Читать книгу KLÜGER PUBLIZIEREN für Verlagsautoren und Selfpublisher - Stephan Waldscheidt - Страница 15

Die Suche nach einem Verlag oder Selfpublishing-Dienstleister für Distribution und Verkauf

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»Ein Verlag ist keine Schreibschule und kein Feedbackgenerator. Es wäre schön, wenn sich das unter Schreibneulingen noch mehr herumsprechen würde.« (Sandra Uschtrin, Verlegerin)

Im Folgenden betrachte ich ausschließlich Publikumsverlage, da nur diese für die große Mehrheit von Ihnen interessant sein dürften. Der Sprachgebrauch ist hier nicht einheitlich. Im engeren Sinn ist jeder Verlag ein Publikumsverlag, der sich an Leser wendet, die unterhalten werden wollen, kulturelle oder intellektuelle Interessen verfolgen. Im weiteren Sinn wird mit Publikumsverlag einfach ein großer Verlag gemeint, der mit Belletristik, Sachbüchern und Ratgebern auf ein Massenpublikum abzielt wie Heyne, Ullstein oder Bastei-Lübbe.

Neben den kleinen, mittleren und großen Publikumsverlagen gibt es Special-Interest-Verlage, Fachinformationsverlage und Ausbildungs- und Wissenschaftsverlage. Näheres zur Abgrenzung und mehr Informationen zu den hier nicht näher untersuchten Verlagsformen finden Sie in »Traumziel Buch – und wie Sie es erreichen« von W. E. Heinold et al.

In der Praxis: Verlagsautor Volker hat seinen Verlag auf dem klassischen Weg gefunden. Er hat einen Roman geschrieben. Das Exposé hat er bereits vorher verfasst und die Änderungen nach der Überarbeitung an das fertige Manuskript angepasst. Er hat sich im Buchhandel, bei befreundeten Autoren und auf den Websites der Verlage informiert, hat sogar eine Buchmesse besucht und Verlagsprospekte gewälzt. Er kennt die Programme und entscheidet sich gezielt für zehn Verlage, in denen er sich sein Buch vorstellen kann.

Er beginnt mit den Einsendungen bei dem Verlag, bei dem er sein Buch am liebsten sähe, und arbeitet sich in der Wichtigkeit für ihn weiter nach unten. Welche Unterlagen der Verlag sehen möchte und ob er sie per Post oder per Mail erhalten will, liest Volker auf der Verlagswebsite nach. Daraufhin verfasst er ein Exposé. Es besteht aus einer dreiseitigen Inhaltsangabe einschließlich Schluss des Romans sowie weiteren Informationen über die Story, über sich selbst und über seine bisherigen Veröffentlichungen. Das alles packt er in einen Umschlag, legt eine wie verlangt 30-seitige Textprobe vom Anfang des Romans bei und schickt beides mit einem freundlichen, selbstbewussten und die Neugier anstachelnden Anschreiben an die genannte Adresse.

Diesen Vorgang wiederholt Volker neun Mal. Manchmal muss er dazu den Umfang des Exposés oder den der Leseprobe ändern, was leider ziemlich viel Arbeit macht. Er tut es trotzdem. Am meisten wurmt ihn, dass er in dieser Zeit nicht zum Schreiben kommt.

Danach wartet er. Aber er wartet nicht untätig, sondern überarbeitet das Manuskript nochmals, damit es blitzeblank ist, falls ein Verlag es komplett lesen will.

Nach vier Wochen haben zwei Verlage abgesagt.

Nach fünf Wochen will ein Verlag das komplette Manuskript sehen.

Nach sechs Wochen haben zwei weitere Verlage abgesagt, ein weiterer will das Manuskript lesen.

Nach acht Wochen hat noch ein Verlag abgesagt. Von den zwei Interessenten bieten beide Volker einen Verlagsvertrag an. Er prüft die Verträge zusammen mit einem Anwalt vom Verband deutscher Schriftsteller (für Mitglieder des VS kostenlos) und entscheidet sich für einen Verlag. Zwar zahlt dieser einen etwas geringeren Vorschuss als der andere, dafür sieht seine Honorarstaffel deutlich besser aus. Für Volker das wichtigere Argument.

Volker hat alles richtig gemacht. Er hat einen überzeugenden Roman geschrieben und einen ebenso überzeugenden Auftritt mit Anschreiben, Exposé und Textprobe hingelegt. Vor allem hatte er Glück. Er hat einen Verlag für seinen Roman gefunden. Ganz ohne Agenten.

