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2. Kapitel

Gabriel

Das Palatrussardi ist brechend voll. Hoffentlich wird das Konzert die lange Anfahrt wert sein. Ewig habe ich auf diesen Gig gewartet. Um mich herum steht zwischen all den Rockern auch eine Horde Teenies, bei deren Anblick ich sofort die Augen verdrehe. Ich bin mit Anfang dreißig kein alter Sack, fühle mich aber neben ihnen wie einer.

Nachdem Antoine und ich eine geschlagene Stunde im Halbdüsteren verbracht und einige Biere gekippt haben, geht endlich das Scheinwerferlicht an. Wurde aber auch Zeit. Es folgt ein laut quietschender Soundcheck, der mir einen Schauer über den Rücken jagt wie das Kratzen an einer Schultafel. Ich blicke mich um. Wir werden vom Rauch der Nebelmaschinen eingekesselt. Zusammen mit meinem Kumpel Antoine habe ich mich in die vierte Reihe gequetscht, damit ich wenigstens eine gute Sicht auf die Bühne habe. Ich bin mit meinen 1,82 nicht klein, aber von meinem Buddy Antoine, der über 1,90 misst, halten alle um uns herum einen gebührenden Abstand. Es ist schon das zweite Nirvana-Konzert, das ich besuche. Überall um mich herum drängeln sich die Menschen. Vor uns steht ein Haufen Metaler und Rocker in zerrissenen Jeans und Holzfällerhemd. Scheinbar bin ich einer der wenigen mit Bandshirt und schwarzen Hosen. Die Teenies von vorhin haben sich in die erste Reihe gequetscht und kreischen aufgeregt.

»Oh, nein«, flucht Antoine plötzlich neben mir und deutet mit dem Finger ein paar Meter links von uns auf einen blonden Typ, der in Begleitung eines ziemlich hübschen Mädchens ist. Er hat harte Gesichtszüge, ist ein wenig kleiner als wir und uns ein Dorn im Auge. Es ist Pierre Tiago.

Dieser Maulaffe gehört zu dem Clan, der meinen Großvater vor vierzig Jahren beinahe tödlich verletzt hat und meint, er sei der größte Stecher unter der Sonne. Dabei weiß ich aus sicherer Quelle, dass sein Dogma »Kein Sex vor der Ehe« sein soll. Allerdings wette ich, dass diese Schwuchtel einfach nur auf Schwänze steht und sich mit Weibern und seinem Keuchheitsgebot schmückt, bis ihm die Eier gewachsen sind, sich zu outen. Aber da die Tiagos weder Schwuchteln noch Andersfarbige akzeptieren, wäre er am Arsch.

Auch ich habe nicht viel für Arschficker übrig. Unser Clan, die noble Vengeur, sind die Robin Hoods des 20. Jahrhunderts und im südwestlichen Teil Frankreichs ansässig. Genau wie die Tiagos damals, die eines Tages aus irgendeiner Versenkung aufgetaucht sind und anfingen, sich in unsere Geschäfte einzumischen. Die Proleten haben uns einige lukrative Waffendeals vor der Nase weggeschnappt und schon einmal versucht, ihre Drogengeschäfte über unsere Waffenfrachter abzuwickeln. Das hat uns die Zusammenarbeit mit einem unserer wichtigsten Geschäftspartner gekostet.

Pierre und ich sind schon einmal heftig aneinandergeraten, was beinahe unser beider Leben gekostet hat. Seitdem leben sie in Italien und wir versuchen, uns aus dem Weg zu gehen.

»Langsam vergeht meine gute Laune«, meckert Antoine. »Außerdem ist mir verdammt warm.

»Dann zieh dich aus, Baby. Der Schwanzlutscher da hinten freut sich bestimmt über so viel nackte, männliche Haut.« Mein Sarkasmus und ich. Ein echtes Dreamteam.

»Halt die Fresse, Gabriel«, brummt Antoine und wirft einen abgefuckten Blick in Pierres Richtung.

Die stickige Luft hier ähnelt schon fast der eines Tropenhauses, dabei hat das Konzert noch nicht einmal angefangen.

Ich habe Pierre die ganze Zeit über im Auge. Er hat mich bisher zum Glück nicht bemerkt und steht immer noch mit der Kleinen zusammen, die mir gerade den Rücken zudreht. Ein Glück, dass sie so weit hinten stehen. Denn wie eine Konfrontation mit ihm aussehen kann, habe ich am eigenen Leibe spüren und im Krankenhaus auskurieren müssen. Mit vierundzwanzig Stichen musste meine Beinverletzung genäht werden, während Pierre unter Vollnarkose wieder zusammengeflickt worden ist. Ich hingegen habe abgesehen von der Beinverletzung nur ein paar Prellungen und zwei gebrochene Rippen davongetragen.

