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Vier

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Albert ging direkt zu Dominik, der im unteren Stockwerk am Schreibtisch saß.

“Du hattest recht, aus Dawn wird eine Schönheit und wir müssen dafür sorgen, dass sie nie wieder zu ihrer Familie muss.“

Dominik sah belustigt auf. Was für ein Sinneswandel.

“Aha, ich sehe, dich hat die Kleine auch schon um den Finger gewickelt.“

“Ich weiß, doch hast du in ihre Augen gesehen? Diesem Blick kann kein Mensch widerstehen. Ich frage mich, wie ihr Bruder sie so grob behandeln konnte. Trotzdem müssen wir von nun an vorsichtig sein. Sie darf nie erfahren, was wir sind. Sie würde nur unnötig Angst bekommen.“

Dominik lachte und schüttelte fassungslos den Kopf. Sein bester Freund überraschte ihn. So viele Jahrhunderte kannte er ihn nun, doch nun lernte er eine neue Seite an Albert kennen.

“Albert, ich darf dich an deine Worte heute Vormittag erinnern. Da warst du um unsere Sicherheit besorgt. Nun hast du Angst, dass sie Angst bekommen könnte. Ich glaube, du verkennst sie. Ich denke, sie würde sich eher darüber aufregen, dass wir das Blut der Menschen trinken. Denn sie wurde richtig kratzbürstig, als ich ihr erklärte, dass sie nur zu läuten bräuchte, um zu bekommen, was sie sich wünsche. Sie ist ein kleiner Hitzkopf und ich denke, ich werde oft mit ihr aneinandergeraten. Trotzdem stehe ich zu meiner Entscheidung, denn mich hat sie auch um ihren Finger gewickelt. Ich werde nicht zulassen, dass sie je wieder unter ihrem Vater, oder ihrem Bruder zu leiden hat.“

Albert blickte Dominik ungläubig an. Das von ihm zu hören, hätte er nie für möglich gehalten. Dominik galt immer als verschlossener Einzelgänger. Jemand der niemanden auch nur auf zwei Fuß an sich heran ließ. Und nun kommt so ein kleines Ding und dreht Dominik um hundertachtzig Grad. Vor allem das Blitzen in seinen Augen war neu für Albert. Dominik neigte eher zur Gleichgültigkeit. Nun saß vor ihm ein Mann, der interessiert über ein Menschenkind sprach, sich sorgte und der sich Gedanken machte. Als er Dominik vor einigen Jahrhunderten kennenlernte, war dieser innerlich zerrissen. Auf der einen Seite ein Schlächter, der ganze Dörfer im Blutrausch ausgelöscht hatte, zusammen mit einer Gruppe von Vampiren, zu denen auch seine Schwester zählte. Auf der anderen Seite verfluchte er sich, für seine neue Existenz. Damals war er noch nicht lange ein Vampir. Erst Albert eröffnete ihm eine andere Lebensweise. Langsam lernte Dominik, sich zu mäßigen. Doch mit seinem Dasein haderte er immer noch.

Da öffnete sich die Tür und Dawn wurde von Hazel durch die Tür geschoben. Albert und Dominik sahen sie beide an. Dominik war kurz davor, anerkennend zu pfeifen. Albert verneigte sich nur.

Die Veränderung war frappierend. Zwar war sie immer noch ein kleines dürres Ding, doch nun wirkte sie älter.

“My Lady, seid willkommen in meinem bescheidenen Haus.“

Dawn lachte, diesmal schlug sie nicht ihre Hand vor den Mund. Albert und Dominik wechselten einen Blick, wortlos waren sie sich einig, dass Dawn ihren ganzen Schutz verdiente.

“Die Herren, Dawn Essen gibt es in fünf Minuten.“

Mit diesen Worten drehte Hazel sich um und verließ den Raum.