Obwohl Volker es geschafft hat: Die Verlagssuche war mühsam, sie war nervenaufreibend und sie hat ihn viel Zeit gekostet, die er lieber mit Schreiben verbracht hätte. Er hofft, dass es beim nächsten Mal einfacher sein wird. Aber er weiß, das hängt davon ab, wie die Zusammenarbeit mit dem Verlag funktioniert und vor allem, wie gut sich das Buch verkauft. Dann bekommt er womöglich auch für seinen nächsten Roman einen Vertrag vom selben Verlag angeboten.

In der Praxis: Sebastian hat alles genauso gemacht wie Volker. Nur hat er nach vier Wochen schon drei Absagen, nach sechs Wochen fünf und nach zehn Wochen gibt er die Hoffnung auf, von den übrigen Verlagen noch etwas Positives zu hören. Die zehn Wochen haben sich endlos hingezogen. Die Absagen? Alles Standardschreiben, die Sebastian kein bisschen weiterhelfen. Liegt es am Thema? An seiner Schreibe? Die ganze Arbeit fühlt sich an, als hätte sie keinerlei Sinn ergeben. Sebastian ist so schlau wie vor dem Verlagsmarathon. Dafür aber wesentlich frustrierter.

Er versucht es noch einmal. Dieses Mal schreibt er gleich dreißig Verlage an. Keiner davon ist sein Wunschverlag, aber man muss nehmen, was man kriegt. Weitere zehn Wochen und siebzehn Absagen später beschließt der desillusionierte Autor, die Verlagssuche aufzugeben.

Und jetzt?

In der Praxis: Eine Freundin von Sebastian, Trudi, hat es bei einem Verlag versucht, dessen Firmenname Seriosität ausstrahlt, weil der Name Goethe darin auftaucht. Was man ihr leicht macht, denn die Anzeigen für solche Verlage, die einem Autor das Verlegtwerden versprechen, finden sich überall, auch in ansonsten seriösen Zeitungen und Zeitschriften: »Autoren gesucht.« Klingt das nicht verheißungsvoll?

Trudi war die Sucherei leid. Sie war es leid, die immer gleich lautenden Standardabsagen auf ihr in Tausenden von Stunden liebe- und leidenschaftsvoll geschriebenes Romanmanuskript zu bekommen. Wie wohltuend fand sie es da, dass ein Verlag ihr eine Chance geben wollte!

So in den Himmel gelobt wurde ihr Manuskript, dass der Betrag von achttausend Euro, den der Verlag für das »Verlegen« ihres Buchs wollte, gleich weniger abschreckend klang. Nachvollziehen konnte sie den Einwand, dass das Manuskript zudem ein Lektorat durchlaufen müsse – wofür, nach marktüblichen Preisen, weitere fünftausendvierhundert Euro fällig wurden.

Andere Menschen kaufen sich ein Auto oder eine neue Küche, Trudi würde dagegen bald stolz ihr eigenes Buch in Händen halten – und zweifellos, so zumindest der Optimismus des »Verlags«, auch Zigtausende von Lesern damit gewinnen. Nach einem so teuren Lektorat würden die das Buch zweifellos in Schubkarren aus den Buchläden schaffen.

Nun, leider hat das Buch nie einen Buchladen von innen gesehen. Denn der Dienstleistungs- oder Pseudoverlag hat sein Geld verdient: mit Trudi, ihrem Traum und ihrer Eitelkeit. Bevor nur ein einziges Buch gedruckt war! Nicht von ungefähr heißt diese spezielle Art von Verlagen anderswo »Vanity Press«, also Eitelkeitsverlag. Wozu noch den Aufwand, das Buch zu Buchhandlungen zu bringen?

Im Sprachgebrauch ist es üblich, Zuschuss- und Pseudoverlage über einen Kamm zu scheren. Tatsächlich gibt es Zuschussverlage, vor allem bei wissenschaftlichen Publikationen, die fair arbeiten und keine unhaltbaren Versprechungen machen. Zuschuss ist dort wortwörtlich zu verstehen. Der Autor zahlt nur einen Teil der Kosten, eben einen Zuschuss.

Steigt der Zuschuss auf einhundert Prozent, haben wir einen reinen Dienstleistungsverlag. Ein zu positiv klingendes Wort in dieser vor Euphemismen so reichen dunkelgrauen Ecke der Buchbranche. Besser und ehrlicher redet man vom Selbstkostenverlag. Dort zahlt der Autor tatsächlich die vollen Kosten vom Lektorat bis zu Herstellung und Vertrieb. Einen Verlagsvertrag schließt er nicht.

Linktipp: Selbstkostenverlage in all ihrer verwirrenden Namensvielfalt – erklärt von Wikipedia:

http://j.mp/XM8E8S

Trudi fühlt sich zurecht abgezockt, bereut ihre Naivität, schwört sich, so etwas nie wieder zu tun.

