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1 Einleitung: Die Gründung der eigenen Praxis

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Jedes Jahr machen sich in Deutschland mehrere Hunderttausend auf den Weg in die Selbstständigkeit. Im Jahr 2018 waren es, wie aus dem KfW-Gründungsmonitor 2019 hervorgeht, 547.000 Menschen. Laut dieser Analyse zum Gründungsgeschehen durch die Abteilung Volkswirtschaft der KfW-Bankengruppe machten sich mit 8 von 10 so viele Gründer wie noch nie selbstständig, indem sie ein Unternehmen völlig neu gründeten und aufbauten. Ein weiteres zentrales Ergebnis des KfW-Gründungsmonitors lautet: 70 % der Gründer waren sowohl 2017 als auch 2018 Chancengründer. So werden Gründer genannt, die sich selbstständig machen, um eine Geschäftsgelegenheit (Chance) wahrzunehmen. Vielleicht geht es Ihnen ähnlich. Sie haben einen persönlichen Traum und sehen derzeit gute Chancen, diesen zu verwirklichen. Deshalb überlegen Sie, eine eigene Fußpflege-/Podologiepraxis zu gründen und selbstständiger Unternehmer zu werden.

Sie haben eine gute Ausbildung, bringen Berufserfahrung mit und spüren, die Zeit ist reif für eine Veränderung. Da liegt der Gedanke auf der Hand, in eine eigene Existenz zu starten und Freiräume zu nutzen, die Ihnen als Angestellter bisher verwehrt waren – eigenverantwortlich entscheiden, eigene Ideen entwickeln und umsetzen oder auch die Zeit frei einteilen können. Tatsächlich geben nach dem IAB/ZEW Gründungspanel (Mai 2018), einer repräsentativen Stichprobe, die Informationen zu rund 6.000 Gründungen und jungen Unternehmen in Deutschland liefert, 47 % der Frauen und 41 % der Männer als wichtigstes Gründungsmotiv an, deshalb selbstständig gemacht zu haben, um selbstbestimmt arbeiten zu können.

Aber abgesehen vom Wunsch, eine Praxis für Fußpflege/Podologie in Eigenregie aufzubauen und zu führen, kann es noch eine Reihe weiterer Gründe geben, um sich auf den Weg in die Selbstständigkeit zu machen, wie z. B., um

◆ einen Familienbetrieb aus Tradition weiterzuführen,

◆ mehr Erfolgserlebnisse zu genießen,

◆ eine günstige Gelegenheit beim Schopf zu packen,

◆ drohender oder bestehender Arbeitslosigkeit zu entkommen,

◆ das berufliche Weiterkommen selbst in die Hand zu nehmen,

◆ berufliche Frustrationen zu vermeiden oder zu beenden,

◆ auf diesem Wege noch intensiver als bisher für die Patienten da sein zu können,

◆ die Marktchancen hinsichtlich des wachsenden Bewusstseins für Gesundheit und Wohlbefinden für die selbstständige Tätigkeit als Podologe/Fußpfleger zu nutzen und zu optimieren.

Vor allem das letztgenannte Motiv gewinnt zunehmend an Bedeutung. Denn der Bereich Gesundheit und Wellness ist ein Markt mit hohen Wachstumsraten und bietet daher eine Vielzahl von Chancen.

So ist seit Jahren ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein innerhalb der Bevölkerung zu beobachten. Die Menschen möchten immer mehr für ihre Gesundheit tun – jeder vierte Euro für Ausgaben von Gesundheitsleistungen wird inzwischen privat aufgebracht, wie ein Bericht des Bundeswirtschaftsministeriums über die Gesundheitswirtschaft 2017 aufzeigt. Danach sind zwischen 2006 und 2017 die gesamten Gesundheitsausgaben um rund 150 Milliarden Euro auf knapp 452 Milliarden Euro angestiegen. Mehr als ein Viertel (26,8 %) davon wurde nicht von Krankenkassen und anderen Sozialversicherungsträgern erstattet, sondern bezahlten die Bundesbürger selbst aus eigener Tasche. Alle privat finanzierten Waren und Dienstleistungen rund um die Gesundheit werden häufig als Zweiter Gesundheitsmarkt bezeichnet. Dazu gehören beispielweise Ausgaben für nicht verschreibungspflichtige Medikamente (OTC-Präparate) und individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) sowie für Fitness, Wellness und Gesundheitstourismus. Entfielen 2006 auf den Zweiten Gesundheitsmarkt laut der Analyse des Bundeswirtschaftsministeriums 85 Milliarden Euro, hat er bis zum Jahr 2017 bereits ein stattliches Volumen von 121 Milliarden Euro erreicht. Das Bundesgesundheitsministerium wies im Juni 2018 darauf hin, dass die demografische Entwicklung in Deutschland, der medizinisch-technische Fortschritt und das wachsende Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung zu einer zusätzlichen Nachfrage an herkömmlichen professionellen Dienstleistungen in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Betreuung, aber auch an Produkten und Dienstleistungen des Zweiten Gesundheitsmarktes führen.

