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KAPITEL 6

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Notfall Hangar Deck 9.

›Ma'am? Ma'am?‹

Sachtes tätscheln an Sophies Wange brachte Licht in den Verstand. Ein von grauen Haaren eingerahmtes Gesicht lächelte sie charmant an.

»Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«

Unweigerlich rutschte Sophies Blick über den Overall vom Fremden. Am Namensschild "Lift-Techniker Brilon" verharrte sie.

»Ja!, mir geht es gut«, es quoll behäbig über ihre Lippen. Sie schaute sich dabei in der Kabine um. »Hier schwebte … ein voll beladenes Wäscherei-Lastenbord ...«

»Das kann nicht sein.«

Sophie schaute ihm bockig an.

»Ma'am es gab vor einer Stunde zwei Havarien in diesem Bereich. Die eine betrifft das interne Kommunikationssystem und die andere ereignete sich in der Wäscherei. Seit den Vorfällen hat keine Karre die Parkposition verlassen. Und ich bin nur hier, weil ich darüber informiert wurde, dass jemand in dieser Sektion eine Notfall-Reißleine der magnetischen Bremse gezogen hat. Das konnte nicht sein, weil der Lift-Schacht in diesem Sektor gewartet wird, und daher keine Kabine hier sein kann.«

Seine Erklärung zischte größtenteils ungehört an ihr vorbei, die besorgten Gedanken weilten längst bei Sorel. Während Brilon ohne Unterlass redete, stand Sophie mit seiner Hilfe auf. Er geleitete sie aus der Kabine und danach überreichte er einen Tehas, der technische Handscanner wird ihr den Weg zeigen.

Sie schaltete ihn ein und lief sogleich los. »Verständigen Sie unverzüglich die Sicherheit«, es hörte sich verstört und zugleich abwesend an.

»Aye«, rief der zurückgebliebene Brilon.

~

Dunkelheit und abgestandene Luft verschluckten Sophie. Ein Tehas Signalton zeigte den Weg. Ihr Lauftempo wechselte allmählich vom normalen Schritt zum schnellen Laufen. … 50 Meter weiter östlich änderte sich die Tonfolge, das nächste interne Portal war unmittelbar vor ihr. ... Sie sprang hindurch. Es führte direkt zum gewünschten Hangar Deck Pub Sektor.

*

Vertraute Gerüche sowie die gewohnte Hektik begrüßten Sophie. Unweit vom Pup auf den Korridor hielt sie für einen Moment inne.

Zu sich sprach sie: »Nur gut, dass die Cybords keine Gedanken lesen können.« Unwillkürlich faste sie sich an die linke Schulter, sie hatte das Gefühl, dass die spindeldürren Cybord Finger noch an ihr kleben. Ein Angstschauer sauste über sie hinweg. Sie deutete es als Streich ihres chaotischen Unterbewusstseins. Solche empathischen Irrungen hat sie seit dem Jagdunfall öfters. Eine folge ist: Ihre Elias Werte sind im Moment niedrig, die sind für ihre Psi-Kräfte verantwortlich.

Sie schmunzelte über die Einbildung und mit einer abwischenden Geste wedelte sie das Phantom von der Schulter. Die Möglichkeit, dass es sich um eine Cybord Markierung handeln könnte, verdrängte Sophie. Stattdessen kam sie mit sich überein: »Das anhaftende Empfinden ist ein Überbleibsel vom eingeatmeten Cybord Kampfgas. Aber warum hat das Biest mich nicht eliminiert? ...« Das Interface riss sie aus dem Sinnieren.

»Liebes deine angsterfüllten Gedanken haben mich gestreift. Ist alles in Ordnung«, wollte Luckas ihr Beschützer wissen.

»Ja.«, ihre Stimme zitterte.

»Wirklich? Ich fühle Angst.«

»St–Stella«, stotterte Sophie, »Habe sie getroffen ...«

Von dem Vorfall im Lift berichtete sie ausführlich, aber die Cybord Berührung erwähnte sie nicht. Sophie ging davon aus: Luckas steckt mich womöglich, wegen dem anhaftenden Empfindens, in Gehirn-Quarantäne – wie er es nennt.

Er fühlte, dass sie etwas verheimlicht, aber weil ihre Gedanken nur um das Treffen mit Sorel kreisten, nahm er an, es hängt damit zusammen.

»Seit Wachsam«, forderte er. »Für solch Anschläge ist das imitierende Weckmittel nutzlos. Es kann möglich sein, dass euch mehrere dieser Kreaturen gleichlaufend in die Mangel nehmen. Es ist besser, das Sorel umgehend ein echtes Weckmittel erhält. Nach euren ausgiebigen Küssen enthält dein Körper gleichfalls die erforderlichen Enzym Verbindungen. … Gehe zu ihm und berichte alles. In der Zwischenzeit stelle ich Sorels Weckmittel her. Ich melde mich, wenn es bereitliegt. Bis dahin bleibt ihr im Pub. Die rundherum aktivierten Schutzschilde bewahren euch vor Cybord Angriffen. Und weil du in deinem Zustand eine leichte Beute für die Klone bist, ist es besser, wenn Sorel allein zu mir in die Krankenstation kommt.«

Am Satzende hüllte sich Luckas in schweigen, und Sophie protestierte gegen seinen Vorschlag. Er wählte härtere Argumente. Denen stimmte sie widerwillig zu.

