Читать книгу Alma Mata - Susanne Steinfeld - Страница 10

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Ein Schild

Ein lauter Knall schreckt uns auf. Aus dem Geäst der Eiche steigt tatsächlich ein Vogel in die Luft, und ich beeile mich, Satchmo an die Leine zu nehmen. Vielleicht hat Herr Benrath einen Fuchs geschossen. Ich werde auf dem Rückweg bei dem alten Ehepaar vorbeisehen und mich vergewissern, dass alles in Ordnung ist. Frau Benrath hatte sich schon immer um das Wochenendhaus meiner Eltern gekümmert und geht auch mir noch zur Hand, so gut sie kann.

Der Weg verläuft jetzt parallel zum Ufer, und hin und wieder taucht der See hinter den nackten Bäumen auf. Das Wasser sieht kalt aus, ein abweisendes Grau, und es tut mir nicht leid, es hinter mir zu lassen, als es wieder tiefer in den Wald hinein geht. Satchmo trottet zufrieden neben mir her.

Die Bäume lichten sich erneut, und links kommt ein kleiner Backsteinbau in Sicht, der von einem Jägerzaun umgeben ist. Den Eingang in das Gärtchen markiert ein Torbogen aus Holz, der mir heute seltsam kahl erscheint. Die Steinplatten, die zum Haus führen, sind mit Moos belegt, aber bereits wieder sauber gekehrt. Auf der Stufe vor der grün gestrichenen Haustür sitzt eine rote Katze aus Ton, die rechte Pfote zum Gruß erhoben.

Die Tür steht offen, und mir kommt der Duft von Kartoffelsuppe entgegen. Auf mein Klopfen hin erscheint eine schmächtige Gestalt in dem dunklen Hausflur, schwer auszumachen, nur die weißen Haare leuchten im Zwielicht. Als Frau Benrath mich erkennt, lächelt ihr Mund. Ihre Augen haben es verlernt. Sie wischt sich die Hände an ihrem geblümten Arbeitskittel ab und tritt beiseite, um mich hereinzulassen. Aber ich wehre ab, will sie nicht lange aufhalten, sondern mich nur kurz für die Blumen bedanken, die doch nicht nötig gewesen sind, und mich nach dem Sturm erkundigen: Haben sie ihn schadlos überstanden? Frau Benrath schüttelt den Kopf und weist auf eine Holztafel, die an der Hauswand lehnt. Ich erkenne darin das Schild, das viele Jahre lang unter dem Eingangsbogen zum Garten hing. Kiek mal wedder in steht in Tommis kindlicher Schrift darauf, die bunten Buchstaben lange verblasst. Ich weiß, wieviel es Frau Benrath bedeutet, und lege ihr meine Hand auf die Schulter: Das wird sich doch sicher problemlos wieder anbringen lassen. Sie nickt, zögerlich, und bückt sich dann, um Satchmo, der brav neben mir Sitz macht, hinter dem Ohr zu kraulen.

Nachdem ich versprochen habe, bald eine Tasse Tee bei ihr zu trinken, hebt jetzt auch Frau Benrath die Hand zum Gruß und kehrt schlurfend zu ihrer Kartoffelsuppe zurück. Ich sehe Satchmo an. Er legt den Kopf schief und erwidert meinen Blick, als würde er das alles verstehen. Dabei ist er ein Welpe gewesen, als das Unglück geschah, gerade eben geboren.

Alma Mata

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