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Kapitel 3

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Liebe Grace, 30. April 1914

ich habe ganz wundervolle Neuigkeiten: Seit Kurzem arbeite ich in einem großen Hotel, nicht allzu weit weg von der Pension. Bei gutem Wetter kann ich zu Fuß gehen und sonst fährt eine Straßenbahn bis fast genau vor die Tür. Durch meine Erfahrungen als Schreibkraft hat man mich in einem der Büros der Hotelverwaltung angestellt. Mr Easton senior ist ein sehr strenger Arbeitgeber, aber glücklicherweise ist sein Sohn überaus freundlich.

In ihrem Zimmer im dritten Stock von Mrs Chamberlains Pension war Grace damit beschäftigt, ihre wenigen Kleidungsstücke auszupacken und im Schrank aufzuhängen. Vor etwas mehr als vierundzwanzig Stunden hatte Pastor Burke sie hierhergebracht. Der gutmütigen Hauswirtin war sofort aufgefallen, wie mitgenommen Grace war. Sie hatte sie lediglich zu ihrem Zimmer geführt, ihr ein Tablett mit etwas Brot und Tee gebracht und sie dann in Ruhe trauern lassen.

Stundenlang hatte Grace geweint, bis sie völlig aufgewühlt und von den Anstrengungen der Reise übermannt in einen tiefen Schlaf gefallen war. Als sie am nächsten Morgen aufwachte, fühlte sie sich vom vielen Weinen ganz ausgetrocknet. Zuallererst nahm sie ein ausgiebiges, heißes Bad, zog frische Kleidung an und versuchte, ihre Gedanken zu sortieren. Im Moment war es zu schwierig, sich auf die Zukunft zu konzentrieren. Stattdessen dachte sie über den heutigen Tag nach. Sie wollte Roses Grab besuchen und mit Pastor Burke und Mrs Chamberlain darüber sprechen, wie sie ihren Neffen sehen konnte. Erst wenn sie wusste, dass es dem kleinen Christian gut ging, wäre sie beruhigt.

Nachdem sie das Bett gemacht und ihre Reisetasche darunter verstaut hatte, schaute sie sich im Raum um. Über dem Bett lagen eine handgemachte blau-weiße Steppdecke sowie mehrere bunte Kissen. Farblich passten sie sehr gut zu denen auf der breiten Fensterbank. Auch ein Waschtisch, eine Kommode und ein Nachtschränkchen gehörten zum Mobiliar. Unter anderen Umständen hätte Grace den heimeligen Charakter dieses Zimmers sicher mehr wertschätzen können. Nun fragte sie sich, ob dies wohl auch Roses Zimmer gewesen war, als sie nach Toronto gekommen war.

Grace nahm einen Stapel Briefe aus ihrer Handtasche und setzte sich damit in die Fensterecke. Dort war es hell und man hatte einen herrlichen Ausblick. Sie öffnete den letzten von Roses Briefen, um vielleicht einen Hinweis darauf zu entdecken, wann sie krank geworden war. Doch auch beim erneuten Lesen fand sie keinerlei Andeutungen auf eine bedrohliche Krankheit.

„Ach, Rose“, seufzte Grace laut. „Hatte ich dir nicht gesagt, dass Kanada keine gute Idee war?“

Doch nichts hätte sie davon abbringen können, auch nicht der gut gemeinte Rat ihrer jüngeren Schwester. Damals schien es, als hätten die beiden die Rollen getauscht: Rose agierte aus einem Impuls heraus, während Grace vergeblich zur Vorsicht riet.

Sie steckte die Briefe wieder weg und schaute auf die Uhr. Sicherlich war Mrs Chamberlain bereits wach und bereitete das Frühstück für ihre Gäste vor. Grace fand, dass es an der Zeit war, sich der Gegenwart zu widmen. Und dazu brauchte sie Mrs Chamberlains Hilfe.

Entschlossen ging Grace die Treppe hinunter in den Salon. Jetzt fiel ihr auch die wohnliche Dekoration auf: Geblümte Sofas und Ohrensessel mit hoher Rückenlehne standen um einen Kamin und an der Wand hingen Landschaftsbilder aus England. Sie stellten grüne Weiden und ein kleines Cottage dar, das ihrem Elternhaus sehr ähnlich war. Eine alte graue Dame hob ihren Kopf, betrachtete Grace kurz und fiel dann wieder über ihr Buch gebeugt in den Sessel zurück.