Dawn schaute schüchtern zu Boden. Sie kam sich in den feinen Sachen nicht wie sie selbst vor. Zudem schüchterten die beiden Männer sie ein. Beide waren so attraktiv, sodass sie sich fehl am Platz fühlte. Wieder glaubte sie, zu träumen und gleich aufzuwachen. Albert und Dominik waren am Schreibtisch und unterhielten sich leise.

“Dawn magst du nicht zu uns kommen?”

Albert spürte ihre Zweifel. Hier war einiges zu tun, um ihr das Gefühl zu geben, dass sie etwas wert war. Bisher hatte sie ja nur ihre Mutter gehabt, die ihr das Gefühl gab.

Seine warme Stimme holte sie aus ihren Grübeleien. Verlegen blickte sie auf und nickte. Langsam ging sie auf beide zu. In Gedanken verglich sie beide Männer. Albert mit seiner zarteren Gestalt strahlte dennoch etwas Herrschaftliches aus. Während Dominik etwas wilderes an sich hatte. Er erinnerte sie an einen Wolf. Dennoch wirkte Dominik immer leicht gelangweilt, während Albert mit Interesse alles aufzunehmen schien, was um ihn herum geschah. Albert brachte sie zum Lachen, Dominik verursachte ein Kribbeln im Bauch und machte sie manchmal wütend. Doch irgendwie wusste sie, sie mochte beide. Und das, obwohl sie die beiden erst so kurz kannte.

“Na, Dawn magst du nicht lesen, was Dominik gerade so schreibt?“

Verlegen senkte sie den Blick. Lesen war etwas, was sie faszinierte. Doch ihr Vater hielt sie für zu dumm und hatte ihrer Mutter untersagt, sie zu unterrichten. Ein wenig konnte ihre Mutter ja auch lesen.

“Ich ... kann nicht lesen und auch nicht schreiben. Ich bin zu dumm dafür, denke ich.“ Röte stieg ihr ins Gesicht. Wie gern hätte sie nun etwas anderes sagen können.

“Warst du denn jemals in der Schule, oder hat deine Mutter es nicht versucht, dir Lesen und Schreiben beizubringen?“

“Nein meine Mutter kann lesen, aber mein Vater sagt, ich sei zu dumm zum Lernen.“

Dominiks Miene verhärtete sich. Dieser ungehobelte Klotz verwehrte seiner Tochter, die Möglichkeit ihre Intelligenz zu beweisen. Dass er sie auch noch als dumm bezeichnete, setzte dem allen eine Krone auf. Wahrscheinlich, weil er Angst hatte, Dawn würde eines Tages seine Art und Weise infrage stellen. Alberts Fragen hatten somit einiges offen gelegt. Sanft zog er Dawn an sich und hob mit einer Hand ihr Kinn an. Mit festem Blick sah er in ihre Augen und war im Handumdrehen in ihrem Blick gefangen.

“So Dawn, nun hör mir mal genau zu. Wir werden dafür sorgen, dass du lesen und schreiben lernst. Sogar andere Sprachen und einiges mehr. Und ich will nie, hast du verstanden, nie wieder von dir hören, dass du dumm bist. Dein Vater ist dumm. Wart es ab, in ein paar Wochen liest du dein erstes Buch. Und ich verspreche dir, es wird aufregend sein, in einem Buch andere Welten zu entdecken.“

Fragend sah Dawn ihn an. Woher wollte er wissen, dass sie nicht dumm war? Ständig verschüttete sie was, den Wassereimer hatte sie oft fallen lassen. Fast alles, was man ihr auftrug, misslang ihr.

