Читать книгу Sea of Flames - Svea Dunnabey - Страница 10

Kapitel VIII

Оглавление

Evelyn

>> Aufgeregt?<< fragte Robert mich mit einem breiten Grinsen, während ich mich streckte und langsam wach wurde.

>> Mhm. Bin sofort fertig.<< gähnte ich und stand schließlich auf, um mich fertig zu machen. Wir waren bereits seit guten zwei Wochen hier, weswegen ich mich so langsam an die Temperaturen und die Zeitumstellung hier gewöhnt hatte. Eigentlich hatte Robert die Safari am Ende unseres Aufenthalts machen wollen, doch da hatte es keine freien Termine mehr gegeben, weswegen wir es heute machten und somit erst morgen Abend wieder hier wären.

Ich hatte mir gestern bereits einen Rucksack mit den Sachen gepackt, die ich bis morgen bräuchte, damit es nun schneller gehen würde, da wir noch eine ziemlich weite Strecke vor uns hatten. Während ich mir noch die Zähne putzte, packte Robert bereits alles in unseren Wagen und drängelte, da er so schnell wie möglich losfahren wollte.

Fünf Minuten später saß ich endlich auf dem Beifahrersitz und trank einen Mango Bananen Shake, den er mir hingehalten hatte, damit ich auch genügend Vitamine zu mir nahm. Die ersten Kilometer fuhren wir schweigend nebeneinander her, da Robert ein absoluter Morgenmuffel war, während ich ihn in Ruhe ließ, dabei die atemberaubende Natur in mich aufsaugte und nicht genug davon bekam.

Ich hatte bisher immer in Seattle gewohnt, höchstens mal in einem Vorort, aber auch dort hatte ich nie viel Natur sehen können. Einzig und allein die kurzen Urlaube mit meinen Eltern in Wäldern oder an Seen waren für mich ein Einblick in die Einzigartigkeit der Natur gewesen, oder auch die Zeit mit Blake in Neuseeland. Das konnte jedoch noch nicht mal im Ansatz mit diesem Ausblick mithalten, wobei Neuseeland schon sehr nah dran war. Dort fehlte lediglich die Artenvielfalt der Tiere.

Weit und breit sah ich kein einziges Haus, was einem die Sicht rauben konnte. Abends gab es keine störenden Lichter, weswegen es überwältigende Sternenhimmel gab, die ich stundenlang anstarrte, während wir ums Feuer saßen und uns unterhielten.

Tiere waren hier nicht hinter Gittern gefangen gehalten, sondern konnten frei leben und sich entfalten, was ich immer noch beeindruckend fand. Einen Elefanten im Zoo zu sehen, der immer nur stupide seinen Kopf schwenkte und auf und abging, war einfach nur traurig, wobei mir das vorher nie aufgefallen war.

Bisher hatte ich eine Elefantenherde beobachten können, als wir morgens aufgestanden waren und sie an unserem Ort vorbeigezogen waren. Wir angewurzelt war ich stehen geblieben und hatte alles um mich herum vergessen, da ich nur noch Augen für diese majestätischen Tiere gehabt hatte.

Auch Giraffen hatten wir kurz gesehen, allerdings nur durch ein Fernglas, da sie doch weiter entfernt gewesen waren, ebenso wie Zebras, was jedoch nicht weniger beeindruckend gewesen war.

>> Alles in Ordnung bei dir?<< fragte Robert mich plötzlich und sah mich dabei nachdenklich an, während ich noch einen Schluck meines Shakes trank und nickte.

>> Die Landschaft ist so atemberaubend schön.<<

>> Das stimmt. Was ich jedoch grade sehe, ist auch atemberaubend schön.<< bemerkte er, während er mich ansah und ich ihm dafür kurz in die Seite stupste.

>> Du bist so ein dummer Affe.<< bemerkte ich genervt, als er plötzlich anfing Affenlaute nachzuahmen, was so komisch klang, dass ich lauthals lachen musste.

>> Schön dich wieder lachen zu sehen. Du hast mir gestern ein wenig Sorgen bereitet.<< bemerkte Robert und lächelte mich kurz warmherzig an, ehe er wieder nach vorne sah und weiter fuhr. Währenddessen dachte ich an den gestrigen Abend, wo ich eine Patientin verloren hatte und mich deswegen ein wenig zurückgezogen hatte. Die anderen hatten wie immer am Lagerfeuer gesessen und den Abend vergnügt ausklingen lassen, doch das wäre für mich undenkbar gewesen, weswegen ich mich ins Bett gelegt hatte.

