Читать книгу Faylinn - Hüterin der Türen (Band 1) - Auf Weave Mansion - Stefanie Worbs - Страница 11
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Deaken ging so heftig auf Lia los, dass mir der Mund aufklappte. Natürlich waren seine Schläge gegen mich auch hart gewesen, doch ich hatte den Eindruck, er hätte bei Lia eine Schippe drauf gelegt. Sie parierte den ersten Schlag und stolperte nach hinten. Ich musste mich zwingen nicht loszustürmen und ihr zu helfen. Es war eine Übung. Lia wollte nur wissen, wie es ist. Er würde ihr nicht wehtun. Abermals ließ er das Schwert auf die Kleine vor sich niederfahren und abermals taumelte sie, als sie gerade noch abblocken konnte. Deaken machte jedoch keine Anstalten aufzuhören. Er drang weiter und weiter auf sie ein und Lia wich immer weiter zurück. Sie konnte ihr Schwert kaum noch oben halten, denn seine Schläge raubten ihr die Kraft. Jedes Mal wenn sie erneut blocken musste, kam seine Klinge ihr näher.
„Er wird ihr nichts tun“, murmelte ich mir selbst zu. „Es ist eine Übung. Er wird ihr nichts ...“
Er holte aus und sein Schwert pfiff in einem großen Bogen durch die Luft. Lia sah es nicht kommen, denn sie griff gerade ihr eigenes um und schaute nicht zu ihm. Ich ahnte, dass er den Schlag nicht rechtzeitig würde bremsen können. Mein Herz raste wie wild und plötzlich fand ich mich zwischen den beiden wieder, mein Schwert erhoben und blockte seinen Schlag. Wut stieg in mir auf. Er hatte es gewagt! Ich hatte ihn gewarnt und trotzdem hatte er Lia schlagen wollen, obwohl er gesehen haben musste, dass sie sich nicht würde wehren können! Meine kleine Schwester!
Ich schob seine Waffe mit meiner energisch beiseite, doch statt es dabei zu belassen, fauchte ich: „Tot!“ Dann ging ich auf ihn los. Ich hatte keine Ahnung wo ich die Kraft, die Ausdauer oder das Wissen hernahm, aber ich holte ein ums andere Mal aus und schlug auf ihn ein. Er wich zurück und konnte nicht mehr tun, als meine Schläge zu blocken. Meine Wut wurde noch stärker und meine Hiebe kraftvoller, als er einen Blick an mir vorbei auf Lia warf. Als würde er überlegen, wie er um mich herum an sie herankäme.
„Vergiss es!“, fauchte ich wieder und machte eine halbe Drehung, gefolgt von einem Ausfallschritt. Ich legte meine ganze Kraft in diesen einen Schlag und spürte, welche Mühe er hatte sein Schwert festzuhalten, als meines darauf traf. Seine Klinge glitt zur Seite, ich schnellte vor und legte ihm meine an die Kehle. Wäre ich so groß gewesen wie er, hätten unsere Nasen sich berührt. „Fass sie nie wieder an!“, knurrte ich und betonte jedes einzelne Wort. Deaken starrte mich nur an. Sein Brustkorb hob und senkte sich stark unter meiner Hand, die darauf lag. Dann stahl sich ein Grinsen in seine Züge. Ich trat zurück und ließ die Waffe sinken. Verwirrt über diese Geste.
„Geht doch“, hörte ich Lia hinter mir kichern. Ich wandte mich zu ihr und sah sie mit verschränkten Armen dastehen, zufrieden lächelnd. Mein Blick glitt zurück zu Deaken.
„Ja, es geht. War eine gute Idee, Lia“, grinste auch er.
„Was für eine Idee?“, wollte ich wissen, meine Stimme klang immer noch scharf.
„Deine kleine Schwester meinte, ich könnte dich rauslocken, wenn ich statt dir sie angreife.“ Er deutete mit dem Schwert erst auf mich, dann auf Lia.
„Wie rauslocken?“ Ich verstand nicht. Rauslocken?
Deaken warf Lia einen fragenden Blick zu und sie nickte.
„Geh mal beiseite, Fay!“, forderte sie und ich gehorchte argwöhnisch. Sie hob ihr Schwert und mir fiel sofort auf, wie sicher sie die Waffe jetzt hielt. Was war hier los?
