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3.3. Typen und Funktionen von Bildern

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Die Bildwelt ist vielfältig und bietet mehrere Möglichkeiten zur visuellen Darstellung von Inhalten im Fremdsprachenunterricht. Daher ist eine Kategorisierung von Visualisierungen hilfreich.1 Macaire und Hosch (1996: 71) unterscheiden zwischen Abbildungen, logischen und analogen Bildern, die sich ihrerseits weiterdifferenzieren lassen. Eine Übersicht folgt in Tabelle 3-1:

Bilder Abbildungen Fotos (dokumentarisch oder künstlerisch), Zeichnungen (realistisch, karikaturhaft, Comics), Gemälde, Collagen, Prospekte, Plakate, Werbeanzeigen, Piktogramme, Buttons, Aufkleber usw.
logische Bilder Grafiken Diagramme Schemata
analoge Bilder Verschiedene Darstellungsformen

Tab. 3-1:

Bildtypologie nach Macaire und Hosch (1996: 71 ff.)

Abbildungen beziehen sich auf die in der Wirklichkeit vorkommenden Gegenstände und Personen, deswegen eignet sich diese Art von Bildern gut für Vermittlung landeskundlicher Inhalte, wenn eine direkte Erfahrung mit der zielsprachlichen Kultur nicht möglich ist (vgl. ebd.). Auch für die Veranschaulichung des situativen Kontextes für grammatische Phänomene können Abbildungen verwendet werden. Weitere Beispiele zu Grammatikvisualisierungen durch Abbildungen werden im folgenden Kapitel erläutert.

Diagramme, Grafiken und Tabellen gehören zur Kategorie der logischen Bilder. Diese Art der Visualisierungen arbeitet mit Balken, Säulen, Kreisen, Pfeilen usw. und dient der Darstellung von abstrakten oder komplexen Zusammenhängen (vgl. Scherling und Schuckall 1992: 29). Die räumliche Grammatik des Bildes ermöglicht eine visuell erfassbare Ordnung von Informationen, was für Sprachlernende eine Unterstützung zur Sinnerfassung sein könnte (vgl. ebd.). Mithilfe logischer Bilder werden Sachverhalte auf das Wesentliche reduziert. In Lehrwerken werden mit logischen Bildern landeskundliche Fakten vermittelt (vgl. Macaire und Hosch 1996: 72), wobei sich auch grammatische Themen in tabellarischer Form visualisieren ließen.

Die Kategorie der analogen Bildern, wie sie bei Macaire und Hosch verwendet wird, ist nicht als ein Kontrast zum digitalen Material anzusehen. Sie verstehen darunter Bilder, die versuchen, einen nicht darzustellenden Sachverhalt durch einen Vergleich mit etwas Bekanntem/Realem zu verdeutlichen und oft zur Erklärung fremdsprachlicher Strukturen dienen (vgl. ebd.: 73). Aus der vorgeschlagenen Definition geht hervor, dass analoge Bilder häufig zur Erklärung grammatischer Strukturen herangezogen werden und somit in Lehrwerken, für die die Sprachhandlungskompetenz von zentraler Bedeutung ist, eher weniger Beachtung finden könnten. Sie werden im Kapitel zu Visualisierungen der Grammatik (s. Visuelle Metapher) näher betrachtet.

Das Bildverstehen ist nicht selbstverständlich, auch einzelne Bildtypen können Fremdsprachenlernenden Probleme bereiten. Dazu ist die Übersicht von Weidenmann (1991a) lesenswert, der mögliche Verstehensprobleme bei einzelnen Bildtypen (Abbildungen, Analogie- und logischen Bildern) analysiert.

Auf die Rolle der Visualisierungen in der Grammatikvermittlung wird in Kapiteln 3.4 und 3.5 eingegangen. Erwähnenswert ist an dieser Stelle, dass nicht nur logische Bilder, wie z. B. Tabellen, für die Visualisierung der Grammatik geeignet sind. Mithilfe der Abbildungen verschiedener Art (gezeichnet oder fotografisch) kann eine Verbindung zwischen den (abstrakten) grammatischen Inhalten und der Relevanz der jeweiligen Inhalte für die Kommunikation herstellt werden (s. Kapitel 5.3 zu visuellen Elementen in der Interaktiven Grammatik). Analoge Bilder, in erster Linie visuelle Metaphern, haben ebenfalls viel Potenzial für die Grammatikvisualisierung (s. Kapitel 5.3.2, 5.3.3 und 7.2.5 zur visuellen Metapher in der Interaktiven Grammatik).

Funktionen

Der ästhetische Genuss spielt eine Rolle bei der Arbeit mit Visualisierungen, ist jedoch kein Entscheidungskriterium für ihren Einsatz. Wenn Bilder ausschließlich zur Dekoration in Lernmaterialien dienen würden, wäre dies eine Verschwendung ihres Potenzials zum Fremdsprachenlernen. Mit dem funktionalen Aspekt von Bildern beschäftigen sich viele Fremdsprachenforschende,2 für die vorliegende Arbeit werden vier Systematisierungsvorschläge ausgewählt. Laut Scherling und Schuckall (1992: 10 ff.) haben Bilder folgende Funktionen: Motivation, Differenzierung, Realitäts-Ersatz, Anschaulichkeit und Gedächtnisstütze. Macaire und Hosch (1996: 78 ff.), die sich intensiv mit Bildern in der Landeskundevermittlung auseinandersetzen, listen ähnliche Funktionen auf: Motivation/Dekoration3, Bilder als Informationsträger, als Sprech-4/Schreibanlass, Gedächtnisstütze5, zur Veranschaulichung von Wortschatz, Grammatik, Gestik/Mimik, oder Situationen, sowie landeskundlich spezifische6 Funktionen. Die meisten Bildfunktionen stehen im engen Zusammenhang (vgl. Sturm 1994: 86) und sind nicht klar voneinander trennbar.