“Aber er sagt, ich bin sogar zu dumm einen Wassereimer über den Hof zu tragen. Ich würde die Hälfte immer verschütten. Und auch sonst mache ich immer alles falsch.“

“Dawn, das hat nichts mit dumm, oder nicht dumm zu tun. Sondern damit, dass der Eimer viel zu schwer für ein kleines Mädchen ist. Überleg mal, wie du dich abmühen musstest, um ihn vom Brunnen ins Haus zu bekommen.“

“Aber ich bin nicht klein, ich bin fast zwölf und fast erwachsen. Mein Vater sagte ich komme bald in das Alter, wo ich mir einen Mann suchen kann. Und dann endlich keine Last mehr wäre.“

Seufzend blickte Dominik zu Albert und verdrehte sie Augen. Doch Albert lächelte ihn nur an. In seinem Blick stand Spott. Das, mein Lieber, hast du nicht anders gewollt, formten seine Lippen lautlos. Ihm schien zu gefallen, dass Dawn ihren eigenen Kopf hatte und sich nicht so leicht etwas sagen ließ. Doch Dominiks Ehrgeiz war erwacht. Sein Ziel würde es sein, Dawn zu einer selbstbewussten jungen Dame zu erziehen, die sich in der Welt behaupten konnte. Vor ihm stand ein ungeschliffener Diamant, der mit viel Liebe und Verständnis zu einem funkelnden Edelstein werden konnte. Der Grundstein war vorhanden und der Rest würde im Laufe der Zeit dazu kommen. Dessen war er sich sicher. Doch nun wollte er diese Diskussion beenden.

“Ich denke, wir sollten nun zu Tisch gehen. Du hast bestimmt Hunger Dawn, oder?“

Dawn blickte ihn an, sie hatte immer Hunger, sie kannte nur Hunger und Armut. Und das Brot von vorhin hatte nur ein wenig diesen Hunger befriedigt. Nur wäre es das Einzige gewesen, was sie in ihrem Elternhaus bekommen hätte. Weshalb sie die Aussicht auf eine weitere Malzeit erfreute.

“Ja habe ich. Bei uns gab es selten etwas zu essen, das meiste Geld, was da war, hatte mein Vater für Bier gebraucht. Doch ich möchte keine Umstände machen. Hazel hatte mir Brot gegeben, damit reicht es bis morgen.“

“Nein, wenn du Hunger hast, bekommst du etwas zu essen. Zudem ist nun Zeit für das Abendessen. Und du willst doch sicher nicht, dass der Küchenmeister alles umsonst zubereitet hat. Bestimmt wäre er verärgert. Also solltest du dir den Bauch tüchtig vollschlagen.”

Instinktiv hatte er genau den richtigen Ton gefunden, um Dawns Widerstand zu brechen. Der Gedanke, dass ein Bediensteter wegen ihr ärgerlich sein könnte, ließ sie verstummen.

Dominik fasste sie an der Hand und stand auf. Gemeinsam gingen sie zu dem großen Esszimmer. Staunend sah Dawn sich um. Das Zimmer wurde von einem riesigen Tisch dominiert. Verstohlen versuchte sie die Stühle zu zählen, doch weiter als bis fünf kam sie nicht. Denn mehr hatte ihre Mutter ihr leider nicht beibringen können, bevor ihr Vater entschied, dass sie zu dumm war, um was zu lernen. Dabei hatte sie richtig Spaß an den Dingen gehabt, die ihre Mutter versuchte ihr beizubringen.

Auf dem Tisch stand Geschirr aus weißem Porzellan. Im Licht des Lüsters glänzte es. So was hatte Dawn noch nie gesehen. Das Geschirr zu Hause bestand aus Blechschüsseln, die mittlerweile matt waren. Andächtig folgte sie Dominik an das eine Ende des Tisches. Neben den Tellern lag verschiedenes Besteck und es stand ein Glas für jeden da. Das Besteck glänzte wie neu. Nicht wie die angelaufenen Löffel, mit denen ihre Familie immer aß, wenn es denn überhaupt etwas gab. Albert nahm an der Kopfseite Platz und Dominik rückte ihr einen Stuhl zurecht. Dankbar nahm sie Platz und starte entsetzt auf das Besteck. Da lagen zwei Gabeln, ein großer und ein kleiner Löffel und zwei Messer, wobei eins verbogen zu sein schien. Nervös legte sie ihre Hände in den Schoß und verschränkte ihre Finger ineinander. Wenn sie etwas aß, würde nur auffallen, wie dumm sie sich anstellte, da sie nicht wusste, wofür das alles sein sollte. So beschloss sie, gar nicht zu essen.