Scheinwerferblitze zucken und plötzlich dreht Pierre seinen Kopf in meine Richtung. In dem Moment, als er zu mir herübersieht, geht das Licht aus.

Die in völlige Dunkelheit getauchte Menge kreischt. Aus allen Ecken höre ich »Kurt«, »Krist!« oder »Dave!« -Rufe. Einige Mädchen aus den ersten Reihen scheinen völlig in Hysterie verfallen zu sein.

Gespannt blicke ich zur großen Bühne vor mir. Riesige Scheinwerfer hängen von den Traversen über der Bühne, auf der seitlich PA-Anlagen und Lautsprecherboxen aufgestellt sind. Stroboskopblitze zucken.

Ein paar Riffs einer E-Gitarre erklingen durch die großen Lautsprecherboxen und das große Scheinwerferlicht geht wieder an.

Auf der Bühne stehen Kurt, Dave und Krist, und spielen ´Smells Like Teen Spirit´ an.

Die Menschen um mich herum rasten völlig aus, schmeißen ihre langen Haare vor und zurück und schubsen sich gegenseitig herum.

Auch Antoine geht mit der Menge mit, doch ich bin abgelenkt von der Schönheit neben Pierre, die mit erhobenen Armen auf und ab springt. Zwischendurch schließt sie immer wieder ihre Augen und lässt sich von der Musik treiben. Wo kommt dieses schöne Wesen her und was hat es mit Pierre Tiago zu schaffen?

»Was ist los, Gabriel?«, fragt Antoine, der mich mit seinem Finger grob in die Seite stupst.

Gebannt sehe ich noch immer zu Pierre und seiner Begleitung herüber. Ich habe ja schon viele hübsche Frauen gesehen oder mir für eine Nacht das Bett mit ihnen geteilt, aber keine war so schön wie diese.

»Mach dir nichts draus. Die miese Schwuchtel verpisst sich bestimmt nachher.«

»Der ist mir total egal«, antworte ich, ohne den Blick von dem engelsgleichen Wesen abzuwenden.

»Was ist denn los?«

Grübelnd blicke ich zu Antoine herüber.

Dieser wollte gerade zum Reden ansetzen, hält jedoch inne und seine Mundwinkel ziehen sich zu einem Grinsen nach oben. »Verstehe.« Er schlägt mir auf die Schulter und schüttelt mit dem Kopf. »Schlag dir die Kleine lieber gleich aus dem Kopf. Du siehst doch, zu wem sie gehört.«

»Na und?«, lache ich und nehme die Herausforderung, die sich mir auftut, mit Vergnügen an. Der Jäger in mir ist geweckt. Die Nutten, die wir uns jeden zweiten Abend kommen lassen, reichen mir plötzlich nicht mehr. Ich will diese Frau. Diese. Keine andere.

Als »Drain you«, einer meiner Lieblingssongs angestimmt wird, widme ich mich wieder dem Konzert, jedoch nicht, ohne immer wieder einen Blick auf die unbekannte Schönheit zu werfen. Wie eine Italienerin sieht sie nicht aus. Vielleicht habe ich Glück und sie spricht Französisch. Meine Italienischkenntnisse sind nicht gerade die Besten. Zwar verstehe ich alles und ich kann mich gerade so verständigen, aber nicht vor einer Frau wie dieser ausdrücken. Damit werde ich keinen Eindruck schinden können. Ob ich trotzdem versuchen soll, sie in der Konzertpause anzusprechen?

Ich lasse den Gedanken noch eine Weile seine Kreise durch meinen Kopf ziehen, bis ich mich ernsthaft dazu entschließe. Ich scheiße auf den Pisser. Wenn sich die Gelegenheit bietet, werde ich es wagen. Pierre hin oder her.

Eine halbe Stunde später ist es soweit und Krist kündigt die Pause an.

»Lass uns etwas zu trinken holen«, schlägt Antoine vor, was mir sehr gelegen kommt. Meine Kehle kratzt schon die ganze Zeit über, weil ich schreien muss, um mich mit Antoine zu verständigen. Als ich allerdings sehe, dass Pierre offensichtlich die gleiche Idee hat und die Schönheit alleine zurückbleibt, vermutlich, um die Stehplätze freizuhalten, schüttle ich den Kopf. »Bring mir bitte etwas mit, sonst sind unsere Plätze weg.«

Antoine nickt und taucht in der Masse unter.

