Читать книгу Ein Wagnis aus Liebe - Susan Anne Mason - Страница 9

Kapitel 2

Оглавление

Als Andrew Easton das Kinderzimmer im zweiten Stock betrat, musste er sich ein Grinsen verkneifen: Seine sonst eher zurückhaltende Schwester lehnte über der Wiege und zog aberwitzige Grimassen, um den kleinen Neffen zum Lachen zu bringen.

„Pass bloß auf, Ginny. Nicht dass dein Gesicht dabei einfriert!“, warnte Andrew sie, als er lachend ins Zimmer kam.

Abrupt hob Virginia den Kopf und zwei leuchtend rote Wangen zierten ihr Gesicht. „Wie lange stehst du da schon?“

„Lange genug, um dich schielen gesehen zu haben.“

„Hmm…“, rümpfte sie die Nase und eine dunkle Haarlocke fiel ihr ins Gesicht. „Christian gefällt es jedenfalls. Mit strahlenden Augen hat er mich angelächelt. Nicht wahr, mein Süßer?“, sagte Virginia und nahm den Kleinen aus der Wiege. Als sie ihm ein Küsschen auf die Wange geben wollte, packte er kräftig nach ihrer Nase.

„Aua! Dafür, dass du noch so klein bist, hast du schon ganz schön viel Kraft“, beschwerte sie sich und nahm ihn auf den anderen Arm. Dann wandte sie sich Andrew zu. „Und was führt dich hierher, Drew, mitten am Tag? Solltest du nicht auf der Arbeit sein?“

„Heute arbeite ich von zu Hause aus und deshalb wollte ich mal eben nach unserem Neffen schauen“, antwortete er und kam zum Kinderbett. „Meinst du, er hat sich schon an sein neues Zuhause gewöhnt?“, fragte er. Seit drei Wochen lebte Christian nun bei ihnen. Andrew konnte sich nicht vorstellen, wie schrecklich es für ein Kind sein musste, noch als Baby zum Waisen geworden zu sein.

Franks Sohn hatte ein glückliches und sorgloses Leben verdient. Und als sein neuer Vormund fühlte Andrew sich dazu verpflichtet, ihm dieses zu bereiten.

Virginia gab ihm das Baby und öffnete Vorhang und Fenster. „Ja, ich glaube, Christian ist dabei, sich an uns zu gewöhnen. Nachts wacht der Arme aber immer noch weinend auf. Vermutlich schreit er nach seiner Mama“, mutmaßte sie und streichelte ihm über den Kopf. „Ich wünschte, Frank hätte ihn wenigstens einmal sehen können.“

„Ich auch. Er wäre so stolz auf ihn“, erwiderte Andrew traurig. Der Tod ihres Bruders machte ihnen allen zu schaffen.

Virginia seufzte. „Wäre seine Frau nach seinem Tod doch bloß zu uns gekommen. Vielleicht …“

Andrew schüttelte den Kopf. Ginny wusste genau, dass ihr Vater so etwas niemals zugelassen hätte. Nicht, solange er in Rose Abernathy den Grund für Franks „gescheitertes Leben“ sah. „Es bringt nichts, sich das Unmögliche zu wünschen, Gin. Lass uns einfach froh darüber sein, dass wir Christian haben. Und mit ihm können wir versuchen, die Dinge wiedergutzumachen. Wir werden unser Bestes geben, damit er eine glückliche Kindheit hat.“

„Darüber wollte ich sowieso noch mit dir reden“, entgegnete Virginia, als sie den Kleinen wieder an sich nahm.

„Worüber genau?“

„Ich habe über meine Pläne für den Sommer nachgedacht und …“, sie holte tief Luft, bevor sie weitersprach. „Und entschieden, meine Reise abzusagen.“ Ein wenig nervös wagte sie es kaum, ihren Bruder anzusehen. Nach einem flüchtigen Blick zu ihm, wandte sie sich schnell wieder dem Baby zu, lockerte eine Haarsträhne, nach der es gerade griff, und setzte sich auf den Schaukelstuhl.

Andrew folgte ihr und suchte auf Virginias Gesicht nach einem Hinweis, der ihren plötzlichen Meinungswechsel erklären konnte. Hatte es wirklich mit Christian zu tun? Oder verbarg sie etwas ganz anderes vor ihm?

