Читать книгу Unter kalten Duschen - Swany Swanson - Страница 14
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ОглавлениеIch musste quasi den ganzen Poolbereich noch mal putzen, nachdem erst Tristan und danach ich alles unfreiwillig vollgetropft hatten. Den einen Schuh hatte ich zu allem Überfluss im Pool verloren, sodass ich danach tauchen musste.
Es war unfassbar. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so wütend gewesen war. Auf mich selbst wohlgemerkt. Denn bei näherer Betrachtung war es meine eigene Tollpatschigkeit gewesen, die mir diese Blamage eingebrockt hatte. Aber immerhin konnte ich Tim beim nächsten Gespräch sagen, dass ich im Pool gewesen war. Kurz.
Nach der Extra-Arbeit war ich nicht nur wütend, sondern auch völlig k.o. und ausgehungert. Dass ich dann in der Küche drei Anläufe brauchte, um die Hightech-Herdplatten heiß zu bekommen, machte es nicht besser.
Wenn ich kochte, beschränkte sich das meist darauf, dass ich Plastikfolie von etwas abzog und es anschließend in den Ofen schob. Oder in die Pfanne. Genauso wie ich die vier Tiefkühlschnitzel aus der Packung kramte und ins heiße Fett gleiten ließ. Es schien so, als müsste ich die nächste Zeit für Tristan mitkochen. Das bedeutete, dass ich am Morgen erneut in dieser Gluthitze einkaufen gehen musste, wollte ich meine Wochenendration nicht an ihn abtreten. Und irgendetwas sagte mir, dass ich meine Kräfte noch brauchen würde, wenn Tristan tatsächlich vorhatte, länger hierzubleiben.
Wahrscheinlich war es der Duft von Schnitzel und meinen berühmten Ofenfritten, die meinen Eisprinzen anlockten. «Hungrig?», fragte ich, als er die Küche betrat, und drehte eines der Fleischstücke siegesgewiss mit dem Pfannenwender auf die andere Seite.
«Wow.»
Überrascht von dem Lob blickte ich zu Tristan auf, der leise wie ein Dieb neben dem Herd aufgetaucht war. Doch ich hatte mich getäuscht. Von der kleinen Falte auf seiner Nase konnte ich ablesen, dass die Anerkennung in Wahrheit gar keine gewesen war.
«Sag bloß, du magst kein Schnitzel?»
Tristan hob wieder in dieser eingebildeten Art seine Brauen und starrte mit purem Ekel in die Pfanne. «Ich wage zu bezweifeln, dass sich das da Schnitzel nennen darf.» Empört pikte ich meinem Schnitzel aus Versehen in die Seite, sodass noch etwas mehr Panade abbröckelte und protestierend im Fett zischte. «Außerdem bin ich Vegetarier.»
Ich musste kurz die Augen schließen, um sie nicht offen vor ihm zu verdrehen. Natürlich war er das. Ich hätte mir denken können, dass Typen wie er fleischfrei lebten. Einfach nur, um allen anderen auf die Nerven zu gehen. «Lass mich raten», sagte ich und nahm seinen sarkastischen Ton an. «Dir tun die armen Schweinchen leid.»
Seine Miene war völlig ausdruckslos. «Was du da isst, ist totes Tier, das zu Lebzeiten seine eigene Scheiße gefressen hat. Im Grunde bist du ein Aasfresser. Ziemlich abartig, wenn du mich fragst.»
Ich wollte schon loslachen, da begriff ich, dass er das nicht als Witz gemeint hatte. Mit verkrampften Mundwinkeln starrte ich ihn an. «Ist das dein Ernst?»
Er zuckte mit den Schultern und öffnete den Küchenschrank. Ich sah ihm zu, wie er ein Whiskeyglas herausnahm und es musterte. Wieder fiel mir sein glattes, weißes Haar auf, das akkurat auf die Seite gelegt war und die kurzrasierte Schläfe kaschierte. Als hätte sich ein Kadett die Glatze zum Pony herauswachsen lassen, um gegen seine Ausbilder zu rebellieren. Die Frage war, wen Tristan provozieren wollte.
«Du kannst nicht kochen und spülen kannst du offensichtlich auch nicht», unterbrach er meine Beobachtung und knallte das Glas vor mich auf die Anrichte. Für mich sah es sauber aus. Als sich Tristan zu mir vorbeugte, spürte ich kurz seinen zischenden Atem auf meinem Gesicht. «Was qualifiziert dich eigentlich für den Job hier?»
Ich wich dem Scheinwerferlicht seines Blickes aus und drückte ein wenig auf meinem Schnitzel herum. «Fiona hat mich eingestellt», sagte ich leise. Als wäre das eine Antwort.
Ich hörte ein Schnauben und sah aus dem Augenwinkel, wie er im Schrank nach einem neuen Glas angelte.
«Was nur wieder beweist, dass die Frau völlig bescheuert ist.» Ohne jede Anstrengung schwang er sich auf die Anrichte und schenkte sich einen großen Schluck Whiskey ein. «Da fällt mir ein … Du hast nicht zufällig eine Ahnung, wo die Sachen aus meinem Zimmer gelandet sind?»
«Welche Sachen?»
«Sowas wie Platten, Bücher, Bilder … nein?»
Irritiert beobachtete ich, wie Tristan mit seinem flüssigen Abendessen auf der Küchenzeile hantierte. «Keine Ahnung, wovon du redest», sagte ich wahrheitsgemäß.
«Ja. Dachte ich mir schon.»
Bevor ich nachfragen konnte, was er meinte, startete ein Auto in der Einfahrt ein Hupkonzert. Tristan neigte sich zum Küchenfenster. Ich sah zu, wie sich der drahtige Körper langmachte. Während ich noch überlegte, wer die Auffahrt geöffnet hatte, sprang Tristan auch schon von der Anrichte auf.
«Ich esse heute außerhalb. Nichts für ungut», erklärte er mit einem mitleidigen Blick auf meine Pfanne und exte in einem Zug seinen Whiskey. Ich stand da und verstand die Welt noch mal ein Stück weniger, als Tristan erneut seinen Kopf zur Tür hereinsteckte. «Ach ja. Dein Schnitzel brennt an.»
Schimpfend riss ich die Pfanne vom Herd, in der vier ziemlich nackte, schwarze Schnitzel in einem Panaden-Massaker vor sich hin kohlten. Das konnte doch nicht wahr sein, hatte mich dieses Arschloch etwa absichtlich abgelenkt?
Ich hustete und kippte das Fenster, um die Rauchschwade zu vertreiben. Wie die verdammte Dunstabzugshaube funktionierte, wusste ich noch immer nicht. Da sah ich, wie Tristan auf dem Hof von einer hübschen Blondine umhalst wurde. Dem feuerroten Mercedes nach zu urteilen, spielte sie ganz seine Liga. Ich drehte mich weg und pfefferte mein totes Tier in den Mülleimer. Der Appetit war mir vergangen.