Sie bedeutete Deaken, dass sie bereit war und er trat erneut auf sie zu. Instinktiv wollte ich wieder dazwischen gehen, doch ein genervtes Fahay von Lia ließ mich innehalten. Sie schüttelte den Kopf und ich blieb, wo ich war. Dann griff Deaken an und Lia parierte. Allerdings nicht so unbeholfen wie zuvor. Sondern gerade so als würde sie es schon ewig machen. Sie blockte zwei, drei Schläge, dann griff sie selbst an und er hatte wirklich ein paar Mal Mühe rechtzeitig abzuwehren. Ihr Kampf dauerte nicht lange, doch mit jeder Sekunde wuchs mein Erstaunen. Lia, meine kleine zehnjährige Schwester, die ich ja immer beschützt hatte, kämpfte da mit dem Schwert gegen einen Erwachsenen, der sie um mindestens vier Köpfe überragte und sie hielt standhaft gegen ihn.
Es folgten weitere Schlagabtausche, bei denen jeder der beiden mal die Oberhand hatte, doch schlussendlich verließen meine Schwester die Kräfte und Deaken beendete den Kampf, indem er ihr das Schwert aus der Hand schlug. Beide atmeten schwer und Lia wirkte arg geknickt, als sie ihre Waffe aufhob und kurz musterte. Ihr Blick richtete sich betrübt zu Boden. Deaken wollte auf sie zugehen, doch ich war schneller und hatte sie schon in den Armen.
„Ich wollte dir zeigen, wie gut ich das schon kann.“ Ihre Stimme klang belegt und ich hörte, dass sie kurz vorm Weinen war.
Ich ging auf die Knie und schaute nun zu ihr auf. „Das war der Wahnsinn, Lia! Zugegeben, ich hatte zwischendurch leichte Panikattacken.“
Sie grinste leicht über meine Worte.
„Aber echt mal, du bist fantastisch! Wann hast du das gelernt und warum weiß ich nichts davon?“
Sie sah mich an und ich konnte die Tränen in ihren Augen glitzern sehen. „Deaken übt seit einem Monat mit mir. Ich wollte dich überraschen und dass du stolz bist. Aber ich hab verloren“, sagte sie und nun kullerte ihr eine Träne über die Wange.
„Oh Lia.“ Ich stand auf, schlang die Arme um sie und drückte sie fest an mich. „Ich bin stolz! So stolz, das kannst du dir gar nicht vorstellen! Ehrlich!“
Sie schniefte und legte ebenfalls ihre Arme um mich. Hinter mir nahm Deaken ihr das Schwert ab.
„Wenn du das schon in vier Wochen gelernt hast, bist du nächsten Monat ein Profi“, scherzte ich halb und hatte im Hinterkopf, dass es glatt der Wahrheit entsprechen könnte.
Sie kicherte und löste sich von mir. „Danke“, schniefte sie erneut und schaute mich wieder an.
„Jetzt hör auf zu weinen. Freu dich lieber, dass du diesen Arsch hier“, ich deutete hinter mich auf Deaken, „besser verhauen kannst als ich.“
Sie lachte auf. „Aber du bist auch nicht schlecht. Du hast ihn überrumpelt.“
„Zufall“, meinte er und ich konnte ihn grinsen hören.
Ich ließ sie los und wandte mich um. „Das war mein Ernst. Fass sie noch ein Mal an und ich breche dir alle Knochen“, sagte ich ruhig aber bestimmt.
Er hob die Hände zum Zeichen, dass er verstanden hatte, dann spähte er an mir vorbei zu Lia. „Kannst du uns was zu trinken holen, Kleine?“
„Klar.“ Sie rannte los und verschwand im Haus.
„Das war wirklich gut, Fay. Darauf können wir aufbauen.“
Ich trat wieder auf ihn zu. So nah, dass ich seinen Atem spüren konnte. Jetzt wo Lia nicht da war, konnte ich ihm meine Meinung richtig sagen. „Hör mir zu und hör genau hin! Meine Schwester ist tabu! Egal für welche Art Experimente! Klar?! Wenn ich sie irgendwann mal mit nur dem Hauch einer Schramme sehe und ich erfahre, dass du es warst, dann lauf so weit und so schnell du kannst! Verstanden?“ Er holte Luft, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Es ist mir egal, ob du ein Professor bist oder welche Rechte du hier hast! Sie ist meine kleine Schwester und niemand hat das Recht ihr wehzutun! Ist das klar?!“
Jetzt ließ ich ihm die Zeit zu antworten, doch er hielt nur die Luft an und machte eine bejahende Bewegung mit dem Kopf. Seine Hände waren wieder seitlich erhoben, als wolle er sagen, er komme in Frieden.
