Читать книгу KLÜGER PUBLIZIEREN für Verlagsautoren und Selfpublisher - Stephan Waldscheidt - Страница 12

Das Exposé: Ein Konzept ausarbeiten und festschreiben

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Mit Exposé ist nicht immer das Gleiche gemeint. Für die einen ist es die Gesamtheit aus Konzept, Pitch, Personenliste, kurzer und längerer Zusammenfassung der Handlung und Informationen zum Autor einschließlich Kurzvita und Bibliografie. Ich nenne es mal das Exposé im weiteren Sinn. Das Exposé im engeren Sinn meint lediglich die Zusammenfassung der Handlung, also die Synopsis des Plots auf ein bis fünf Seiten – in Ausnahmefällen und meistens auf Anfrage des Verlags auch deutlich mehr.

Ich betrachte das Exposé hier als eine für Dritte bestimmte, knappe, geordnete, übersichtliche, leserliche, überzeugende und durchaus mitreißende Darstellung des Konzepts. Ein Exposé formuliert das Konzept und schreibt es fest. Wobei fest nicht heißt, dass Sie das Exposé nicht durch etwas noch Besseres ersetzen oder im Lauf der Arbeit weiter an Ihr Werk anpassen können. Und sollten.

Info: Kurze Exposés (im engeren Sinn) von bis zu drei Seiten werden meist nur von neuen Autoren gefordert, die sich unaufgefordert an eine literarische Agentur oder einen Verlag wenden. (Beachten Sie dazu die Vorgaben, die sie auf den Websites fast aller Verlage und Agenturen finden.) Wenn Sie erst einmal bei einem Verlag unter Vertrag sind, fallen diese Exposés im engeren Sinn oft deutlich länger aus. Manche Verlage wollen zehn, zwanzig und noch mehr Seiten, um auch die Details im Plot beurteilen zu können und entsprechend einzugreifen und eigene Änderungen vorzuschlagen. (Siehe unten.)

Diese Synopsis steht im Zentrum auch des Exposés im weiteren Sinn. Vermutlich ist daher diese uneinheitliche Verwendung des Begriffs entstanden. Das Meiste, was ins Exposé i. w. S. hineingehört, ist wenig anspruchsvoll: Seine Adressdaten und die Liste der eigenen Veröffentlichungen sollte man noch ohne Weiteres hinbekommen. Mit dem Konzept – Genre, Umfang, Zielgruppe, Pitch – haben wir uns schon weiter oben befasst. Bleibt die Synopsis.

Die sehen wir uns etwas genauer an. Der Einfachheit halber nenne ich sie im Folgenden Exposé.

In der Praxis: Verlagsautor Volker ist ein Drauflosschreiber. Er entdeckt seine Geschichte erst beim Schreiben. Die Folge davon ist, dass er sehr viele Versionen seines Textes schreiben muss, bis dieser ihn zufriedenstellt. Wenn Volker mit dem Schreiben loslegt, hat er kaum mehr als ein paar vage Ideen. Die Richtung, in die seine Geschichte läuft, kennt er nur grob.

Ein Exposé zu schreiben, bevor er den Roman beginnt, ist für ihn unmöglich. Sagt er. Ein Exposé zu schreiben, nachdem der Roman fertig ist, ist noch schwieriger, denn er sieht vor Fichten den Forst längst nicht mehr. Seine neue Lektorin im Verlag aber will vor seinem nächsten Roman erst ein Exposé. Volker ist ratlos.

Dabei hat Volker es noch gut. Autoren, die erst auf der Suche nach einem Verlag sind, brauchen die Suche ohne ein Exposé gar nicht erst anzutreten. Sie selbst meinen ja zu wissen, worum es in ihrem Roman geht. Dieses jedoch auf zwei, drei Seiten zusammenzufassen, will ihnen nicht gelingen. Zu sehr sträubt sich die ungeordnete Fülle des Stoffs dagegen. Zu sehr machen sich jetzt Versäumnisse bemerkbar, zu spät erkennt der Autor, dass sein Plot nicht funktioniert – oder, noch schlimmer, er spürt es, ignoriert es jedoch. Die Wahrheit wäre auch zu schmerzhaft. Ein, zwei Jahre für nichts und wieder nichts an einem Traum gearbeitet? Kein Wunder, dass viele Autoren beim Erstellen eines Exposés verzweifeln. Tatsächlich ist es nicht das Exposé, an dem sie verzweifeln, sondern die Fehler, die sie beim Schreiben Ihres Romans gemacht haben und die sich jetzt rächen.