„Du hast Basil versprochen, ihn und seine Familie nach Europa zu begleiten. Sie werden sehr enttäuscht sein, wenn du dich jetzt umentscheidest.“

„Aber ich werde doch hier gebraucht. Ich kann Christian nicht auch noch verlassen, wo er sich gerade an mich gewöhnt. Das wäre einfach zu grausam.“

Grausam war wirklich kein passendes Attribut für Virginia. Andrew kannte kaum eine fürsorglichere junge Frau als seine Schwester.

„Kinder stellen sich schnell auf neue Situationen ein“, entgegnete Andrew beschwichtigend. „Und ein Kindermädchen steht ganz oben auf meiner Liste. Sobald wir jemand Passendes gefunden haben, könnt ihr euch gemeinsam um ihn kümmern und Christian kann sich ganz langsam umgewöhnen, bevor du tatsächlich fährst.“

Tränen standen in Virginias Augen und betonten die kleinen goldenen Flecken darin. „Ich kann ihn nicht einfach zurücklassen. Er hat sich schon längst in mein Herz gestohlen. Wenn Basil doch nur in Betracht ziehen würde …“

„Ginny“, unterbrach Andrew sie und beugte sich zu ihr herunter. „Ich weiß, wie sehr du Christian liebst. Aber du kannst nicht einfach dein Leben für ihn aufgeben.“

„Warum denn nicht?“, fragte sie herausfordernd. „Hast du nicht genau dasselbe vor?“

„Nein, habe ich nicht. Ich kümmere mich um Hilfe, und falls ich heiraten sollte …“ Warum brachte ihn das Thema Ehe jedes Mal ins Zögern? „Wenn ich heirate“, sagte er nun mit kräftigerer Stimme, „werden meine Frau und ich die Rolle seiner Eltern übernehmen. So kann Christian mit ein und demselben Kindermädchen aufwachsen.“ Er gab sich Mühe, ein Lächeln aufzusetzen. „Das wird das Beste für ihn sein. Hab nur Geduld.“

Virginia stützte ihr Kinn auf Christians Kopf ab. „Ich hoffe, du hast recht. Auch wenn ich mir zurzeit nicht vorstellen kann, dass es für mich etwas Besseres geben kann als Christian“, gestand sie und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Der schwermütige Ausdruck darin versetzte Andrews Herz einen Stich.

„Geht es hier wirklich um Christian?“, fragte er besorgt. „Oder eher um Basil und dich?“ Dass seine Schwester über die Verbindung mit Basil nicht so erfreut war wie ihr Vater, hatte Andrew bereits bemerkt. Und doch bezweifelte er, dass Virginia sich jemals gegen ihren Vater stellen würde. Nicht nach dem Desaster, das Frank damit ausgelöst hatte.

Bedrückt schaute sie zu Boden. „Womöglich ist es beides.“

„Das solltest du besser klären, bevor du ihm dein Jawort gibst, Ginny. Vorausgesetzt, dass er überhaupt den Mut findet, dich endlich zu fragen“, sagte er mit einem Grinsen. „Aber jetzt entschuldige mich bitte. Ich muss mich darum kümmern, dass unsere Annonce für ein Kindermädchen noch eine Woche länger in der Zeitung erscheint.“ Und damit stand er auf, gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und ging zur Tür.

„Drew?“

„Ja?“

„Lass dir ruhig noch etwas Zeit mit dem Kindermädchen. Bis zu meiner Abreise sind es noch acht Wochen. Davon möchte ich den Kleinen so lange wie möglich für mich haben.“

Ihre Bitte, untermalt von dem harmonischen Bild, das die beiden auf dem Schaukelstuhl abgaben, berührte Andrew. Eines Tages wird sie sicherlich eine wundervolle Mutter sein, dachte er. Bedauerlich, dass Basil nicht merkte, wie viel es Virginia bedeuten würde, Christian großzuziehen. Und das wäre nicht nur für das Baby das Beste, sondern auch für Andrew: Damit hätten seine Debatten mit Celia auch ein Ende gefunden.

„Keine Sorge. Dir wird noch genug Zeit mit ihm bleiben. Ein Kindermädchen zu finden, das Mutters Ansprüchen gerecht wird, ist schwerer als gedacht“, erklärte Andrew mit einem Zwinkern und zog die Tür hinter sich zu.