Wieder stieß ich ihm den Finger vor die Brust und brachte etwas Abstand zwischen uns. „Gut“, schloss ich meine Ansprache und trat noch weiter zurück.
Lia kam gerade wieder und warf uns beiden argwöhnische Blicke zu. Sie reichte jedem eine Flasche Wasser, dann fragte sie: „So. Geht’s jetzt weiter?“
Deaken zog fragend die Augenbrauen hoch und schaute zu mir. Ich nickte nur, gab Lia meine Flasche zurück, holte mein Schwert und nahm Aufstellung. Deaken tat es mir nach, zögerte jedoch kurz. Was immer er sah, sein Blick war unergründlich. Dann griff er an und sofort bemerkte ich, dass er verhaltener vorging. Vorsichtiger. Er ließ sich mehr Zeit bei seinen Angriffen und ich begriff, dass er wollte, dass ich sie studierte.
Irgendwann zwang ich mich aus meinem Ausweichmodus heraus. Ich war wieder unbewusst hineingefallen, versuchte nun aber, seine Angriffe nachzumachen. Diese kontrollierten Schläge fielen mir schwerer, denn sie folgten einem Muster. Trotzdem hatte ich am Ende der Stunde drei von ihnen begriffen. Alles in allem verlief die Trainingseinheit ruhig. Deaken hielt öfter inne, um mir bestimmte Schlagfolgen zu erklären oder mir zu zeigen, wie ich mein Schwert effektiver halten konnte.
„Warum zeigst du mir diese Abläufe, wenn das Instinktive doch besser ist?“, fragte ich, als wir zum Mittag zurück in den Speisesaal gingen.
„Weil du auch das können solltest. Du wirst Gegner haben, die solche Elemente benutzen. Wenn du sie kennst und beherrscht, kannst du effektiver auf sie reagieren und deine Gegner schneller einschätzen“, erklärte er und nahm sich ein Tablett. „Ich würde aber gerne weiterhin die instinktive Kampfstrategie vorrangig trainieren, wenn du nichts dagegen hast.“
„Nein, gar nicht. Deswegen hab ich ja gefragt.“
„Schön.“ Er lächelte. Das erste Mal wieder, seit ich ihn heute Morgen zusammengefaltet hatte. Wir holten unser Essen und setzten uns. Lia war vor uns gegangen und hatte sich dann abgeseilt um ihre Serie im TV anzugucken. Also aßen wir heute allein. Mir ging durch den Kopf, dass es wirklich schon fast Gewohnheit war, dass Deaken bei uns am Tisch saß. Anfangs hatte ich immer gedacht, es sei nur wegen Lia, weil sie ihm so nah war. Doch nach dem was sie mir im Mädchenklo erzählt hatte und nach seiner Reaktion auf meine Nachfrage gestern, war ich mir da nicht mehr so sicher. Ich musterte ihn einen Moment, bis er den Blick hob und mich fragend ansah.
„Tut mir leid, dass ich dich vorhin so angefahren hab“, entschuldigte ich mich, für meinen morgendlichen Ausbruch.
„Schon okay. Allerdings muss ich sagen, dass es Lias Idee war. Nicht meine.“
„Ich weiß. Aber du hast auf sie eingeschlagen und sie hat wirklich gut geschauspielert. Ich dachte echt, du würdest sie treffen. Hättest du doch aber nicht, oder?“, fragte ich argwöhnisch nach.
Er grinste. „Natürlich nicht. Ich muss aber auch zugeben, dass ich kurzzeitig nicht sicher war, ob ihr Plan aufgehen würde.“
„Was hättest du getan wenn nicht?“
„Den Kampf beendet natürlich. Mich hat aber überrascht, dass du wirklich mit dem Schwert eingegriffen hast.“
„Was hätte ich denn sonst tun sollen? Ich hatte es einmal in der Hand.“
„Genau. Und du hast es benutzt. Ich bin sicher, dass du das immer so machen würdest. Hättest du keine Waffe gehabt, hättest du mich sicher erst mal angeschrien oder versucht von ihr wegzuziehen oder irgend so was. Aber du hast dein Schwert gegen mich benutzt und es auch noch wirklich gut eingesetzt.“ Er schaute mir direkt in die Augen. „Verstehst du jetzt, was ich meine? Dass man mit einer Waffe anders reagiert? Helmstedt hätte das auch getan, wenn er eine gehabt hätte. Er könnte noch leben.“
„Helmstedt? Ist er mein Vorgänger?“ Bisher hatten sie seinen Namen nicht erwähnt.