>> Es geht mir gut. Trotzdem geht das nicht spurlos an mir vorbei, wenn ich eine junge Frau auf dem OP Tisch verliere.<<

>> Du hättest nichts mehr für sie tun können. Sie wusste, dass die Operation ihre letzte Chance ist und die Wahrscheinlichkeit dabei zu überleben gering war. Du hast es immerhin versucht. Ohne Operation wäre sie in wenigen Wochen auch gestorben.<< versuchte er mir ins Gewissen zu reden, wobei ich das schon mit mir selbst ausgemacht hatte.

>> Ich weiß. An sich würde ich das ja auch akzeptieren, aber hier ist es etwas anderes.<<

>> Inwiefern?<<

>> Die Menschen haben hier keinen Staat, der ihnen in solch einer Situation irgendwie unter die Arme greift. Sie war Mutter von drei Kindern. Der Vater muss jetzt allein für die Kinder aufkommen, aber auch irgendwie Zeit für sie haben. Ich finde das hier schwerer als bei uns zu Hause.<<

>> Mag sein, aber auch er lebt in einem Dorf, wo sie sich gegenseitig unter die Arme greifen. Andere Mütter werden auf die Kinder aufpassen, während er weg ist und Nahrung beschafft oder arbeiten geht.<<

Ich nickte nur, ließ es mir durch den Kopf gehen und sah wieder auf die Landschaft. Robert hatte Recht. Der Zusammenhalt hier war wesentlich stärker als in Amerika, wo die Leute in einem Mietshaus sich noch nicht mal vom Sehen her kannten.

Jeder war dort ein Fremder, weswegen manche Leichen auch über Monate nicht bemerkt wurden, weil niemand sich wunderte, wo derjenige war. Hier hielten die Menschen zusammen, sie halfen sich gegenseitig und unterstützten sich, wo es nur ging. Trotzdem hatte ich die Frau gestern nicht mehr retten können, weswegen nun drei Kinder Halbwaisen geworden waren.

>> Weißt du überhaupt, wohin du fahren musst?<< fragte ich Robert schließlich, da er kein Navi hatte und es hier in der Einöde auch keine richtigen Straßen gab.

>> Ich fahre nur in den nächsten größeren Ort. Von da aus werden wir abgeholt. Keine Sorge.<<

>> Dann ist ja gut.<<

Ich schloss kurz die Augen und genoss die Sonne auf meinem Gesicht, die ich sonst immer nur in meinen Pausen genießen konnte, da ich immer nur im OP stand. Das wärmende und prickelnde Gefühl auf meiner Haut heiterte sofort meine Stimmung auf, weswegen ich es ausgiebig genoss, bis Robert schließlich stehen blieb und ich wieder die Augen öffnete.

>> Einmal umsteigen Schneeflocke.<<

Ich nickte, stieg aus, nahm meinen Rucksack und ging zu dem Jeep herüber, wo Robert schon mit dem Fahrer sprach.

>> Guten Morgen.<< begrüßte er mich, was ich sofort erwiderte, bevor ich einstieg und mich auf einen Sitz fallen ließ. Dadurch, dass es hier keine richtigen Straßen gab, war die Fahrt ziemlich holprig, weswegen ich mich ordentlich festhalten musste. Robert war wegen meiner Schwangerschaft sofort wieder besorgt, was mich langsam zur Weißglut brachte, doch ich wollte nicht schon wieder einen Streit deswegen anfangen.

Es dauerte auch nicht wirklich lange, bis die Wege besser wurden und ich meinen Griff lockern konnte. Zudem war das Auto gut gefedert, weswegen ich mich zurücklehnte und weiterhin die Natur genoss.

Als wir endlich am Tsavo-East-Nationalpark ankamen, stiegen wir kurz in einen anderen Jeep um, in dem bereits andere Reisende warteten und begannen unsere erste Tour.

Robert setzte sich natürlich neben mich und schien genauso gespannt zu sein wie ich. Auch wenn er schon des Öfteren in Kenia gewesen war, hatte er sicherlich noch keine Safari unternommen. So wie ich ihn kannte, hatte er rund um die Uhr gearbeitet, operiert und Menschenleben gerettet.