„Guten Morgen, Grace. Wie schön, dass Sie auf sind und zu uns herunterkommen“, begrüßte Mrs Chamberlain sie aus dem Flur. Über ihrem Kleid trug sie eine Schürze mit Blumenmuster und in der Hand hielt sie eine große Teekanne. „Ich serviere gerade das Frühstück, falls Sie sich zu uns gesellen wollen?“, bot sie an, Mitgefühl in ihrem freundlichen Blick.

„Ich bin nicht sehr hungrig, aber über eine Tasse Tee würde ich mich freuen“, antwortete Grace und ging einen Schritt auf sie zu. „Und anschließend könnte ich Ihre Hilfe gebrauchen, wenn Sie einen Moment hätten.“

„Natürlich. Sobald ich mit dem Geschirr fertig bin, bin ich ganz Ohr.“


Am hinteren Ende des Holy Trinity Friedhofs bückte sich Grace über einen frischen Haufen Erde und legte einen Strauß Gänseblümchen darauf. Dann richtete sie sich wieder auf und schlang die Arme fest um ihren Oberkörper, als könnte sie sich auf diese Weise vor der Trauer schützen, die sie zu überwältigen drohte. An Roses Grab stand kein Stein, nicht einmal ein schlichtes Holzkreuz. Pastor Burke hatte ihr erzählt, dass die Kirchenmitglieder großes Mitleid mit der jungen Witwe gehabt hatten und nun für einen Grabstein zusammenlegten.

Wie konnte das nur geschehen, Rose? Hätte ich dich davor bewahren können, wenn ich früher gekommen wäre?

Ein kühler Frühlingswind wehte. Er hob den Saum von Graces Rock an und löste einige braune Haarsträhnen, die ihr nun ins Gesicht fielen. „Wie soll ich das nur Mutter erklären?“, flüsterte sie.

In ihren Gedanken erinnerte sie sich an eins ihrer letzten Gespräche.

„Das bist du mir schuldig, mein Kind. Das weißt du.“ Selbst von ihrem Krankenbett aus hatte ihre Mutter sie mit ihrem stählernen Blick wie festgenagelt und in Grace die Schuldgefühle hervorgeholt, die nur knapp unter der Oberfläche begraben lagen. „Das Mindeste, was du tun kannst, ist, Rose und meinen Enkel wieder nach Hause zu bringen.“

Den Blick auf die schlichte Grabstätte ihrer Schwester gerichtet, wischte sich Grace die Tränen von der Wange. „Ich werde alles dafür tun, dass es Christian gut geht. Irgendwie werde ich die Eastons dazu bringen, sich liebevoll um ihn zu kümmern. Und sollten sie das nicht tun, werde ich eine andere Lösung finden.“

Wie, wusste sie nicht. Aber sie vertraute darauf, dass Gott ihr zur rechten Zeit eine Tür öffnen würde.

Nach einem letzten Blick auf das Grab verabschiedete sie sich und ging in Richtung Kirche, wo Mrs Chamberlain auf sie wartete.

Gerade als sie bei der Treppe ankam, hörte sie ihren Namen.

„Hier, Grace, hier drüben“, rief Mrs Chamberlain vom Pfarrhaus herüber. „Kommen Sie und trinken Sie einen Tee mit uns. Drinnen ist es schön warm.“

Langsam ging Grace zu dem Haus. Die Einladung kam ihr gelegen, so konnte sie Pastor Burke weiter über die Eastons ausfragen. Und für einen Moment den tiefen Schmerz in ihrem Herzen vergessen.

Mrs Chamberlain erwartete sie an der Tür und führte sie in die Diele. In der Luft hing der süße Duft von Hefe und Zimt und Grace lief das Wasser im Mund zusammen. Außerdem erinnerte er sie daran, wie wenig sie in den letzten vierundzwanzig Stunden gegessen hatte. So eingenommen war sie von der Trauer über ihre Schwester. Es fühlte sich beinahe falsch an, jetzt hungrig zu sein.

