Читать книгу Selbstmitgefühl für Eltern - Susan Pollak - Страница 27
Schmutzige Windeln
ОглавлениеHalte kurz inne, bevor du die Windel wechselst.
Atme durch. Spüre deine Füße auf dem Boden.
Schau dein Baby an. Schau ihm in die Augen. Lächle.
Schau, ob du auf eine akzeptierende, nicht-reaktive Weise bei dem bleiben kannst, was während dieser Aufgabe auftaucht Empfindungen, Gedanken, Gefühle, Gerüche.
Wenn wir Dinge mögen, wollen wir daran festhalten. Dinge, die wir nicht mögen, wollen wir gereizt oder verärgert wegschieben.
Eine angemessene Reaktion ist es, anzuerkennen, dass dies nicht verschwinden wird, ob es mir passt oder nicht.
Nimm die einzelnen Schritte des Windelwechselns bewusst wahr das Aus- und Anziehen der Kleidung, die Benutzung von Feuchttüchern, Öl, Puder.
Vielleicht schreit das Baby, windet und wehrt sich. Das tun Babys eben. Atme tief ein und aus, bleib geerdet. Dieser Moment wird vorbeigehen.
Schau, wie es ist, die Dinge so sein zu lassen, wie sie sind und nicht davon abgestoßen zu werden.
Das gehört zum Leben. Der Zen-Meister Thich Nhat Hanh hat oft gesagt »Kein Schlamm, kein Lotos«.
Während du diese Tätigkeit beendest, ist dir bewusst, dass du dein Baby sauber und zufrieden hältst.
Wenn du magst, kannst du das Ganze mit einem Lächeln und einer Umarmung abschließen.
Wiederhole das 8.000 Mal.
Viele Meditationslehrer und -lehrerinnen weisen darauf hin, dass man nicht viel Zeit im Tagesablauf einplanen muss, um still zu sitzen – welche Eltern können sich diesen Luxus schon leisten? Sehr hilfreich ist die Vorstellung, dass zahlreiche achtsame Momente im Laufe des Tages einen riesigen Unterschied in Bezug auf das eigene Wohlbefinden und die Fähigkeit, mit Stress umzugehen, ausmachen können. Eine meiner Lehrerinnen brachte es auf den Punkt – »Kurze Momente – oft«. Achtsamkeit zu praktizieren muss keine große Sache sein. Du kannst das immer und überall machen und dabei tun, was du sonst auch tust. Ziel dieser Übungen ist es, zu lernen, auch während einer profanen oder unangenehmen Tätigkeit präsent zu sein. Bei der informellen Praxis geht es darum, zu tun, was wir immer tun, dabei aber zu wissen, dass wir es tun – vielleicht indem wir versuchen, die Dinge etwas mehr mit unseren Sinnen wahrzunehmen.
Probiere die folgende Übung einmal morgens aus, wenn es hektisch zugeht und du kaum Zeit zum Frühstücken hast (keine Sorge, ich werde jetzt keinen Vortrag über die gesundheitlichen Vorzüge von Kräutertee halten). Das erinnert mich an einen Spruch, den ich kürzlich im Internet gelesen habe: »Da sitzt ein Typ im Café, hängt nicht am Handy, hackt nicht auf seinen Laptop ein; trinkt einfach nur Kaffee. – Was ein Psycho.« Wie oft trinkst du einfach nur deinen Kaffee, wenn es Zeit ist, deinen Kaffee zu trinken? Achtsamkeit muss nicht 10 Minuten lang auf einem Meditationskissen stattfinden, sie kann 10 Minuten lang beim Kaffeetrinken stattfinden. Okay, vielleicht 5 Minuten. Denn du brauchst wirklich zwei Dinge, um als Mutter oder Vater bei Trost zu bleiben: Deinen Kaffee und deine fünf Minuten.