In der Praxis: Mein eigener Traum von einem vermeintlich genialen Fantasy-Roman zerplatzte an eben dieser Unausgegorenheit. Bei einem zweitägigen Seminar stellten wir Teilnehmer unsere Exposés vor. Mein Text war am ersten Tag noch gar nicht an der Reihe. Doch hatte ich da schon genug gelernt, um in der Nacht nicht schlafen zu können. Ich wusste, dass mein Roman auf seiner ganzen epischen Breite von achthundert Normseiten nicht funktionierte. Überarbeitung? Keine Chance. Alles in die Tonne und mit einem Konzept ganz von vorn beginnen? Diese Aussicht erschien mir wie die Aufforderung, ohne Seil, Bergerfahrung und Kondition die Zugspitze zu besteigen – nachdem ich schon dachte, so gut wie oben zu sein, nur um zu erfahren, dass ich fälschlich den Feldberg im Schwarzwald bestiegen hatte. Zu einem neuen Aufbruch besaß ich weder die Kraft noch die Überzeugung, die Arbeit würde sich rentieren.

Besser machen es die Planer, die ihr Exposé aus dem Konzept heraus erstellen und dann, während des Schreibens, immer wieder anpassen. Dann steht am Ende etwas Schlankes und Flottes da und kein Wust mühsam auseinanderklabüsterter Ideen. Dann ist auch der Weg zum Verlag viel schneller zu bewältigen – und mit weit mehr Aussicht auf Erfolg.

Der Selbstverlag scheint da für die Entdecker unter den Autoren eine gute Alternative. Oder?

In der Praxis: Sergej zumindest sieht das so, auch er gehört zur Zunft der Drauflosschreiber, jeder Gedanke an Planung erscheint ihm wie Blasphemie: Das Hochheilige des literarischen Schaffens darf nicht zerstört und profan werden.

Sergej schreibt seinen Roman, er schreibt ihn fertig und darauf ist er, zurecht, auch stolz. Dann will er das Buch bei neobooks veröffentlichen – und wird während des Publishing-Prozesses von der Eingabe-Maske seines Browsers mit der Frage konfrontiert, worum es in seinem Buch geht. Das solle er bitte in dreißig Worten darlegen. Und falls er im internen Wettbewerb des zu Droemer-Knaur gehörenden Selfpublisher-Hebammen-Services um einen Verlagsvertrag antreten wolle, müsse er sogar ein – er traut seinen Augen nicht, aber da steht es – müsse er sogar ein Exposé schreiben!

Sergej hat ein Problem. Doch dieses Problem hat nichts zu tun mit den Ansprüchen von neobooks oder epubli oder BookRix und Konsorten. Sergejs Problem ist der Plot seines Romans. Der nicht funktioniert. Was Sergej jedoch nicht sieht. Weil er nie gezwungen war, seinen Text zu erklären, ihn zusammenzufassen und das Zentrale darin zu sehen, konnte der Text wild wuchern – der Forst mit lauter Bäumen ist in Wahrheit ein Dschungel.

Irgendwie schafft Segej es, sich um die Fragen der Publisher-Dienste herumzumogeln, und bald schon steht sein Roman »Catherine Déneuves Grammophon« überall im Web zum Download bereit. Nur, niemand kauft es.

Sergej hat nicht bedacht, dass sein chaotisches Werk in Konkurrenz nicht zu anderen chaotischen Werken steht – sondern vor allem zu den professionellen, strukturierten und dramaturgisch besseren Büchern anderer Autoren. Tausenden davon. Für diese Autoren erweist sich der Druck, den die Suche nach einem Verlag oder einer Agentur bei ihnen aufgebaut hat, als nützlich.

Ich will hier niemanden überreden, seinen Roman im Detail zu planen. Sie sollten sich nur bewusst sein, dass der erste, ohne Plan heruntergeschriebene Roman in neunundneunzig von hundert Fällen in der Schublade versauern wird. Was nicht schlimm ist, sondern unter »Lehrgeld« firmiert, das jeder Schriftsteller zahlen muss.

Natürlich gibt es Autoren, die als Entdecker erfolgreich sind. Aber sie wurden das nur, weil auch sie Lehrgeld zahlten und Erfahrung sammelten – in Form von reichlich Papier in reichlich vollen Schubladen. Oder weil sie Genies sind. Aber, sorry, Sie und ich und die anderen Leser dieses Buchs gehören nun mal nicht zu diesem erlauchten Kreis.

Alle erfolgreichen Romane fußen auf einer grundlegenden Struktur, die sich über die Jahrhunderte zu einer funktionierenden Struktur gelungenen Erzählens entwickelt hat. Das geschah nicht etwa, weil die Autoren das so wollten. Vielmehr haben die Zuhörer und Leser diese Evolution bestimmt.