Auf dem Weg die Treppe hinunter betete er, dass Gott ihm das richtige Kindermädchen schicken würde. Eine Frau, die dem Kleinen all die Liebe und Fürsorge schenken würde, die er verdiente.


Nach einem kurzen Halt bei der Zeitung fuhr Andrew mit seinem Wagen in Richtung Easton Towers Hotel. Wie sehr er diese Stadt liebte. Das Zusammenspiel aus Alt und Neu war wie eine Quelle der Inspiration. Als er an der Universität vorbeifuhr, überkam ihn die Nostalgie: Selbst mehrere Jahre nach seinem Abschluss fehlte ihm die Zeit auf dem Campus und das kameradschaftliche Miteinander. Doch mit Kriegseintritt war diese unbeschwerte Zeit jäh beendet worden. Woher hätte Andrew auch wissen sollen, dass sich sein Leben damit vollständig verändern würde?

Wenige Minuten später stellte er den Wagen vor dem Hotel ab und ging mit leicht geschwellter Brust in die Lobby. Die Easton Towers waren der Inbegriff von Eleganz und Oscar Eastons ganzer Stolz. Manchmal kam es Andrew sogar vor, als bedeutete seinem Vater das Hotel mehr als die eigene Familie. Nichtsdestoweniger musste auch Andrew zugeben, dass ihnen damit eine außerordentliche Unternehmung gelungen war.

Auf dem Weg zum Aufzug, der ihn bis in den zehnten Stock zu den Büroräumen brachte, begrüßte er das Empfangspersonal mit einem Nicken. Oben angekommen klopfte er an der Tür seines Vaters und wartete auf eine Reaktion, bevor er das opulente Zimmer betrat.

„Guten Tag, Vater.“

„Andrew, wie gut, dass du gerade kommst“, entgegnete ihm sein Vater, als er den Blick vom Schreibtisch hob. „Mir ist gar nicht aufgefallen, dass du heute Vormittag nicht hier warst. Ist alles in Ordnung?“

Vom freundlichen Ton dieser Worte ließ Andrew sich nicht hinters Licht führen. Die verborgene Kritik darin – Warum warst du nicht an deinem Schreibtisch?– nahm er deutlich wahr.

„Ich habe heute Morgen von zu Hause aus gearbeitet. Ein Umgebungswechsel fördert die Produktivität“, antwortete er betont locker und ging die Fensterfront entlang, die einen wunderschönen Blick auf den Stadtkern eröffnete. Wenn er weit geradeaus schaute, konnte er beinahe erkennen, wie die Sonnenstrahlen auf dem Ontariosee glitzerten. Wie lange war es her, dass er dort zum letzten Mal am Strand gelegen hatte? Oder mit dem Boot über das Wasser gefahren war? Jetzt, wo das gute Wetter endlich da war, sollte er solchen Freizeitaktivitäten mehr Zeit einräumen.

Als Andrew sich umdrehte, bemerkte er das Stirnrunzeln seines Vaters. Durch die Deckenleuchte glänzten die einzelnen silbernen Strähnen in seinem sonst dunklen Haar. Zweifelsohne eine Folge der jüngsten Ereignisse.

„Lass das nicht zur Gewohnheit werden. Du wirst hier gebraucht.“

Einen Moment später zog er eine Augenbraue hoch, als wäre ihm gerade etwas eingefallen, und sah dabei genauso aus wie Frank. Mit seinem dunklen Haar war Andrews großer Bruder ihrem Vater zum Verwechseln ähnlich gewesen. Andrew hingegen hatte äußerlich mehr von seiner Mutter. Vielleicht war das auch der Grund, warum sein Vater immer schon Frank bevorzugt hatte – er war sein perfektes Spiegelbild gewesen, das Oscar Eastons Selbstbewusstsein stärkte. Insbesondere dann, wenn er mit seinem Charme selbst den letzten Idioten um den Finger wickelte.

Sein Vater lehnte sich zurück. „Gibt es schon Neuigkeiten bezüglich eines Kindermädchens?“

Christians Ankunft in der Familie war für alle eine große Überraschung gewesen, aber Andrews Vater schien besonders damit zu kämpfen. Andrew vermutete, dass das Baby Schuldgefühle in ihm aufkommen ließ: darüber, wie er seinen Sohn verleugnet hatte, und vor allem darüber, wie forsch er dessen Frau gegenübergetreten war.