Auch bei Hallet (2008: 215 ff., 2010: 33 ff.) findet man einen Vorschlag, didaktische und methodische Funktionen von Bildern im Fremdsprachenunterricht zu systematisieren. Eine dienende Rolle im Lernprozess indiziert seines Erachtens die entsprechenden Funktionen. Häufig dienen Bilder lediglich der Illustration, wenn z. B. ein Foto zu einem Hörtext im Lehrwerk abgebildet wird, jedoch das Bild selbst nicht thematisiert wird. Werden Situationen, Objekte oder Handlungen mit Bildern veranschaulicht, geht es um die semantische Funktion. Durch die kognitive Funktion wird versucht, mit Visualisierungen sprachlicher Strukturen kognitive Prozesse anzuregen. Diese Funktion spielt in erster Linie bei der Grammatikvisualisierung eine wichtige Rolle. Unter der instruktiven Funktion versteht Hallet den Einsatz von Ikonisierungen in Lehrwerken, die Arbeitsanweisungen verdeutlichen sollten, wenn bestimmte Symbole über bestimmte Lernaktivitäten signalisieren.7 Eine weitere Funktion, die repräsentationale, wird durch die Verwendung von Abbildungen für die Darstellung von landeskundlichen und kulturellen Aspekten realisiert.8 Seltener werden Bilder als Gegenstand ästhetischer Bildung im Fremdsprachenunterricht eingesetzt und haben somit eine bildästhetische Funktion.

Hecke (2010c: 48) weist auf Forschungsdesiderate hinsichtlich der Bildfunktionen in der Fremdsprachendidaktik hin und unterscheidet ausgehend von den bildwissenschaftlichen Erkenntnissen folgende Funktionen: semantisierende (zur Sinnerschließung und Verständniserleichterung), erinnerungsverstärkende oder mnemonische,9 motivierende (zur Lenkung der Aufmerksamkeit, Anregung zur Beschäftigung mit der Sprache), interkulturelle (zur Förderung des interkulturellen Verstehens) und organisierende (zur Strukturierung von Informationen). Die Lexikalisierungs- und Grammatisierungsfunktionen werden ausgeklammert mit der Begründung, dass „es sich bei diesen beiden Funktionen keineswegs um Einzelfunktionen handelt, sondern um ein komplexes Zusammenwirken verschiedener Bildeffekte, die sich den zuvor genannten Bildfunktionen zuordnen lassen.“ (Hecke 2010c: 49). In ihren späteren Arbeiten betont die Autorin die Bedeutung der visuellen Kompetenz für den Fremdsprachenunterricht und beschäftigt sind näher mit didaktischen Bildfunktionen und darunter mit der grammatisierenden Funktion, die weiter differenziert wird (vgl. Hecke 2013: 5). Dabei können Bilder zum Üben von grammatischen Strukturen bei der Bildbesprechung eingesetzt werden. Darüber hinaus kann durch Abbildungen der Kontext dargestellt werden, in dem entsprechende Grammatikthemen vorkommen. Auch logische Bilder „veranschaulichen Sprachmuster und konkretisieren so abstrakte Sprachregeln.“ (ebd.).

Die ausgeführten Kategorisierungen basieren auf der Analyse von Lernmaterialien.10 Alle Autoren erwähnen die Bildfunktion zur Grammatikvermittlung. Brunsing (2016: 505-506) stellt auf der Grundlage ihrer Analyse11 von landeskundlichen Abbildungen in Lehrwerken eine zunehmende Entwicklung zur Multifunktionalität fest. D. h. landeskundliche Bilder übernehmen mehrere Funktionen, die sowohl allgemein als auch landeskundlich spezifisch sein können. Jedoch betont sie, „dass die Bilder zur Grammatikvermittlung in allen Gruppen auf diese Funktion beschränkt bleiben.“ (ebd.: 506). Jedoch können m. E. Visualisierungen zur Grammatikvermittlung auch weitere Funktionen übernehmen und z. B. für die Erschließung der Bedeutung von situativen Kontexten grammatischer Strukturen (semantisierende Funktion bzw. Realitäts-Ersatz), für die Lenkung der Aufmerksamkeit auf Besonderheiten der Bildung eines grammatischen Phänomens (Motivation) oder durch den Ansatz visueller Metaphern für die Anregung der Fantasie (mnemonische Funktion oder Gedächtnisstütze) verwendet werden. Wie die Multifunktionalität der Bilder zur Grammatikvermittlung realisiert werden kann, wird in Kapiteln 4.4, 4.5 und 5.3 dargestellt. Im Fokus des folgenden Unterkapitels steht eine konkrete Realisierung der grammatisierenden Funktion in Printmedien sowie in digitalen Lernmaterialien.

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