So wie Trudi geht es jedes Jahr wohl einigen Tausend Autoren allein in Deutschland. Und das trotz der Möglichkeit, sich heute per Internet über jeden Verlag zu informieren – und eben auch über solche Pseudoverlage.

Das Attribut pseudo haben sie sich redlich verdient, kommt das Wort »verlegen« doch von »vorlegen«. Richtig: Ein Verlag ist dazu da, seinen Autoren das Geld für den Druck, den Vertrieb, das Marketing und die Pressearbeit vorzulegen. Wenn er das nicht tut, mag er ein Vermittler von Druckdiensten und Schmeichel-Einheiten sein. Ein Verlag ist er nicht.

Komplizierter wird die Sache durch Verlage, die einerseits als echte Verlage auftreten, andererseits aber Autoren ihre Dienste auch über einen Druckkostenzuschuss anbieten.

Was Sie sich merken sollten: Für Bücher, die sich an ein größeres Publikum wenden wie Romane, Ratgeber, Sachbücher, sollten Sie Ihrem Verlag kein Geld zahlen müssen. Falls Sie Fachbücher oder etwa Bücher allein für Ihren Bekanntenkreis drucken, kann ein Zuschussverlag das Richtige für Sie sein. Prüfen Sie aber, ob das, was man für Sie leistet, in einem guten Verhältnis zu den Kosten steht. Von jedem Anbieter, der Ihr Werk in den Himmel lobt und Ihnen das Blaue vom Himmel verspricht, lassen Sie die Finger. Wer Lügen nötig hat, ist unseriös. Gehen Sie lieber in die nächste Druckerei.

Wenn Sie mehr über dieses, leider dauerhaft aktuelle, Thema wissen möchten, informieren Sie sich in den einschlägigen Foren, auf bekannten Websites und beim Aktionsbündnis für faire Verlage:

http://j.mp/1B4l9ut

Warnung: In der Riege der Zuschussverlage will man sich die zunehmende Bekanntheit dieses Bündnisses zunutze machen. Dazu führt einer dieser »Verlage« ein ähnlich klingendes »Aktionsbündnis« an, das sich »Alliance ‚equitably publishers‘ für faire Verlage« nennt. So heißt es zumindest auf der Website des mutmaßlichen Zuschussverlags – und das ist dann auch die einzige Stelle, wo diese vorgebliche Allianz auftaucht. Ach ja, und hier: http://j.mp/1mIrDXD. In einem dubiosen Nebenwiki ohne jeden Link, Beleg, Hintergrund.

Was die Sache irgendwie rührend macht, ist die falsche Verwendung des Adverbs im Namen. Wenn es diese amerikanische Allianz tatsächlich gäbe, hätte sie sich wohl, in korrektem Englisch und mit Adjektiv, »equitable publishers« genannt.

Wachsam bleiben, liebe Autorin, lieber Autor, und im Zweifel: Finger weg! Die Realität ist die, dass kein echter Verlag zum Zusenden von Manuskripten jeglicher Art auffordert.

Selfpublisher? Ja, für die meisten von ihnen ist die Veröffentlichung in einem Verlag trotz aller Schwierigkeiten noch immer das Ziel. Weniger als 5 % der Teilnehmer der Selfpublishing-Studie der Self-Publisher-Bibel 2013 schließen eine Veröffentlichung in einem Verlag kategorisch aus.

Linktipp: Aktuelle Daten und viel Interessantes lesen Sie in der Studie 2014:

http://j.mp/1v1SCpZ

Buchtipp: Die Studie gibt es auch als Buch: Self-Publishing in Deutschland 2014.

Falls Sie glauben, dass nach Ihrer Entscheidung gegen einen Verlag, ob seriös oder pseudo, sofort die Freuden des Selfpublishings beginnen, haben Sie einen entscheidenden Schritt vergessen.

Wie kommt Ihr Buch zum Leser?

Für einen Verlagsautor kümmert sich der Verlag um diese Frage: vom Druck bis zur Auslieferung, vom Upload des E-Books bis zur Zahlungsabwicklung. Aber auch der Selfpublisher wird sein Buch in den seltensten Fällen persönlich seinen Lesern nach Hause tragen. Der Weg, jedem Besteller sein E-Book per Mail zu schicken, oder selbst das Anbieten von Downloads auf der eigenen Homepage sind mögliche, aber keine sonderlich praktikablen Lösungen. Das zeigt beispielsweise die Frage, wie man den Leser zahlen lassen soll. Ein eigenes Shop-System ist eine Möglichkeit, wirft aber neue Probleme auf und bedeutet eine Menge zusätzlicher Arbeit. Und: Wie kriegen Sie die Leser auf Ihre Website?

Dennoch kann ein eigener Webshop eine Alternative für Autoren sein, die sich nicht von Distributoren und dem übermächtigen Händler Amazon abhängig machen wollen.

