Читать книгу Sea of Flames - Svea Dunnabey - Страница 9
Kapitel VII
ОглавлениеBlake
>> Mr Humphrey. Hier möchte gerne ein gewisser Mr Benton zu Ihnen.<< informierte mich der Portier über das Telefon, während ich zu Hause in meinem Arbeitszimmer saß und eine Fortbildung für unsere Personenschützer plante. Müde wischte ich mir mit den Händen durchs Gesicht und lehnte mich im Stuhl zurück.
>> Lassen Sie ihn nach oben.<< antwortete ich und erhob mich bereits vom Stuhl, um Edward die Tür zu öffnen. Ich hatte mit seinem Besuch bereits gerechnet, da meine Mutter letzte Woche Geburtstag gehabt hatte und er sicherlich wissen wollte, wieso ich nicht erschienen war. Allerdings hatte ich schon wesentlich früher damit gerechnet, da es ein absoluter Fauxpas war, wenn ein Sohn nicht zum Geburtstag der Mutter erschien, wo doch die ganze Presse anwesend gewesen war.
Da er noch nicht oben angekommen war, ging ich schon mal zur Bar und schenkte uns einen Whisky ein, den er sicherlich trinken würde, da ich wusste, dass er sich abends immer etwas genehmigte und er unten bestimmt seinen Fahrer stehen hatte.
>> Hi Blake.<< begrüßte er mich schließlich und trat in den Raum, bevor er die Tür hinter sich schloss und zu mir kam.
>> Hi Edward. Wie geht’s?<<
>> Gut, zumindest kann ich nicht klagen. Seit wann muss man sich bei dir anmelden, wenn man zu dir möchte?<< hakte er irritiert nach und ging mit mir zur Couch, wo wir uns schließlich setzten und ich ihm sein Glas gab. Dankend nickte er mir zu und genehmigte sich einen Schluck, ehe er es sich gemütlich machte.
>> Seit der Sache mit Mum, die hier einfach in diese Wohnung hereinspaziert ist und Evelyn gedroht hat.<< sagte ich nüchtern, womit wir sicherlich schon beim Thema waren.
>> Du bist immer noch sauer auf sie, richtig?<<
>> Kannst du es mir verdenken?<<
>> Nein.<< stimmte er mir zu und trank einen weiteren Schluck, während er mich musterte.
>> Dass, was sie getan hat, war mehr als falsch und das habe ich ihr auch gesagt. Ich meine, ich kenne Evelyn nicht wirklich, aber ich fand sie nett und sie passt zu dir. Ob sie jetzt früher eine Stripperin war oder nicht, wen interessiert das schon.<<
>> Deine Schwester.<< wandte ich ein, während ich spürte, wie mein Puls schon wieder schneller wurde. Diese ganze Sache machte mich immer noch wütend, weswegen ich meine Nerven mit einem Schluck Whisky beruhigte.
>> Richtig. Für sie ist so etwas halt... Wie soll ich das erklären. Sie wurde da anders erzogen. Unsere Eltern waren sehr streng damals. Wir hatten meiner Meinung nach nie eine richtige Kindheit. Wir mussten von Anfang an gute Noten schreiben, hatten Privatunterricht zu Hause, kein Kontakt zu anderen Kindern, höchstens zu denen anderer wohlhabender Eltern, die aber genau so eine Erziehung genossen hatten wie wir. Spielen im Garten? Wozu? Malen, Spaß haben, Träumen, Kuscheln... Das waren alles Dinge die laut unseren Eltern überflüssig waren. Wir sollten schnell unseren Abschluss machen und das so gut wie möglich. Eine zwei in der Schule war eine Katastrophe. Wir hatten einen immensen Druck und uns wurde jeden Tag vorgebetet, was wir später werden sollten. Selbst der Beruf Tänzerin wäre ein Unding gewesen, weil es sich einfach nicht gehörte. Deiner Mutter wurde direkt eingetrichtert, dass sie einen netten, wohlhabenden Mann finden solle und schnellstens heiraten und Kinder bekommen sollte... Natürlich ist unsere Gesellschaft heutzutage moderner geworden und auch deine Mutter ist sicherlich moderner geworden, aber in diesem Punkt... Ihr ist wichtig, was die Presse über euch berichtet, weil sie es so von klein auf gelernt hat. Ihr ist wichtig, dass du eine Frau findest, die dich liebt und dich glücklich macht, dich voran treibt und die nicht so eine üble, hinterhältige Schlampe ist wie Kelly es damals war. Entschuldige, wenn ich das so sage, aber das war sie.<<
Ich nickte nur und hörte ihm zu, während ich mir die Kindheit meiner Mutter vorstellte. Sie hatte noch nie darüber gesprochen. Nicht ein einziges Mal, wenn ich mich recht erinnerte.
