Читать книгу Der Schmied der Franken. Ulfberhts Reise - Sven R. Kantelhardt - Страница 4

Sigiberht, Westhang des Odanwaldes, Lenzmonat 792

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Das breite Eisen schnitt durch die vom Winterregen noch weiche Erde. Das Feld hatte ein Jahr geruht, um dem Boden neue Kraft zu geben, nun kam es wieder unter den Pflug. Sigiberht setzte seine Füße sicher im gleichmäßigen Takt hinter die Pflugschar. Ein eisernes Blatt war nicht billig, aber sehr viel robuster als die alten hölzernen Hakenpflüge, wie sie selbst auf dem Herrenhof im Tal noch benutzt wurden. Kein Wunder, dass sein junger Sohn Ulf­berht geradezu versessen darauf war, seinem Vater beim Pflügen zur Hand zu gehen. Er lief den beiden Ochsen voran und lockte die Tiere mit seiner hellen Stimme dem dunklen Waldrand entgegen. »Holla Muni, Hui Hramn!« Sigiberhts Augen ruhten einen Moment mild, geradezu liebevoll auf seinem Jungen. Dann senkte er den Blick wieder auf die Ackerfurche. Das Leben war hart, auch wenn es ihm als Köngisfreien noch gut ging. Er bestellte seinen eigenen Grund, war frank und frei und nur dem König zur Heerfolge verpflichtet. Ein echter Franke. Durch diese Sichtweise hatte er allerdings unter den Hörigen des nahegelegenen Herrenhofs nur wenige Freunde gewonnen. Sigiberht lächelte grimmig und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Ein Blick in den schmalen Himmelsstreifen, welchen der düstere Wald, der das Feld von drei Seiten einschloss, frei ließ, zeigte ihm, dass er sich beeilen musste. Gerade hatte die Sonne noch geschienen, doch nun ballten sich die Wolken bedrohlich zusammen. Die Rinder brüllten nervös, doch Ulf­berhts lockender Ruf beruhigte sie rasch wieder. Bald begann es zu regnen, aber Sigiberht ließ sich nicht aus dem Takt bringen. Als er schließlich die letzte Furche gezogen hatte, regnete es bereits Bindfäden. Er wuchtete den schweren Pflug auf die Schulter des stärkeren der beiden Ochsen, während sein Sohn sich an die warme Flanke des Tieres drückte. »Na komm schon«, brummte Sigiberht. »Wollen die Mutter nicht ewig warten lassen.« Gemeinsam traten sie den Heimweg an.

»Wenn ich groß bin, werde ich auch Bauer«, plapperte Ulf­berht noch voller Begeisterung. Bewundernd sah er zu, wie das Regenwasser vom blanken Eisen der Pflugschar abperlte und schließlich im Fell des Ochsen versickerte. Vorsichtig strich er mit der Hand darüber. »Das Eisen ist kalt, obwohl Hramns Seite ganz warm ist«, wunderte er sich.

Sigiberht hatte schon früher Ulf­berhts Liebe zu blankem Eisen bemerkt. Musste man seine Geschwister mit Nüssen oder süßen Beeren locken, so reichte es bei Ulf­berht, ihm ein blankes Stück Metall vor die Nase zu halten. Seine Mutter hatte ihn im Scherz daher »meine kleine Elster« genannt. Sigiberht schmunzelte bei der Erinnerung. Warum sollte Ulf­berht sich auch nicht daran freuen?

»Ich sag Mutter Bescheid«, rief der Junge und sprang den Weg voran.

Der Schmied der Franken. Ulfberhts Reise

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