Linktipps eigener Webshop: Eine Übersicht von Shoppingsystemen mit Features und Preisen finden Sie hier bei esales4you:

http://j.mp/1mIsDL8

Die Preise ändern sich dauernd, daher nach der Vorauswahl direkt beim Anbieter vorbeischauen.

Für Ihr Blog gibt es Shopsysteme als Wordpress-Plug-in. Tipps dazu finden Sie hier bei elmastudio.de:

http://j.mp/YAYGQg

Einige der Systeme testet das PC Magazin und gibt weitere Tipps:

http://j.mp/1mIugss

Einer der Testbesten: wpShopGermany:

http://j.mp/1B4m26a

In der Praxis: Selbstverleger Sebastian ist zwar nicht auf einen Verlag angewiesen, aber auf einen oder sogar mehrere Dienstleister. Er will, dass der Leser sein Buch möglichst überall möglichst einfach und möglichst schnell kaufen kann. Doch so, wie der Verlagsautor vorm Versenden seines Manuskripts vor der Wahl steht, an welchen Verlag er die Früchte seiner Arbeit schicken soll, muss auch Sebastian eine Wahl treffen – und damit mehrere schwierige und weitreichende Entscheidungen. Auf dem Markt tummeln sich Hunderte von Anbietern, die dem Selfpublisher alle eins versprechen: der beste Partner auf dem Weg zum Bestseller zu sein.

Hilfreich kann es sein, zwei Gruppen von Anbietern getrennt zu betrachten: Das sind einerseits die Distributoren, die Ihr Buch an die wichtigen Händler verteilen. Dazu gehören beispielsweise BookRix und neobooks. Zur zweiten Gruppe zählen Anbieter wie Amazon mit KDP, die sowohl das E-Book erstellen und es im eigenen virtuellen Shop auch gleich zum Verkauf anbieten. Eine Unterscheidung bleibt im Einzelfall schwierig, da auch die Distributoren eigene Webshops betreiben, etwa neobooks.

Auf Wikipedia wird der Begriff Selfpublishing-Plattform gebraucht (http://j.mp/Y0VOUe). Da diese Definition aber von einem Werkvertrag zwischen Autor und Plattform ausgeht, erscheint sie mir zu eng.

Daher schreibe ich hier übergreifend von Selfpublishing-Dienstleistern.

Um bei den Händlern, online und im Real Life, gelistet und verkauft werden zu können, braucht Ihr Buch eine ISBN. Eine International Standard Book Number heißt vor allem: Das Buch kann ins Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB) aufgenommen werden und damit kann es jeder Buchhändler zwischen Flensburg und Garmisch, zwischen aaa-buch.de und zzz-books.de bestellen.

Sie können sich eine ISBN kaufen. Auch der Eintrag ins VLB kostet Geld.

Manche Dienstleister wie BookRix oder neobooks stellen die ISBN selbst. Wer mit Amazons KDP veröffentlicht, bekommt keine ISBN. Und die ist auch gar nicht nötig, da Amazon das Buch (in der MOBI-Version) exklusiv vertreibt. Anders sieht es bei Amazons CreateSpace aus, wo das Unternehmen an seine Autoren eine eigene ISBN vergibt. Diese jedoch ermöglicht allein die Bestellung bei Amazon selbst. Sie ist im engeren Sinn also gar keine echte ISBN.

Außerdem fehlt bei KDP ein Eintrag ins VLB. Was logisch ist, da Amazon ja gar nicht will, dass man die Bücher anderswo kaufen kann. Damit schlägt Amazon zwei Fliegen mit einer Klappe: Man spart sich das Geld für die ISBN und den Eintrag ins VLB und man zwingt Interessenten, das Buch bei Amazon zu kaufen.

Mehr zu ISBN und VLB sowie hilfreiche Links im Kapitel über den Vertrieb Ihres Buchs.

Manche Dienstleister wie epubli oder BoD verlangen, dass der Autor einen Vertrag mit ihnen abschließt. Wo aber bleibt da das Self im Selfpublishing und wo liegt der Unterschied zu einem regulären Verlag, mal von der schlechteren Betreuung abgesehen, den notwendigen Eigenleistungen des Autors und kostenpflichtigen Zusatzdiensten wie Lektorat und Werbung? Ist ein Autor mit einem solchen Vertrag noch ein Indie, ein unabhängiger Autor?

Mir kommt das Geschäftsmodell dieser Anbieter ein wenig wie das Gebaren der Banken vor: Zwar ist zum Abschluss eines Kontos mindestens die gleiche Menge Papierkram erforderlich wie früher, die Bank bietet dafür aber deutlich weniger oder, andersherum, überträgt ursprüngliche Bankaufgaben an den Kunden: Geld ein- oder auszahlen, Kontoauszüge drucken, Daueraufträge einrichten oder ändern, Überweisungen tätigen – all das erledigt der Kunde für die Bank.

