Читать книгу Sphärenwechsel – Tagebuch eines inkarnierten Engels - Sybilla Seraphina Mewes - Страница 17

Weitere Aufträge: in der Berufsausbildung

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Liebes Tagebuch,

Anja lernte ich zu Beginn der PTA-Ausbildung kennen. Von dieser Ausbildung erfuhr ich von meinem damaligen Chef, bei dem ich als Apothekenfacharbeiter ein Jahr gearbeitet hatte. Die Ausbildung hatte schon vor vier Wochen begonnen, dennoch rutschte ich sozusagen dort hinein. Anja stieß ebenso wie ich, verspätet hinzu.

Ich wurde zu ihr geschickt, um ihr Lebensfreude und Zuversicht zu schenken, weil sie von ihrem Verlobten drei Tage vor der Hochzeit fallen gelassen wurde. Ihre Seele war verletzt und sie brauchte jemanden wie mich, der fröhlich und natürlich daherkam. Wir bezogen zusammen ein Zimmer im Wohnheim. Mehrere Monate lief das so, doch dann befreundete sich Anja mit einem Mädchen aus der Parallelklasse und zog zu ihr in ihr Zimmer. Nun stand ich wieder alleine da.

Die meiste Zeit wohnte ich allein in einem Zimmer. Mein Zimmer lag am Ende eines langen dunklen Flurs mit einem gelben Linoleumboden auf Holzdielen, die bei jedem Schritt sehr laut knarrten.

An einem Sonntagabend lag ich in meinem Bett und las ein Buch über unerlöste Geister als plötzlich Schritte über den Flur donnerten. Etwas oder jemand näherte sich und blieb vor meinem Zimmer stehen. Ich hielt im Lesen inne, blickte zur Tür und dachte zuerst, dass jemand aus dem Wohnheim zu mir wolle. Doch es tat sich nichts. Mir wurde nun mulmig zumute und ich spürte, dass etwas nicht stimmte. Dann „flatterte“ etwas durch die Tür, es war zwar nichts zu sehen, nur das Poster innen an der Zimmertür bewegte sich wie durch einen Windhauch, obwohl kein Wind im Zimmer und das Fenster verschlossen war. Mir lief jetzt ein kalter Schauer über meinen ganzen Körper, ich zog die Bettdecke höher. Der Stecker meines Radios fiel aus der Steckdose und die Kehrschaufel daneben bewegte sich klirrend ein Stück zur Seite. Dann trat Ruhe ein. Ich rührte mich noch eine weitere halbe Stunde nicht von der Stelle. In dieser Nacht schlief ich fast überhaupt nicht. Immer wieder lauschte ich nach, ob da noch etwas anderes war. Für mich war im nach hinein klar, dass sich da ein Geist bemerkbar gemacht hatte.

Das Wohnheim selbst wirkte eher dunkel und düster. Die Zimmer befanden sich in den oberen Stockwerken. Im Erdgeschoss konnte man noch die ehemalige Kantine mit Küche zum Kochen benutzen. Alles wirkte verlassen, rostete schon vor sich hin und strahlte immer noch die längst vergangene sozialistische Zeit aus.

Je länger ich dort wohnte, umso unwohler fühlte ich mich. Das wurde so schlimm, dass ich schon Sonntag Nachmittag unruhig wurde, obwohl ich erst abends nach M. fuhr. Manchmal musste ich mich sogar übergeben, sobald ich im Wohnheim angekommen war. Es roch einfach überall übel und unbeschreiblich eklig in den Gängen und in den Waschräumen. Etwa 16 Jahre später erfuhr ich, dass dieses Wohnheim vorher ein Sanatorium für Tuberkulosekranke gewesen war und dort auch Menschen an dieser Krankheit gestorben waren. Als ich das hörte, fiel mir sofort wieder das Ereignis mit dem Geist ein. Und auch mein Unwohlsein konnte ich mir nun erklären, da ich wusste, dass alle vergangenen Ereignisse im Erdboden und in Häusern abgespeichert sind und sich auf die nachfolgenden Bewohner auswirken können. Da ich sehr sensitiv bin, hatte ich die kranke Energie gespürt, die immer noch an diesem Ort verankert war.

Diana aus der Parallelklasse wurde in mein Zimmer temporär einquartiert, weil hier noch Platz war. Sie litt unter einer Psychose und musste deshalb Psychopharmaka einnehmen. Deshalb wollte niemand aus ihrer Klasse mit ihr etwas zu tun haben. Alle tuschelten, dass sie verrückt wäre. Von den Nebenwirkungen der Tabletten war ihr Körper aufgeschwemmt und sie bekam Blickkrämpfe. Wenn diese unerträglich für sie wurden, bettelte sie mich in ihrer Verzweiflung an, bei ihr im Zimmer zu bleiben. Was ich auch tat, weil ich es nicht über mich brachte, sie mit den Schmerzen allein zu lassen. Einmal musste ich sogar den Arzt holen, weil sie vor Schmerzen die Wände hoch ging (das hatte ich bei meiner Mutter ja auch oft gemacht; nun wiederholte sich das bei Diana). Ich dachte mir lustige Geschichten aus und schaffte es, dass Diana wieder lachen konnte.

Als Ausgleich erlebte ich schlaflose Nächte, weil Diana fürchterlich schnarchte, was aber nicht ihre Schuld war, sondern es kam von den Tabletten, die sie einnehmen musste.

Als nächstes stieß Anna in die Klasse hinzu, weil ihr Babyjahr zu Ende gegangen war. Die meisten der anderen Mitschülerinnen hänselten sie oft, auch weil sie die Klassenschlechteste war. Ich schenkte ihr Aufmerksamkeit und Freundlichkeit.

Enge Freundschaften mit diesen Dreien waren ebenso nicht für mich vorgesehen gewesen, ich musste weiter zum nächsten Auftrag.

Selbst fühlte ich mich fremd und anders in dieser Klasse. Niemand von meinen Mitschülerinnen interessierte sich wirklich für mich oder wie es mir ging. Meistens ging ich meine eigenen Wege, eben, wenn meine „Aufträge“ gerade nicht anwesend waren. Dabei fühlte ich mich so oft allein und einsam.

Sphärenwechsel – Tagebuch eines inkarnierten Engels

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