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Prolog

Gabriel

Béziers, Südfrankreich, 1994

Das Licht ist gedimmt, die Luft schmeckt nach Staub, Schweiß und kaltem Zigarettenqualm. Die Hinterhofkneipe ist der perfekte Ort, um den Bastard aufs Kreuz zu legen.

Zusammen mit Antoine, Alain und Mathéo hocke ich in meinem Versteck – dem Hinterzimmer einer alten Kneipe in einem der dreckigsten Viertel der Stadt. Extra dunkel gekleidet, um nicht aufzufallen, knien wir hinter einem Stapel alter Stühle. Mathéo hat seine Waffe auf Lucas und Enzo gerichtet, die für uns den Lockvogel spielen. Ein Fehler und die beiden sind genauso Geschichte wie Pierre und Vito von den Tiagos, die wir hier erwarten.

Ein großes Päckchen Koks liegt auf dem Billardtisch vor Enzo und Lucas, die den Tiagos einen Deal anbieten wollen, dem diese wohl kaum widerstehen können.

Durch die Stühle hindurch sehe ich Lucas Beine zittern.

»Reiß dich zusammen«, flüstere ich und halte inne, als ich durch das geöffnete Fenster ein Auto höre. »Das sind sie«, sage ich leise zu den Jungs neben mir. Mir juckt es schon in den Fingern und ich kann es kaum erwarten Pierre eine Lektion zu erteilen. Mich so zu provozieren kann ich nicht ungestraft lassen. Erst recht nicht, wenn es um Elizá geht.

Ob Pierre sie dabeihat? Er lässt sie bestimmt nicht mehr aus den Augen nach dieser Sache auf der Party. Ich muss in mich hineinschmunzeln, als mir die Bilder von unserer wilden Knutscherei in der Küche wieder in den Sinn kommen. Seine Verlobte steht auf mich. Ganz klar. Sonst wäre das nicht passiert.

Das dumpfe Klopfen an der Holztür jagt mir einen angenehmen Schauer über den Rücken. It´s Showtime.

Enzo sieht unsicher zu mir herüber.

»Jetzt mach schon!«, flüstere ich fordernd.

»Ja? Herein«, sagt er unsicher.

Die Tür öffnet sich und Vito, der hochgewachsene Glatzkopf mit der hässlichen Fratze, betritt den Raum. Mit seiner Lederjacke und dem großen Tigerkopf auf dem Rücken sieht er aus wie ein billiger Rocker.

Hinter ihm geht Pierre. Herr Gott, wenn ich ihn schon sehe, mit seinen unfrisierten, langen blonden Haaren und den schlechtsitzenden, verwaschenen Jeans, bekomme ich Ausschlag. Wie kann Elizá sich auf so jemand einlassen? Seine Stirn glänzt und die kleinen Augen zucken merklich. Ist bestimmt wieder drauf, der Penner. Er zieht die Nase leicht hoch und starrt plötzlich mit aufgerissenen Augen auf das Kilo Kokain auf dem Tisch. Dann klatscht er amüsiert in die Hände und sieht Lucas interessiert an. »Jungs. Was habt ihr für uns? Das hier?« Grinsend deutet er auf das weiße Pulver. War ja klar, dass dem Schneekönig dieser Anblick gefällt.

Lucas Beine zittern immer noch, was auch Vito bemerkt, der ihn skeptisch beäugt. Verrate uns bloß nicht, du kleine Heulsuse.

»Ja, das ist feinstes Zeug. Neuer Hersteller«, erklärt Enzo souverän, der sich damit erneut als vertrauenswürdiger Partner bestätigt und Vito gekonnt von Lucas ablenkt. »Wollt ihr probieren?«

Sehr gut. Das lassen die beiden sich garantiert nicht zweimal sagen.

Alain neben mir grinst, weil er weiß, dass die beiden gleich höllisch abgehen werden. Ja, das ist wirklich feinstes Zeug, und zwar so fein, dass es euch Hohlbirnen vermutlich aus den Schuhen hauen wird.

Pierre zieht einen Einhundert-Franc-Schein aus der Tasche seiner Jeans und rollt ihn zusammen, während Enzo zwei Lines auf dem Tisch legt. Eine für Pierre und eine für Vito.

»Bitteschön.« Enzo deutet auf die Lines, die er extra großzügig gelegt hat. Je länger die beiden über dem Tisch hocken, desto mehr Zeit bleibt uns, sie zu überwältigen.

Pierre tritt an den Tisch, streicht sich die strähnigen Haare hinter das Ohr und setzt den Schein an, doch Vito bleibt stehen.

Unsicher sehen Alain und Mathéo zu mir herüber. Ich mache eine Abwarten-Geste mit der Hand und folge weiter dem Geschehen am Billardtisch.

Enzo reagiert sofort, im Gegensatz zu Lucas, der kreidebleich wird. »Für dich nicht, Vito? Du verpasst was.«

Pierre stoppt bei der Hälfte, erhebt sich vom Tisch und reißt die Augen auf. »Wuhuuu!«, brüllt er. »Was für ein geiler Scheiß! Komm, Vito, nimm dir auch ne Nase. Der Stoff ist genial.«

Die beiden beugen sich über den Tisch und ziehen die Lines langsam weg.