Der Unterschied zu dem paradoxen Konstrukt des Selfpublisher-Verlags ist der, dass die Banken sich weiter Banken nennen, obwohl sie kaum noch welche sind, die Selfpublisher-Verlage aber das Wort Verlag tunlichst meiden, obwohl sie selbst in vielem wie ein Verlag agieren.

Bevor Sie sich für einen Dienstleister entscheiden, sollten Sie genau darauf achten, welche Dienste er tatsächlich leistet.

Während Amazon vom Hochladen der Daten bis zum Verkauf des Buchs alles aus einer Hand erledigt, tritt ein Anbieter wie XinXii vor allem als Distributor auf.

Bei Werbesprüchen sollten Sie genauer hinsehen: Auch BoD wirbt zwar auf der Homepage mit »Alles aus einer Hand« (Juli 2014). Der Webshop von BoD spielt hingegen als Onlinehändler nahezu keine Rolle.

Andererseits können Sie bei manchen Distributoren wie BoD bequem Zusatzleistungen wie ein Lektorat hinzukaufen. Manche Dienstleister wählen sogar aus, ob ein Buch ihren Ansprüchen genügt (und werden in dieser Hinsicht dann noch eindeutiger zum Verlag), während wieder andere lediglich die Daten konvertieren und das E-Book vertreiben. Prominentes Beispiel: Amazon. (Wobei auch Amazon mehr und mehr echte Verlagsaufgaben übernimmt, etwa bei den Amazon Singles, und mehr und mehr eigene Verlagsimprints betreibt.)

Stellt sich die Frage: Was genau wollen Sie von einem Dienstleister?

Welcher Dienstleister bietet Ihnen die besten Konditionen? Für welche Dienste und Zusatzleistungen genau? Was davon brauchen Sie? Was erledigen Sie selbst? Was lassen Sie Bekannte für Sie erledigen? Welche Konditionen sind Ihnen wichtig? Nur das Honorar? Oder auch die Vertriebswege?

Wie viel kostet das Selfpublishing beim jeweiligen Dienstleister? Die Preisspannen sind groß. Los geht’s mit 0 Euro. Wie viel Geld wollen Sie ausgeben?

Wer Leistungen hinzukauft, landet schnell im dreistelligen Bereich. Kommt ein gutes Lektorat dazu, wird es vierstellig, egal ob beim Dienstleister geordert oder bei einem freien Lektor.

Ein Lektorat ist eine gute und wichtige Sache. Aber Sie sollten sich fragen, ob es in einer gesunden Relation zu den erwarteten Einnahmen steht – hier hilft eine konservative Schätzung, auch Erfahrungen mit den ersten Büchern machen klüger und ebenso Informationen von anderen Selbstverlegern. Wenn Sie im Jahr mit dem Buch geschätzt tausend Euro verdienen – lohnt sich ein Lektorat für dreitausend Euro? Bedenken Sie dazu auch Folgendes: Ein Lektorat ist eine Betriebsausgabe, mindert also Ihren steuerpflichtigen Gewinn.

Viele weitere Fragen kommen auf Sie zu. Einige der wichtigsten führe ich im Folgenden auf und gebe erste Anregungen dazu.

Ich empfehle Ihnen in jedem Fall, sich im Detail über einschlägige Ratgeber und Websites über diese und weitere Fragen zeitnah zu informieren und auch die Webauftritte der Anbieter zu studieren und zu vergleichen. Hier ändert sich noch immer sehr viel sehr schnell.

Gute Ausgangsbasis für Ihre Recherche und aktuelle Entwicklungen ist die Self-Publisher-Bibel: http://www.selfpublisherbibel.de und stets auch das Literaturcafé von Wolfgang Tischer: http://www.literaturcafe.de.

Eine der wichtigsten Fragen: Welcher Dienstleister zahlt wie viel Prozent Tantiemen?

Linktipp: Eine gute Übersicht, was unterm Strich bei den einzelnen Dienstleistern für den Autor bleibt, gibt die Self-Publisher-Bibel hier:

http://j.mp/1vcBWbt

Sie sollten in jedem Fall zusätzlich die aktuellen Daten auf der Website des Dienstleisters selbst einsehen.

Will ich lieber einen Dienstleister, dessen Tantiemen abhängig vom Nettopreis sind, zu dem das Buch angeboten wird? Oder einen, der die Auszahlungen an den Autor abhängig von den eigenen Einkünften des Vertreibers macht?

Auch hier ist einiges im Fluss, insbesondere die Änderung der Mehrwertsteuer für im Ausland erstellte, aber in Deutschland verkaufte E-Books wird sich ab 1. Januar 2015 massiv auf die Selfpublisher insbesondere bei KDP auswirken. Und zwar negativ.