Als auch Pierre nirgends mehr auszumachen ist, nutze ich die Gunst der Stunde und arbeite mich durch die Menschenmenge vor. Ich will nicht zu offensichtlich auf die Schönheit zugehen, deshalb stelle ich mich knapp hinter sie. Zwischen all dem Schweißgeruch, der mir von allen Seiten durch die nassgetanzten Leute entgegendringt, sticht ihr süß-blumiger Duft jedoch heraus. Er hüllt mich ein und versetzt dem Muskel in meiner Brust einen elektrisierenden Schlag.

Mit klopfendem Herzen überlege ich, wie ich sie ansprechen könnte. Die Frauen, mit denen ich sonst zutun habe – Hostessen oder Nutten – behandle ich von oben herab. Sie sind nur Dienstleister und können mir die Füße küssen. Doch dieser engelsgleichen Gestalt vor mir würde sogar ich die Füße küssen. Wie schafft sie es, dass sie mich so weich werden lässt? Gerade will ich mir den ersten perfekten Satz zurechtlegen, der über Sympathie oder Antipathie entscheiden wird, als die Schönheit rücklings von einem Typ angerempelt wird. Das ist meine Chance. Sofort schubse ich ihn beiseite, packe die Schönheit am Arm und ziehe sie schützend hinter mich. Dann baue ich mich vor dem Kerl auf.

»Hey kannst du nicht aufpassen?« Zu gerne hätte ich noch »du Penner« oder Ähnliches hinterhergeworfen, doch vor der Kleinen würde mich das nur als ungehobelten Halunken darstellen, dabei kann ich auch ein Mann mit Anstand sein, wenn es sein muss. Wütend funkle ich ihn an.

Der Kerl ist ziemlich kräftig, aber das beeindruckt mich einen Scheiß. Ich bin schon mit ganz anderen Typen fertiggeworden. Die Nahkampfausbildung und das jahrelange Krav Maga-Training machen mich zu einem gefährlichen Gegner. Außerdem müsste Antoine jeden Augenblick zurück sein. Spätestens dann wird der Typ mit dem Ring, den er durch die Nase trägt und wie ein lächerlicher Stier aussieht, das Weite suchen, ehe ich einen Finger krumm machen muss.

»Hey, hey. Alles cool, ja?! War ja keine Absicht.« Der Stiertyp hebt beschwichtigend die Hände.

»Das will ich auch hoffen«, zische ich und werfe ihm einen frostigen Blick zu. »Und jetzt entschuldigst du dich bei der Lady.«

Mit weit aufgerissenen Augen sieht mein Gegenüber mich an, wendet sich dann der Schönheit zu und murmelt ein paar entschuldigende Worte.

Die Kleine, die seitlich hinter mir hervorlugt, hat gerötete Wangen und nickt, als sie seine Entschuldigung annimmt.

»Gut und jetzt, mach ´nen Abflug.«

Offenbar eingeschüchtert von meinem dominanten Auftritt, tritt der Kerl schließlich den Rückzug an.

Langsam löse ich meine Hand, die immer noch den weichen Arm der Schönheit umklammert, und drehe mich zu ihr um.

Aus nächster Nähe ist sie noch viel hübscher und ich kann ihren betörenden Geruch kaum ertragen, was mein Schwanz mir durch ein kräftiges Zucken quittiert. Lange kann ich hier nicht bleiben, sonst blamiert er mich noch.

Ich schätze die Kleine auf Anfang zwanzig. Sie hat braunes Haar, mit helleren Strähnen dazwischen, sinnliche Lippen und waldgrüne Augen. Ihr südländischer Touch und ihre Wahnsinns-Figur verleihen ihr eine unheimliche Sexyness. Über einer hautengen schwarzen Hose trägt sie das gleiche Bandshirt wie ich, nur in der Damenversion.

»Danke«, sagt sie auf Italienisch und lächelt schüchtern. Dann spricht sie auf einmal Französisch mit mir. »Bist du Franzose? Man hört deinen Dialekt raus.«

»Oh wirklich?«, frage ich erfreut, dass sie offenbar meine Landsmännin ist. »Ja, hast mich eiskalt erwischt. Bist du auch aus Frankreich, oder warum sprichst du unsere wunderschöne Sprache?«

»Gebürtig. Aus Moulinet. Aber ich lebe seit einigen Jahren hier.« Ihre Augen strahlen wie die Sonne, während sie mich ansieht und bringt mich damit beinahe aus dem Konzept.

»Moulinet, das ist aber sehr klein, oder?«

Ein schüchternes Lächeln legt sich auf ihre Wangen und ich muss die ganze Zeit auf ihre geschwungenen, vollen Lippen schauen, während sie spricht. »Ja, das kennt kaum jemand, gehört aber zum Arrondissement Nizza und zum Kanton Contes.« Ein klein wenig Stolz schwingt in ihrer Stimme mit.

