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Blatt 509: Hallo, hier bin ich noch einmal

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Das Lindenbankhaus – Ihre Andere Bank

Auszug 35 159 23 5, Blatt 509

Aktueller Kontostand: ein offenes Kuvert mit dem Kontoauszug Blatt 510, ein Brief aus dem Lembelhaus, ein alter Setzkasten

Geisterhand Hallo, hier bin ich noch einmal. Ein allerletztes Mal, wenn man so will. Nicht, dass Sie am Ende noch mutmaßen, ich mutiere zu einem Allgegenwärtigen, der womöglich nichts Besseres zu tun hat wie dauernd zu unterbrechen. Mitnichten, ganz im Gegenteil, ganz im Gegenteil, viel mehr befinde ich mich wirklich vor meinem letzten Akt, tausendprozentig wohlgemerkt, will damit gesagt worden sein: bin am Ende. Sowohl am Ende jeglicher Bügelkräfte, aber auch am Ende unserer Ziele, wobei ich geneigt bin, manche dieser Ziele nicht unbedingt als die meinigen zu bezeichnen. Beileibe nicht, das Ganze skizziert sich für mich persönlich unterm Strich sowieso mehr unter dem Motto „rein geschlittert – mitgefangen.“

Mehr oder minder, selbstverständlich unverhofft, was sonst auch, und mehr zu alldem gibt‘ s jetzt sowieso nicht mehr zu sagen. Und sich künstlich aufregen über gewisse Dinge lohnt sich nicht, nie und nimmer, und jetzt noch gleich dreimal nicht mehr. Denn bin ich nicht längst schon auf dem Weg eingelenkt? Auf dem Weg, auf welchem ich einst gekommen? Gedanklich zumindest, gedanklich, Lauer hin, Bank her? Alles hinter sich lassen, und ich freue mich beinahe schon wie das kleine Glitzerkind mit den glitzerrunden Kulleraugen unter den Glitzerkugeln eines Glitzerweihnachtsbaumes, im wahrsten Glitzersinn, mit oder ohne Glitzerlametta – ach, was für ein Glitzerpläsir.

Nicht nur aus diesem möchte ich meine allerletzten Glitzerworte an Sie richten, bevor auch Sie sich wieder Ihrem ursprünglichen Tun zuwenden. Selbstverständlich störungsfrei, voll und ganz, natürlich, sicher und bestimmt, was denn sonst, oder sind sie doch schon mit allem fertig? Mit dem Einkleben? Eine der Hunderten von leeren Seiten nach der anderen, wäre es in diesem Falle nicht nur noch ein weiteres Zeichen? Für ein Hineingestürzt haben? In das Ganze, oder wie immer es zu bezeichnen wäre.

Obwohl, auf der anderen Seite, wenn man‘ s richtig bedenkt, auf etwas mehr oder etwas weniger kommt es jetzt wohl auch nicht mehr an, ich mein, jetzt, wo der Kuchen gegessen, bis auf die letzten Krümel, ach, und lassen nicht längst schon die nackten Tatsachen des Wäschekorbes grüßen? Nackt und leer, nicht nur Abraham wird Augen machen, sobald er wieder nüchtern. Ja das ist anzunehmen, davon ist auszugehen, ohne Wenn, und ohne Aber. Ach, wem es wundern würde - mich ganz bestimmt nicht.

Dass was ich ihnen zum Abschied noch gern mit auf dem Wege geben möchte, Flattertinte her, Kugelserviette her, sind ein paar Worte des Dankes – frei nach dem Motto „als ob die nicht von Nöten wären“.

Ich denke ja, doch, doch. Ja, Danke, auch im Namen derer, die noch immer in der Kneipe verweilen, unseren brachliegenden Silberwicht nicht zu vergessen, Danke für das uns entgegengebrachte Vertrauen. Durch Ihren Bucheinkauf, Ihren ganz, ganz persönlichen wohlgemerkt, und es wird Ihnen von ganzem Herzen gegönnt. Und hoffentlich nichts mehr bereut, was man sich nun wirklich nicht mehr vorstellen kann, beileibe nicht, im Anbetracht der Qualität, von welchem ihr nagelneues Buch zeugt. Von der Quantität ganz zu schweigen, nahezu tausendprozentig wohlgemerkt, und bedeuten die völlig unerwarteten Klebmöglichkeiten nicht zusätzlich innovative Interaktion? Im wahrsten Sinnsinn, das reine Lesevergnügen nicht zu vergessen, oder haben Sie sich noch immer nicht davon überzeugen können? Beziehungsweise mittlerweile, ein Blatt nach dem anderen, das Glattstreichen des Preis – Leistung – Verhältnis, sicherlich, ganz bestimmt, ganz gewiss. Oder hätten Sie nicht sonst schon längst abgesehen? Von den Hunderten von leeren Seiten? Und den Weg doch noch zurück gewagt? Zu Ihrem ganz persönlichen Buchhändler? Zwecks Rückgabe? Um Himmelswillen, bloß das nicht, denn dann wäre alles für die Katz gewesen. Unsere Mühen, durchaus, durchaus, darüber hinaus ist Ihr Buchhändler zufälligerweise auch in der Kneipe, ob Sie‘ s nun glauben wollen, oder auch nicht.

