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Hludahilt, Hruođolfshof, Hornung 793

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Der Winter war zwar nicht besonders kalt gewesen, aber dennoch reichten die mageren Kornvorräte kaum. Es gab niemanden auf dem Herrenhof, der nicht seinen Gürtel enger schnallen musste.

»Selbst die Kühe geben kaum noch Milch«, beschwerte sich Haltrud. Sie und Hludahilt waren wie jeden Morgen zum Melken im Stall. »Auf unserem Hof liegt ein Fluch!«

Hludahilt schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht«, widersprach sie ihrer abergläubischen Freundin. Doch seltsamerweise fiel ihr dabei wieder der junge Nachbarssohn ein, den ihr Vater nach Lauresham verkauft hatte. Vielleicht traf den Hof die Strafe für dieses Unrecht? Über sich selbst verärgert schüttelte sie den Kopf. Das war albern. »Auch die Tiere leiden Hunger. Das Heu ist zu knapp«, erklärte sie. »Wenigstens gibt es dann vor Beginn der großen Fastenzeit noch einmal etwas zu essen«, überlegte sie weiter.

»Wieso denn das?«, fragte Haltrud erstaunt. Ihre Gespräche kreisten in den letzten Wochen immer wieder ums Essen.

»Wir werden noch mehr Tiere schlachten müssen. Alle werden wir unmöglich bis in den Frühling durchbringen können«, erklärte sie traurig. Sie mochte die Tiere, vor allem die Milchkühe mit ihren sanften Augen und feuchten Schnauzen. Die Vorstellung, dass man noch vor Ablauf des Monats mehrere von ihnen schlachten würde, tat ihr von Herzen leid.

»Hoffentlich verhungern wir nicht noch davor!«, jammerte Haltrud. »Ich könnte jetzt ganz alleine eine Kuh verdrücken.« Abschätzend sah sie auf das Tier vor sich, welches den Blick mit unschuldig glänzenden Augen erwiderte. »Wenn ich noch mehr abmagere, finde ich auch keinen Mann mehr«, klagte sie weiter.

»Das ist auch besser so«, entgegnete Hludahilt bestimmt. »So wie Radolf dich in letzter Zeit immer anglotzt, solltest du lieber noch etwas mehr abmagern!«

Haltrud errötete. »Ach, mach dich doch nicht über mich lustig!«, rief sie. »Radolf ist ein freier Mann. Mehr noch, ein Edler und der Erstgeborene dazu. Er würde sich niemals mit einer Magd wie mir abgeben.«

»Du solltest zur heiligen Mutter Gottes beten, dass er es nicht tut. Ich kenne meinen Bruder, er ist ein grober, übermütiger Kerl, und du solltest dich besser von ihm fernhalten«, warnte Hludahilt. Doch mit Haltrud war nicht ernsthaft zu reden, sie kicherte nur dämlich, und Hludahilt wandte sich verärgert wieder der Kuh und dem Melkeimer zu. Was konnte die Freundin nur an ihrem Bruder finden? Doch in einem hatte sie sicherlich recht: Heiraten würde Radolf eine Magd wie Haltrud bestimmt nicht. Da gab sich Hludahilt trotz ihrer Jugend keinen Illusionen hin, auch wenn sie ihrer Freundin einen reichen Ehemann von Herzen gönnte. Wieder musste sie an Ulf­berht denken. Was der wohl für einen Ehemann abgäbe? Doch dann ärgerte sie sich über die eigenen albernen Gedanken. Der war doch fast noch ein Kind. Zumindest war er das vor einem Jahr gewesen. Aber letztes Jahr war sie selbst auch fast noch ein Kind gewesen. Viel konnte passieren in einem oder zwei Jahren! Wo er wohl nun war? Im Kloster von Lauresham gab es bestimmt genug zu essen. Anders als hier. Vielleicht war er auch ein Mönch geworden? Der Gedanke erschreckte sie. »Na und? Und was geht es dich an, du dämliche Gans?«, schalt sie sich selbst.

»Was hast du gesagt?«, fragte Haltrud neugierig.

»Oh, nichts«, entgegnete Hludahilt peinlich berührt. »Ich habe mit mir selbst gesprochen.«

Der Schmied der Franken. Ulfberhts Reise

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