Читать книгу Layla - Stephan Lake - Страница 16

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Noch am selben Nachmittag war Elijah zurück im Gefängnis. Er zeigte wieder seinen Ausweis und passierte die Schleuse, gab wieder Telefon und Dienstwaffe ab, ließ die braune Papiertüte kontrollieren, die er mitgebracht hatte und erklärte, was er damit vorhatte und bekam das Okay, zeigte erneut seinen Ausweis, wieder der zierlichen Schwarzhaarigen vom Morgen.

„Hallo, Frau d’Antonio.“

„Herr Leblanc, hallo mal wieder.“

„Es hat nicht geregnet seit heute Morgen.“

„Leider.“ Sie lächelte. Wenig nur, aber es war ein Lächeln. „Nochmal den Snydr und dazu Nevada also. Wen zuerst?“

„Nevada, bitte.“

„Gut. Wird etwas dauern, da wir zu dem nur zu zweit gehen und wir ihm auch Fußfesseln anlegen müssen.“ Sie gingen dieselben Gänge wie zuvor. Alle Zellentüren waren jetzt geschlossen. Der Besuchsraum war wieder völlig leer. „Mein Kollege und ich werden Nevada holen, dann aber hier im Raum bleiben. Bei Snydr ebenso. Setzen Sie sich schon mal.“

Bei Snydr ebenso.

Etwas musste geschehen sein.

Elijah setzte sich auf den Stuhl von zuvor, legte seinen Hut neben sich auf den Tisch, stellte die Tüte neben den Hut und wartete.

Der Kerl, den d’Antonio und ihr Kollege fünfzehn Minuten später hereinführten, trug Chinos und olivfarbenes T-Shirt und Fesseln an Händen und Füßen. Die Kette klackte auf dem Boden. Das Shirt zeigte dunkle Flecken unter den Achseln und auf der Brust und am Kragen. Kein Wunder. Es war immer noch heiß draußen und immer noch sehr heiß drinnen. Elijah lief wieder eine Perle den Rücken hinunter.

„Setzen Sie sich dahin, Nevada“, sagte d’Antonio. Sie deutete dabei auf den Stuhl gegenüber Elijah, auf dem Snydr gesessen hatte.

Nevada setzte sich.

D’Antonio nickte Elijah zu und ging zurück zur Tür und blieb stehen. Ihr Kollege neben ihr.

Nevada guckte auf Elijah, guckte auf Elijahs Hut, auf die Tüte, auf Elijah. „‘The fuck are you?“

Elijah zögerte.

„Youre here to haul my ass back, huh? Back home, huh? To the land of the fucking free.“ Er sagte, „Fuck you.“

Dann verstand Elijah. Nevada hatte seinen Westernhut gesehen und den falschen Schluss gezogen. Der Ex-Marine glaubte, dass Elijah vom FBI wäre oder vom Marshall‘s Service oder wer immer zuständig war für die Überbringung flüchtiger Amerikaner zurück in die USA.

„Mir wurde gesagt, ich kann Deutsch mit dir sprechen.“

„Huh? What the ...“ Nevada guckte an Elijah vorbei zu d’Antonio und ihrem Kollegen. „Hey, was wirds das, huh? Wer is das?“

„Der Herr ist vom BKA“, hörte Elijah d’Antonio.

„Bundeskriminalamt“, sagte Elijah. „Was bei euch das FBI ist.“

„Ich weiß was BKA is.“ Nevada guckte wieder auf Elijahs Hut, dann wieder auf Elijah. „Un, was willste vom mir, BKA?“

Elijah betrachtete Nevada. Ein Auge grün, eines blau und im Gesicht billige Knasttattoos und die übrig gebliebenen Narben aus einer Jugendzeit mit schwerer Akne. Die Arme auf dem Tisch ebenfalls tätowiert und massiv wie der gesamte Kerl.

„Ich habe Snydr gesehen.“

Nevada lehnte sich zurück. „Ah, the old man. Über den gehts also.“

„Ich glaube nicht, dass du ein Messer gegen Snydr brauchst.“

Stille.

„Du hast angegeben, Snydr hat das Messer mitgebracht.“

Grinsen.

„Snydr hat also das Messer gegen dich gezogen? Warum?“

Noch mehr Grinsen.

Der Kerl machte alles richtig. Er kannte die Regeln. Elijah wollte etwas von ihm, also musste Elijah etwas bieten. Wenn nicht, bekam er keine Antwort. Ganz einfach.

Aber was konnte Elijah schon bieten?

„Ich kann nicht verhindern, dass du demnächst einen Flug auf Staatskosten zurück in deine Heimat bekommst“, sagte Elijah. „Ich kann nichts an deinem Strafmaß von einhundert Jahren ändern. Und einhundert Jahre in einem amerikanischen Gefängnis fühlen sich schnell an wie zweihundert Jahre, hab ich mir sagen lassen, aber ich kann auch daran nichts ändern. Ich habe keine Ahnung, ob der Zwischenfall mit Snydr dir noch Probleme machen wird und wenn ja, sorry, auch daran kann ich rein gar nichts ändern. Es steht einfach nicht in meiner Macht.“

Grinsen. Aber etwas weniger.

