Читать книгу Infiziert - Teri Terry - Страница 34
ОглавлениеSHETLAND INSTITUTE, SCHOTTLAND
Time Zero: 6 Stunden
Weil mir nichts Besseres einfällt, bleibe ich bei den Wachen vor der Tür. Wenn jemand was erfährt, dann die. Einer der Wachmänner starrt auf ein Control Panel, darauf blinkt erst ein roter Knopf, dann noch einer.
Die Männer öffnen die Tür. Nun brüllt niemand mehr herum, die Leute sind kleinlaut geworden. Ein paar Wachmänner gehen hinein und halten eine Art Scanner hoch. Bei ein paar Leuten bleiben sie stehen, reden mit ihnen. Darunter ist auch Schwester 11. Die Angesprochenen sollen aufstehen und mitkommen. Als sich einer aus der Gruppe weigert, packen die Wachen ihn am Arm und zerren ihn mit sich.
Alle weichen zurück, als die Gruppe die Cafeteria verlässt.
Ich laufe mit. Sie werden nicht ins Kino gebracht. Stattdessen geht es in eine große Halle mit Torstangen und markierten Feldern auf dem Boden. Eine Turnhalle.
Auf dem Boden liegen Menschen. Manche still und reglos. Andere krümmen sich schreiend. Die Gruppe um Schwester 11 schreckt zurück. Noch fühlen sie sich nicht krank, nicht sehr, sie haben nur leicht erhöhte Temperatur.
Doch Schwester 11 läuft hinein. Schüttelt empört den Kopf. »Wo sind denn die Ärzte?«, fragt sie.
Eine Frau, die bibbernd am Boden liegt, reagiert. »D-d-d-der letzte ist gerade gestorben.«
Schwester 11 beugt sich zu der Kranken hinunter. »Jan?«
Jan schließt die Augen, zittert und stöhnt.
Aufgebracht läuft Schwester 11 zur Tür und hämmert dagegen. »Wir brauchen hier Schmerzmittel. Bringt mir Morphium und Spritzen.«
»Alles aus«, ruft jemand von draußen.
Das gibt den Menschen in der Turnhalle den Rest, das Gejammer wird noch eine Spur lauter.
All die Menschen hier haben es nicht besser verdient.
So viele Menschen.
Sie schreien vor Schmerzen, manche weinen einfach nur. Qual und Leid übertragen sich von den Kranken auf den Raum und lassen ein neues Wesen entstehen, das wächst und wächst, während die Menschen immer kleiner und nichtiger werden.
Nur ein paar haben Glück. Die rühren sich nicht mehr. Die sind tot.
Das Leid, das sie anderen zugefügt haben, stürzt nun auf sie selbst herein. Aber wer hat damit angefangen, wer würde das mit Absicht anderen antun? Warum?
Schwester 11 mag ja hergekommen sein, weil sie für ihre Enkelin ein Heilmittel gegen den Krebs gesucht hat, nur ist das sicher nicht der einzige Grund, aus dem Dr. 1 diesen Ort geschaffen hat. Wer ein Mittel gegen Krebs findet, wird reich, reicher als jeder Popstar, Fußballspieler … reicher als die Queen.
Mir wird dieses ganze Leid zu viel. Ich will weg hier. Aber auf dem Weg zur Tür bleibe ich stehen.
Schwester 11 singt, so wie sie für mich gesungen hat. Andere stimmen mit ein. Und die anschwellenden Stimmen besänftigen das Schmerzmonster, jedenfalls ein wenig.
Wer ist nur diese Frau, die mal ihre Patienten tröstet, um sie dann wieder mit irgendwas zu infizieren und umzubringen?
Ich schüttle den Kopf. Ich verstehe sie nicht. Und mich auch nicht, denn ich hoffe, dass sie nicht stirbt.
Aber das wird sie und dabei will ich nicht zusehen. Mir reicht das alles hier. Ich schlüpfe unter der Tür hindurch an den Wachen vorbei. Hoffentlich gibt es am Ende noch jemanden, der für Schwester 11 singt.