Da trat Hazel ein und stellte eine Terrine mit dampfender Suppe auf den Tisch und füllte in jeden der tiefen Teller eine Kelle. Der Geruch ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Gut, das konnte sie mit dem Löffel essen, aber sicher war sie sich nicht. Unschlüssig lag ihre Hand auf dem Löffel. War das richtig so?

Verstohlen blickte sie zu Dominik und Albert. Letzterer lächelte ihr aufmunternd zu, nickte und zeigte auf den großen Löffel.

Erleichtert griff Dawn nach diesem, doch dann legte sie ihn schnell wieder ab. Sie war es gewohnt zu warten, bis das Tischgebet gesprochen war und ihr Vater ihr erlaubte, zu essen.

Doch da kam kein Gebet, auch eine Erlaubnis kam nicht. Schweigend aßen Albert und Dominik einige Löffel, bis Albert auffiel, dass Dawn nicht aß.

“Dawn magst du keine Suppe?” Mein Gott, dachte er, das Mädchen muss doch Hunger haben.

Dominik hatte Dawn beobachtet und fragte sich, warum sie nicht aß. Für ihn war es unverständlich, dass sie nicht sofort anfing.

“Doch, aber ich darf nicht vor dem Tischgebet oder ohne Erlaubnis anfangen.“

Dominik und Albert brachen gleichzeitig in Gelächter aus. Dawn schob beleidigt die Unterlippe vor. Lachten die beiden sie aus? Schon wollte sie aufspringen und fluchtartig den Raum verlassen. Doch sie zögerte. Das wäre unhöflich, soviel hatte ihre Mutter ihr beigebracht. Man stand nicht auf, bevor die Mahlzeit beendet war.

Albert fing sich als Erster.

“Dawn, iss einfach. Dir wird es keiner verbieten, oder erlauben. Du entscheidest das ganz alleine. Und Tischgebet, nein so was gibt es hier nicht. Natürlich darfst du gern eins sprechen. Nur Dominik und ich sind nicht gläubig. Verzeih bitte, dass wir dir das nicht gestanden haben.“

“Also lacht ihr mich nicht aus?” Stirnrunzelnd blickte sie von einem zum anderen.

“Dawn, Kleines nein natürlich nicht. Nur es ist ungewohnt, dass jemand, der unser hochgeschätzter Gast ist, oder vielmehr unser neuer Mitbewohner, auf unsere Erlaubnis wartet. Und nun iss, bevor die gute Suppe kalt wird, oder du vor Hunger vom Stuhl fällst.“

Erleichtert griff Dawn nach dem Löffel. In Windeseile hatte sie ihren Teller leer gegessen. So eine gute Suppe hatte sie in ihrem ganzen Leben nicht gegessen. Albert und Dominik ließen über die Hälfte auf ihren Tellern. Als Hazel die Suppenteller abräumte, fiel Dawn auf, das beide so gut, wie gar nichts von der Suppe angerührt hatten. Da fiel ihr etwas ein und fragend blickte sie zu Hazel.

“Was machst du mit dem Rest? Isst du das?“

“Na ja. Die Dienstboten und Stallburschen werden einen Teil essen und ich natürlich auch den Rest verteilen wir meistens.“

“Hmm unsere Familie hat nie was bekommen.“

“Doch soweit ich weiß, hat dein Bruder immer etwas für euch abgeholt. Seltsam, es hätte für euch vier reichen sollen.“

“Wirklich? Aber mit gebracht hat er nie was.“

Hazel runzelte die Stirn und blickte kurz zu Albert. Sie sah, dass auch er nicht erfreut über diese Neuigkeiten war.

“Weißt du was Dawn, ich werde einen der Stallburschen mit Essen zu deiner Mutter schicken. Ich denke, das ist so in deinem Sinne oder?“

Dawn strahlte Hazel an.

