Читать книгу Neustart - Stephan Berndt - Страница 11

Оглавление

„Sie werden euer Geld töten.“

Um einen Finanzcrash voraussehen zu können, muss man wahrlich kein „Prophet“ sein. Vor einem Finanzcrash warnt seit geraumer Zeit ein ziemlich breites und kompetentes Spektrum bekannter Fachleute, wie der Fondmanager, Professor und Bestsellerautor Max Otte; der aus dem Börsen-Fernsehen und Talkshows bekannte Börsenprofi Dirk Müller, auch „Mr. Dax“ genannt; Heiner Flassbeck, von 1998 bis 1999 Staatssekretär im Bundesfinanzministerium; Hans Werner Sinn, der langjährige Chef des Münchener IFO-Instituts für Wirtschaftsforschung17; die Ökonomen und Bestsellerautoren Matthias Weik und Marc Friedrich (Buch ›Der Crash ist die Lösung‹); oder Florian Homm, der schillernde und einst äußerst erfolgreiche Fondmanager … um ein paar Namen zu nennen.

Die oben Genannten (und andere) sind die klassischen Warner in einer Zeit großer Gefahr und großer kollektiver Ignoranz; einer Zeit vorsätzlichen Wegsehens, mitunter dreisten Lügens bis hin zur Diffamierung der Warner.

Der große Crash ist also angesagt und die Ansager verdienen Gehör. Die breite Öffentlichkeit jedoch ignoriert die Warnung. Die westliche Gesellschaft insgesamt steht einem drohenden totalen Finanzcrash so ohnmächtig und schicksalsergeben gegenüber wie ein Sammler-und-Jäger-Volk einem Vulkanausbruch oder einer großen Dürre.

Was die hellseherisch inspirierten traditionellen europäischen Prophezeiungen betrifft, so finden sich dort ein paar Hellseher und Hellseherinnen, die einen großen Crash voraussagen.18

Eine Hellseherin mit Crash-Voraussage ist die im Jahre 1986 verstorbene bekannte rheinische Wahrsagerin Buchela, mit bürgerlichem Namen Margarethe Goussanthier. In ihren 1983 erschienenen Memoiren ›Ich aber sage euch‹ sagt Buchela wiederholt etwas über einem zukünftigen Crash der Wirtschaft in Deutschland.

Von 1953 bis zu ihrem Tode im Jahre 1986 genoss Buchela im Rheinland einen hervorragenden Ruf als Hellseherin. Sie selbst schreibt in ihren Memoiren, Bundeskanzler Konrad Adenauer habe zu ihren Kunden gezählt. Tatsache ist, dass Konrad Adenauer am Sonntag, den 6. September 1953 anlässlich seiner Stimmenabgabe im örtlichen Wahllokal in Rhöndorf Reportern gegenüber gesagt hat, er sei kürzlich bei einer Hellseherin gewesen, um sich nach dem Wahlergebnis der Bundestagswahl zu erkundigen.


Abb.2: Buchela

(1899–1986)

Die Sache mit dem Besuch bei der Hellseherin konnte man am 7. September 1953 auf Seite 1 der Zeitung Die Welt und auf Seite 1 der Bonner Rundschau – Ausgabe Kölnische Rundschau nachlesen.

Entgegen der veröffentlichten Wahlprognosen soll Buchela einen haushohen Sieg der CDU/CSU vorausgesagt haben. Tatsächlich kam die CDU/CSU statt auf prognostizierte 36,5 % auf reale 45,2 %.

Nach diesem Treffer avancierte Buchela zum Liebling der Bonner Politiker und wurde 1971 sogar zu einem Staatsbesuch von US-Senator Edward Kennedy in den Kanzlerbungalow eingeladen (siehe Foto rechts).


Abb.3: Buchela am 16. April 1971 mit dem damaligen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Helmut Kohl und US-Senator Edward Kennedy.19

Als Wahrsagerin muss Buchela also durchaus einiges „auf dem Kasten“ gehabt haben. Das übliche Betrüger-Klischee jedenfalls läuft in ihrem Fall voll ins Leere.