>> Sie wollte dich schützen, aber du hast Recht, sie ist zu weit gegangen. Viel zu weit. Wobei es sicherlich nie so weit gekommen wäre, wenn nicht auch noch vorher das mit David passiert wäre, wo sie herausfinden musste, dass er sie mehrmals betrogen hatte. Jetzt die Flittchen mit denen er zu tun hat. Jede Woche ein Bild in den Zeitungen zu sehen, wie er immer wieder einer neuen Schlampe die Zunge in den Hals steckt... Dazu dann die Berichte, dass Evelyn eine Stripperin war oder ist... Der Ruf eurer Familie ging den Bach runter, ihre Freunde haben sie nicht mehr angerufen, wollten nichts mehr mit ihr zu tun haben, weil in diesem Punkt alle noch altbacken sind. Ihre Freunde wollten nichts mehr mit ihr zu tun haben, David hatte sie verloren, Erin und Ava ebenfalls ein wenig, Elliott und du waren auch nicht da... Sie war allein und verzweifelt. Das war zu viel.<< entschuldigte er ihr Verhalten und verbarg dabei nicht, was er von meinem Vater hielt. Seine Gesichtszüge waren selbst jetzt noch angewidert, wobei ich nicht genau wusste, ob es vielleicht auch an Evelyns Nebenjob lag.
>> Was denkst du über das Strippen von Evelyn?<< hakte ich daher nach und betrachtete ihn interessiert. Sofort sah er mich an und streifte den Ekel in seinem Gesicht mit seinen Händen regelrecht ab.
>> Es war halt ihr Job. Warum nicht? Viele machen das, um gutes Geld zu verdienen. Sie ist hübsch, hat einen perfekten Körper dafür, also wird sie dort gut verdient haben und es hatte ja seine Gründe, wenn ich das richtig verstanden hatte. Ich schätze du hast eine Person gefunden, die sich nicht vor Arbeit und Mühe scheut, die sehr stark und zielstrebig ist, sehr organisiert und uneigennützig. So jemanden findet man selten heutzutage, deswegen solltest du gut auf dieses Glück aufpassen.<<
>> Das tue ich.<< stimmte ich ihm zu und entspannte mich zunehmend. Ich machte zwar nicht meine Entscheidungen von seiner Meinung abhängig, allerdings war Edward schon immer jemand gewesen, auf dessen Meinung ich großen Wert gelegt hatte.
>> Seid ihr denn noch zusammen?<< fragte er schließlich nach und sah sich in der Wohnung um, da er sie anscheinend suchte.
>> Sind wir, aber sie ist im Moment für drei Wochen in Kenia.<< klärte ich ihn auf und genehmigte mir noch einen Schluck.
>> In Kenia? Wieso? Macht sie ohne dich Urlaub?<<
>> Sie hatte das geplant, als wir getrennt gewesen waren, wobei es kein Urlaub ist. Sie nutzt ihren Urlaub, um dort die gesamten drei Wochen zu arbeiten, um dort Menschen zu operieren und sie zu behandeln, da die medizinische Versorgung dort ja nicht grade weit ist, wie du sicherlich weißt.<<
>> Leider, ja. Wie lange ist sie denn schon da?<<
>> Seit knapp zwei Wochen etwa, aber viel haben wir leider nicht sprechen können, da sie im Akkord im OP steht und abends dann todmüde ins Bett fällt.<<
>> Verstehe. Grüß sie von mir, falls ihr wieder telefoniert.<<
>> Mache ich.<< versicherte ich ihm und sah aus Reflex wieder auf mein Telefon, was jedoch nichts von Evelyn anzeigte.
>> Netter Ring.<< bemerkte Edward plötzlich und deutete mit einem Nicken auf meine Hand, die grade das Telefon weglegte.
>> Ist das ein normaler Ring, oder ein Ehering?<< hakte er interessiert nach und sah mich erwartungsvoll an. Ich wusste, dass er es sofort meiner Mutter erzählen würde, wenn ich ihm die Wahrheit sagte, doch warum nicht? Evelyn und ich hatten nichts mehr zu verbergen und hatten beschlossen sie offen zu tragen und sie nicht mehr zu verstecken.