»Sobald die erste Stufe seines Weckmittels aktiviert wurde, schicke ich deinen Gatten zu dir. Dann macht ihr zwei, dass ihr nach Hause kommt ...«

Dem stimmte sie bereitwillig zu. Allerdings wollte sie, bevor sie zu Sorel ging, noch ein wenig innerlich zur Ruhe kommen.

Die Planung hatte sie ohne den Liebsten gemacht. Sorel hatte von Unruhe getrieben den Pub verlassen, Sophie war seit Minuten überfällig. Als er auf dem Korridor dahinter eintraf, lehnte Sophie an einer Wand, sie zitterte.

»Ihre Erregung kommt vom Weckmittel Imitat«, dachte Sorel. Sophies Reaktion, als ein Wölkchen seines köstlichen ahl pii ihre Nase umgarnte, bestätigte es. Mit vergnügen beobachtete er, wie ihr bis eben verdrängter Durst erwachte, gedanklich labte sie sich an seinem Sys.

~ ~

(Im Mund wird der köstliche Sys Trank über Drüsen abgegeben. Das ist möglich, sobald Shumerer gereift sind. (Das Paar ist es jetzt zum zweiten Mal.) Nach ihrer Befreiung aus U P C Gefangenschaft wurden sie zurückgesetzt, bis sie das Virus Gegenmittel erhielten.)

~ ~

Sophie würde ihm auch gern mit Sys verwöhnen, wegen ihrer Erkrankung ist es nicht möglich.

Sorel spürte ihre Verzweiflung. Der hochgewachsene athletische Typ hatte unlängst den dreißigsten Geburtstag. Sein blauer Dienstoverall signalisiert: Er ist ein Brücken Sicherheitsoffizier im separaten Bereich.

Drei Herzschläge später stand die Sahneschnitte mit dem lässig gebundenen Zopf vor Sophie.

»Du bist spät dran«, er stupste ihr sachte an die Nase, »diese Eigenschaft war mir bisher unbekannt.« Sophies Blick wich ihm aus. »Du hast doch nicht etwa im Amisurausch den verkehrten Lift genommen«, scherzte er mit süßem Tonfall.

Sein zur Begrüßung dahin gehauchter Kuss war mit leckeren Sys durchtränkt. Es prickelte auf der Zunge, das Gefühl sprang auf ihre Lippen, von dort sauste es über die Haut bis hinunter in ihre Scham. Reflexhaft schmiegte sie sich an seine muskulöse Brust. Unvermittelt berührten sich die Blicke, seine sanften wie Honigbernstein leuchtenden Augen verzehrten sich nach ihr. Am liebsten hätten sie dem nachgegeben, doch es durfte nicht sein. Sie holte betrübt Luft.

»Falschen Lift genommen. Ja! … so in etwa ...«, zu der Bemerkung stierte sie auf die Stelle, wo sie vorhin durch das interne Portal kam. Die nachfolgende Berichterstattung von der Begebenheit im Lastenaufzug holperte zäh aus ihrer Kehle. Als sie zum Schluss den Ratschlag von Luckas vortrug, stimmte Sorel sofort zu. Ihr rannen dicke Tränen übers Narben Gesicht, er streichelte tröstend darüber. Sie sah grau im Gesicht aus und ihre Haut fühlte sich eisig an. Sorel vermutete es ist der Schock, bei dem Erlebten verwunderte es ihm nicht.

»Eine Tasse Tee wird dir guttun.«

Er fasste sie an die Hand und begleitete sie zum Pub. ...

Der Notfall Hangar Pub auf Deck neun war gerammelt voll. Es dauerte Minuten, bis sie sich zum reservierten Tisch im hinteren Bereich durchgekämpft hatten. Hier sind sie durch versetzt angebrachte Holzwände vor neugierige Blicke geschützt.

Vor ihnen auf dem Tisch standen je ein Glas Wasser und ein Kaffeepott. Sophies Tee wurde gerade geliefert, die Hauptspeisen und das Dessert ließen noch auf sich warten.

»Ab wann servieren Sie den Kuchen?« Sophies Nachfrage wurde mit einem genervten Blick der Serviererin abgestraft.

»Wegen Ihnen verbrenne ich mir nicht die Finger.«

In Sorels Mimik lag Verärgerung, es lag nicht nur an der ruppigen Serviererin.

»Ich erhielt vor einigen Minuten von deinem Bruder den Befehl: Nach der Nahrungsaufnahme sofort auf die Brücke kommen.« Den Satz begleitete Kopfschütteln. »Weiß der Geier, was Lennard zusammen mit meinem Beschützer Chris ausgeheckt hat. Fakt ist: Ich Blödi habe ihr Verlockendes Angebot angenommen. … Nein!, die beiden haben mich mit der Aussicht: wir geben dir zusätzlich fünf Monate Erholungszeit, geködert. Hätte ich auch nur ansatzweise geahnt: Es bedeutet für mich: nochmals Brückendienst schieben, hätte ich niemals der Verschwörung zugestimmt.« Für einen Atemzug schwieg er. Es reichte gerade aus, um in sein Weib hineinzufühlen. Das Resultat: Die vom Schwager verabreichte Mixtur brachte immer mehr an tiefgründigen Empfindungen zum Rollen.