Zur Euro-Krise heißt es in ihren 1983er Memoiren:

In sechs bis acht Jahren [1989 bis 1991, also eine falsche Zeitangabe°] wird es mit dem Geld böse. Es wird zu einer Inflation kommen, die nicht so schlimm ist wie die in den zwanziger oder dreißiger Jahren, aber dennoch so, dass man für das Geld nicht mehr viel kaufen kann. [Mit „man“ dürften vor allem die „kleinen“ Leute gemeint sein, denen Buchela sich zugehörig fühlte.°]

Das bedeutet aber nicht, dass die Regierenden in Deutschland das Geld ruiniert haben. Vom Ausland her wird alles kaputtgemacht werden. […] Sie [die ausländischen Mächte°] werden euch in den Abgrund ihrer Unfähigkeit hinabziehen. 20

Hinweis: Mit ° innerhalb der eckigen Klammern kennzeichne ich Anmerkungen, die von mir, Stephan Berndt, stammen.

Natürlich ist die Zeitangabe (1989–1991) falsch. Wer sich aber eingehender mit Hellseherei und Prophetie befasst, wird recht schnell die Erfahrung machen, dass sich auch sehr gute Hellseher immer wieder mit genauen Zeitpunkten vertun. Das lässt sich recht einfach erklären: Im Fall optischer Visionen ist es zwar leicht zu sagen, was man sieht, jedoch schwer, einen genauen Zeitpunkt zu nennen, vor allem im Hinblick auf eine Jahreszahl.

An anderer Stelle heißt es in Buchelas Memoiren:

Die inneren Unruhen in Europa werden zunehmen. Ihr werdet es mit Leuten zu tun bekommen, die, ohne auf das Allgemeinwohl zu achten, ihren Willen durchsetzen. Dies sind zwar nur wenige, aber sie werden die großen Gruppen [wohl die politischen Parteien°] führen. Und die Großen [die regierenden Politiker°] werden aus Feigheit stillhalten. 21

oder:

Eine Macht, der ihr nicht auf die Finger schauen könnt, will euch um die Früchte eures Schweißes bringen. Denkt nicht, dass ihr für tausend Mark Rente in zwanzig Jahren [2003°] das Gleiche kaufen könnt wie am heutigen Tag. […]

Sie werden euer Geld töten und euren Glauben missbrauchen. Zeiten werden kommen, in denen die, die vertraut haben, nicht das tägliche Brot beißen können – weil es ihnen fehlt. Habt Acht auf die, die euch mit dem Gesetz verführen wollen, sie sind nicht ehrlich.22

»Geld töten« – das ist der Crash! Sollten brave CDU/CSU-Wähler und Wähler der SPD, FDP und Grünen nach einem Finanzcrash am eigenen Leibe Hunger erfahren, dürfte es innerhalb weniger Tage zu landesweiten Unruhen kommen.

Der Zeitpunkt des Crashs

Soweit mir bekannt, weiß niemand, wann der Finanzcrash kommt; weder das Jahr noch der Monat; weder Hellseher noch irgendwelche Wirtschaftsexperten.II

Aber der Crash ist an einer bestimmten Stelle in die prophezeite Ereignisabfolge eingefügt: Der Crash müsste (auch rein logisch gesehen) vor Ausbruch der Unruhen in Europa stattfinden, und die Unruhen wiederum würden laut Prophetie nur wenige Monate vor Kriegsausbruch beginnen, vielleicht nur wenige Wochen davor. Der traditionellen europäischen Prophetie nach würde der Krieg in Europa im Hochsommer eines Jahres X Ende Juli/Anfang August ausbrechen (siehe Vorzeichen des Krieges).

Die Wechselbeziehung Euro/Weltfinanzsystem

Neben dem instabilen Weltfinanzsystem (Überschuldung, Nullzinspolitik, Spekulationsblasen) haben wir auch weiterhin die Euro-Raum-Krise. Das Internet und der Buchmarkt quellen sozusagen seit Jahren über von kritischen Analysen entsprechender Ökonomen, Börsen- und Bankeninsider.

