimm, Fay. Ich erzähle dir alles. Aber erst mal erzählst du mir, was da gerade los war. Die sagen alle, ein Krankenwagen war hier und hat jemanden abgeholt.“ Ihr Blick huschte über Elias und Itjen. „Wo ist Deak?“

„Die waren wegen ihm hier. Er ist krank geworden. Aber sie können ihm helfen“ fügte ich schnell an, denn Lia riss erschrocken die Augen auf. „Er bekommt Hilfe. Alles gut.“

Sie atmete hörbar aus, dann schaute sie zu Elias, der ihren Blick kurz erwiderte und dann mich fragend ansah. „Ist er ein Elf?“, fragte Lia geradeheraus und ich kam nicht umhin zu bemerken, dass eine gewisse Abneigung in ihrer Stimme mitschwang.

„Ja, ist er. Sei nett zu ihm. Er hat Deaken sehr geholfen.“

„Mhh“, raunte sie, musterte ihn argwöhnisch und schaute wieder zu mir hoch. „Er sitzt auf meinem Platz.“

Ich lachte. „Du blöde Kuh. Setz dich doch woanders hin“, giftete ich schwesterlich gemein. Sie verschränkte nur die Arme vor der Brust und sah wieder den Elf auffordernd an. Der seufzte, stand auf und zog Lia den Stuhl zurecht. Sie setzte sich provokativ und würdigte ihn keines Blickes.

„Kommst du mit, was zu essen holen, Elias?“, fragte ich und deutete mit dem Kopf Richtung Ausgabe. Er nickte und folgte mir.

Auf halben Weg schloss er auf und meinte: „Sie mag mein Volk nicht, oder?“

„Sie mag dich nicht“, korrigierte ich ihn und er stutzte.

„Warum denn? Sie kennt mich doch gar nicht.“

„Nein. Aber sie weiß was und zieht eigene Schlüsse daraus.“

„Was weiß sie denn?“

„Ist nicht weiter wichtig“, wich ich aus und schnappte mir ein Tablett. Er musste nicht wissen, dass Elfen schon immer etwas Faszinierendes für mich hatten. Ich bedeutete ihm, es mir gleich zu tun, und auch Elias nahm eines.

Er musterte es. „Ist das Holz?“

„Plastik. Was willst du essen?“

Sein Blick glitt über die Ausgabe. „Was ist das da?“ Er deutete auf ein Stück Tiramisu.

„Das ist eine Art Kuchen. Ein Dessert mit Alkohol und Kaffee für die älteren Schüler.“ Ein Punkt, in dem uns die Professoren echt vertrauten. Immerhin gab es genug Minderjährige hier.

„Alkohol klingt gut.“

Ich lachte. „Na dann nimm es dir.“

„Einfach so? Gibt es hier keinen Wirt?“

„Nein. Du darfst alles essen, was du willst. Ich denke, die schreiben es auf meine Rechnung.“

„Du musst nicht für mich bezahlen. Dann esse ich lieber nichts.“

Wieder grinste ich. „Iss ruhig. Das geht schon klar. Ich weiß auch nicht, wie lange wir hierbleiben. Vielleicht kommt May erst morgen zurück.“

„Ich habe gerade Wildschwein gegessen. Ich komme gut eine Weile ohne was aus“, meinte er und stellte das Tablett wieder ab.

„Wenn du meinst.“ Ich lud zwei Sandwiches, einen Pudding und drei Cola auf meins. „Willst du wenigstens was trinken?“

„Was ist das, was du da hast?“

„Cola. Probier mal, ist echt lecker.“ Ich reichte ihm ein Glas, er roch daran, trank einen winzigen Schluck und verzog das Gesicht.

„Das ist widerlich süß“, meinte er. „Und es hat Blasen drin. Ist das noch gut?“

Erneut musste ich lachen. „Ist es. Keine Sorge, das muss so sein. Aber die haben hier auch Tee und Kaffee.“

„Ich glaube, dann nehm ich lieber einen Kaffee“, meinte er und stellte das Glas wieder auf mein Tablett. Ich holte ihm einen und wir wandten uns zum Gehen. Im Augenwinkel sah ich ihn noch mal einen Blick auf das Tiramisu werfen. Also drückte ich ihm alles was ich trug in die Hand - er musste es kurz ausbalancieren - und schnappte mir das Tablett, was er vorher gehabt hatte, dazu einen Teller mit dem Dessert. Den Kaffee nahm ich ihm auch aus der Hand und stellte ihn mit auf mein neues Tablett, dann ging es zurück zum Tisch. Er folgte mir grinsend. Lias Blick war die ganze Zeit auf uns gerichtet gewesen und sie behielt ihn auf Elias geheftet, als der das Essen abstellte. Ich stellte seine Sachen ebenfalls ab und deutete auf den Platz, auf dem ich sonst saß.

Er zog sich gerade den Stuhl zurück, da räusperte Lia sich. „Das ist Fays Platz.“ Sie hatte die Arme wieder verschränkt und warf dem Elf einen bösen Blick zu. Der schaute fragend zu mir.

Ich schüttelte nur den Kopf. „Passt schon, setz dich. Hier gibt’s genug Stühle.“ Mein Blick ging zu Lia und ich versuchte ihr verständlich zu machen, dass sie sich benehmen sollte. Dann setzte ich mich neben sie und verteilte das Essen.

„Die will ich nicht“, knurrte sie leise, als ich ihr eine Cola hinstellen wollte.

„Seit wann trinkst du keine Cola?“, hakte ich verwirrt nach und sah sie stirnrunzelnd an.

„Ich trinke Cola. Nur nicht solche, an der irgendwelche Elfen dran rumgesabbert haben.“

„Lia! Was soll das denn?!“, tadelte ich sie und riss die Augen auf.

Sie wandte sich mir zu. „Das ist so gemein von dir, Fay!“, fuhr sie mich ihrerseits an. „Du weißt, dass das falsch ist!“

„Was redest du bitte? Was ist denn los mit dir?“

„Mit mir ist gar nichts los! Aber ich sehe, was mit dir los ist!“ Sie streckte den Finger aus und stieß ihn mir schmerzhaft gegen den Arm.

„Was?“ Meine Stimme glitt eine Tonlage höher.

Sie stand wutentbrannt auf, so, dass ihr Stuhl nach hinten umkippte. „Das hätte ich nie von dir gedacht!“, giftete sie mich noch mal an, drehte ab und rannte halb aus dem Saal. Ich konnte nicht mehr tun, als ihr fassungslos nach zu starrten.

Itjen stand auf, kam um den Tisch und stellte ihren Stuhl wieder auf, dann ließ er sich darauf fallen. „Die ist ja drauf“, meinte er trocken und schnappte sich ein Sandwich.

„Was?“, fragte ich verwirrt und sah ihn an.

„Ich hab so eine Vermutung“, sagte er und sah mich offen an.

„Nicht du auch noch.“ Ich verdrehte die Augen, weil ich schon dachte, er würde mir auch irgendwas anhängen wollen, von dem ich selbst nichts wusste.

„Ich meine nicht über dich, sondern über sie.“

„Ach echt? Und die wäre?“

„Ich glaube, sie könnte ein Empath sein. Das unter Wächtern eine gern gesehene Fähigkeit und man hat echt Glück, sie zu tragen.“

„Empath wie Emphatie?“

„Genau. Sie fühlt Dinge, die andere fühlen.“

Faylinn

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