>> Ein Ehering.<<
>> Also habt ihr geheiratet?<<
>> Vor guten zwei Monaten etwa in Neuseeland. Es war spontan, sonst hätten wir euch eingeladen, wobei wir beide lieber nur ganz klein für uns heiraten wollten.<<
>> Anders hätte ich euch auch nicht eingeschätzt. Glückwunsch Blake zu dieser tollen Frau an deiner Seite. Auf das ihr wundervolle Jahre miteinander verbringen werdet und glücklich seid.<<
>> Danke Edward.<< sagte ich und stieß mit ihm an, ehe wir den restlichen Whisky tranken.
>> Noch einen?<<
>> Danke, aber dann macht deine Tante mir die Hölle heiß.<< seufzte er und erhob sich, während ich beim Bild, wie meine Tante fluchend und meckernd durch das Haus lief, grinsen musste.
>> Ich wollte nur sehen, wie es dir geht und das Verhalten deiner Mutter ein wenig erklären. Sie hat Fehler gemacht, ja, aber sie möchte sie wieder gut machen und es wäre schön, wenn du dir einen Ruck geben würdest. Sie wird morgen zum Essen zu uns kommen, ebenso wie dein Bruder. Es wäre nicht so ein großer Rahmen wie beim Geburtstag, sondern nur privat bei uns. Mary würde sich auch freuen, dich endlich mal wiederzusehen.<< versuchte er mich zu überzeugen, wobei ich seine Frau Mary wirklich gerne mal wiedersehen wollte.
>> Ich überlege es mir, wobei ich auch schauen muss, ob ich morgen pünktlich aus der Firma komme. Es könnte sein, dass ich für jemanden einspringen muss.<<
>> Natürlich. Komm einfach vorbei, wenn es dir passt und ansonsten hören wir einfach wieder so voneinander.<<
>> Ist gut.<<
Ich begleitete ihn noch zur Tür und verabschiedete mich von ihm, während ich bereits überlegte, ob ich da morgen wirklich hingehen wollte. Wollte ich wirklich wieder auf meine Mutter treffen, die so viel Mist gebaut hatte? Die versucht hatte mein Leben zu zerstören? Die Evelyn so viel Leid zugefügt hatte? Hatte sie wirklich eine zweite Chance verdient?
Und was war mit Elliott? Er hatte Evelyn geschlagen, einer Frau, meiner Frau ins Gesicht, weil er die Wahrheit nicht vertragen hatte. Das schlimmste daran war, dass er sich bisher kein einziges Mal dafür entschuldigt hatte. Nicht das man dies entschuldigen könnte, aber er bereute es nicht einmal.
Zum Glück hatte ich noch ein wenig Bedenkzeit, weswegen ich wieder zurück in mein Büro ging und mich an den Schreibtisch setzte. Ich musste mich erst wieder in die Fortbildung einarbeiten, da mich das Gespräch mit Edward so aus der Bahn geworfen hatte. Gerade als ich den Faden wieder gefunden hatte, klingelte mein Telefon, das ich geistesabwesend in die Hand nahm und nahm den Anruf entgegen.
>> Humphrey...<< murmelte ich beschäftigt ins Telefon und notierte nebenbei die Adresse für ein passendes Übungsgelände.
>> Ich störe grade oder?<< fragte Evelyn mich vorsichtig, während ich sofort den Stift zur Seite legte und mich pure Freude durchströmte. Bisher hatte sie jeden Tag von sich hören lassen, außer heute, wobei sie mir gestern schon erzählt hatte, dass sie heute enorm viel zu tun hätte, weswegen ich nicht mit ihrem Anruf gerechnet hätte.
>> Du nie. Ich hatte nur nicht mehr mit deinem Anruf gerechnet.<<
>> Ich vergesse immer, dass es bei dir schon so spät ist. Hier ist es erst elf Uhr morgens.<<
>> Dann hast du ja noch deinen anstrengenden Tag vor dir.<<
>> Richtig. Wobei ich schon drei Operationen heute geschafft habe. Aber egal, wie geht es dir?<<
>> Gut. Ziemlich erledigt vom Tag heute, aber sonst gut. Edward war grade hier.<< seufzte ich und lehnte mich in meinem Schreibtischstuhl zurück, um beim telefonieren die Fotos von ihr betrachten zu können.
>> Und was wollte er?<<
>> Dass ich morgen zum Essen zu ihm komme, wobei meine Mutter und Elliott auch da sein werden. Er hat mir versucht zu erklären, warum sie damals so widerlich war und dass ich mir überlegen solle, ob ich ihr nicht eine zweite Chance geben wolle.<<
>> Du klingst nicht grade überzeugt.<<
>> Bin ich auch noch nicht.<< gab ich zu, als eine kurze Pause entstand und Evelyn sicherlich überlegte, was sie darauf sagen solle.