Für Andrew hingegen war Christian ein Geschenk des Himmels. Er hoffte, dass er die klaffende Lücke füllte, die Franks Tod hinterlassen hatte, und die Eastons als Familie wieder mehr zusammenbringen würde.

„Bisher haben wir noch niemanden gefunden. Mutters Ansprüche schüchtern die Kandidatinnen ganz schön ein. Aber heute Morgen habe ich die Ausschreibung ein wenig umformuliert und auf dem Weg hierher zur Zeitung gebracht.“

„Gut“, erwiderte Oscar nun etwas weniger kritisch. „Sobald der Junge gut umsorgt ist, kann auch ich wieder beruhigt sein. Ich möchte nicht, dass er deiner Mutter zu viel Arbeit bereitet oder gar einen gesundheitlichen Rückschlag bedeutet.“

Andrew verkniff sich ein Seufzen – wenn sein Vater doch bloß erkannte, dass genau das Gegenteil der Fall war. Der kleine Christian bewahrte seine Großmutter davor, in ihrer Trauer über Franks Tod zu versinken.

„Jetzt aber haben wir Wichtigeres zu besprechen“, unterbrach Oscar Andrews Gedanken, als er plötzlich aufstand und seine Weste zurechtrückte.

„Und das wäre?“, fragte Andrew nichts ahnend.

„Cecilias Geburtstag. Die Abendgesellschaft bei den Carmichaels morgen.“

„Was ist damit?“

„Ich hoffe, dass du daran teilnehmen wirst. Du musst schließlich deine Absichten verteidigen. Glaube mir, es gibt genügend andere Männer, die gern an deine Stelle treten würden.“

Andrew unterdrückte das Verlangen, mit den Augen zu rollen. „Ich werde dort sein, keine Sorge. Celia hat mir schon gesagt, wann ich kommen soll.“

„Wunderbar.“ Zufriedenheit lag in Oscars Stimme, als er weitersprach: „Es freut mich sehr, dass du und Harrisons Tochter so gut miteinander auskommt. Sicherlich werdet ihr bald eure Verlobung bekannt geben?“

Wütend ballte Andrew seine Hände zu einer Faust, löste sie aber gleich wieder. „Ganz im Gegenteil. Ich gehe das langsam an, Vater.“

„Die Zeit rennt, Andrew. Wenn du nicht aufpasst, kommt dir noch jemand zuvor. Eine Schönheit wie Cecilia, die zudem auch noch klug ist, ist selten.“

„Das weiß ich. Trotzdem möchte ich mir wirklich sicher sein, bevor ich mich auf etwas so Ernstes einlasse wie eine Ehe.“

Oscar schenkte sich gerade auf der Anrichte eine Tasse Kaffee ein, hielt dann aber inne. „Sicher sein worüber?“

„Dass sie nicht immer noch in Frank verliebt ist.“ Andrew merkte, wie bei diesem Gedanken Eifersucht in ihm hochkam. Würde er sich je damit abfinden können, dass Celia sich einst für Frank entschieden hatte? Wenn er damals nicht der koketten Engländerin begegnet wäre, hätte er ihre Verlobung auch nicht aufgehoben und Celia wäre jetzt Franks Ehefrau. Das konnte Andrew nicht so einfach vergessen. Überdies machte ihn ihr plötzliches Interesse stutzig. Früher hatte sie ihn kaum beachtet.

Jetzt trat sein Vater neben ihn und legte die Hand auf Andrews Schulter. „Das ist deine Chance, Andrew, dich noch ein letztes Mal für deinen Bruder einzusetzen. Wenn du Cecilia heiratest, stellst du damit die gute Beziehung zwischen den Eastons und den Carmichaels wieder her.“ Und mit leicht zusammengekniffenen Augen ergänzte er: „Du warst immer schon ein Mann von Integrität. Mehr noch als dein Bruder, wie sich herausgestellt hat.“

Dieses Kompliment hörte Andrew gern. Und doch fühlte es sich nicht richtig an, hatte einen sauren Beigeschmack. Warum musste Frank erst sterben, damit ihr Vater Andrew lobte? „Ich weiß, was auf dem Spiel steht, Vater. Aber ich werde nichts überstürzen.“