Keine starre Struktur ist das, aber sie ist doch so fix, dass sich das Wesentliche nicht von einem Jahrzehnt zum nächsten ändert. Weil sich die Menschen nicht so schnell ändern. Was mancher als starre Regeln schmäht, hat in Wahrheit weniger mit dem Schreiben zu tun als mit der Art, wie Menschen auf Geschichten reagieren. Stimmt schon, auch das menschliche Skelett ist stark einschränkend, was seine Bewegungsoptionen anbelangt. Aber es funktioniert bei Milliarden von Menschen ausgezeichnet und zuverlässig.

Ein Kennzeichen eines schlechten Autors ist seine Selbstüberschätzung. Vor allem die, über den gewachsenen Strukturen zu stehen. Mit viel Realismus und ein wenig Demut kommen Sie weiter. Und mit einem überzeugenden Exposé sowieso.

Dabei müssen Sie Ihren Plan oder Ihr Konzept (oder wie Sie das für sich nennen), nicht zu einem Exposé ausformulieren. Vielen Autoren genügt bereits ein ausführliches Konzept. Die zusätzliche Hilfe, die ein Exposé bietet: Es zwingt zu einer klaren Formulierung und damit zu klaren Gedanken und klaren Entscheidungen. Je mehr Schwierigkeiten Sie damit haben, desto wichtiger wird das Exposé für Sie – als Disziplinierung und als wunderbare Hilfestellung.

Leider machen die Verlage den Autoren die Sache mit dem Exposé nicht gerade einfach. Unterschiedliche Verlage möchten oft auch unterschiedlich ausführliche Exposés haben, die einen womöglich mit einer Charakterübersicht, die anderen mit einer halben Seite zu der Frage, warum ausgerechnet Sie der beste Autor für dieses Thema sind.

Selbst wenn Sie bereits einen Verlag haben und dort kein komplettes Manuskript anbieten, sondern nur das Konzept für einen Nachfolgeroman, wird mancher Verlag von Ihnen neben dem Kurzexposé ein längeres von zehn oder sogar zwanzig Seiten verlangen. Oder der Verlag will gleich eine Outline mit Übersicht über die Kapitel.

Man liest immer wieder von Autoren, deren detaillierte Outline auf hundert und mehr Seiten angewachsen ist, bevor sie auch nur eine einige Zeile für den eigentlichen Roman tippen.

Manche Verlage wollen eben möglichst früh möglichst viel Einfluss auf ein Werk haben. Das ist einerseits verständlich, für den Autor aber mindestens lästig, oft sehr anstrengend und zeitaufwendig.

Dem Roman tut das in vielen Fällen gut. Nicht in allen. Wenn ihm zu viele reinreden, verliert der Autor den Fokus auf die Themen, die ihn umtreiben, er verliert die Leidenschaft, die er zum Schreiben einer mitreißenden Geschichte braucht. Der Plot funktioniert, aber der Roman wird tot geboren.

Als Autor sollten Sie wissen, was für Sie selbst zutrifft. Hilft Ihnen das Strukturierte? Oder behindert diese Struktur Sie eher? Bevor jetzt alle rufen, Struktur behindert mich!, probieren Sie es erst einmal aus.

Ich bin der Meinung, und so sind auch meine Erfahrungen aus den zahlreichen Plot-Gutachten, die ich bislang für Autoren erstellt habe, dass dem Großteil der Autoren eine gute Struktur hilft, einen besseren Roman zu schreiben. Häufig sorgt sogar erst die Struktur dafür, dass ein Roman zu Ende (!) geschrieben wird.

Wenn bei Ihnen die Frage im Zentrum steht, wie Sie den besten Roman schreiben, den Sie draufhaben – dann sollten Sie es mit einer Planung versuchen, die Ihrem Roman zumindest eine grobe Struktur gibt. Ganz gleich, ob Sie Selfpublisher sind oder im Verlag veröffentlichen.

Und Leser finden Sie auf diese Weise auch sehr viel leichter. Versprochen.

Wie aber sieht es bei literarisch anspruchsvollen Romanen aus, bei denen die Sprache im Zentrum steht und die Geschichte, sofern vorhanden, erst an zweiter Stelle kommt? Autoren solcher Texte finden ihren Verlag meist auf andere Weise. Das können verlangt eingesandte Manuskripte sein, angestoßen von der Empfehlung eines befreundeten Autors, der in diesem Verlag veröffentlicht. Oder die Lektorin fragt beim Autor an, weil der sie beim letzten open mike oder in Klagenfurt so beeindruckt hat: »Hast du nicht noch einen Roman in der Schublade?« Allein über das Exposé verkaufen diese Autoren ihre Romane eher selten.