Sophie bemerkte den mentalen Kontakt, sie schaute den Eindringling Hilfe suchend an. So wie sich nun die Blicke streiften, stürzte Sorel in einen inneren Konflikt. Was keineswegs an seinen Gefühlen gegenüber Sophie lag, sondern sein noch sehr vom Skylup Virus blockierter Verstand war schlichtweg mit Sophies frivolen Begehren überfordert. Schließlich sind da ja noch die während seiner U P C Gefangenschaft ins Gehirn eingebrannten Vorschriften und Verhaltensregeln für minderwertige Untertanen. Die verbieten einem unerwünschten Halbling schlichtweg derlei außereheliches, körperliches Vergnügen. Jedoch Sophie ist nicht irgendein Weib, sie ist seine Gefährtin. Und somit galt das Verbot nicht. So wie er das dachte, verpuffte sein Konflikt. Anders sah es dagegen mit seiner Bereitschaft aus. Vor Jahren hatte er bereits das erste Mal unter Folter Kontakt mit dem Skylup Virus. Monate nach seiner Befreiung erhielt er ein neues synthetisches Virus Gegenmittel. Binnen weniger Minuten waren viele der Erinnerungen zurück. Darunter die: Als er verzweifelt sein verlorenes Weib suchte und in jedem nur halbwegs gut riechenden die Gemahlin sah. Sorel Schwur ihr damals: »Soweit darf es niemals mehr kommen.« Er verfügte daher: »Falls er erneut in feindliche Gefangenschaft geriet und Gehirnwäschen ausgesetzt wurde oder durch das Skylup Virus einen Intensitätsverlust hat, dass man ihn zähmende Blockaden setzt.«

Wenige Tage nach seiner Vorsorge traf genau das ein. Seitdem verhindern Blockaden, dass er Weiber mit seinem Phallus beglücken kann. Wie Sophie und er inzwischen feststellten, gibt es keine Ausnahme. Dummerweise wusste er nicht mehr, wer ihm die Blockaden setzte und wie er sie entfernen lassen kann.

An den gesenkten Kopf und den geschlossenen Augenlidern erkannte Sophie: er schämt sich.

Bloß gut das die Heiler wegen ihrer Erkrankung ein absolutes Beischlafverbot verhängten. Und bis sie wieder gesund ist, entspannen sie gemeinsam mit Amisu sowie auf der mentalen Ebene. Dass sie dazu imstande sind, haben sie sich erst vor einigen Stunden bewiesen. Die süßen Erinnerungen daran ließen Sorel lüstern schmunzeln.

»Ponhrir - Liebste ich bin da, wenn du mich brauchst«, raunte er in den süßesten Tönen. Seine mentalen Fühler empfingen das, was die glühenden Wangen zeigten, die Süße war kaum in der Lage, die aufbrausenden Gefühlswelten unter Kontrolle zu halten. »Wir müssen uns was einfallen lassen, damit ich keine Schicht auf der Brücke schieben muss. Allerdings haben wir zwei ein Problem. Vorhin habe ich erfahren, vom Planeten Advenu trennt uns eine Flugstunde. Leider kann ich dir immer noch nicht sagen, wo der seine Koordinaten hat. Ergo weiß ich nicht, wie wir von dort zu unserem Heimatplaneten Anuna kommen. Für das gemeinsame Erwachen bleibt uns als Rückzugsort nur mein enges, stark unterkühltes Shuttle.«

Bei den rührselig vorgetragenen Sätzen ließ er sein Weib nicht aus den Augen, und wie erwartet, begann es in ihrem sturen Schädel mächtig zu brodeln. Insgeheim hoffte er, dass es nicht mehr allzu lange dauert und sie willigt auf seinen abgewiesenen Vorschlag ein. Aber wenn Sorel nochmals den Vorschlag unterbreitet, bekommt er mit Sicherheit wieder an die Ohren geschmissen: ›Im Quartier von Luckas? Nein!, das möchte ich nicht und basta!

Die alternative Option muss noch in ihr heranreifen. An Sophies schmollender Mimik war ersichtlich: Sie ist noch nicht bereit.

Aus dem Augenwinkel heraus sah Sorel, er trank einen kräftigen Schluck Kaffee, Sophie kämpft abermals mit einer Welle aufkochender Gefühle. Dass er sie so innerlich aufgewühlt sah, ist verdammt lange her. Unweigerlich schweiften die Gedanken zu den prickelnden Therapiestunden an Bord der Silver Foxx.