„Pastor Burke hat mich in der Kirche gesehen und mich eingeladen. Auf dem Tisch steht frisch gebackenes Brot, wenn Sie möchten.“ Die Einfühlsamkeit in Mrs Chamberlains Stimme erwärmte Grace das Herz.

„Oh, vielen Dank. Das klingt wunderbar“, bedankte sie sich und trat in die gemütliche Küche, wo sie Pastor Burke vor dem Ofen stehen sah.

„Willkommen, Grace. Setzen Sie sich doch. Das Zimtgebäck ist auch gleich fertig.“

„Sie backen, Pastor Burke?“, fragte Grace, als sie sich an einen runden Tisch mit roter Tischdecke setzte.

Fältchen umgaben seine Augen, als er lächelnd erklärte: „Eine Fähigkeit, die ich mir nach dem Tod meiner lieben Frau aneignen musste. Da ich so gerne esse …“ – und bei diesen Worten strich er sich über den Bauch – „blieb mir nichts anderes übrig. Harriet war so nett, mir etwas Nachhilfe zu geben“, sagte er und zwinkerte Mrs Chamberlain zu. Sie grinste.

Verunsichert darüber, wie leichtfertig die beiden über den Tod eines geliebten Menschen sprachen, schaute Grace sie ungläubig an. Für sie war dieses Thema viel zu groß, um es so beiläufig zu erwähnen.

Mit einem Spültuch in der Hand öffnete Pastor Burke die Ofentür, holte eine Backform heraus und stellte sie auf den Tisch. Sogleich platzierte Mrs Chamberlain zwei der Stückchen auf jeden Teller.

Grace überlegte, wie sie ein Gespräch beginnen könnte. „Leben Sie schon lange in Toronto?“, fragte sie schließlich. Vielleicht war das ein guter Startpunkt, um die beiden etwas besser kennenzulernen.

„O ja“, antworte Pastor Burke nur kurz und überließ zunächst Mrs Chamberlain das Wort.

„Ich kam schon als sehr junge Frau nach Kanada. Doch musste ich erst durch mancherlei Schwierigkeiten, bis ich meinen lieben Mann kennenlernte. Gott sei Dank fanden wir bald darauf diese Kirche. Und mit der Zeit hat sie sich zu meiner persönlichen Kraftquelle entwickelt – besonders, als der kleine Miles von uns ging“, erzählte Mrs Chamberlain und schenkte sich Tee nach.

Nun setzte sich auch Pastor Burke an den Tisch. „Und ich war noch ein kleiner Junge, als meine Eltern hierherkamen. Als ich dann den Ruf in den Pastorendienst erkannte, bin ich ins Wycliffe College hier in der Stadt gegangen. Inzwischen leite ich seit sechzehn Jahren die Holy Trinity Church.“ Dann schaute er zu Mrs Chamberlain, als er weitersprach: „Harriets Startschwierigkeiten hier in Kanada gaben den Anstoß für unser Einwandererprogramm. Wir wollten damit einen Ort schaffen, an dem sich Neuankömmlinge austauschen können und Hilfe finden. Beispielsweise für eine erste Arbeit oder eine Unterkunft.“

„Die meisten haben kurz nach ihrer Ankunft erst einmal schreckliches Heimweh. Da ist es von Vorteil, Gleichgesinnte und Menschen aus dem eigenen Land um sich zu haben. Aus diesem Grund hat mein Mann damals die Pension eröffnet. In seinen Augen war es unabdingbar, dass man von Anfang an ein sicheres Dach über dem Kopf hat, bis man einmal wirklich hier angekommen ist“, fügte Mrs Chamberlain nickend hinzu und süßte ihren Tee mit einem Löffel Zucker. „Nach seinem Tod wollte ich die Pension in seinem Gedenken weiterführen, auch wenn ich jetzt nur noch weibliche Gäste aufnehme. Als Frau muss man vorsichtig sein.“

Etwas überrascht sicherte Pastor Burke ihr zu: „Ich bin immer nur ein paar Schritte entfernt, wenn Sie mich brauchen sollten.“