Die gute Nachricht: Andere, deutsche Anbieter werden relativ gesehen billiger. Ob sie diese Chance nutzen, neue Autoren zu gewinnen, oder ob sie ihre Tantiemen im Schatten der KDP-Änderungen senken, bleibt abzuwarten.

Welche Webshops (etwa iTunes, Weltbild.de, Buecher.de usw.) beliefert der Dienstleister?

Während Anbieter wie Amazons KDP nur an den eigenen Webshop liefern und die E-Books nur dort gekauft werden können, gehen die meisten anderen Anbieter über eine Reihe von Onlineshops an den Kunden heran.

Bringen Sie auch in Erfahrung, ob und welche Shops auf den jeweiligen E-Readern vorinstalliert sind, wie eben Amazon auf dem Kindle E-Reader oder der Shop von Thalia auf dem Tolino Shine.

Sind die belieferten Onlineshops relevant, sprich: Haben sie einen nennenswerten Marktanteil oder verirren sich nur selten Käufer auf diese Seiten?

Der relevanteste Shop ist Amazon, doch auch iTunes oder Google Books / Google Play haben einen nicht unbeträchtlichen Anteil am E-Book-Markt. Auch hier sollten Sie sich über die Zahlen auf dem Laufenden halten und Ihre Vertriebs- und Marketingstrategie anpassen.

Welche Datenformate bietet der Dienstleister den Käufern des Buchs? Ein eigenes, wie das MOBI-Format von KDP, das nicht auf allen Lesegeräten funktioniert, sondern vor allem auf den Kindles von Amazon? Oder ein weiter verbreitetes wie ePUB, das auf den meisten E-Readern gelesen werden kann? Oder sogar mehrere Formate? Kann der Selfpublisher diese Formate auswählen? Kosten weitere Formate ihn Geld und wenn ja, wie viel?

Welche Dateiformate können bei dem Dienstleister hochgeladen werden? neobooks beispielsweise bietet hier nur das DOC-Format von Microsoft Word an, während Amazons KDP neben Word (DOC und DOCX) auch Text, RTF, PDF, HTML und ePUB erlaubt (Stand: August 2014).

Was können die Editoren, mit denen Sie Ihre Texte bearbeiten und für das entsprechende Format einrichten müssen? Sie bieten je nach Dienstleister zum Teil sehr Unterschiedliches.

So hat neobooks noch im August 2014 einen Editor, der zwar bis zu sechs Kapitelebenen erkennt, aber nur die oberste ins Inhaltsverzeichnis aufnimmt. Wenn Sie ein Sachbuch herausbringen wollen, das mehrere Überschriften-Ebenen aufweist, haben Sie ein Problem. Die Folge: Das Inhaltsverzeichnis wird unübersichtlich. (neobooks-Tutorial: http://j.mp/XxU1pA, PDF)

Besser funktioniert das bei KDP, wo mehrere Ebenen kein Problem sind.

Wie sieht es mit dem Cover-Editor und den akzeptierten Dateiformaten für das Titelbild aus? Als Faustregel können Sie davon ausgehen, dass die Erzeugung des Covers für ein E-Book wesentlich einfacher ist als für ein gedrucktes Buch. Für Letzteres brauchen Sie noch mehr grafisches Geschick, sollten ein gutes Grafikprogramm beherrschen und die entsprechende Software mitbringen.

Wie gut funktioniert der Konverter des Anbieters, der die Datei des Autors in das E-Book-Format umwandelt? Nicht immer ist das Ergebnis befriedigend, mal sind die Überschriften viel zu groß, mal stimmen die Zeilenabstände nicht. Wo genau die Probleme und Fallstricke sind, merken Sie oft erst, wenn Sie schon mittendrin im Publikationsprozess stecken. Dann bedeutet ein Rückzug oder Anbieterwechsel verschwendete Zeit und Mühe, ein Weitermachen aber auch.

Diese Fragen geben nur einen ersten Eindruck, worauf Sie sich als Selbstverleger einlassen. Eine Menge mehr müssen Sie noch beantworten!

Hinzu kommt die rechtliche Seite. Als Selbstverleger sind Sie Herausgeber eines Werkes und damit verantwortlich für dessen Inhalt. Verantwortlich heißt, dass man Sie belangen kann, falls Sie gegen Gesetze und geltendes Recht verstoßen. Das können etwa beleidigende Äußerungen über eine Person sein oder die Verletzung von Urheberrechten.