Sophie hatte ihn belauscht. »Wenn du möchtest, fangen wir sofort mit einer neuen Therapie an«, wisperte sie mit schmachtender Stimme in seinem Geist. Unterm Tisch schabte es, sie streifte das Schuhwerk ab. Ihre bloßen Zehen strichen fordernd zwischen seinen Schenkel, ihm trieb es die Hitze aus allen Poren. Am atemlosen Mienenspiel sah sie, sein verwirrtes Ego sprach hervorragend auf die Vorbehandlung an.

In Gedanken flehte er: »Luckas mach hin, wir brauchen das Mittel ...«

Auf dem Tisch vor dem Paar schepperte es, die abgestanden riechende Bedienung servierte wie immer so ungeschickt, dass einiges von den üppig beladenen Tellern rutschte. Fluchend schob sie die Teller den beiden zu. Bevor sie das Besteck reichte, klatschte sie mit einem derben Spruch die Rechnung auf den Tisch.

Wie gewöhnlich gab Sorel nur die geforderten Ams (kleine in goldgefasste Agamenon Münzen), und Sophie entriss der Bedienung, während die die Münzen gierig einsackte, das ansonsten weiterhin einbehaltene Besteck.

Sorel schmeckte der Gemüseauflauf vorzüglich, und Sophie stocherte in ihrer Portion herum, am Minenspiel war ersichtlich, sie führt ein Selbstgespräch.

Die Gedanken beunruhigten Sorel. Besteck klapperte und er hob den Blick vom Teller. »Rede sofort mit Lennard«, forderte er mit vollem Mund.

Sie wischte sich die Lippen an der Serviette ab, die Gedanken wollten inzwischen den Bruder mental erreichen. Es gelang ihr nicht. Den nächsten Versuch unternahm der Citraa. Wieder nichts.

»Das hängt bestimmt mit der Havarie in dem Sektor zusammen.«

»Was für eine Havarie?«

»Na hier auf dem Deck gab es doch, als ich zu dir wollte, technische Probleme mit dem internen Kommunikationssystem?«

»Süße, als ich vorhin mehrmals mit der Brücke kommunizierte, ich habe dabei sogar auf mein Terminal zugegriffen, lag keinerlei Störung vor.«

Sophie saß mit offenem Mund neben Sorel.

»Woher weißt du das?«

»Von Brilon dem Lift-Techniker, der hat mich vorhin gefunden.«

»Davon hast du mir vorhin nichts erzählt.«

Sophie sah verlegen an sich herab.

»Süße, das ist der Schock. Ist vollkommen normal das du nach solch Begebenheiten etwas vergisst. Anders sieht das mit den Störungen aus, die hat bestimmt der Cybord Stella oder die Brut verursacht.«

Sophies verdrängte Angst vor einem weiteren Anschlag keimte empor. Die Kehle krampfte sich zusammen.

Sorel tätschelte ihr beruhigend eine Hand. Die Finger seiner anderen Hand strichen ungehalten übern standardmäßig am Overallkragen angebrachten Interface Sensor. Mit knappen Sätzen schilderte er den diensthabenden Kommunikationstechniker, was eben nicht funktionierte.

»Moment, ich überprüfe es sofort. … In der Tat, es liegt eine noch unbekannte Störung vor«, erwiderte der Techniker, »Dahinter könnten Störsender stecken, die verhindern die mentale Kommunikation zur Brückencrew. Ich informiere die Sicherheit.«

Als der Techniker schwieg, legte sich Sorels Stirn in Sorgenfalten.

»Sobald du das Weckmittel erhalten hast und die Cybord Klon Brut keine Macht mehr über uns hat, gehen wir auf die Jagd.« Sophies Stimme war zum Kampf entschlossen. »Unsere Jagd ist erst beendet, wenn wir alle Klone erlegt haben!«

Zögerlich, es brauchte zwei Anläufe, umfasste Sorel ihre unruhigen Hände. »Aber davor gehören wir zwei nur uns.«

Bei seinem Satz raste ein Zittern durch Sophies Leib, und ihr ansonsten quirliges Wesen rutschte innerlich verzweifelt in sich zusammen. Sie schluchzte herzzerreißend. »Ich hätte doch das Quartier Angebot von Luckas annehmen sollen«, sprach sie mental.

Sorel drückte sie reflexhaft an sich heran. Im inneren triumphierte er, äußerlich schienen ihm die Worte kalt zulassen. »Vielleicht ist ja eins im realen Teil freigeworden ...«, er sah sie schräg von unten an, und als ihre Augen in sein Blickfeld gerieten, schwieg er.

Wie erhofft zuckte Sophie heftig zusammen.

Mit schräg gestelltem Kopf wartete er auf ihre Reaktion.

Für einen flüchtigen Moment wirkte sie baff. »Wer sagte es dir.«

Auf diese Frage hatte er gewartet, dennoch wollte er sie weiterhin schmoren lassen. Schweigend sah er sie an. Erst als ihr Blick sagte, ›bin gar‹, antwortete er: »Niemand! Vor zwei Tagen hatte ich hier im Notfall Hangar Deck etwas dienstlich zu erledigen. Dein Duft stieg mir in die Nase, die darin enthaltenen Pheromone verrieten mir du hattest Angst. Ich folgte deiner frischen Duftspur, sie führte mich zu einem Shuttle der Proviant Crew. Mit einem der Jäger hatte ich dann ein informatives Gespräch ...« Sorel sah Sophie unvermittelt scharf an. Ihr Gesicht bekam eben einen kräftigen Anstrich. Das unruhige Augenspiel deutete er als: Die Süße tüftelt sich eine Notlüge zurecht. Sorels beharrlicher Blick verlangte die Wahrheit.