„Das weiß ich doch“, erwiderte Mrs Chamberlain mit einem herzlichen Lächeln. „Und es tut sehr gut, Freunde unter seinen Nachbarn zu haben.“

Bei diesem Stichwort setzte Grace ihre Tasse ab und nutzte die Gelegenheit, um auf ein anderes Thema zu sprechen zu kommen: „Apropos Nachbarn: Wohnen die Eastons denn auch hier in der Nähe?“

„Ihr Hotel ist nicht weit von hier, aber bis zum Anwesen ist es eine ordentliche Strecke mit der Straßenbahn“, antwortete Mrs Chamberlain mit besorgtem Blick.

„Wie ich gehört habe, ist es sehr modern“, fügte Pastor Burke hinzu.

Das Hotel hatte Grace beinahe vergessen, dabei war es der Ort, an dem sich Rose und Frank kennengelernt hatten.

„Das modernste der ganzen Stadt“, korrigierte Mrs Chamberlain ihn. „Und die Eastons gehören zu den wohlhabendsten Familien Torontos. Sie sind tonangebend in der Stadt. Ihr Anwesen soll wahrhaftig eine Villa sein, so groß wie ein Schloss.“

Bei diesen Worten überkam Grace ein Gefühl der Beklommenheit. Bisher hatte sie sich nie Gedanken darüber gemacht, wie gut betucht Roses Schwiegereltern wohl sein mochten. Doch Mrs Chamberlain zufolge waren sie nicht nur reich, sondern auch hoch angesehen. Wie sollte Grace da bloß mithalten?

Zu ihrer Verteidigung holte sie einen Brief von Rose aus ihrer Handtasche. „Dass sie reich sind, macht sie noch nicht zu guten Menschen. Vielleicht verstehen Sie meine Bedenken, wenn Sie hören, was Rose über sie geschrieben hat“, erwiderte sie und las vor: „Jetzt, wo Frank fort ist, mache ich mir Sorgen darüber, dass seine Familie mir Christian wegnehmen möchte. Aber ich kann nicht zulassen, dass mein Sohn von solchen Menschen aufgezogen wird. Menschen, die Frank enterbt haben, nur weil er seinen eigenen Weg gegangen ist. Wie können Eltern nur so grausam zu ihrem Kind sein? Grace, eins musst du mir versprechen: Sollte mir je etwas zustoßen, dann nimmst du Christian zu dir und kümmerst dich um ihn, als wäre er dein eigener Sohn.“

Plötzlich gab Graces Stimme nach und sie musste eine Pause machen. War Rose bereits krank gewesen, als sie diese Worte formuliert hatte?, schoss es ihr durch den Kopf. Hatte sie damals schon befürchtet, nicht wieder gesund zu werden?

Bekümmert blickte sie zu Mrs Chamberlain und Pastor Burke auf. „Rose hatte mich schon mehrmals gebeten zu kommen. Wäre ich doch nur früher hier gewesen! Vielleicht wäre sie dann jetzt noch am Leben …“

„O Liebes, nicht doch. So dürfen Sie nicht denken“, versuchte Mrs Chamberlain Grace zu trösten und legte ihr fürsorglich die Hand auf die Schulter. „Auch ich habe mich zeitweise schuldig gefühlt. Als hätte ich mehr für sie tun müssen.“

„Harriet, Sie haben Ihr Bestes gegeben“, versicherte ihr Pastor Burke, bevor er sich an Grace wandte. „Rose war eine sehr unabhängige Frau. Und entschlossen, allein zurechtzukommen und keine Almosen anzunehmen. Ich habe geholfen, wo ich konnte, doch letztlich lag es nicht in unserer Hand. Gottes Wille ist größer als wir.“ Als er den Satz beendete, zeichnete sich tiefe Trauer auf seinem Gesicht ab.

Wie konnte es Gottes Wille sein, dass ein kleiner Junge ohne seine Eltern aufwuchs? Grace klammerte sich am Brief fest und rang um Fassung. „War Rose … war jemand bei ihr, als es so weit war?“ Der Gedanke, dass ihre arme Schwester ihre letzten Minuten ganz allein verbracht hatte, zerriss ihr beinahe das Herz.