Das ist unsere Chance.

Mathéo tauscht seine 9 mm Beretta gegen ein Klappmesser, denn wir wollen kein unnötiges Aufsehen erregen. Auch Alain, Antoine und ich ziehen unsere Messer aus den Taschen und treten wie lautlose Schatten aus unserem Versteck hervor. Es gelingt uns, völlig unbemerkt hinter die beiden zu treten. Dank unserer Nahkampfausbildung wird es ein Leichtes sein, die beiden Koksnasen zu überwältigen.

Ich nicke Antoine zu, denn er ist nicht nur hochgewachsen, sondern auch der stärkste von uns und ich nenne ihn manchmal liebevoll Schrank. Er packt Vito und Pierre mit seinen kräftigen Händen im Nacken und schlägt ihre Köpfe einmal heftig auf die Tischplatte.

Vito schreit vor Schmerz und wird wie Pierre von Antoine mit dem Gesicht auf die Tischplatte gepresst.

»Was soll das?«, brüllt Pierre, dessen blutige Nase beim Versuch, sich zu befreien, schmerzhaft über den Filzstoff des Tisches reibt. Ich glaube, er hat noch nicht ganz realisiert, mit wem er es zu tun hat.

Pierre flucht etwas Unverständliches und versucht, mit seinem Arm nach Antoine zu greifen. Mathéo reagiert allerdings blitzschnell, sticht ein Messer ins Leder seiner Jacke und fixiert ihn so am Tisch.

»Guten Abend, die Herren«, begrüße ich sie förmlich, denn unser Clan hat immerhin ein Fünkchen Anstand. »Wie ich sehe, gefällt euch unser Stoff. Das freut uns. Nun muss ich euch aber leider mitteilen, dass wir mit euch keine Geschäfte mehr machen.« Händereibend gehe ich um den Tisch herum und spüre die hasserfüllten Blicke von Vito und Pierre in meinem Rücken.

»Du Pisser hast uns reingelegt!«, schimpft Vito und versucht nach hinten auszutreten.

Sofort bleibe ich stehen und nicke Alain zu, der sein Messer zückt und neben Pierre tritt. »Der Glatzkopf hat mich Pisser genannt. Na sowas … Tststs… Alain, zeig dem hässlichen Vogel mal, was wir mit seinem Chef machen, wenn er solche Ausdrücke gebraucht.«

»Mit Vergnügen.« Alain tritt neben Pierre und zieht an seinem Arm. »Hilfst du mir mal, Mathéo?«

»Sehr gern, mein Lieber«, antwortet Mathéo schleimig und macht sich einen Spaß aus der ausweglosen Situation, in der Pierre und Vito stecken. Er stellt sich seitlich und hält Pierres Arm fest auf den Tisch gedrückt.

Alains Messer blitzt im Schein der kleinen Lampe auf. Alain holt aus und lässt das Messer in Richtung des Tisches schnellen.

Kurz darauf entfährt ein Schrei Pierres Kehle. Blut spritzt über den Tisch. Viel Blut.

Lucas sackt in die Knie und kippt bewusstlos zur Seite. Was für ein Weichei.

»So, der Ringfinger ist leider nicht mehr da. Heiraten kannst du so schon mal nicht mehr standesgemäß, mein Freund. Wie schade aber auch«, sage ich kalt und ziehe wie ein Hai eine weitere Runde um den Tisch herum.

Pierre wimmert so erbärmlich wie ein Baby.

»Bist du mal bitte still?! Ich kann mich nicht konzentrieren«, tadle ich ihn scharf und fixiere Pierre mit einem frostigen Blick.

»Du Wixer!« Pierre spuckt die Worte wie Giftpfeile heraus, während sein Kumpan, der auf das viele Blut starrt, das ein bizarres Muster auf dem Filzstoff verewigen wird, ziemlich blass wird.

»Wie hast du mich gerade genannt?!« Pikiert wende ich mich von ihm ab. »Alain? Du darfst noch einmal Koch spielen und Karotten schnibbeln. Aber dieses Mal schön klein, damit wir dem Abschaum da das Maul damit stopfen können.« Mein Blick wandert zu Vito, der mitansehen muss, wie sein Boss den zweiten Finger verliert, der kurz darauf in mundgerechten Häppchen zusammen mit dem Ersten in Pierres Fresse landet. Ich kann dieses elende Gejammer nicht länger ertragen. Das macht mich wütend.

Als Pierre zu würgen beginnt, wird auch Enzo blass.

Zufrieden nicke ich ihm zu. »Du darfst gehen. Gute Arbeit. Den Rest erledigen wir.«

»Ich kann auch noch bleiben, wenn ihr mich braucht«, bietet er mir, wenn auch mit großer Unsicherheit in seinem Gesicht, an, doch ich winke ab.

»An deiner Stelle würde ich jetzt lieber gehen. Gleich wird es richtig hässlich.«

Während Enzo schockiert die Augen aufreißt und dann fluchtartig den Raum verlässt, lasse ich hörbar für alle meine Finger knacken. »So, meine Herren. Dann wollen wir mal zum Wesentlichen kommen.«

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