Sophie fragte sich: »Ist er dazu schon bereit!?«

Indessen sie darüber sinnierte, sprach er weiter: »Als ich von deinem Jagdunfall erfuhr, stand ich tausend Ängste aus. Wie von Sinnen verfolgte ich deine ahl pii Duftspur, sie führte mich zu einem merkwürdig aussehenden offenen Portal. Deine Fährten liefen alle hindurch. … Zu meiner Verwunderung herrschte auf der anderen Portalseite ein reges Treiben, und ich fand dort deine mentale Anwesenheit in den unterschiedlichsten Gefühlswelten. Kopflos hetzte ich den neuesten Schwingungen hinterher, aber hinter der ersten Biegung erwartete mich ein Sicherheitsteam. Zu denen gehörte Doc Sergej. Er begrüßte mich auf seine herzlichen und derben russischen Art. Nach dem fast erwürgenden Zeremoniell brachte mich Doc Sergej im realen Bereich der Visitor an dein Biobett. … Wir unterhielten uns lange. Allerdings gelang es meinen porösen Grips wiedermal nicht, alles zu behalten. Ich habe bestimmt x-mal dasselbe gefragt. Letztendlich ist dem nicht ganz so beharrlichen Arzt die Spucke versandet.

Geduld Sire Gwen«, flüsterte er mir mit einer unterwürfigen Stimme zu, »ihr Weib, die Geistheilerin, erklärt es, sobald ihr Geist bereit ist.‹ Am Ende des Zitates holte Sorel dumpf Luft, es hörte sich nach einem erstickenden Röcheln an. In diesem Atemkampf flucht er mürrisch in Sophies Geist. »Wieso nennt er mich Sire. … Verdammt! Wer bin ich, dass er mich wie in Watte verpackt behandelt?«

Sophie, die solcherlei Fragen gewohnt ist, sah ihm nur abwartend an. Wie erhofft fuchtelte er abwehrend mit den Händen herum.

»Ich weiß, dass Doc Sergej mir sagte: Du bist Einsätze mitgeflogen«, sprach er mit überzeugter Stimme in ihrem Geist, »und du hast bis zu Erschöpfung deinen Dienst geleistet. Nur warum und wofür, daran erinnere ich mich nicht ...«, er sah sie verzweifelt an. »... Wenn du wieder gesund bist und ich dieses Vakuum im Schädel überwunden habe, hilfst du mir bitte, beim Sortieren der wirren Erinnerungen.«

»Gibt dir und deiner Kalab Zeit, dass sie wieder eins werden.«

Er nickte behäbig, dazu kramte er aus seiner Hosentasche ein Lederarmband mit dem Impulsgeber. »Luckas hat mich abgeholt.« Er pausierte kurz und legte sich das Armband an. »Wir sind in sein – euer – Quartier gegangen und haben den Fall eines überstürzten Weckens besprochen. Hernach haben wir das kleine leer stehende Zimmer als heimeliges Liebesnest eingerichtet.«

Spontan schmiss sie sich an seine Brust. »Danke«, wisperte sie.

Ihr Blick wanderte in die Ferne. An den unruhigen Wimpernschlägen sah er, dass sie sich bereits mit einem anderen Problem beschäftigt. – Luckas war es nicht!

Sophie bemerkte seinen Lauschangriff.

Ein freches Lächeln streifte sie.

»Ist Delune leichter von einer Sache zu überzeugen als Lennard?«

Die Frage ließ Sorel amüsiert grienen. Bevor er antwortete, nahm er einen Schluck Kaffee. »Ja. Aber beide vereint: Die getroffene Meinung ist unumstößlich ...«, bevor Sorel weiter sprach, trank er erneut einen Schluck Kaffee, »... Lennard sieht sich den Patienten genau an, bevor er sagt, was diesem fehlt. Delune dagegen reicht nur der bloße Verdacht, dass einer der Brückenoffiziere einen Hauch neben der Spur ist und schon setzt er ihn auf dienstuntauglich.«

Sie führte die Teetasse bedächtig zum Mund, bevor sie die Lippen aufsetzte, sprach sie: »Dann wird seine Reaktion auf dich nicht anders sein.«

Sorel ahnte, worauf sie anspielte. »Meine durch das Weckmittel hervorgerufene pon le Sucht wird, für außenstehende – wie es Delune ist – genau so aussehen, als wenn ich mir Rauschmittel eingeworfen habe.«

Belustigt drückte sie den Gatten einen fetten Schmatzer auf die Stirn.

»Bombastisch!« – Sorels in Falten geworfene Stirn bremste ihre Freude.