„Ja. Ich kam, um sie zu segnen. Doch als ich bemerkte, wie schwach sie war, entschied ich mich zu bleiben und etwas länger zu beten. Einmal noch ist sie aufgewacht, hat mir direkt in die Augen gesehen und mich gebeten, ihrer Schwester und ihrer Mutter mitzuteilen, dass sie sie liebte. Und ihre letzten Worte galten Christian. Sie bat mich sicherzustellen, dass es ihm gut ginge.“

Heiße Tränen rannen Grace über die Wangen, doch sogleich wischte sie sie weg und fing sich wieder. „Und genau deshalb muss ich zu den Eastons. Ich muss mich vergewissern, dass sie sich gut um Christian kümmern.“ Um ihre Entschlossenheit zu unterstreichen, lehnte sie sich über die Tischkante und fragte: „Werden Sie mir helfen?“

„Wenn ich doch nur wüsste, wie“, antwortete Pastor Burke und Mitgefühl lag in seinem Blick. „Sie können nicht einfach an der Tür klopfen und die Eastons bitten, ihnen Christian zu geben. Offiziell sind sie seine Pflegeeltern.“

Angestrengt dachte Grace nach, biss sich auf die Lippe. „Und was ist, wenn ich mir einen Anwalt suche? Um herauszufinden, ob es irgendwelche rechtlichen Möglichkeiten für mich gibt?“

Pastor Burke lugte zu Mrs Chamberlain, die nur mit dem Kopf schüttelte. „Ich befürchte, das Gesetz ist nicht auf Ihrer Seite. Wenn Sie den Eastons nichts Verfängliches nachweisen können, sehe ich keinen Vorteil in einem Rechtsstreit. Er wäre bloß teuer und würde doch nichts ändern. Vergessen Sie nicht: Die Eastons sind nicht nur reich, sie genießen auch einen sehr guten Ruf. Und zudem kennen sie sicherlich genügend Anwälte, Richter und Politiker in Toronto und der ganzen Region.“

Seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammengezogen, stand der Pastor auf. „An Ihrer Stelle würde ich es mir mit Oscar Easton nicht verscherzen. Er ist niemand, den man sich zum Feind machen sollte.“

Mit einem tiefen Seufzen sank Grace auf ihrem Stuhl zusammen. Jede Hoffnung, Christian jemals nach Hause zu bringen, war geschwunden.

Fürsorglich strich Mrs Chamberlain ihr über den Arm. „Das sehe ich genauso. Überlegen Sie es sich besser zweimal, bevor Sie sich gegen die Eastons wenden. Damit wäre nichts als Herzschmerz gewonnen, für alle Beteiligten.“

Grace versuchte die Enttäuschung herunterzuschlucken. „Also gut“, sagte sie, als hätte sie diesen Gedanken damit abgehakt, „ich werde meine nächsten Schritte gut überdenken.“

Pastor Burke lächelte und sah nun etwas weniger besorgt aus. „Eine ordentliche Ration Gebet könnte auch nicht schaden.“

Vielleicht hatte er recht. Vielleicht war es wirklich ein nutzloses Unterfangen, rechtlich gegen die Eastons vorzugehen. Und dennoch konnte sie das alles nicht tatenlos hinnehmen, das würde Rose ihr niemals verzeihen. Und noch viel weniger ihre Mutter. Jetzt, nach Roses Tod, wünschte sie sich vermutlich nichts sehnlicher, als ihren Enkel in die Arme zu schließen.

Aber was sollte Grace unternehmen? Wenn sie bei den Eastons anriefe oder einfach vor ihrer Tür auftauchte, was würden sie ihr dann schon sagen? Selbst eine kurze Einladung zum Tee würde nicht viel über ihren Umgang mit Christian verraten. Dafür brauchte es eine Langzeitlösung.

Zunächst aber würde Grace dem Rat von Pastor Burke folgen und lange und ausgiebig an einem Plan tüfteln. Das wiederum hieß, sie brauchte eine Arbeit. Denn herauszufinden, ob die Eastons wirklich geeignete Pflegeeltern für den kleinen Christian waren oder nicht, würde dauern.

Ein Wagnis aus Liebe

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