>> Wegen mir musst du sie nicht ignorieren. Sie ist immerhin deine Mutter und ich möchte mich da nicht zwischen euch stellen. So lange ich erst mal nichts mit ihr zu tun haben muss, ist das ok für mich.<<
>> Du bist zu gutmütig. Weißt du das?<<
>> Ich möchte dir da nur nicht hineinreden. Wenn du ihr eine zweite Chance geben möchtest und Elliott auch, dann ist das in Ordnung, wenn nicht, dann kann ich das auch verstehen. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Du hast mir bei meinem Vater ja auch nie hineingeredet und mir meinen Freiraum gelassen.<< erklärte sie sich noch einmal, als mir ein Gedanke kam, der mir wieder einmal zeigte, dass ich mich mehr und mehr auf das Kind freute.
>> Unser Kind hätte keinen Kontakt zu Großeltern, wenn wir uns nicht wieder mit ihnen versöhnen.<<
>> Stimmt. Wobei... Wenn ich mal bei meinen Geschwistern bin, dann würde ich meinen Vater auch als Opa einbeziehen. Wie gesagt, ich habe meine Probleme mit ihm als Vater, aber ich weiß auch, wie er eigentlich ist.<<
>> Zu gutmütig.<< schmunzelte ich und hörte Evelyn genervt seufzen, weswegen ich das Thema wechselte.
>> Nur noch eine gute Woche, dann bist du wieder hier bei mir.<<
>> Ich freue mich schon wahnsinnig darauf. Aber bitte plane nichts, denn ich glaube ich brauche erst einmal zwei Tage Schlaf.<<
>> So lange ich dich zwischendurch verführen darf, ist das kein Problem.<< bemerkte ich amüsiert und konnte mir nur zu gut vorstellen, wie sie sich bei dem Gedanken auf die Lippe biss.
>> Das darfst du nicht nur, das musst du sogar. Da bestehe ich drauf.<<
Die Vorstellung daran, wie sie wieder hier wäre und wir uns im Bett vergnügten, sorgte dafür, dass ich eine Beule in der Hose bekam und mit meinen Gedanken abdriftete. Sie war einfach schon zu lange weg und ich sehnte mich zu sehr nach ihr.
>> Soll ich auflegen und dich mit deinen schmutzigen Gedanken allein lassen?<< fragte Evelyn amüsiert nach, was mich wieder aus meinen Gedanken riss.
>> Das kannst du mir nicht vorhalten, wenn du mir so eine Vorlage bietest. Das letzte Mal auf dem Dach war ich ja ein wenig außer Gefecht gesetzt durch das Bein, da konnte ich dich nicht in vollen Zügen genießen.<< verteidigte ich mich und rieb mir aus Reflex die Stelle am Oberschenkel.
>> Vielleicht habe ich ja morgen in der Lodge richtiges Internet, dann könnten wir einen Videoanruf starten.<< schlug sie vor, was mich wieder sofort daran erinnerte, dass sie morgen mit Robert zu der Safari fuhr, was mich auf der einen Seite direkt wieder eifersüchtig machte, doch auf der anderen Seite beruhigte, da sie sofort an mich und einen Anruf gedacht hatte.
>> Das wäre perfekt.<<
>> Ich weiß nur nicht, wann ich da Zeit habe. Vielleicht ist es dann nachmittags bei dir und ich störe dich dann bei einem wichtigen Meeting, oder bei der Fortbildung mit deinen Angestellten.<<
>> Egal wann, ruf an und ich werde schon irgendwo ein Plätzchen für uns finden.<< antwortete ich sofort, damit ihr klar war, dass sie keine Rücksicht nehmen brauchte. Ich hatte sie seit zwei Wochen nicht gesehen und musste mich selbst davon überzeugen, dass es ihr gut ging. Die ganze Zeit über nur ihre Stimme zu hören, reichte mir nicht. Ich musste sie unbedingt sehen.
>> Ist gut. Dann werde ich mal zurück gehen und weiter operieren. Meine Pause ist vorbei.<<
>> Dann warte ich auf deinen nächsten Anruf. Ich freue mich schon darauf. Mach’s gut mein Engel und sei vorsichtig.<<
>> Bin ich und gönn du dir eine kalte Dusche.<< schlug sie mir belustigt vor, woraufhin ich auch grinsen musste.
>> Mal sehen. Also bis dann mein Engel.<<
>> Bis dann.<< verabschiedete sie sich noch, ehe sie auflegte und ich voller Vorfreude an den möglichen Videoanruf morgen dachte. Zufrieden seufzte ich, atmete noch einmal tief durch und setzte mich schließlich wieder an die Fortbildung, um keine Zeit mehr zu vergeuden.