Was die traditionelle europäische Prophetie betrifft, so finden sich in den älteren Quellen – sagen wir vor 1940 – kaum Hinweise auf einen Finanz- oder Wirtschafts­crash, wohl aber bei jüngeren Quellen, beispielsweise beim bekannten bayerischen Hellseher Alois Irlmaier (gest. 1959), 1973 beim New Yorker Evangelisten David Wilkerson (1931–2011)23, noch deutlicher bei Buchela (gest. 1986) und bei Gabriele Hoffmann, der bekannten Berliner Wahrsagerin, die dort seit inzwischen 40 Jahren die Schönen, Reichen und Mächtigen berät.24

In älteren europäischen Prophezeiungen findet sich kaum etwas Verwertbares im Hinblick auf eine schwere Wirtschaftskrise. Was man jedoch öfter findet, sind Voraussagen zu Unruhen und Bürgerkriegen, die etwa zeitgleich in traditionell wirtschaftlich starken Staaten Europas ausbrechen sollen – insbesondere in Frankreich und Italien, aber auch in Deutschland. Das ist ein wichtiger Aspekt: die Gleichzeitigkeit der Unruhen in Europa. In den entsprechenden Prophezeiungen zeichnet sich indirekt eine gesamteuropäische Ursache für die Unruhen ab; eine gesamteuropäische Ursache, die Prophezeiungsforschern wie mir lange Zeit rätselhaft geblieben ist. Seit dem Ausbruch der Euro-Krise liegt die mögliche Ursache jedoch auf der Hand.

Dass ein Euro-Crash der Treibsatz für nachfolgende bürgerkriegsähnliche Zustände in Europa sein könnte, ist beileibe kein von der Prophetie inspiriertes Hirngespinst, sondern Common Sense und Grundwissen der hiesigen politischen Klasse, bis hinein in die Polizeiapparate und die Chefetagen der Massenmedien.

Dort weiß man: Ein Euro-Crash bedeutet Unruhen: Vor der Gefahr von Bürgerkriegen in Europa wurde schon im Jahre 2012 auf dem damaligen Höhepunkt der Euro-Krise in den deutschen Massenmedien gewarnt.

So warnte der beliebte, inzwischen verstorbene Altkanzler Helmut Schmidt im November 2012: „Wir stehen vielleicht vor einer Revolution in Europa.“25 Wenige Wochen danach, am 10. Januar 2013, warnte der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber in einer Maybrit-Illner-Sendung (ZDF), er sähe eine „ganz harte Bewährungsprobe für die Demokratie“ für folgende Staaten: „Griechenland, Spanien, Portugal, Irland, Italien und Slowenien.“ Ein paar Minuten später ergänzte der Wirtschaftsjournalist Frank Lehmann: „Wir stehen vor einer Revolution in diesen Ländern.“ Mit am Tisch bei Maybrit Illner saß der damalige SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel, der seinerseits keinerlei Anstalten machte, die Worte Frank Lehmanns zu relativieren, genauso wie der ebenfalls anwesende Dieter Hundt, Präsidenten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Gabriels und Hundts schweigende Zustimmung zur „Revolutionswarnung“ zeigt, dass sie die Lage ähnlich wie Lehmann einschätzen.

Der Zusammenhang von Euro-Crash und „Revolution“ auch in Deutschland ist, wie man sieht, im Prinzip der gesamten (!) politischen Klasse bewusst.

All das bedeutet für den Leser zweierlei: Zum einen sollte der Leser die verbleibende Zeit nutzen, um seine finanziellen Verluste im Crash-Fall gering halten zu können. Der Leser sollte einen Teil seiner finanziellen Mittel in Hardware umtauschen: Gold, Silber, Lebensmittelvorräte usw. Auch zu diesem Thema gibt es seit Jahren eine Fülle von Literatur, im Internet leicht zu finden unter dem Stichwort Krisenvorsorge.

Der zweite Punkt ist, dass der Leser oder die Leserin die wirtschaftliche Entwicklung in Europa und der Welt genauer verfolgen sollte, wobei die etablierten Massenmedien für ein eingehenderes Studium so gut wie nutzlos sind, da sie über zu vieles gar nicht, zu spät, verharmlosend oder verzerrend berichten.

Neustart

Подняться наверх