Der demografische Wandel in unserer Gesellschaft ist bereits seit Jahren von einer sinkenden Anzahl von Menschen im jüngeren Lebensalter und gleichzeitig von einer steigenden Anzahl älterer Menschen gekennzeichnet. Einen Überblick über die Alterung unserer Gesellschaft vermittelt das Statistische Bundesamt in der Broschüre Ältere Menschen in Deutschland und der EU. Danach waren Ende 2014 in Deutschland 22,2 Millionen Menschen und damit mehr als jeder Vierte (27 % der Bevölkerung) 60 Jahre und älter. 2050 wird voraussichtlich sogar mehr als jeder Dritte (38 %) der Generation 60plus angehören. Besonders deutlich zeigt sich die zunehmende Alterung der Gesellschaft in der wachsenden Zahl Hochbetagter. Lebten 2014 in Deutschland gut 4,5 Millionen Menschen, die 80 Jahre oder älter waren, werden es 2050 fast 10 Millionen sein. Verantwortlich für diese Entwicklung sind mehrere Faktoren. Zu nennen sind hier die Babyboomer, wie die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er Jahre genannt werden, die inzwischen nach und nach das Rentenalter erreichen. Hinzu kommt, dass die Menschen immer länger leben. Seit Ende des 19. Jahrhunderts hat sich die Lebenserwartung des Menschen mehr als verdoppelt und liegt heute für neugeborene Jungen bei 78 Jahren und für neugeborene Mädchen bei 83 Jahren. Mit höherem Lebensalter der Menschen wird auch die Nachfrage an Fußpflege im Allgemeinen und an medizinischer Fußpflege im Besonderen größer werden. Nicht nur, weil ältere Menschen gesund, fit und gepflegt sein wollen und dabei speziell auch bei der Pflege der Füße mit zunehmendem Lebensalter professionelle Unterstützung benötigen, sondern weil das Alter ebenso Krankheiten mit sich bringt, die eine Fußpflege erforderlich machen.

Zudem ist professionelle Fußpflege für eine Reihe weiterer Personengruppen von entscheidender Bedeutung. Dazu gehören Sportler, deren Füße infolge sportlicher Überbelastung durch einen Spezialisten versorgt werden müssen.

Eine andere Problemgruppe sind Menschen, deren Füße unter der Mode leiden oder gelitten haben. Aber auch Kinder können bereits mit Fußproblemen konfrontiert sein. Das Tragen unpassender Kinderschuhe ist weiter verbreitet als man annehmen möchte. Und natürlich wird Fußpflege durch einen Fachmann von Kunden einfach auch deshalb nachgefragt, um den Füßen und damit dem gesamten Körper etwas Gutes zu tun, gesunde Füße zu pflegen und gesund zu erhalten, eine entspannende Fußbehandlung zu genießen und sich über schön gepflegte Füße und Nägel zu freuen.

Es spricht also vieles dafür, sich in das Abenteuer Existenzgründung zu begeben. Allerdings nicht jeder ist für die Selbstständigkeit geeignet. Das ist selbstverständlich keine Wertung, sondern lediglich eine Feststellung. Jeder potenzielle Existenzgründer sollte zunächst herausfinden, ob eine berufliche Selbstständigkeit auch wirklich das Richtige für ihn ist, um sich später bittere Enttäuschungen zu ersparen. Niemand muss zum Unternehmer geboren sein. Auch gibt es nicht den Unternehmertyp schlechthin. Dennoch gibt es eine Reihe von Gründereigenschaften, die erfolgreiche Unternehmer auszeichnen.