„Aber wenn du willst?“ Elijah nickte auf die Tüte. „Ein Burger. Doppelt belegt, mit Käse und allem, dazu eine große Fritten mit Mayo und Ketchup.“

„Ich weiß. Der ganzen Raum stinkts.“

„Dazu eine große Cola mit Eis, ein halber Liter. Coca Cola, nicht Pepsi. Tut gut bei der Hitze.“

Nevada guckte auf die Tüte. „Glaubst wohl, jeder Ami willst das, huh?“

„Ich habe mal etwas Zeit in deiner Heimat verbracht, das hat mit Glauben also nichts zu tun. Noch ist die Cola kalt und der Burger warm.“

Schweigen. Ganz ohne Grinsen.

Elijah schwieg auch. Er kannte ebenfalls die Regeln. Jetzt war Nevada am Zug. Entweder er wollte, oder er wollte nicht.

Nevada sagte, „Me knows nothin‘, BKA.“

„I believe you do“, sagte Elijah.

Und schwieg.

Nevada wollte reflexartig seine Arme vor der Brust kreuzen, wurde von den Handschellen daran gehindert und lehnte sich wieder vor und legte die Arme wieder auf den Tisch. Wirklich massive Arme. Er atmete durch die Nase ein und aus.

„What is it you want from me?“

„Couple of answers. They won‘t hurt you. Not now, not later. That‘s a fact.“

Nevada guckte wieder auf die Tüte und atmete wieder durch die Nase, guckte auf Elijahs Hut, zurück auf die Tüte. Guckte Elijah an und nickte. „Frage.“

„Snydr ist zu dir in die Zelle. Und dann hat er sofort das Messer gezogen?“

Nevada schielte an Elijah vorbei auf d’Antonio und schüttelte den Kopf.

„Sondern?“

„Hat anst Bett getreten.“

„Snyr hat gegen das Bett getreten. Und da hast du ihm eine verpasst. Gezeigt, wer Herr im Hause ist.“

Nevada schüttelte wieder den Kopf. „Du siehs den alten Mann, sagste. Du siehs mich.“ Er hob die Schultern.

„Du bist stark, willst du sagen, du bist ein Ex-Marine-“

„Sagste nicht Ex-Marine, BKA. I’m a Retired Marine, okay, still belong to the United States Marine Corps. Look here, okay?“ Sein rechter Arm war voll mit Tattoos. Er drehte den Arm und nickte auf das einzige Tattoo auf der Innenseite. Semper Fi!

„Du bist ein Marine, du bist stark. Da gibt es keine Frage, wer Herr im Hause ist, willst du sagen.“

„My home, my rules.“

„Der hat gegen das Bett getreten. Und dann?“

„Dann sags der, Ich binst gekommen, dich zu töten.“

„Ich bin gekommen, um dich zu töten?“

Nevada schielte wieder an Elijah vorbei auf d’Antonio und nickte.

Elijah wartete. „Und?“

„Was, und?“

„Und dann hat er dir gesagt, warum er dich töten will.“

Nevada schüttelte den Kopf.

„Er hat nicht?“

Nevada schüttelte wieder den Kopf.

Elijah nickte. Es passte. Was Nevada sagte, passte zu dem, was er bereits vermutete.

Elijah schob ihm die Tüte hin und hob den Arm.

Nevada stand auf und nahm die Tüte.

„Funny old man, wants to kill me, don‘t even knows who I am.“

Elijah sah Nevada an. „Was meinst du, er wusste nicht, wer du bist? Wenn er dich töten will, muss er dich doch kennen.“

„‘Weiß ich? Kein Ahnung. Sags zu mir, Binst gekommen, um dich zu töten, und sags zu mir Amadeus. Man, my name is Cat Nevada and I’m a Marine, United States Marine Corps.“

Was war das?

D’Antonio und ihr Kollege kamen.

„Der hat ...“ Elijahs Stimme war belegt. „Wie hat der zu dir gesagt?“

„Amadeus, man. What a shitty name. Amadeus. Wer heißts so, huh? Shitty name, man.“

„Fertig?“, fragte d’Antonio.

Elijah nickte. Sein Mund war zu trocken für ein Wort.

Amadeus.

D’Antonio nahm Nevada rechts am Arm, ihr Kollege links. An der Tür drehte sich Nevada um.

„‘Ey, BKA, say, warum trägste den Hut, huh?“

Sie warteten, aber Elijah gab keine Antwort.

„Weil er passt, natürlich“, sagte d’Antonio dann, „warum sonst? Und jetzt komm.“

Layla

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