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Bogenschießen und darinliegende Themen Entscheidungen treffen

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Bogenschießen ist auch ein steter Prozess von Entscheidungen. Da ich meine Klient*innen den Bogen für die jeweilige Sitzung selbst wählen lasse, muss hier schon die erste Entscheidung getroffen werden. Soll es eher der mit der Maserung sein, oder der ganz ohne? Ein starker oder leichter Bogen? Welchen trau´ ich mir zu, welchen muss ich mir beweisen?

Ist der Bogen gewählt, wird er gespannt. Dies sieht zunächst einmal einfach aus, kann aber schon zur ersten Herausforderung werden. Hier kann sich abzeichnen, ob der Bogen – das stellvertretende Gegenüber, das Du – als Partner angesehen und angenommen und so „zu sich geholt“ werden kann, oder ob er für sie einen zu bezwingenden Gegner darstellt. Neben einer effizienten Technik geht es hier auch um eine Entscheidung: Will ich diesen Bogen wirklich spannen? Gibt es eine klare Entscheidung dazu, trotz aller Unsicherheiten und vielleicht auch Bedenken?

Auch wenn es oft genug vergessen wird: Unsere innere Haltung beeinflusst das äußere Geschehen. Kann sich also innerlich zu einem „Ja, ich will!“ entschieden werden, fällt das Spannen des Bogens oft einfacher.

Das nächste Entscheidungsfindung ist die Wahl der Pfeile. Welche Federfarbe? Alle gleich? Farblich aufeinander abgestimmt oder bunt durcheinander? Und vor allem: wie viele? Ich gebe wenig vor, außer den Hinweis, dass genügend Pfeile da sind und, um erforschen und experimentieren zu können, mehr als 7 davon genommen werden sollten.

Da es bei mir keine vorgegebene Abschusslinie gibt, legen die Klient*innen auch hier selbst fest, von welcher Distanz aus sie schießen wollen. Welcher Abstand ist gerade stimmig?

Wie nah oder weit entfernt möchte ich mein Ziel haben?

Und ist der passende Abstand gewählt, geht es noch darum, eine Standposition einzunehmen. Welcher Stand ist der beste, der sicherste?

Noch bevor also ein einziger Pfeil eingelegt wurde, mussten schon verschiedenste Entscheidungen getroffen werden. Für manche Klient*innen stellt dies gar kein oder nur ein geringes Problem dar, für andere dagegen grenzen diese Entscheidungen an Überforderung. Entscheidungen zu treffen bedeutet, sich festzulegen, eins einem anderen vorzuziehen. Was aber, wenn nicht sicher ist, welche Wahl die richtige ist? Wenn eine Grunderfahrung war, dass falsche Entscheidungen schwerwiegende Konsequenzen nach sich zogen, dann ist es das Wichtigste, „richtig“ zu wählen – was immer auch dies für die einzelnen Klient*innen bedeuten mag. Und wenn es nicht eindeutig ist, was denn nun in diesem Moment richtig wäre, so ist es für das Überleben allemal besser, zunächst keine Entscheidung zu treffen, denn ein Fehltritt, und alles ist zu Ende.

Hier fehlt die Erfahrung, dass eine falsche Wahl nicht unweigerlich das Aus bedeutet, und dass Entscheidungen revidiert werden können. Die Arbeit mit dem Bogen kann dabei unterstützen. Wurde ein zu starker oder zu leichter Bogen gewählt, kann ein anderer genommen werden. Waren es zu wenig Pfeile, können welche nachgeholt werden; waren es zu viele, können sie zurückgelegt oder einfach nicht abgeschossen werden. Gerade weil hier eine Fehl-Entscheidung weder gefährlich oder gar lebensbedrohlich ist, kann, manchmal zum ersten Mal, begonnen werden, mit Entscheidungen zu experimentieren.

Das Ziel bist du

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