»Bedenke!, wenn wir Pech haben, schmeißt mich Delune in eine Arrestzelle. Wir müssen unbedingt Lennard mit einbeziehen. Er muss mich notfalls vor Ort gründlich in Augenschein nehmen und mich gegebenenfalls auf die Krankenstation einweisen ...« Sorel stupste ihr frech an die Nase. »Soweit kommt es nicht. Sobald ich das Weckmittel intus hab, treffen wir uns im Brücken Lift. Auf dem Deck unseres Gastquartiers steigst du aus und ich fahre zur ʺpseudoʺ Brücke. Die langsamste Fahrt reicht locker, damit ich handfeste Anzeichen eines Drogenkonsums vorweisen kann.«

»Aber wir müssen dafür sorgen, dass sich Delune und Lennard davor nicht übern Weg laufen.«

»Ja! Die beiden in einem Raum gibt eine hochexplosive Mischung.«

Indessen Sorel sprach, näherten sich zwei Finger dem Interface am Overallkragen. »Mister Gwen für Mister Potts.«

Seine Anfrage wurde sofort beantwortet: »Sire Gwen, was kann ich für dich tun.«

»Arun wir brauchen deine Hilfe ...«

Sorel hat zum ersten Sicherheitsoffizier ein freundschaftliches Verhältnis. Daher bereitete es ihm keine Schwierigkeiten, ihr kleines Problem zu erklären.

Aruns Antwort eilte ein Laut des Schreckens voraus. »... Beide Captains sind auf der Brücke. Captain Delune weilt auf der Oberbrücke bei den Kadetten, und Captain Minn ist auf der Hauptbrücke im Bereitschaftsraum. Er macht sich virtuell mit der Technik der realen Krankenstation vertraut. Ich sorge dafür das er damit noch eine Stunde beschäftigt ist.«

Als die Verbindung schwieg, drückte Sorel sein Weib fest an sich heran. Über seine verlangenden Lippen floss: »Kannst du dir vorstellen, mit so einem wie mir, der nicht weiß, wer er ist und was er kann, für immer zusammenzuleben.«

Sophie lächelte ihn gerührt an. »Ist das ein Eheantrag?«

Ihre Gegenfrage ließ ihn wuschelig an einem Ohrläppchen herumspielen.

»Ja.«

Seine dahin gehauchte Antwort ließ Sophie unruhig auf der Sitzbank herumrutschen, der Blick flüchtete.

Zwei behutsame Hände lenkten den Kopf zurück.

Ihre Augenlider waren geschlossen, Tränen tröpfelten aus dem dichten Wimpernvorhang. Sie umfasste Sorels anschmiegsame Hände, sie rochen soo köstlich.

»Ja!, solange du weißt, wer ich bin, kann ich es mir Vorstellen.«

Zu den Gedanken berührten sich die Lippen sanft.

»Hat dir Luckas gesagt, wie lange es dauert, bis mein Weckmittel fertiggestellt ist.«

Sie bewegte den Kopf sachte hin und her. »Er sagte nur: Sobald es aufgearbeitet ist, gibt er uns Bescheid.«

*

Inzwischen sind zwanzig Minuten vergangen. Sorel stand auf um sich noch einen Pott Kaffee zu holen, das Interface piepen vom Overall Kragen hielt ihn auf.

»Es liegt bereit, du kannst zu mir kommen.«

Der Satz war wie eine Erlösung für das Paar.

~

Indessen Sorel bei Luckas weilte, wartete Sophie im Pub auf eine Nachricht von ihm.

Wenige Minuten später meldete sich Sorel mental bei Sophie.

»Und wie fühlt es sich an.«

Er lachte schelmisch in ihrem Geist. »Weiß nicht, bisher hat mich Luckas nur darüber aufgeklärt, wie ich mich dann dir gegenüber zu verhalten habe.«

Just da rauschte wieder eine Welle durch Sophies Leib. Sie versenkte die Nase tief im Kleiderärmel. »Ich brauche dich! Hilf mir!«, flehte sie in seinen Gedanken.

Sorel küsste ihr mental auf die Lippen. »Natürlich ...«, jählings wechselte er das Thema, »Luckas verabreichte mir eben mein Weckmittel, in einige Minuten treffen wir uns im Brücken Lift vom Liftschacht drei.«

*

Sorels Gefühlswallungen, allem voran der Durst nach Sys, sprangen mental auf Sophie über. Wenige Herzschläge später hätte sie am liebsten die Gier herausgeschrien. Ihr Suchtanfall war so massiv, sie hatte kaum die Kraft sich einen Blocker zu injizieren. Bevor die ersehnte Wirkung einsetzte, rannte sie schon zum Lift Haltepunkt. In Gedanken weilte Sophie bereits in den Armen vom Liebsten, ein wolliger Schauer durchströmte sie. … Für einen lauen Moment geriet die Anzeigentafel in den Fokus. Im herannahenden Lift war kein Sorel. … Ihre Nochos-Flitzer wippten hektisch auf und ab und die Zehen scharten am Innenleder, wie Hähne nach einem Wurm. In diesem Moment konnte "Ruhelos" Sophies zweiter Vorname sein. …

Endlich spürte sie seine mentale Präsenz, synchron pochte ihr Herz schneller.