„Ja. Ehler Helmstedt. Er war nicht mehr der Jüngste, aber auch noch lange nicht am Ende.“
„Wie alt war er denn?“
„77. Er hat lange Zeit in Wisteria gelebt. Dort herrschen andere Verhältnisse als hier. Menschen aus unserer Welt altern dort langsamer. Ich glaube, deshalb war er noch so fit. Hättest du ihn gekannt, wärst du nie darauf gekommen, dass er so alt war.“
„Ich hätte ihn gern kennengelernt. Er hätte mir sicher helfen können“, meinte ich und senkte den Blick nachdenklich auf mein Essen.
„Bestimmt hätte er das getan.“
„Wann gibt ein Hüter seinen Schlüssel eigentlich ab?“, hakte ich dann nach und schaute wieder neugierig auf.
„Normalerweise dann, wenn sein Nachfolger die Ausbildung abgeschlossen hat. Bei dir wäre das in spätestens sieben Jahren der Fall gewesen. Aber durch die gegebenen Umstände hat nun Ava deinen Schlüssel.“
„Was wenn ein Hüter nicht aufhören will?“
„Dann nimmt der Alte den Neuen in die Lehre, bis er bereit ist, aufzuhören. Kein Hüter wird gezwungen in Rente zu gehen, genau wie keiner gezwungen wird den Job anzunehmen.“
„Ich könnte also auch noch aussteigen?“
„Sicher. Jederzeit.“
„Dann wäre meine Ausbildung doch aber verschwendet? Angenommen ich entscheide mich kurz vor der Prüfung dazu. Oder ich bin schon Hüterin, komme aber nicht klar damit. Was passiert dann?“
„Das Gleiche wie jetzt. Nur suchen wir dann deinen Nachfolger und bilden ihn aus.“
„Und wenn es keinen gibt?“
„Kommt ein Schlüsselwächter ins Spiel. Ava hat den Schlüssel zu Wisteria schon vor deiner Geburt bekommen. Sie trägt ihn seit vielen Jahre und hat nach dir gesucht.“
„Ava hat mich gesucht?“
„Ja. Und die Obersten der Weave Internate im Land.“
„Alle?“
„Alle“, bestätigte Deaken und ließ seine Gabel sinken. „Fay, du weißt gar nicht, wie wichtig du bist. Wisteria hat seit über zwei Jahrzehnten keinen Hüter mehr und sie ist einer der wichtigsten Anders-Welten. Sie liegt an einem Knotenpunkt im Netz und wenn in ihr etwas geschieht, hat es große Auswirkungen auf andere Welten. Wir waren wirklich erleichtert, als Ava und Meryl dich endlich gefunden hatten.“
„Du sagst immer, wir. Du warst wie alt damals?“
Er lachte leise. „Ja, ich sage wir, weil die Geschwister die das Internat vor uns geleitet haben, wie Eltern für May und mich waren. Sie haben uns in alles einbezogen, denn wir sollten ihre Erben werden. Das ist vor zwei Jahren eingetreten. Viel zu früh für sie, wenn du mich fragst.“
„Wo sind sie?“
„Tot“, antwortete er knapp und senkte den Blick. „Helena und Johan waren Zwillinge wie May und ich. Sie haben alles gemeinsam gemacht. Als in Thursten ein Krieg ausbrach, haben sie die Hüterin dieser Welt begleitet, um sie zu unterstützen. Sie kamen nicht zurück.“
„Das tut mir leid“, sagte ich leise und senkte ebenfalls den Blick. Ich hatte nie darüber nachgedacht, doch es war schon irgendwie verwunderlich, dass zwei so junge Menschen wie May und Deaken ein so wichtiges Internat leiteten. May als oberste Professorin und Deaken als ihr Stellvertreter.
„Ist schon gut. Wir haben ihnen viel zu verdanken und halten das in Ehren, indem wir ihr Werk fortsetzen.“
Dazu konnte ich nichts sagen, also schwieg ich. Ich dachte an Wisteria und wie lange meine Anders-Welt schon ohne Hüter auskommen musste. Und ich dachte daran, wie sehr meine Ausbildung vorangetrieben wurde.