Tja ja, unterm Strich haben Sie‘ s ja bisher auch nicht, das Zurück mein ich, bürgt nicht immerhin Ihre augenblickliche Nähe zu den Blättern nicht hierfür? Zum durch wühlbaren Auszugshaufen, und haben Sie es sich nicht auf so etwas Ähnlichem wie einem Liegestuhl bequem gemacht? Auf einen ganz persönlichen wohlgemerkt. Und ich – beziehungsweise wir – wären bestimmt nicht die Letzten, die Verständnis hierfür aufbringen würden, nach alldem, was hinter uns liegt, nach alldem, was uns es gekostet hat. Kraftanstrengungen noch und noch, aber was soll‘ s, wir haben es ja jetzt geschafft! Mit oder ohne exakten Abschluss, ob darauf bestanden wird, oder auch nicht, na ja: Und ob wirklich irgendwas jemals eine Rolle gespielt hat? Wir selbst erhoffen uns lediglich, dass Sie mit unserer Haltung Konform gehen, mit dem Kauf des nun vor Ihnen Liegenden ein komplettes, hundertprozentig funktionsfähiges Buch erworben zu haben.

„Hugo Bauklotz – Ein Zaun“ – ein Garant für ein unvergessliches Lesevergnügen! Mehr wie das, ohne Wenn und Aber, oder haben Sie sich von Ihrem frischen Werk gar so fesseln lassen, so dass Sie es bereits mehrfach in sich aufgesaugt haben? Buchstabe für Buchstabe, einen nach dem anderen, aber wer könnte dies besser nachvollziehen wie wir - nach all der schönen, schönen Zeit.

Und immerhin wissen Sie jetzt, wer dieser Hugo Bauklotz ist – oder etwa immer noch nicht? Ich mein, dass kann ja fast nicht möglich sein, im Anbetracht der ausführlichen Ausführlichkeit, und was ein Zaun, was es mit ihm auf sich hat, na also, wer sagt‘ s denn? So dass Sie nun in der Tat ein Werk ihr Eigen nennen dürfen, mit welchem Sie nicht nur bedenkenlos eine Lücke in Ihrem Regal füllen können, nein, sondern es zweifelsohne nach Herzenslust voll kleben können. Beziehungsweise weiter vollkleben, bis zum Rand, eine nach der anderen, und zwar so, als ob nie was Anderes gewesen wäre! Und selbst Ihre Klebestifte werden es danken, die Auszüge nicht zu vergessen, und bevor Sie noch länger von all dem abgelenkt werden, möchte ich mich an dieser Stelle noch ganz schnell verabschieden. Von Ihnen, ach, Wanderer, ich sag‘ s ja, Abschied ist alles andere wie ein Pläsir Fürwahr, fürwahr, apropos Abschied, als ob nicht noch was Anderes war.

Hey – hey, du, ja, mit dir rede ich, ach, vergeblich ist wohl vergeblich. Tja ja, der Schein, dunkel, der Stern, schwach, fast erloschen, das Glimmen, kaum mehr was zu erkennen. Auf dem Konto, ach, es ist ein Jammer. Fürwahr, fürwahr, und niemand, wirklich niemand kann was für ihn tun – Befähigung hin, die anderen in der Kneipe her. Oh je, wenn hierbei mal nichts zu befürchten ist.

Also, du Kleiner, aber was nicht mehr geht, geht leider nicht mehr. Ach, Traurigkeit, auch alles andere wie ein Pläsir, beileibe, na ja, vielleicht gibt es ja im Paradies doch noch ein Plätzchen für dich, oder sogar ein Sparschweinchen. Ein goldenes Sparschweinchen. Wo du nach Herzenslust herum latschen kannst. Na ja, wäre doch auch mal was, immerhin – na gut, dann mach‘ s mal einfach gut, denn auch ich trete jetzt ab. Von der Bühne – endgültig wohlgemerkt.

Ja, alles aus, aus und vorbei, in der Tat, aber ich muss weitermachen, schließlich möchte ich auch noch einmal zu Ihnen sprechen. Ach, Abschied, kein Pläsir, fürwahr, fürwahr, ich spür‘ s, ich spür‘ s, Träne hin, Knopfloch her, ein rotes außerdem – ein rotes Sparschweinchen. Ein knallrotes, was denn sonst auch, mit glitzersilbernen Glubschaugen, von mir aus, meinetwegen, so, aber nun endgültig wieder zu Ihnen.

Tja, genau, das Verabschieden abschließen, das Danke sagen für das Entgegengebrachte, immerhin, ja, anders ist‘ s nicht zu formulieren. Ach, Abschied, zu viel mit Wehmut ist sie, können wir allerdings nicht auch auf einen langen Weg zurückblicken? Den wir miteinander gegangen? Durchaus, durchaus, und ich denke, das kann ohne Augenzwinkern in die Waagschale geworfen werden. Na ja, und die eine oder andere Strapaze konnte leider nicht gänzlich erspart werden, erduldet mit Stillschweigen, Tapferkeit und Bravour - alle Achtung! Nein, der Neid muss es lassen, so manche Feuchtigkeit, der eine oder andere Marsch, eine Droschkenfahrt gar, über Stock und Stein, Wanderer, ach, Wanderer. Und ob sich das Teilnehmen in der Tauschbörse wirklich gelohnt hat? Am Ende ein Spazierschuh – na ja. Aber auf jeden Fall besser wie nichts, wie ich finde.

Unterm Strich bleibt jedoch, was festzustellen ist. Sie haben es geschafft, und das, was übrigbleibt, ist Ihnen mit Hugo Bauklotz weiterhin ungeschminkte Lesefreude zu wünschen. Vom ewigen Kleben ganz zu schweigen, ja, das wünsche ich aus voller Herzseele, ach, Wanderer, oh Wanderer, den Zaun nicht zu vergessen. Ach ja, selbstverständlich, natürlich, was denn sonst auch?

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Geisterhand

Neuer Kontostand: ein offenes Kuvert mit dem Kontoauszug Blatt 510, ein Brief aus dem Lembelhaus, ein Setzkasten

Hugo Bauklotz - Ein Zaun

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