“Danke schön Hazel, denn sonst würde wieder alles mein Bruder behalten und mein Vater versorgt sie ja nicht.“

“Gut so machen wir das, ein Teil der Reste wird direkt an deine Mutter geliefert. Hmm, du sorgst dich sehr um sie?“

“Ja mein Vater ist immer gemein zu ihr, ich habe so oft versucht sie zu beschützen und immer Schläge dafür bekommen.“

Dawn schlug sich beide Hände auf den Mund, wenn ihr Vater raus fand, dass sie das jemandem erzählt hatte, würde er alles tun, um an sie ran zu kommen. Angst erfüllte sie. Nein Dominik hatte ihr versprochen, dass ihr nie wieder jemand wehtun würde. Nur sie kannte ihren Vater, ein solches Versprechen konnte Dominik nicht halten. Wenn ihr Vater einmal wütend war, konnte ihn niemand aufhalten. Und der Gedanke daran, dass ihr Vater Dominik in irgendeiner Weise verletzen könnte, versetzte sie erneut in Angst.

Albert nickte Hazel zu und sie verließ den Raum, um den zweiten Gang aufzudecken. Entsetzen hatte sie gepackt, wie konnte dieses Kind nur so lange überlebt haben? Ihr Vater galt schon bei den Stallburschen als gefährlich, aber so eine kleine Person wie Dawn, war diesem Schwein gnadenlos ausgeliefert. Heute Nacht wollte sie mit Albert über Dawn reden. Denn Dawn würde an der Sorge um ihre Mutter zu knabbern haben.

Auch das sollten sie im Auge behalten, dass Dawns Mutter nichts geschah. Albert presste den Mund zu. So etwas hatte er geahnt und Dominik hatte es ihm auch so auf die Nase gebunden, aber so recht glauben konnte er es nicht.

“Dawn, hier wird dir nichts passieren versprochen. Weder dein Bruder noch dein Vater werden dir je wieder zu nahe kommen.“

In Gedanken fügte er hinzu, ´eher sauge ich ihr Blut bis auf den letzten Tropfen aus´.

“Und ich habe deiner Mutter versprochen, dass wir dafür sorgen, dass sie und deine Familie genug zu Essen haben werden. Wir halten unsere Versprechen Kleines.“ Ernst sah Dominik sie an. Die Angst in ihrem Gesicht machte ihn wütend. Hoffentlich konnte sie bald unbeschwerter durchs Leben gehen.

Dawn blickt von Dominik zu Albert, beide hatten ihr versichert, dass sie nun in Sicherheit wäre, nur zu gern würde sie es beiden glauben, wenn da nicht ihr anerzogenes Misstrauen wäre. Es kam immer anders oder schlimmer in ihrem Leben. Warum sollte sich danach was ändern, nur weil man ihr nun genug zu essen gab oder teure Kleider? Wenn ihr Vater etwas wollte, bekam er es immer, zur Not auch mit Gewalt. Angst war neben Armut ein weiterer Begleiter, den sie so leicht nicht loswerden würde.

Als Hazel den nächsten Gang rein brachte, Fleisch Kartoffeln und Gemüse, wartete sie erst einmal, welches Besteck Albert nehmen würde. Aufmunternd zeigte er auf das Messer und die Gabel und lächelte sie an. Mutiger als eben noch griff sie nach beidem, wusste aber nicht, wie sie diese benutzen sollte. Unschlüssig saß sie da und starrte auf das Besteck in ihrer Hand.

“Dawn, sieh mal, das macht man so. Mit was habt ihr bei euch zu Hause gegessen?“

Albert stellte fest, dass etwas das für ihn selbstverständlich war, für Dawn zu einer Herausforderung werden konnte. Doch mit Ausdauer würde sie auch diese meistern.