Mir kam ein Gedanke. „Deaken?“
„Mhh?“, raunte er und stocherte, den Blick gesenkt, in seinem Mittagessen.
„Was geht eigentlich genau in Wisteria vor?“
Sein Kopf fuhr erschrocken hoch und ich erkannte Furcht in seinem Blick. Sein Gesicht wurde kreideweiß, während er mich nur anstarrte.
„Ist alles okay? Du siehst aus, als wäre dir schlecht“, stellte ich fest und wunderte mich ehrlich über seine Reaktion. Es war eine normale Frage gewesen. Aber wie er mich ansah, zeigte mir, dass mehr dahintersteckte. Dachte er, ich wüsste mehr, als ich wissen sollte?
Er schüttelte den Kopf, um klar zu werden, und meinte: „Was, nein. Alles gut.“
„Das sah aber nicht so.“ Ich runzelte die Stirn. Da war definitiv was im Busch. „Erzähl es mir“, forderte ich sanft, mein Essen war vergessen, obwohl ich die Gabel noch immer in der Hand hielt.
„Was?“, fragte er ausweichend und da wusste ich, dass es etwas Großes war.
„Was ist in Wisteria passiert?“
Er schwieg lange und sah mich an, als überlegte er, was, wie viel davon und ob er es mir überhaupt erzählen sollte. Langsam bekam sein Gesicht wieder Farbe und ich erkannte, wie die Entscheidung ausgefallen war.
„Wisteria steht vor einem Zusammenbruch“, sagte er leise und senkte den Blick. Meine Hand fiel und die Gabel klapperte auf dem Teller. „Was?!“
„Es geht schon eine Weile so. Bis jetzt hat sich alles immer wieder weitestgehend von allein geklärt, wir mussten kaum eingreifen, aber zwei Großmächte dort wollen sich gegenseitig auslöschen.“
„Deswegen treibt ihr mich so an. Ich dachte, es wäre nur, damit Wisteria eben wieder einen Hüter bekommt.“
Er schwieg.
„Wann wolltet ihr es mir sagen?“ Ich versuchte, meine Stimme ruhig zu halten. Ich sollte Wisterias Hüterin werden und niemand hielt es für nötig mir zu sagen, dass es eine von Konflikten beherrschte Welt war. Mit Kleinigkeiten kam ich klar, aber das waren definitiv keine.
Wieder sah Deaken mich einfach nur an.
„Wolltet ihr mich einfach reinwerfen und sehen, ob ich schwimmen kann? Ich bin ja eine ins kalte Wasser werfen - Kandidatin.“ Jetzt wurde meine Stimme doch schärfer. Ich hielt seinen Blick fest, bis er ihn senkte.
Dann sagte er: „Wir hätten es dir schon rechtzeitig gesagt. Du bist noch am Anfang deiner Ausbildung und solltest dich nicht mit so was rumschlagen müssen.“
„Vielleicht will ich das aber?“, ging ich ihn ein wenig angepisst an.
„Du könntest eh nichts tun.“
„Ich könnte und das weißt du. Du weißt, wie gut ich in Magie bin. Und wenn ich meinen Schlüssel hätte, könnte ich in Wisteria lernen. Ich habe die Tagebücher gelesen und die Karten studiert. Ich kenne die Welt.“
„Tust du nicht“, gab Deaken mir kalt zurück und schaute mir wieder direkt in die Augen.
„Nicht?“ Ich ließ mich gegen die Rückenlehne meines Stuhls fallen und sah ihn scharf an. Ich hatte meine Anders-Welt studiert und hätte ihm mit Sicherheit so ziemlich jede Frage beantworten können. Da ich die Karte in der Bibliothek gefunden hatte, kannte ich nun sogar die gesamte Geografie von Wisteria auswendig. Ich wusste, wer welche Städte besaß und kannte die Ortschaften. Ich hätte mich, ohne durchfragen, zurechtgefunden. Zumindest in den großen Städten. Hätte man mich im Westen ausgesetzt, hätte ich es ohne Probleme in den Osten geschafft. Zumal mir meine Magie gute Dienste geleistet hätte.
Wieder schaute Deaken abschätzend und überlegte sichtlich, dann erhob er sich. „Komm mit. Ich zeig dir was.“