Der Fahrer erzählte uns etwas über die Savanne, über die Steppe, die Felsschluchten und die Akazienwälder, die wir auf unserem Weg bewundern konnten, als wir an einem Fluss vorbeifuhren und die ersten Tiere beobachten konnten. Unser Fahrer fuhr uns so nah wie möglich heran, woraufhin alle ihre Kameras herausholten und fleißig Bilder schossen.

>> Möchtest du kein Foto machen?<< fragte Robert mich verwundert, als auch er aufstand und seine Kamera zückte.

>> Nein, ich möchte es einfach nur genießen.<< seufzte ich, stand auf, um auch etwas sehen zu können und beobachtete die Gazellen und Antilopen, die sich am Ufer tummelten. Einige Reisende unterhielten sich grade darüber, dass sie hofften, dass sich ein Krokodil zeigen und eines der Tiere schnappen würde, während ich versuchte sie zu ignorieren.

>> Schön oder?<< fragte Robert plötzlich und sah gebannt zum Fluss, woraufhin ich nickte.

>> Darf ich mein Kompliment an dich noch revidieren?<< fragte ich und grinste ihn an, während er mich irritiert betrachtete.

>> Welches Kompliment?<<

>> Dass du ein blauer Pfau bist.<<

>> Möchtest du jetzt doch auf einen majestätischen Löwen umschwenken? Da hätte ich nichts dagegen.<< antwortete er amüsiert und drückte mich kurz an seine Seite.

>> Nein, tut mir Leid, aber dieser kleine Kudu dort erinnert mich an dich.<<

>> Allein schon kleiner...<< sagte er verächtlich, doch davon ließ ich mich nicht beirren.

>> So wie der, der da vorne liegt...<< wandte ich ein und deutete auf einen kleinen Kudu, der ein wenig abseits der Herde auf dem Boden lag.

>> Die Weibchen sind alle um ihn herum und er liegt da und beobachtet alle. Als ob die Weibchen alles für ihn tun würden und er sich bedienen lassen würde. Der Schönling macht sich halt nicht schmutzig. Mit seinen hübschen Streifen und den prägnanten Flecken... Und dann erst diese geschwungenen, spiralförmigen Hörner. Was natürlich nur du als Männchen hast, um deinen Weibern imponieren zu können. Du kannst dich da als Männchen ausruhen, weil dir alle Weibchen gehören und dir das nehmen kannst, was du gerne hättest. Die volle Auswahl, jederzeit...<<

>> Und du meinst wirklich, dass ich das möchte? Dass ich so bin?<< hakte er mürrisch nach, während sich alle wieder setzten und unser Fahrer weiterfuhr, um weitere wilde Tiere zu finden.

>> Na ja... egoistisch bist du nicht und du kümmerst dich auch eher um deine Freunde, aber was Frauen angeht... Seit deiner Ex-Frau bist du halt abgestumpft, was ich wirklich gut verstehen kann, aber wenn du eine Frau brauchst und sie dir gefällt, wobei da auch nur die hübschesten in Frage kommen, dann nimmst du sie dir einfach und lässt sie auch ganz schnell wieder fallen.<<

>> Dich hätte ich nicht fallen gelassen, aber du wolltest ja nicht... und ansonsten war einfach noch keine besondere Person dabei.<< bemerkte er, was mich wieder an die Unterhaltung vor einigen Wochen erinnerte, wo er mir erzählt hatte, dass er sich für uns mehr als nur Freundschaft hätte vorstellen können. Allerdings wusste er, dass ich Blake verfallen war und dass das niemals mit uns funktioniert hätte.

>> Ich würde es dir aber wünschen, vor allem auch Lilly. Wenn sie jetzt wirklich bald zu dir zieht und du das Sorgerecht für sie bekommst, dann wäre es für sie vielleicht auch schön wieder einmal das Gefühl einer Familie zu haben. Du sollst es natürlich nicht erzwingen, aber dich einfach mal drauf einlassen und Frauen näher kennenlernen, dich richtig für sie interessieren und nicht nur nach dem Alter und nach Geschlechtskrankheiten fragen.<<

>> Mag sein, aber erst mal braucht Lilly mich und das Gefühl, dass sie bei mir an erster Stelle steht, denn das stand sie bei ihrer Mutter nie.<<

>> Glaub mir, dass sie bei dir an erster Stelle steht, das weiß sie. Egal was sie möchte, du erfüllst es ihr. Wenn sie dich braucht, bist du da, wenn sie irgendetwas hat, dann bist du der erste, der nachfragt, was los ist und wie du ihr helfen kannst... Sie weiß, dass sie auf dich bauen und vertrauen kann. Das musst du ihr nicht mehr beweisen.<< gab ich ihm schmunzelnd zu bedenken, während ich daran dachte, wie sie wirklich die Stellung einer kleinen Prinzessin bei ihm hatte.