Der Lift stoppte.

Langsam, viel zu langsam öffnete die Tür.

Bevor Sophie den Gatten begrüßte, musterte sie seine hochgewachsene, athletische Erscheinung. Sorel lehnte lässig in der linken hinteren Kabinenecke vorm Spiegel. Seine schmalen Hände ruhten entspannt in der Rumpfmitte. Die Haltung zeigte ihr, dass er die aufbrausenden Gefühlswelten vom Weckmittel auf sich einwirken ließ.

Sophies verklärter Blick eilte aufwärts, unwillkürlich sah sie ihr Spiegelbild. Beim Anblick der hellhäutigen nach einer Erden Frau aussehenden Erscheinung zuckte sie innerlich zusammen. Ihr holographisch erschaffenes ohnehin schon unansehnliches Gesicht wurde von breiten Narben durchfurcht. In dem Moment mutmaßte sie: »Hätte ich keinen ahl pii, würde er mich überhaupt nicht beachten.«

Bei den Gedanken hob Sophie den Blick vom Spiegel. Die Augen wanderten von seinem frisch geduschten jugendlichen Körper zu den leicht welligen Schulterlangen nachtblauen Haaren, sie sind sorgfältig zu einem Zopf zusammengebunden. Es suggeriert ihr kernige Romantik vom Feinsten. Seine ebenmäßigen, glatt rasierten maskulinen Kontoren untermauern es, und die Lippen versprechen sinnliches Vergnügen.

Zu sich selber sprach sie: »Seine olivfarbene Haut sieht heiß aus, er wäre, wenn wir dürften, zum sofortigen Verzehr geeignet.«

In ihrer Fantasie fühlte sie seine Hände sanft über ihren Leib streicheln. Allein die Vorstellung ließ sie vor Durst dahinschmelzen. Sie fuhr sich mit den Fingern erwartungsvoll über die Lippen.

Er machte eine einladende Geste, und sie tippelte wie hypnotisiert auf ihn zu, ihr Blick schweifte von seiner lockenden Hand hinauf zur Schulter, das eigene vom Holotransmeter erzeugte Spiegelbild ließ sie verschreckt innehalten.

Er nahm einen tiefen Atemzug von ihrem vorneweg jagenden Pheromon. Die ausgeatmete Luft wehte zu Sophie, in ihrer Mimik lag Enttäuschung. Sorel hatte, wie er es sonst macht – sobald er unter Menschen der Erde weilt, seinen ahl pii komplett heruntergefahren. Ihr verunsicherter Blick ruhte auf ihm. Er streckte seine Hände nach ihr aus, sie griff zaghaft zu. Fordernde Hände zogen sie heran.

»Ich liebe dich und nicht den ahl pii«, raunte er ihr ins Ohr.

Tränen kullerten über ihre Wangen, er zog sie dicht heran. Sophie hing schüchtern in seinen starken Armen. Sie saugte den an seinem Overall anhaftenden süßen Wohlgeruch nach würzigen holzigen Noten und salzigen Aromen gierig ein. »Ich liebe dich und nicht deinen ahl pii.«

Ihre Münder rauschten Leidenschaftlich aufeinander. …

Der Zeitsensor fuhr die Tür zu, der Lift fuhr an.

»Lift Halt«, keuchte er zwischen zwei feurigen Lippenberührungen. …

~ ~

(Für das, was um sie herum geschah, waren sie nicht mehr empfänglich. So entging ihnen das ihr Kleid und sein Overall von einem dunstigen Schleier überzogen wurden. Und von der Stelle aus, wo der Klon Stella Kamas Hand Sophies Schulter berührte, hatten sich unzählige winzige unsichtbare Verästlungen gebildet, sie vereinnahmten jetzt unbemerkt das Paar. Sollten sie demnächst an einer Cybord Falle vorbeigehen, bedeutete es ihr Ende.)

~ ~

... Ihr Atem keuchte im Rhythmus der Wonne, mit dem sie sein Sys trank, ihr Genuss wurde auch zu seinem. Ihre Speichel vereinten sich und aus ahl pii wurde pon le, das Prickeln rauschte in ihnen hinab. Für diesen Moment schien das Universum stillzustehen. … Ein grimmig knurrendes Geräusch scheuchte sie zurück in die Realität. Sophies menschlicher Magen erwies sich einmal mehr als Störenfried. Sorel machte das Geräusch überglücklich, hatte er doch dadurch die Gewissheit: Sophie ist mein geliebtes Weib.

Trunken vor Glück flüsterte er ihr ins Ohr: »Du hast vorhin zu wenig Nahrung zu dir genommen.«

Den Klang seines dunklen und warmen Tonfall empfand sie, wie einen angenehmen Schauer. Damit sie auch die allerletzte Stimmbänder Vibration fühlt, lehnte sie den Kopf an seine Brust. »Deine Küsse machten mich satt«, raunte sie.

Als Zustimmung strich er ihr sanft über die vollen Brüste. Nur allzu gern würde er ihre warme samtige Haut zwischen den Schenkeln bis zur Ekstase berühren, aber er musste leider auf die Brücke. Sie hoben die Hände vom Leib und schlüpften in ihre Sachen, ein schelmisches Lächeln lag über ihre Lippen.

