Читать книгу Infiziert - Teri Terry - Страница 33
ОглавлениеKILLIN, SCHOTTLAND
Time Zero: 7 Stunden
So sehr ich mich auch drehe und winde, ich komme nicht los. Duncan ist zu stark und dieses Mal konnte ich ihn nicht überraschen.
»Du hast mir neulich echt wehgetan, Sharona. Meine Gefühle verletzt. Machst immer einen auf nett und dann so was.«
»Tut mir leid. Lass mich los!«
»Tut es dir auch wirklich leid? Das glaube ich dir nicht. Beweis es mir. Küss mich, aber richtig, mit Zunge. Dann lass ich dich vielleicht gehen.« Und damit versucht er, mich gewaltsam herumzudrehen. Sein heißer Atem an meinem Hals.
Vergeblich wehre ich mich. Ich habe Angst, doch Duncan drückt mir von hinten so den Brustkorb ab, dass ich nicht einmal schreien kann. Ist ja ohnehin keiner in der Nähe, der mich hören könnte.
In dem Moment fällt mir wieder ein, dass ich schwere Stiefel trage. Ich trete ihm mit voller Wucht auf den Fuß. Und als er vor Schmerz aufschreit, hole ich noch mal aus und treffe mit der Hacke sein Schienbein.
Duncan gibt mich frei.
Mit erhobenen Fäusten wirbele ich herum, aber Kai kommt mir zuvor. Er schlägt einmal zu, noch mal und noch mal. Duncan geht stöhnend zu Boden, hält schützend die Arme über den Kopf.
Kai packt ihn bei der Schulter, zerrt ihn auf die Beine. Mit der anderen Hand will er ihm einen weiteren Schlag verpassen. Blut und Tränen rinnen Duncan übers Gesicht.
Ich halte Kais Faust mit beiden Händen fest. »Das reicht, Kai!« Mit wildem Blick dreht er sich zu mir um, als würde er mich nicht erkennen.
»Das reicht! Lass ihn los!«
Allmählich wird Kais Blick klarer, sein Atem langsamer. Noch immer hält er Duncan an der Schulter fest. Schließlich lässt er die Faust sinken.
»Hör mir gut zu. Wenn du Shay noch einmal zu nahe kommst, bringe ich dich um. Verstanden?«
Aus Duncans Nase läuft blutiger Schnodder. »Ja. Ich hab’s verstanden. Ich lasse Shay in Ruhe.«
Kai lässt ihn los und er läuft davon.
»Alles okay?«, fragt Kai und will mich wieder in den Arm nehmen.
Aber jetzt gerade möchte ich einfach gar nicht angetatscht werden, nicht einmal von Kai. Ich schiebe ihn weg. »Ich komme allein klar. Ich hatte ihn schon im Griff.«
»Ach ja?« Kai deutet auf mein T-Shirt. Bei meinem Befreiungsversuch ist es am Kragen zerrissen. Diesen Moment möchte ich nicht noch einmal Revue passieren lassen, aber schon geht das Kopfkino los. Inzwischen zittere ich am ganzen Körper.
Kai hält mir mein Handy hin. »Du hast es auf dem Tisch liegen lassen, deshalb bin ich dir gefolgt. In letzter Sekunde habe ich noch gesehen, dass du hinter dem Park verschwunden bist. Gott sei Dank. Wollen wir die Polizei anrufen?«
»Dann zeigt er dich noch wegen Körperverletzung an. Außerdem hast du ihn schon genug bestraft.«
»Wenn du mich nicht aufgehalten hättest, hätte ich ihn vielleicht wirklich umgebracht.« Hilflos lässt Kai die Hände baumeln, als hätte er selbst Angst vor ihnen. Er schaut auf. »Es war, als wärst du Calista und ich könnte dich retten. Aber ich war nicht zur Stelle, um sie zu retten.« Seine Augen glänzen feucht, ihm kommen die Tränen. Und mir auch, als wären wir verbunden.
Diesmal nehme ich Kai in den Arm. Wir halten uns und weinen. Und so wie er gegen die Tränen ankämpft, weiß ich, dass er nur selten weint.
Zu selten.
Später fährt mich Kai mit dem Motorrad nach Hause. Mein zerrissenes T-Shirt verberge ich unter Kais Jacke.
Von zu Hause rufe ich dann Mum an, um ihr zu sagen, dass Kai mich schon gebracht hat. Und Kai wartet. Er verspricht, so lange zu bleiben, bis Mum zurück ist.
Ich werfe mein zerrissenes T-Shirt weg und dusche – schrubbe und schrubbe, um mir Duncan wegzuwaschen –, und obwohl ich weiß, dass niemand an Kai draußen vorbeikäme, denke ich an die Duschszene aus Psycho. Seife läuft mir ins Auge, weil ich unentwegt zur Tür starre, obwohl ich doch eigenhändig abgeschlossen habe.
Nach der Dusche ziehe ich mir blitzschnell Jeans und Pulli über. Ich will nicht allein sein, sondern bei Kai. Um mich sicher zu fühlen.