»Aha. Hätte ich gewusst, dass dort solche Schönheiten leben, hätte es mich ganz bestimmt mal dorthin verschlagen.« Auf diesen Spruch folgt eine peinliche Stille, die ich schnell mit einem Räuspern unterbreche. »Du solltest übrigens ein bisschen aufpassen, wenn du allein hier bist. Hier sind so viele Idioten unterwegs.« Besonders der, mit dem du hier bist.

Verlegen fährt sie sich durch das Haar, das wie Seide durch ihre grazilen Finger gleitet. »Oh, ja … Aber ich bin nicht allein hier. Ein Freund begleitet mich.«

Ich weiß, melden sich meine Gedanken zerknirscht. Souverän lächle ich meinen Ärger weg. »Na, dann ist´s ja gut. Wo ist er denn, dein Freund?« Ich sehe mich suchend um, obwohl ich ganz genau weiß, wo der Pisser zu finden ist. Zum Glück ist von Pierre noch nichts zu sehen, so bleiben mir noch ein paar Minuten mit dem schönen Wesen, dessen Namen ich unbedingt erfahren muss.

»Ein Freund. Nicht mein Freund«, korrigiert sie mich. »Er holt etwas zu trinken.« Sie sieht auf mein Bandshirt und grinst. »Partnerlook?«

»Sieht ganz so aus.« Ich schenke ihr ein smartes Lächeln. »Wie heißt du?«

»Ich bin Elizá.« Die Schönheit lächelt und reicht mir die Hand. Sie ist klein und zart, und die Haut weich wie Seide. »Und wie heißt mein Retter?«

Ich räuspere mich und sehe Pierre im Augenwinkel auf uns zukommen. Fuck. »Ich bin Gabriel Moreau.«

»Freut mich, dich kennenzulernen, Gabriel.« Der bittersüße Glanz in ihren Augen, zieht mich in seinen Bann und ich könnte ewig mit Elizá hier stehen. Doch ich habe stets meinen Feind im Visier.

Als Pierre immer näherkommt, beschließe ich, den Abflug zu machen, bevor es Ärger gibt, denn nicht nur ich, sondern auch Antoine kann ziemlich schnell ausrasten. Doch ich gehe nicht, ohne meine Visitenkarte in die Tasche ihre Jeans zu stecken, was sie mit einem Lächeln quittiert. »Also dann, viel Spaß noch. Ich suche mal nach meinem Freund. Der wollte Bier holen, aber ich befürchte, dass er sich irgendwo verkrochen hat, um alles allein zu trinken.« Ich zwinkere ihr zu und hebe die Hand. »Bis dann.«

»Ja, bis dann«, höre ich sie noch, doch ich bin schon wieder auf dem Rückweg zu meinem Platz, an dem ich Antoine ausmache, der sich suchend umschaut.

»Da bist du ja«, ruft er mir zu, als er mich entdeckt. »Sag mal, wo warst du? Wolltest du uns nicht die Plätze freihalten?«

»Ich war die Lage abchecken. Sie ist nicht seine Freundin«, platzt es aus meinem Mund hervor, doch ich versuche die Euphorie, die sich in diesem Augenblick wie ein Feuerwerk in mir entlädt, zu unterdrücken.

Antoine verdreht die Augen und stöhnt genervt auf. »Ist das dein Ernst?«

»Ja, wieso nicht?«

»Mensch, Gabriel. Das war wieder so klar. Kaum dreht man dir einmal den Rücken zu, bist du wieder auf der Jagd.«

»Und wenn schon.« Ich nippe an dem Bier, das Antoine mir mitgebracht hat, und verziehe angeekelt das Gesicht. Es schmeckt grausam. Wie ein Mix aus Malz und Katzenpisse. Für einen wie Pierre wahrscheinlich ganz passabel, aber für mich ein Graus.

Antoine brummt. »Sie ist mit dem Tiago hier. Wenn auch nicht zusammen, aber definitiv befreundet. Guck doch mal.«

Als ich heimlich zu Elizá herüberschaue, prostet sie dem Wichser gerade zu. Sofort verziehe ich grimmig das Gesicht. Wie kann sie nur?

»Siehst du? Habe ich dir doch gesagt.« Antoines Klugscheißerei geht mir ziemlich auf die Nerven.

»Abwarten.« Der Tiago wird sich noch umschauen. Ich will Elizá wiedersehen, ob ihm das passt, oder nicht.

»Lass uns für heute Abend ein paar Nutten bestellen. Dann schlägst du dir die Kleine ganz schnell wieder aus dem Kopf.«

Garantiert nicht.

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