Sie hatten keine Ahnung, welchen lebensgefährlichen Stoff sie auf den Leibern trugen. –

Sophie strich sich das Kleid zurecht, dann trat sie vor die Kabinen Steuertafel, und Sorel lehnte sich an eine kühle Kabinenwand.

Wie gewöhnlich, wenn sie in den realen Teil wollte, hielt sie den Arm vorm Sensor. Unvermittelt stieß sie ein Laut des Entsetzens aus.

»Mein Lederarmband mit dem Impulsgeber fehlt. Latuu!, deshalb hat mich das Cybord Biest ausgeschaltet.«

Sorels Stirn legte sich in Falten. »Jetzt wird auch verständlich, wieso wir keinen Kontakt zur Brücke bekamen.« Er umfasste ihre Hand. »Ich begleite dich bis zu dem Deck von Luckas.« Sein Impulsgeber schob sich vorm Sensor. Das Endziel leuchtete grün. »Langsamer fahren«, der Befehl klang gequält.

Sophie wiederum suchte Schutz in Sorels kräftigen Armen. … Im Rhythmus ihres Herzatems steigerte sich ihre erwachende Leidenschaft. Dass sie das Fahrziel – Deck 20 – im realen Bereich erreicht hatten, bemerkten sie erst als die Lift Tür auffuhr. Wie in Trance, beider Geist hing noch irgendwo zwischen den Decks, stiegen sie aus. Ihre Verabschiedung war endlos, heiß und innig. … Das Alarmsignal von Sorels Armbanduhr trennte sie unsanft.

~

Sophie tippelte übern Korridor zum wenige Meter entfernten internen Portal.

»... Ich bin gleich wieder bei dir.« Mit seiner Stimme im Kopf tauchte sie die Nase in den Kleiderärmel. »Gib dein Bestes!«, wisperte sie verzückt in seinem Geist.

~

Sorel stand vorm Lift auf dem Korridor und verfolgte, wie sie das interne Portal durchlief. Ihm kam es dabei so vor, als ob Sophie ein Gespinst Schleier umgab. Der Anblick erzeugte in ihm Besorgnis und Platzangst, im selben Moment fühlte er, das Sophie auch solcherlei Empfinden hatte. »Warte da ist ...«, die Stimme brach jählings ab, ihm war eingefallen, die Worte prallen diesseits an der Portal Materie ab. Der Blick lag auf der nach aufgepeitschten Wasserwellen aussehenden Oberfläche, reflexhaft sauste eine Hand auf den Interface Knopf am Overall Kragen. »Sophie!, du hast etwas ...«, er hielt inne und lauschte. Außer Rauschen kam nichts, »Verdammt!«, grollte er ungehalten. Im selben Moment durchliefen zwei Crewman das Portal, von der realen Seite, – in seine Richtung. An ihren Overalls hafteten gleichfalls solche Gespinste. »Dann muss das so sein«, mutmaßte Sorel in Gedanken. Er machte auf der Hacke kehrt und stieg wieder in den Lift, der ihn zur Brücke bringt.

* *

Sophies überschäumende Freude hatte sich mit dem durchschreiten des Portals in Luft aufgelöst. Ihre Gedanken kreisten stattdessen um die Stella Begegnung. Und als sie vorm Quartier ihres Beschützers MaccGallen stand, zitterte sie.

Die Tür fuhr auf. Luckas lief lächelnd auf sie zu. »Na du.«

Sophie rang sich ein lächeln ab.

»Noch fünf Tornister, dann gehört euch das Quartier«, flüsterte er.

Ein zittern peitschte über Sophie hinweg.

»Hey?! Was ist mit dir?« Luckas rubbelte über ihre Oberarme.

»Ich kann nicht mit Sorel zusammen sein«, gestand sie zögerlich.

Er stupste ihr sachte an die Nase. »Habt ihr euch gestritten?«

»Die A–Angst ist zurück«, der Kloß im Hals war unüberhörbar.

»Süße! Seeker ist nicht hier. Euch geschieht nichts ...« Sophies schluchzen unterbrach ihn.

»Stella hat meinen Im–Im–Impulsgeber gestohlen.« Der Satz beförderte explosionsartig all ihre Ängste an die Oberfläche, mit einem Weinkrampf auf den Lippen sackte sie kraftlos zusammen.

Luckas legte sie auf das Sofa im Wohnbereich, danach verabreichte er ihr ein Beruhigungsmittel. Als sie eingeschlummert war, kontaktierte er Sab MaccPhlox seinen Schwiegervater, er ist Sophies behandelnder Geistheiler.

*

Im Schlaf wälzte sich Sophie unruhig umher, sie träumte: etwas liegt über meiner Haut, es löscht alle Erinnerungen an Sorels Pheromon. Sie wollte gedanklich gegensteuern, doch die urplötzlich auftretende dominante Anwesenheit im Unterleib verhinderte es. Die Lippen schrien den Schmerz heraus.

* * *

BEYOND – Eine andere Wirklichkeit

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