Für mehrere Augenblicke betrachtete der Vater seinen Sohn stillschweigend. „Ich glaube, es ist an der Zeit, dich über einen Plan zu informieren, über den Harrison und ich in Verhandlung stehen“, sagte er schließlich. Er zeigte in Richtung der zwei Sessel, die an einem Tisch standen, und die beiden setzten sich. „Was ich dir jetzt erzähle, muss allerdings unter uns bleiben“, begann er und nahm sich eine Zigarre aus der Box. „Harrison denkt darüber nach, sich mit uns zusammenzuschließen, um eine Hotelkette zu eröffnen. Mit dem Geld seiner Entwicklungsfirma im Rücken hätten wir alles, was wir bräuchten, um mehrere neue und sogar noch größere Hotels aufzumachen. Wir haben uns bereits ein paar infrage kommende Objekte in Ottawa und Winnipeg angesehen. Vielleicht können wir sogar bis nach Vancouver gehen.“

Andrew strich sich besorgt mit der Hand durch den Bart. „Ist das wirklich der richtige Zeitpunkt für solch eine Veränderung? Die Wirtschaft ist durch den Krieg immer noch geschwächt. Leute gehen nicht auf Reisen, wenn sie kaum genug Geld zum Überleben haben. Ich halte das für ein sehr waghalsiges Vorhaben.“

„Vielleicht. Vielleicht zeugt es aber auch von zwei Männern mit einer Vision, die einen mutigen Schritt wagen und sich die Unsicherheit der anderen zu eigen machen“, erwiderte er selbstbewusst und zündete genussvoll die Zigarre an, mit der er kleine Rauchkringel formte. „Wenn alles funktioniert, brauche ich jemanden, der die Hotels an den neuen Standorten betreut. Wer wäre dafür besser geeignet als du? Dir kann ich blind vertrauen, du hast immer schon an meiner Seite gearbeitet und das Unternehmen kennst du in- und auswendig.“

Überrascht rutschte Andrew auf dem Sessel herum und konnte kaum glauben, was sein Vater soeben gesagt hatte.

„Und wenn du Cecilia heiratest, wäre das das Sahnehäubchen auf der Torte. Das würde die beiden Familien noch viel enger und anhaltender miteinander verbinden. Und Harrisons Beteiligung garantieren.“

Sofort lief es Andrew eiskalt den Rücken herunter. „Willst du meine Ehe wirklich als Schmiergeld nutzen? Das klingt ja gerade so, als soll ich damit bloß dein Unternehmen voranbringen.“

„Natürlich nicht. Ich zeige dir nur die Fakten auf. Eure Ehe wäre beiden Familien zum Vorteil“, sagte er und schwieg einen Moment. „Denk darüber nach, Andrew. Eine wunderschöne Frau. Ein eigenes Hotel. Was wünscht man sich mehr?“

Plötzlich wirkte Andrews Traum, das, worauf er lange und hart hingearbeitet hatte, zum Greifen nahe. Es ging ihm nicht nur um den Respekt seines Vaters – eine mächtige Beförderung, die neue Herausforderungen und mehr Verantwortung mit sich brachte, stand im Raum.

Aber konnte er Toronto dafür wirklich verlasen? In eine Stadt ziehen, die eine Tagesreise weit von seiner Familie und seiner Heimat entfernt lag?

„Darüber muss ich mir Gedanken machen.“

„Sicher. Aber denk nicht zu lange nach, mein Sohn. Wie ich schon sagte: Die Zeit rennt.“ Mit seinem stählernen Blick verlieh er den Worten mehr Nachdruck, als jedes ausgesprochene Ultimatum es je vermocht hätte.

Wenn Andrew das Angebot seines Vaters ausschlug, ließe er damit nicht nur ihn, sondern auch das Unternehmen im Stich. Eigentlich hätte Frank diese Position zugestanden, nun aber lag es an Andrew, in seine Fußstapfen zu treten. Die Rolle des pflichtbewussten Sohnes zu übernehmen und Celia zu heiraten. Eine Kluft zu überwinden, die Frank einst zwischen die zwei mächtigsten Familien Torontos geschlagen hatte.

In Andrews Hand lag der Schlüssel zu alledem, wonach sein Vater immer schon strebte. Und doch nagte an Andrew der Zweifel: War er bereit, sich dem Wunsch seines Vaters zu unterwerfen? Was, wenn er damit womöglich sein eigenes Glück aufs Spiel setzte?

Ein Wagnis aus Liebe

Подняться наверх