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Tyree

Jemand hat mir mehrere Kissen und eine Decke ans Fenster gelegt und kurz war ich verwirrt, weil es nicht mein Bettzeug ist. Durch die offene Tür zu Ens Zimmer konnte ich dann aber erkennen, dass es auf seinem Bett jetzt fehlt.

Ich stand eine ganze Weile unentschlossen vor meiner Ecke, weil ich unsicher war. Es ist sein Bettzeug. Hat er es da hingelegt? Wollte er die Ecke für sich?

Aber das wäre albern. Oder wollte er, dass ich nicht mehr in der Ecke sitze und mich so davon fernhalten? Aber warum?

Myra hat dann nur lächelnd gesagt, dass er das sicher nur gemacht hat, damit ich es bequemer habe. Und damit ich meins nicht mitnehmen muss, hat er eben seins genommen. So kann ich sein, wo ich will, ohne das Bettzeug hin- und herzuschleppen.

Das ist wirklich lieb von ihm, denke ich und ziehe die Decke höher. Ich war vorhin so erschrocken, dass es lange gedauert hat, bis mein Herz sich beruhigt hatte. Jetzt sitze ich hier und Enyos Geruch steigt mir in die Nase. Wald und Wiese.

Wie Bent, geht es mir durch den Kopf und ich muss tatsächlich lächeln. Auch Bent hat ab und zu Zeit hier verbracht, doch er hat nie versucht, mit mir zu reden. Seit seiner Entschuldigung war er schweigsam mir gegenüber. Ich bin ihm dankbar dafür, denn es hilft absolut nicht, darüber zu reden.

En wollte es wissen und ich habe es ihm gesagt. Ich hätte es nicht getan, wenn er nicht schon wieder gefragt hätte. Einfach weil ich noch nie jemand war, der sich irgendwo ausheult. Aber nun weiß er bescheid und ich hoffe inständig, dass er nicht noch mal fragt. Es hat ihn getroffen, dass ich ihn so angegangen bin und sicher auch die Dinge, die ich erzählt habe. Jetzt ist es jedenfalls raus und es geht ganz sicher keinem von uns dadurch besser.

Jemand kommt ins Zimmer und wieder ist es Enyo, der sich mir gegenüber an die Wand setzt. Sein Blick bleibt nachdenklich, als er mich einfach wieder ansieht, wie er das schon die ganze Zeit immer tut. Myra hat auf meinem Bett gelegen und gelesen, doch nun steht sie auf und legt das Buch weg.

„Geh nur mit Bent raus“, weist Enyo sie an und sie nickt. Dann ist sie weg.

„Warum?“, frage ich verwundert.

„Weil Ristan wütend ist.“

„Mhm.“

„Er will, dass Zeez und sie gehen. Ich soll keine Herberge aus dem Anwesen machen“, erklärt er und wendet den Blick nicht von mir ab.

„Machst du das denn?“

„Nein. Ich habe dir Hilfe angeboten im Tausch gegen deine Gesellschaft. Und ich habe den Zwergen ein Zimmer geboten, im Tausch gegen ihre Hilfe für dich. Wir handeln.“

„Mein Handel ist nichtig“, sage ich und wende den Blick ab. „Ich kann ihn grad nicht einhalten.“

„Wieso? Du bist hier und ich bin hier.“

„Aber ich gebe dir nicht das, was du haben willst.“

„Du bist hier“, wiederholt er nur, dann ist es wieder still im Raum.

„Danke hierfür“, lenke ich ab und hebe die Hand unter der Decke.

„Gern geschehen. Und es tut mir leid, wenn ich dich vorhin erschreckt habe.“

„Schon gut.“

Er presst die Lippen aufeinander, als würde er mir nicht glauben. „Ich vermisse dich“, kommt es dann ganz leise bei mir an. Er hat den Blick gesenkt und betrachtet nun seine Hände. „Ich weiß, dass du Angst hast und ich will dich zu nichts drängen. Aber ich vermisse dich.“ Er schaut auf und fixiert meinen Blick. „Darf ich zu dir kommen?“, fragt er fast ein bisschen ängstlich und senkt den Blick.

„Ich ... En.“

„Ich hab dir doch nichts getan. Ich möchte für dich da sein und ich möchte dir auch wirklich gern ... wieder ... näher sein.“

Meine Gefühle überschlagen sich, weil ich ja weiß, dass er es nicht war. Und ich sollte auch sicher sein, dass er mir nichts tut. Aber er ist eben ein Elf. Und ein Elf hat mir das angetan.

Aber er ist En. Er hat mich vom Hof geholt und mich nicht getötet. Er hat sich um mich gekümmert. Hat sich um mich gesorgt und Hilfe geholt. Er muss sogar im Untergrund gewesen sein. Wie sonst hätte er Zeez finden können?

Er hat so viel für mich getan, was ich nicht erwartet hätte und er tut es noch. Das Einzige womit ich immer gerechnet habe, war, dass er mich umbringt. Aber das hat er nicht getan.

Und er würde es auch nicht tun. „Du darfst“, erlaube ich ihm leise, mir näherzukommen.

Sein Blick fliegt hoch und ist erstaunt. „Wirklich? Wenn du dich dabei nicht wohlfühlst, musst du nicht ja sagen.“

„Weiß ich. Aber ich möchte.“

Er zögert kurz, erhebt sich langsam auf die Knie und kommt in meine Richtung gekrochen. Ich kann seine Vorsicht spüren und trotzdem schlägt mein Herz schneller. Dann ist er da und setzt sich neben mich. Jetzt bin ich zwischen ihm und dem Fenster.

Überwinde dich einfach, sage ich mir und drehe mich zu ihm. Er rührt sich nicht, als ich mich leicht gegen ihn lehne und meinen Kopf auf seiner Schulter ablege. Kurz zucken seine Hände, als würde er die Arme heben wollen, doch er bleibt, wie er ist. Sein Kopf legt sich sachte gegen meinen und ich kann seinen Atem im Haar spüren.

Total unerwartet überkommt mich ein Gefühl von Sicherheit und noch unerwarteter kommt das Gefühl, diesmal ihn als Halt nehmen zu wollen. Ich schlage die Decke vor und über ihn, damit ich meinen Arm um seinen legen kann. Er rührt sich noch immer nicht, doch ich merke, dass er ebenfalls überrascht ist. Kurz verspannt er sich, bis ich mich bequem gegen ihn gelehnt habe, dann wird auch er lockerer.

„Danke, dass du mich nicht aufgibst“, flüstere ich und spüre seine Lippen auf meinem Haar.

„Niemals“, gibt er mir ebenso leise als Antwort. „Niemals.“

Phönix Band 2

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