>> Löwen!<< rief der Mann auf einmal hinter mir lauthals in mein Ohr, weswegen ich direkt zusammenzuckte. Aufmerksam suchte ich die Richtung ab, in die er zeigte, wobei es einige Sekunden dauerte, bis ich sie fand. Sie waren einfach zu gut getarnt, doch je näher wir kamen, desto besser konnte ich sie sehen.

>> Darauf habe ich gewartet.<< sagte Robert triumphierend, erhob sich und fotografierte, was das Zeug hielt. Er hatte sich vor unserer Reise extra noch eine neue Kamera mit dem passenden Objektiv geholt, um hier die perfekten Bilder schießen zu können.

Sicherlich machte er diese Bilder für sich, aber bestimmt auch für seine Tochter, die verrückt war nach Tieren und am liebsten mitgekommen wäre. Während alle anderen wieder fotografierten und die Augen die ganze Zeit über wieder nur hinter der Linse hatten, um anschließend das Foto zu überprüfen und erneut ein neues zu schießen, lehnte ich meinen Kopf auf der Sitzlehne vor mir ab und beobachtete das Rudel.

Ich bezweifelte, dass die anderen wirklich sahen, wie zufrieden und in sich ruhend die Löwen aussahen. Wie liebevoll die Jungtiere miteinander spielten. Wie einige miteinander kuschelten, während die großen, ausgewachsenen Löwen in alle Richtungen sahen, um auch ja nichts zu verpassen. Wie sie auch uns nicht aus dem Blick ließen und uns genau beobachteten.

Es war traurig, dass die Personen nicht das Erlebnis genießen konnten, sondern alles festhalten mussten. Natürlich konnte man sich so immer wieder daran erinnern, wenn man die Bilder ansah, doch reichten dafür nicht die Erinnerungen im Gedächtnis?

Viele von ihnen machten die Bilder sicherlich nur, um anschließend anderen davon erzählen zu können, um genügend Klicks zu bekommen, um zeigen zu können, was für eine tolle Reise sie gemacht hatten, aber das musste jeder für sich am besten wissen. Ich betrachtete sie und dachte dabei an Marionetten, die von der Gesellschaft und der Anzahl an Klicks gelenkt wurden, worüber ich nur den Kopf schütteln konnte.

Der Fahrer erzählte uns nebenbei wie einige Touristen jedes Jahr hier her kamen, um auf Jagd zu gehen. Wie sie triumphierend mit diesem majestätischen Tier angaben, wenn sie es erschossen hatten, was in mir pures Unverständnis hervorrief.

Wir waren hier in Afrika, in der Wildnis, dort wo die Tiere alles unter sich ausmachten. Fressen und gefressen werden, war hier die große Regel und es war im Gleichgewicht, wenn man sie einfach leben ließ. Die Natur regelte das schon irgendwie von selbst. Also warum musste sich dann auch noch hier der Mensch einmischen?

Und warum überhaupt jagten Menschen solche Tiere wie den Löwen? Wenn wir heute Tiere schlachteten, dann aus dem Grund das Fleisch zu essen, aber bei Löwen? In Afrika? Es würde wohl kaum jemand hier einen Löwen erschießen und anschließend das Fleisch in kleine Portionen teilen, schock gefrieren und mit nach Hause nehmen, um es dann in der Pfanne zu braten.

Dabei ging es sicherlich nur um das Gefühl der Stärkere zu sein, was nicht sonderlich schwer war, wenn man eine Waffe besaß und mit unfairen Mitteln spielte. Die Tiere hatten einem nichts getan, was mich einfach nur wütend machte.

>> Alles in Ordnung?<< fragte Robert mich plötzlich, als ich bemerkte, dass wir wieder los fuhren und die Löwen langsam an meinen Augen vorbei zogen. Ich nickte nur und setzte mich wieder auf, als er mir eine Wasserflasche hinhielt. Dankbar nahm ich sie an und trank einen Schluck, da es immer heißer wurde und die Fahrt noch eine Weile dauern würde.

Sea of Flames

Подняться наверх