»Und was ist mit mir?«, fragt Valerie, die Sachbuchautorin.

Bei dir, liebe Valerie, fällt das Urteil eindeutiger aus. Ein Sachbuch, und mehr noch ein Ratgeber oder ein Fachbuch, braucht Struktur sogar dringender als ein Roman. Das Drauflosschreiben ohne Plan führt hier garantiert in den Abgrund. Das Exposé hilft, die Gedanken zu strukturieren. Dem Verlag zeigt es, dass der Autor zu dieser Ordnung fähig ist. Der Leser wird sie zu schätzen wissen. Bei Verlagsautoren genau wie bei Selfpublishern.

Linktipps:

Einen guten Einstieg ins Schreiben eines Exposés gibt André Hille von der Textmanufaktur in dem Artikel »Wie schreibe ich ein Exposé?«. Hille arbeitet übrigens auch als Literaturagent – er sollte es also wissen :-)

http://j.mp/1sp2B2O

Bei der Textmanufaktur findet sich auch ein Interview mit dem Lektor Olaf Petersen, damals Kiepenheuer & Witsch, mit dem bezeichnenden Titel »Pitching is selling not telling the story«:

http://j.mp/1vcxXLZ

Über »10 Fehler, die man bei einem Exposé vermeiden sollte« informiert Marcus Johanus:

http://j.mp/1n1MXHo

Als Beispiel für ein Exposé nebst Anschreiben finden Sie auf der Bonusseite zu »KLÜGER PUBLIZIEREN« das Exposé meines Romans »Die kleine Göttin der Fruchtbarkeit« (als Paul Mesa). Mit dem Exposé konnte ich einen Literaturagenten überzeugen, der kurz darauf den Roman an das Rowohlt-Imprint Kindler verkaufte, wo das Buch als Spitzentitel erschien:

http://www.schriftzeit.de/kp

Buchtipps:

Wie Sie das Exposé für Ihren Roman schreiben, erklärt Hans-Peter Röntgen in seinem Ratgeber »Drei Seiten für ein Exposé«.

Weitere Beispielexposés finden Sie im »Handbuch für Autorinnen und Autoren« aus dem Uschtrin-Verlag:

http://www.handbuch-fuer-autoren.de

Falls Sie Ihr Exposé und insbesondere den Plot Ihres Romans von einem Profi begutachten lassen möchten, bevor Sie Verlage anschreiben, finden Sie im Web zahlreiche Adressen guter Lektoren.

Auch ich helfe Ihnen dabei gerne weiter. Erste Informationen finden Sie hier:

http://schriftzeit.de/ihr-roman-gutachten

Noch mal der dringende Rat: Wenn Sie sich ein Jahr sinnloser Arbeit und viel Frust ersparen wollen, schreiben Sie erst das Exposé und dann den Roman! Als (schlechtere) Alternative empfehle ich Ihnen zumindest ein ausführliches Konzept.

Fazit: Das Exposé

Für Autoren, die in einem Verlag veröffentlichen möchten, ist ein Exposé unverzichtbar. Für sie und auch für Selbstverleger durch seine strukturierende Funktion ist es bei Romanen fast immer sehr hilfreich, bei Sachbüchern unerlässlich.

Verlagsautoren

± Ein Exposé ist erforderlich, um Verlag oder Agentur zu finden. Was mehr Arbeit macht, aber durch ordnende Funktion einen besseren Roman oder ein besseres Sachbuchmanuskript hervorbringen kann.

+ Ein Exposé hilft, die Gedanken zu ordnen und dem Text eine Struktur zu geben, die im Sachbuch zu einem klaren Gedankengang und im Roman zu einer funktionierenden Dramaturgie führt.

+ Der Druck, ein Exposé schreiben zu müssen, wenn man auf einen Verlagsvertrag hofft, schafft bei manchen Autoren den Anreiz, sich eingehender mit der Struktur ihres Werkes auseinanderzusetzen. Was letztlich zu einem besseren Roman in kürzerer Zeit führt.

– Exposés zu schreiben, ist lästig und mühsam. Es ist ein Kraftakt, wenn Sie es erst nach Fertigstellung Ihres Romans schreiben. Es wird noch lästiger und noch mühsamer, wenn Verlage mehrere Exposés verlangen oder Agenten und Verlage jeweils Exposés unterschiedlicher Länge haben möchten oder mit unterschiedlichem Inhalt wie etwa einer Personenliste oder einer Kurz-Synopsis.