Entgegen einer verbreiteten Irrmeinung ist Selfpublishing keineswegs ein anonymer Weg an die Öffentlichkeit. Ganz im Gegenteil. Zwar können Sie unter Pseudonym veröffentlichen und einen anderen Namen als Ihren aufs Cover drucken. Im Impressum aber muss ein Verantwortlicher stehen, der Herausgeber, also in der Regel Sie selbst – und das mit Postanschrift und Telefonnummer. Das dient dem Schutz der Kunden, nicht aber Ihrem.

Wenn Sie nicht wollen, dass man Ihnen auf die Bude rückt – Fans oder wütende Leser, ganz egal –, sollten Sie sich doch eher einen Verlag aussuchen. Die nämlich schützen Ihre Identität, wenn Sie das wünschen. Als Selfpublisher sind Sie eben Publisher und stehen damit sichtbar(er) in der Öffentlichkeit.

Eine kleine Ausnahme: Sie können einen Verlag gründen, der dann statt Ihres Namens im Impressum auftaucht. Aber lohnt sich dieser Aufwand?

Linktipp: »Welche Angaben müssen im Impressum enthalten sein?« bei boersenblatt.net:

http://j.mp/1pNSJjo

Dennoch hat die Suche nach einem Dienstleister fürs Selfpublishing einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Suche nach einem Verlag: Sie bestimmen, welchen Dienstleister Sie sich aussuchen. Sie sind der Boss.

Bei der Verlagssuche haben Sie als Autor meistens den Eindruck, ein Bittsteller zu sein. Der Eindruck verstärkt sich mit der Zahl der Absagen. Das ist kein schönes Gefühl. Wenn Sie letztlich doch einen Verlag gefunden haben, bleibt ein wenig dieser Bittstellerei, dieses Ungleichgewichts zurück, umso mehr, je größer der Verlag ist. Als Autor sind Sie in dieser Beziehung stets der Schwächere. Welterfolgsautoren wie Rowling, King oder Coelho bestätigen diese Regel nur.

Linktipps:

Was Verlage leisten, erklärt diese Seite des Börsenvereins kurz und bündig:

http://j.mp/1rv8sbb

Dort finden Sie auch das Lexikon der Verlagskunde, das wichtige Begriffe kurz erläutert:

http://j.mp/1spXcsj

Es ist sicher eine gute Idee, sich regelmäßig über Branchennews beim Börsenblatt zu informieren, egal, ob Sie Verlagsautor sind oder Selfpublisher. Viele Nachrichten betreffen Sie zumindest indirekt.

Twitter: http://www.twitter.com/bbl_news

Web: http://www.boersenblatt.net

Auch in der Domäne der Selfpublishing-Dienstleister tummeln sich mehr und mehr Anbieter, die viel Geld mit ahnungslosen Autoren machen wollen. Während anderswo Leistungen wie die E-Book-Erstellung kostenlos sind, wird dort für jede Kleinigkeit ein horrender Betrag verlangt. So kostet bei einem dieser Anbieter (der mit einer Anzeige bei Google und einer sehr einprägsamen Webadresse wirbt) die E-Book-Erstellung eines Romans mit 900.000 Zeichen schon mal mehr als 1.100 Euro. Und für jede Kleinigkeit wird weiteres Geld fällig.

Zahlen Sie nicht viel Geld, oft Tausende von Euro, für Leistungen, die Sie woanders kostenlos erhalten!

Verlassen Sie sich stattdessen auf einen der Marktführer oder auf bekannte Anbieter wie Amazon, BookRix oder neobooks. Weitere finden Sie in Übersichten und Leistungsvergleichen im Web. Und fragen Sie andere Autoren in Foren oder sozialen Netzen oder im Bekanntenkreis nach ihren Erfahrungen mit Dienstleistern.

Buchtipps:

Einen ersten Einblick ins Thema Verlagssuche gibt dieses PDF der Frankfurter Buchmesse: »Sie haben ein Buch geschrieben. Wie geht es jetzt weiter?«:

http://j.mp/1ou4uHP

Zum Thema sind zahlreiche Bücher erschienen. Eine gute Ausgangsbasis bieten:

»Handbuch für Autorinnen und Autoren« aus dem Uschtrin-Verlag:

http://www.handbuch-fuer-autoren.de

»Autoren-Handbuch: So finden Sie einen Verlag für Ihr Manuskript. Schritt für Schritt zur eigenen Veröffentlichung« von Sylvia Englert.

Fazit: Die Suche nach einem Verlag oder einem Dienstleister für Selfpublisher

Die Suche nach dem passenden Verlag ist weniger aufwendig und kompliziert als die nach einem Selfpublishing-Dienstleister. Andererseits treten Autoren bei Verlagen (gefühlt) als Bittsteller auf und müssen mit vielen Absagen rechnen. Bei den Selfpublishing-Dienstleistern treten die Autoren hingegen als Kunde auf und können sich das für sie passende Angebot aussuchen. Bei der Verlagssuche müssen sie in vielen Fällen den Verlag nehmen, der sie nimmt. Sofern ihr Werk überhaupt einen Verlag findet.