Wichtige Fragen, mit denen sich angehende Unternehmer auseinandersetzen müssen, sind:

◆ Wie muss ein schlüssiges Praxiskonzept aussehen, damit es vor Banken und auf dem Markt bestehen kann?

◆ Verfüge ich über ausreichend kaufmännische Kenntnisse?

◆ Welche Fördermittel kommen für mich infrage?

◆ Wo ist der richtige Standort für meine Praxis?

◆ Wer sind meine Kunden/Patienten?

◆ Wer und wo sind meine Konkurrenten?

◆ Welche Genehmigungen brauche ich?

◆ Bringen mir Familie und Freunde Verständnis und Rückhalt entgegen?

◆ Wo finde ich kompetente Beratung?

Wer sich auf den Weg in die Selbstständigkeit macht, wird mit außergewöhnlichen Herausforderungen konfrontiert werden und muss – vor allem in der Startphase – zu Höchstleistungen bereit sein. Neben fachlichen Qualifikationen und persönlichen Kompetenzen sind für eine erfolgreiche Gründung die Geschäftsidee, eine solide Finanzierung und betriebswirtschaftliches Know-how ebenso von Bedeutung. Entscheidend für eine erfolgreiche Gründung sind eine gewissenhafte Vorbereitung und Planung. Risiken und ein eventuelles Scheitern können dadurch zwar nicht völlig verhindert, aber auf jeden Fall deutlich minimiert werden.

Allerdings sind Existenzgründer heute bei der Bewältigung all dieser Anforderun­gen nicht mehr völlig auf sich selbst gestellt. Vielmehr wurde in Deutschland eine öffentliche Förderinfrastruktur mit einem breitgefächerten Finanzierungs- und Beratungsangebot aufgebaut, die im weltweiten Ländervergleich sogar Platz 1 belegt. Nutzen Sie das Angebot und beschaffen Sie sich all die Informationen, die Sie für die Praxisgründung benötigen. So gerüstet, gelingt es am einfachsten, die zahlreichen Fallen und Stolpersteine auf dem Weg zur eigenen Praxis zu überwinden.

Vor dem Start gilt es also, eine jede Menge von Fragen abzuklären und Informationen zu sammeln. Aber Halt! Werden Sie nicht kopfscheu! Bei all den Aufgaben, die in den kommenden Wochen und Monaten zu bewältigen sind, will dieser Ratgeber Ihnen wichtige Tipps und Hinweise geben. Übrigens: Wenn nötig, wird an verschiedenen Stellen auch auf unterschiedliche Aspekte bei der Gründung einer medizinischen und kosmetischen Fußpflegepraxis eingegangen. So richtet sich der Ratgeber nicht ausschließlich an medizinische Fußpfleger bzw. Podologen, sondern auch an Praxisgründer, die sich auf die Pflege gesunder Füße und deren Gesunderhaltung konzentrieren.

Natürlich kann dieser Ratgeber das individuelle Gespräch und die persönliche Beratung nicht ersetzen, er will Sie aber bei der Vorbereitung auf die Beratungsgespräche mit Experten vom Gründungsberater, Bankberater über Steuerberater bis hin zu Vertreter der juristischen Berufe unterstützen. Dafür bietet der Ratgeber zahlreiche Checklisten, Literaturverweise und Internet-Adressen von Anlaufstellen, die weiterhelfen können.

Mit einer Mixtur aus fundiertem Fachwissen in Theorie und Praxis, Kontaktfreudigkeit, sicherem Auftreten auf der einen Seite und unternehmerischem Know-how gepaart mit einem guten Gespür für unternehmerische Entscheidungen auf der anderen werden Sie gute Chancen haben, eine Fußpflegepraxis mit Erfolg zu gründen und mit ihr auch auf Dauer erfolgreich zu sein.

Viel Erfolg mit dem Start in die berufliche Selbstständigkeit wünscht Ihnen herzlichst

Ihre Susanne Ahrndt

München, den 29. April 2020

Auf eigenen Füßen

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