– Ein Exposé ist immer ein Kompromiss. Manchmal ist es ein fauler. Im schlimmsten Fall geht das eigentlich Brillante oder Unverwechselbare Ihres Romans aus dem Exposé nicht hervor. Das gilt insbesondere für literarisch anspruchsvolle Romane, in denen die Sprache wichtiger ist als die Story.

Selfpublisher

+ Ob er ein Exposé schreibt und welche Form und welchen Umfang es hat, entscheidet der Autor selbst.

+ Ein Exposé vereinfacht die Vermarktung des Buchs: Der Informationstext beim Vertreiber und der Klappentext sind schneller geschrieben.

+ Die Freiheit, ohne Leitung durch eine Struktur schreiben zu können, nutzt dem einen oder anderen Autor.

+ In seltenen Fällen haben Autoren ein Story-Gen wie etwa Stephen King. Sie schreiben dabei keineswegs unstrukturiert, aber sie finden die Struktur instinktiv. Intensives Lesen hilft, diesen Instinkt auszubilden. Aber es garantiert ihn nicht!

+ In sehr seltenen Fällen entsteht durch das Verlassen der ausgetretenen (aber ans Ziel führenden) Pfade etwas Neues, Spannendes.

– Der Verzicht darauf, ein Exposé zu schreiben, führt in der Mehrzahl der Fälle dazu, dass der Autor entweder gar nicht erst die Frage nach einer Struktur und einem geordneten Plot stellt. Oder er verzettelt sich strukturell. Was zur Folge hat, dass die Dramaturgie nicht stimmt und der Roman als Ganzes nicht funktioniert. Häufig führt das zu sehr vielen Überarbeitungen und kostet letztlich sehr viel mehr Zeit, als das Schreiben eines Exposés vor Beginn der Schreibarbeiten. In der überwiegenden Zahl der Fälle ist die Folge eines Verzichts auf ein Exposé noch gravierender: Der Roman wird nie fertiggeschrieben, weil sich unterwegs die Probleme häufen und der Autor aufgibt.

– Der Verzicht auf die Form, die zu finden ein Exposé hilft, sorgt bei beendeten und selbstpublizierten Romanen in der überwiegenden Zahl der Fälle dafür, dass sie keine Leser finden oder ihre Leser enttäuschen. Einen enttäuschten Leser aber hat der Selfpublisher für immer verloren, selbst wenn die nachfolgenden Werke besser werden.

– Will der Selfpublisher sich mit dem Roman dann doch noch an einen Verlag wenden, braucht er plötzlich doch ein Exposé – und es im Nachhinein zu schreiben, wird schwierig und aufwendig.

Diese Fragen sollten Sie sich ehrlich beantworten:

Ich will mein Buch selbst veröffentlichen. Habe ich Erfahrung genug beim Schreiben, dass ich die Struktur eines Romans mit seinen Wendepunkten, die Bögen von Spannung und Charakteren automatisch und instinktiv beherrsche?

Ich will im Verlag veröffentlichen und habe einen Roman ohne Exposé geschrieben. Bin ich bereit, sehr viel Arbeit und Zeit in ein Exposé zu investieren, die mir dann fürs eigentliche Schreiben des Nachfolgers nicht zur Verfügung steht?

Kenne ich meinen Roman gut genug, um das Zentrale darin herauszuarbeiten und ebenso kurz wie spannend darzustellen?

Sind meine Gründe, ohne ein Exposé ein Buch zu schreiben, tatsächlich schlüssig und überzeugend? Oder habe ich bloß keine Lust dazu?

Habe ich Angst davor, ein Exposé zu schreiben, weil ich mich dann mit dem auseinandersetzen muss, worum es in dem Roman zentral geht? Habe ich Angst, dass ich eben das nicht weiß?

Bin ich bereit, meinen schon geschriebenen Roman komplett zu überarbeiten, wenn ich durch das Exposé erkenne, was am Plot alles nicht funktioniert?

Entscheidungshilfe: Verlag oder Selfpublishing?

Wie wichtig ist mir das Thema »Exposé«?

(1 = weniger wichtig; 2 = wichtig; 3 = sehr wichtig.)

Welcher Publikationsweg passt beim Thema »Exposé« besser zu mir?

(Vergeben Sie an Verlag oder Selfpublishing je nach Wichtigkeit 1, 2 oder 3 Punkte.)

Ihre Entscheidung:

Verlag: ___ Punkte; Summe: ___ Gesamtpunkte

Selfpublishing: ___ Punkte; Summe: ___ Gesamtpunkte

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