Читать книгу Der Schmied der Franken. Ulfberhts Reise - Sven R. Kantelhardt - Страница 32

Ulf­berht, Lauresham, Holzmonat 794

Оглавление

Auch wenn Ulf­berht vieles lernte, während er vom Blasebalg aus den Schmieden auf das Handwerk schaute, einen Hammer bekam er nur selten in die Hand. Er sehnte sich indes umso mehr danach, sein eigenes Geschick am Amboss zu erproben. Seine Tätigkeiten in Gernods Reich beschränkten sich darauf, Kohlesäcke heranzuschaffen, den Blasebalg zu bedienen und Asche, Staub und anderen Unrat zusammenzukehren. Wenigstens waren die meisten Gesellen nach anfänglicher Skepsis durchaus umgänglich. Hilprik etwa, ein junger Freier vom Mittelrhein, erklärte Ulf­berht manches. Nur wenn Edolf nicht in der Nähe war, verstand sich, denn den fürchteten auch seine Mitgesellen, insbesondere jene, die nicht von edler Abstammung waren. Doch gerade dieser Umstand trug vielleicht noch mehr zu Ulf­berhts stiller Beliebtheit bei als sein Fleiß am Blasebalg.

Eines Tages endlich trug diese heimliche Beliebtheit erste Früchte: Als Ulf­berht es schon fast aufgegeben hatte, rief Wieland ihn zu sich und drückte ihm einen schweren Hammer in die Hand. Neben ihm lagen Roheisenbarren, ähnlich wie jene, die er unter Lotriks Aufsicht selbst bearbeitet hatte. Doch Ulf­berht erkannte inzwischen mit einem Blick, dass sie von einem der Höfe an der Loganaha stammten, die dem Kloster ihren Zehnten als Eisenzins entrichteten. Das Eisen von dort war härter und zäher als jenes aus dem Odanswald.

»Die hier müssen ausgeschmiedet werden«, erklärte Wieland mürrisch. »Und Edolf hat sich zu Recht bei mir beschwert, dass dies nicht die Arbeit eines Edlen sein kann.« Er blickte Ulf­berht einen Augenblick schief an. »Damit hat er Recht. Und daher wirst du das ab sofort machen. Stark genug bist du, und für einen Kohlenknecht ist es gerade die rechte Arbeit.« Ulf­berht freute sich riesig, ließ sich aber nichts anmerken. »Du nimmst dir eine Zange. So«, erklärte der Schmiedemeister und machte es einmal vor. »Dann legst du das Eisen ins Feuer und wartest.« Er wartete. »Wenn es diese Farbe hat, nimmst du es heraus.« Der Rohling glühte in einem hellen Goldgelb. Wieland wuchtete ihn mit der Zange auf den Amboss. »Und nun schmiedest du ihn. Immer abwechselnd, so und so.« Dabei drehte er den Barren, sodass die Schläge bald auf die eine, bald auf die andere Seite fielen. »Und zwar bis genau jetzt.« Der letzte Hammerschlag verhallte. »Wenn das Eisen anfängt, mehr rötlich zu leuchten, wie jetzt gerade, hörst du sofort auf. Verstanden? Dann ist es zu kalt und zerbricht.« Ulf­berht nickte, und Wieland legte das Eisen zurück ins Feuer. »So machst du das immer wieder. Bis das Eisen glatt und rein ist. So wie es eigentlich schon die faulen Waldschmiede hätten machen sollen!« Ulf­berht ärgerte sich über Gernods Verachtung für die Männer im Wald. Er hatte gesehen, wie hart sie arbeiteten, doch er hielt den Mund und griff nach der Zange. »Jedes Eisenstück muss so aus- und wieder zusammengeschmiedet werden, fünf- oder sechsmal. Du zeigst es mir jedes Mal, wenn du denkst, du seist damit fertig. – Ich entscheide, wenn es so weit ist. Hast du das verstanden?«

Ulf­berht nickte und nahm sich eine der schweren Lederschürzen, die – ebenso wie die dicken Handschuhe – den Schmied vor der Glut schützten. Nur die nackten Unterarme blieben ungeschützt, und die zahllosen kleinen Brandnarben trug ein jeder Schmied mit Stolz. Voll Enthusiasmus machte er sich an die Arbeit und hieb mit aller Kraft auf das Eisen ein. Doch schon bald erlahmte sein Arm, und seine Schulter schmerzte vom Rückschlag des Hammers. Und das, obwohl seine Muskeln doch von der harten Arbeit gestählt waren! Er blickte sich verwundert um, als er merkte, dass jemand hinter ihn getreten war.

»Ach Hilprik, du bist es!«, stieß er erleichtert hervor, als er den Gesellen erkannte. »Ich dachte schon, Wieland wäre wieder da!«

Hilprik grinste. »Nein, nicht der Alte. Gib mal her. Ich zeig dir, wie du hämmern musst, sonst tut dir gleich der Arm weh!«

Ulf­berht gab ihm überrascht den Hammer. Dass der Arm bereits jetzt schmerzte, verschwieg er. »Ich leg das Stück lieber noch einmal ins Feuer, damit es die richtige Temperatur hat«, beeilte er sich zu sagen.

»Ist gut«, nickte Hilprik knapp. In der Schmiede wurde nicht mehr gesprochen als notwendig. Zum einen, weil man wegen des herrschenden Lärms ohnehin nur die Hälfte verstand, zum anderen, weil die heiße Luft einem binnen weniger Augenblicke die Kehle ausdörrte. »So, jetzt gib her.« Hilprik winkte mit dem Kopf zur Esse, und Ulf­berht nahm das hellgelb glühende Eisenstück mit der Zange aus dem Feuer. Hilprik schlug zu. Doch statt den Hammer sofort zu heben, setzte er ihn, nachdem er auf das Werkstück geprallt war, jedes Mal kurz auf den Amboss ab und holte erst dann zu einem neuen Schlag aus. Dong Dong, dröhnte es. Einmal auf das Werkstück, dann auf den Amboss. Wieder schlug er zu. Dong Dong, Dong Dong, Dong Dong. Schließlich ließ er davon ab und nickte wieder in Richtung Esse. »Jetzt mach es wieder heiß, dann bist du dran.«

»Warum … ?«, fragte Ulf­berht verwundert.

Doch Hilprik zuckte mit den Schultern. »Probier es aus.«

Das machte Ulf­berht, und in der Tat ging es leichter. »Warum?«, fragte er noch einmal.

»Der Hammer prallt vom Amboss ab, und du nutzt seine Kraft, um ihn wieder zu heben, statt die ganze Wucht mit deinem Arm aufzufangen«, erklärte Hilprik.

Der Schmied der Franken. Ulfberhts Reise

Подняться наверх