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Ulf­berht, Westhang des Odanwaldes, Lenzmonat 792

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Ulfberht kannte sämtliche Äcker und Wege des Hofes gut, auch den Weg hinunter zum Herrenhof und weiter über die offenen Felder bis zum Kloster. Er würde ein freier Bauer werden, ein echter Franke wie sein Vater. Und das war viel besser als ein Knecht oder Höriger. So viel hatte Ulf­berht trotz seiner erst zwölf Winter bereits verstanden. Schon ragte das Dach des Hofes vor ihm auf. Das alte Gebälk schimmerte braun unter dem mit Moos und Taubenkot gesprenkelten Stroh hervor. Die Luft war von Feuchtigkeit gesättigt, der Rauch der Feuerstelle zog träge aus dem Windauge unter dem Giebel und hing wie feiner Nebel um den First. Aber etwas war anders als sonst: Ein braunes Pferd stand vor der Hoftür. Hin- und hergerissen zwischen Neugier und Furcht trat Ulf­berht langsam heran. Da schnaubte der Gaul laut und versuchte, den Regen aus dem Fell zu schütteln. Ulf­berht trat einen Schritt zurück und beschloss, auf den Vater zu warten.

Doch noch bevor dieser kam, trat ein Mann aus der Tür des Hauses. »Heda«, rief er Ulf­berht zu. »Lauf los, und hol deinen Vater, Bursche! Ich habe eine wichtige Nachricht vom Vogt!«

Ulf­berht machte kehrt und rannte seinem Vater aufgeregt entgegen. »Ein Fremder«, berichtete er atemlos. »Mit einem Pferd!«

Der harte Blick seines Vaters verdüsterte sich, aber er schwieg und setzte seinen Weg fort, ohne seine Schritte zu beschleunigen. »Ein freier Franke rennt nicht, wenn man nach ihm schickt«, erklärte er, auch seine Stimme klang um keinen Deut ungeduldiger oder lauter als gewöhnlich. Schließlich erreichten sie den Hof mit dem wartenden Fremden.

»Sigiberht vom Brandthof?«, fragte der, mit ungeduldig schriller Stimme.

»Der und kein anderer«, antwortete Sigiberht und wuchtete den schweren Pflug auf den Boden. »Kümmere du dich um die Ochsen!«, wies er Ulfberht an.

Der verzog das Gesicht. Zu gern hätte er gehört, was der Bote dem Vater mitzuteilen hatte. Doch der bedeutete dem Fremden mit einem Nicken, ihm zu folgen, und trat ins Haus.

Ulf­berht brachte die Ochsen in den Stall, der sich im hinteren Teil des Hauses befand, schirrte sie ab und gab ihnen Heu zu fressen. Trockenreiben würde er sie aber nicht, er wollte viel zu gerne wissen, was der Bote für eine Nachricht brachte. Leise schlich er durch die Stallgasse in Richtung der Stube.

»… und das, wo Widukind doch die Taufe empfangen hat!« Das war die tiefe Stimme seines Vaters. Widukind war ein fast schon mythischer Name. Ein wilder Sachse, der im Eifer für die heidnischen Unholde lange den Franken widerstanden und ihnen viel Leid zugefügt hatte, bis er sich endlich der Macht Gottes und Karls beugte und sich taufen ließ!

Da erklang die Stimme des Fremden. »Die Lage ist ernst, und der König hat den Heerbann einberufen.« Auf einmal war es in der Stube so still, dass Ulf­berht schon bangte, man könne seine aufgeregten Atemzüge hören. »Alle freien Franken sollen sich am zwölften Tage des Ostermonats in Moguntia versammeln. Diese verdammten Sachsen müssen ein für alle Mal lernen, dass es keinen größeren König als Karl gibt!«

Ulf­berhts Herz machte einen Sprung. Ohne daran zu denken, dass er sich damit verriet, trat er in die Stube. »Darf ich diesmal mit dir ziehen? Im Sommer werde ich dreizehn …« Er kam nicht weiter. Sein Vater war aufgesprungen und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.

»Hat dich jemand gerufen? Geh sofort wieder in den Stall an deine Arbeit!«, fuhr er ihn an.

Doch der Königsbote, der ebenfalls aufgesprungen war, legte die Hand an Ulf­berhts Kinn und blickte schmunzelnd auf ihn herab. »Wenigstens einer hier scheint seinem König mit Freude zu dienen«, bemerkte er mit einem Seitenblick auf Sigiberht, der rot anlief. Ob vor Wut über den Ungehorsam seines Sohnes oder aus Scham wegen der Worte des Fremden, vermochte Ulf­berht nicht zu sagen.

»Wer aus meinem Hause unsere Pflicht und Schuldigkeit gegenüber Karl erfüllt, entscheide immer noch ich«, stieß er wütend hervor. »Natürlich gehört dem König unsere ganze Treue, aber es ist nun schon das sechste Jahr in Folge, in dem der Heerbann ausgerufen wird. Mal führte uns der Krieg nach Osten gegen Tassilo oder die Awaren und dann immer wieder nach Norden gegen die verdammten Sachsen.«

»Du bist ein erfahrener Krieger und hast deinem König bisher treu gedient. Karl zählt auf dich. Ich muss weiter, ich bin noch zu anderen Höfen gesandt.« Damit erhob sich der Mann, und Sigiberht begleitete ihn hinaus.

Der Schmied der Franken. Ulfberhts Reise

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