Verlagsautoren

+ Je nach Genre oder Thematik ist die Menge infrage kommender Verlage überschaubar.

+ Die Regeln für die Verlagssuche sind relativ einfach und überschaubar.

+ Entgegen anderslautender Aussagen insbesondere von Druckkostenzuschussverlagen ist es auch heute noch möglich, mit einem unverlangt eingesandten Manuskript einen Verlag zu finden. Je kleiner der Verlag und je mehr Kompromisse Sie einzugehen bereit sind, desto größer Ihre Chance. Ein überzeugendes Exposé hilft auch.

+ Ein Verlag wahrt auf Wunsch Ihre Anonymität.

– Die Verlagssuche ist aufwendig. Weniger aufwendig, zielgerichteter und erfolgversprechender wird es, wenn Sie einen Agenten dafür haben.

– Für manche Romane oder Sachbücher bietet sich eine kaum zu überschauende Menge von möglichen Verlagen an.

– Vor allem die großen Verlage sind sichtbar und bekannt. Genau die bekommen mit Abstand die meisten Manuskripte. Jeder will dort veröffentlichen. Entsprechend schwer bis unmöglich ist es, in einem solchen Verlag auf dem direkten Weg, über die Zusendung eines Manuskripts, unterzukommen.

– Sie treten gerade als unbekannter Autor den großen Verlagen als Bittsteller entgegen und müssen meist das akzeptieren, was man Ihnen anbietet.

– In der Branche tummeln sich viele unseriöse und halbseriöse Verlage. Da ist Vorsicht angebracht, zumal diese Druckkostenzuschussverlage geübt darin sind, frustrierte Autoren zu ködern.

– Einen Verlag zu suchen, kostet Zeit, Geld, Nerven. Als Autor brauchen Sie eine ordentliche Frustrationstoleranz und am besten viel Humor.

Selfpublisher

+ Sie sind als Autor Kunde und damit derjenige, der den Anbieter auswählt. So können Sie leichter unseriöse Anbieter erkennen und ausschließen.

± Die Auswahl ist am Ende nicht so groß, wie sie zunächst zu sein scheint. Wenn Sie möglichst viele Bücher verkaufen wollen, kommen Sie beispielsweise am Vertrieb (auch) über den Marktführer Amazon nicht vorbei.

± Hochdynamischer Markt: Angebote der Anbieter ändern sich schnell, dauernd kommen neue Anbieter hinzu. Das macht die Sache unübersichtlich und verlangt von Ihnen ein permanentes Verfolgen des Marktes. Andererseits entstehen so auch rasch Angebote, die Sie vielleicht letzte Woche noch vermisst haben.

– Schwer zu überschauendes Dickicht aus Anbietern, die sich in manchen Leistungen kaum, in anderen wieder sehr stark unterscheiden.

– Sie müssen als Selfpublisher sehr viele Entscheidungen bei der Auswahl des Dienstleisters treffen, sehr viel mehr als ein Verlagsautor.

– Die Kosten und die genaue Zeit und Mühe, die bei der Zusammenarbeit mit einem Dienstleister auf Sie zukommen, sind für Erstautoren nicht leicht abzuschätzen.

– Für Menschen, die mit Computern und Internet nichts am Hut haben, ist Selfpublishing heute schlicht keine Alternative mehr. Zu viel Know-how erfordert allein die Auswahl geeigneter Dienstleister, von der Datenaufbereitung, der Covererstellung oder der wichtigen Vermarktung in sozialen Netzwerken ganz zu schweigen. So müssen Sie beispielsweise ein Cover nicht selbst erstellen können. Aber Sie sollten wissen, was beim Cover wichtig ist, welches Datenformat wo erforderlich ist, wie das mit Bildrechten aussieht und vieles mehr.

– Fehlende Anonymität durch Impressumspflicht im Buch.

Entscheidungshilfe: Verlag oder Selfpublishing?

Wie wichtig ist mir das Thema »Verlag/Selfpublishing-Dienstleister«?

(1 = weniger wichtig; 2 = wichtig; 3 = sehr wichtig.)

Welcher Publikationsweg passt beim Thema »Verlag/Selfpublishing-Dienstleister« besser zu mir?

(Vergeben Sie an Verlag oder Selfpublishing je nach Wichtigkeit 1, 2 oder 3 Punkte.)

Ihre Entscheidung:

Verlag: ___ Punkte; Summe: ___ Gesamtpunkte

Selfpublishing: ___ Punkte; Summe: ___ Gesamtpunkte

KLÜGER PUBLIZIEREN für Verlagsautoren und Selfpublisher

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