Читать книгу Infiziert - Teri Terry - Страница 41
ОглавлениеKILLIN, SCHOTTLAND
Time Zero: 20 Minuten
»Hallo«, sagt Mum, und ich bin sofort hellwach.
Mit großen Augen steht sie im Türrahmen. Einerseits möchte ich auf sie zustürzen, andererseits will ich nicht von Kais Seite weichen.
Kai drückt mich kurz und gibt mich dann frei.
Er wollte bloß warten, bis Mum von der Arbeit zurückkommt. Und das hat er ja, obwohl sie sich verspätet hat und ich auch noch eingeschlafen bin.
Mum sagt nichts dazu, dass wir so dicht beieinander auf dem Sofa sitzen, auch nicht, dass es schon nach Mitternacht ist.
Als sie rausgeht, verabschieden wir uns.
»Danke fürs Zuhören«, sagt Kai. Sein Blick ist warm, und etwas Friedvolles liegt darin, das ich sonst nicht wahrgenommen habe. Er legt mir die Arme um die Schultern, meine wandern um seine Taille. Einen Augenblick lang hält er mich ganz fest. Dann lässt er mich los und sieht mich an. »Du rufst doch an, wenn er …«
»Ja«, falle ich ihm ins Wort. Ich will mir den Moment nicht mit Duncan versauen. »Ist das auch kein Problem, so spät zurückzufahren?«
Kai tippt mir ans Kinn. »Machst du dir etwa Sorgen um mich?« Er grinst. »Wird schon schiefgehen. Gib mir mal deine Nummer, dann schreibe ich, wenn ich angekommen bin.« Er zieht sein Handy raus und ich diktiere ihm meine Nummer.
Kai beugt sich zu mir runter und küsst mich flüchtig auf die Wange. Zart wie ein Windhauch. Seine Lippen sind weich, sein Atem warm, seine frischen Bartstoppeln kratzig. Am liebsten würde ich ihm ins Haar greifen und ihn auf den Mund küssen, richtig küssen. Ich bin völlig durcheinander. Alles Blut sackt aus dem Kopf, Arme und Beine werden so schwer, dass ich mich nicht mehr rühren kann. Auch wenn ich wie zur Salzsäule erstarrt bin, ist der Moment perfekt.
Doch dann prasseln all die Gefühle der letzten Tage auf mich ein. Mir kommen die Tränen. In dieser kurzen Zeit ist so viel passiert, dass ich den Eindruck habe, als wäre das Mädchen, das gestern Morgen aufgestanden ist, über Nacht um Jahre gealtert. Kais vermisste Schwester, unsere gemeinsame Erkundung, das Durchleben der Erinnerungen, Kais aufkeimende Hoffnung durch die neuen Ermittlungen. Duncan. Wie Kai mir zur Hilfe geeilt ist und einfach nicht aufhören konnte. Kais Tränen und meine. Alles, was er mir erzählt hat, während er meine Hand hielt. Wie er mich im Arm gehalten hat, bis ich einschlief.
Und nun verabschieden wir uns.
Doch Kai sieht die Tränen nicht, die mir über die Wange rinnen. Er hat sich bereits abgewandt, zieht Jacke und Helm über. Hastig wische ich die Tränen fort.