Geduldig zeigte er Dawn, wie sie mit Besteck aß. Immer darauf bedacht, dass sie sich nicht minderwertig vorkam. Schnell war ihm klar geworden, dass Dawn unter den Äußerungen ihres Vaters litt. Darum trat er zu ihr und legte ihr das Essbesteck in die kleinen Hände, leitete ihre Bewegungen an und geschwind hatte Dawn begriffen, wie sie mit Messer und Gabel umzugehen hatte.

Dank Albert kam sie nun gut mit dem Besteck zurecht und sagte zu ihm:

“Wir hatten nur Löffel. Soviel, wie hier hätte ja nicht mal auf die Tafel gepasst.“

Albert lachte leise.

“Ja siehst du Dawn, der Tisch ist so groß, dass wir ihn mit Besteck voll legen.“

Albert versuchte Dawn zum Lachen zu bringen und hatte Erfolg. Übermütig kicherte sie. Und erleichtert stellte er fest, dass die Angst aus ihren Zügen wich. Schließlich fiel er in ihr Gelächter ein, denn wenn sie lachte, war sie ein ganz normales kleines Mädchen. Dieser Umstand beruhigte ihn ungemein. Nichts war verloren, mit Liebe und Hingabe, würde Dawn zu einer imposanten Frau werden.

In der Küche hörte Hazel das Gefeixe aus dem Esszimmer. Versonnen lächelte sie in sich hinein. Albert war immer derjenige, der sie zum Gelächter brachte, aber Dominik lachte selten. Meist grübelte er über irgendwelchen Problemen. Insgeheim dankte sie Dominik für seine Sturheit. Kinderlachen hatte sie lange nicht mehr gehört und Dawns Lachen öffnete ihr das Herz. Hazel füllte Saft in einen Krug. Sonst gab es Wein, aber mit einem Kind würden die Herren erst mal darauf verzichten. Dann brachte sie ihn ins Esszimmer. Dawn sah viel entspannter aus, eben wirkte sie noch verunsichert. Aber nun aß sie mit riesigem Appetit.

Hazel wollte ihr gerade ihr Getränk einschenken, als Dawn den Kopf schüttelte.

“Nein bitte ich mag kein Bier, davon wird mir immer schlecht.“

“Oh, nein Dawn, das ist doch kein Bier, das ist Saft. Ich würde dir doch nie Bier geben.“

Hazel schüttelte den Kopf, in was für Verhältnissen war die Kleine aufgewachsen?

Damit Dawn probieren konnte, schüttete sie nur eine kleine Menge in ihr Glas.

“Siehst du, das ist kein Bier.“ Belustigt sah sie, wie Dawn das Glas anhob und die Flüssigkeit begutachtete. Schnuppernd atmete Dawn den Duft ein. Doch da war kein Geruch nach Bier, sie roch Äpfel.

“Na gut, dann trink ich gerne was. Ich habe ja auch Durst.“

Zögernd nahm sie einen winzigen Schluck und ließ die Süße auf sich wirken. Schnell trank sie den Rest auch noch. So etwas Gutes hatte sie noch nie getrunken.

Sie stellte das leere Glas auf seinen Platz zurück. Unfassbar, was ihr hier geboten wurde. Das, was sie heute gegessen hatte, bekam sie sonst in einer Woche.

“Dawn möchtest du noch Saft?“

Lächelnd blickte sie Hazel an und nickte stumm. Warum gab es Menschen, denen es schlecht ging und anderen, die so lebten wie Albert und Dominik? Auf ihrer Stirn bildete sich eine steile Falte, so angestrengt dachte sie darüber nach. Es war ungerecht, gerechter wäre es, wenn alle Menschen das Gleiche hätten. Hazel schenkte ihr nach und stellte den Krug auf den Tisch.

“Wenn du noch mehr möchtest, nimm dir ruhig. Ich kann neuen Saft bringen, sollte er nicht reichen.“ Damit verließ sie den Raum.

Nacheinander blickte Dawn von Albert zu Dominik. Ihre Gedanken rasten und sie konnte sich nicht länger beherrschen.

“Warum können nicht alle Menschen so leben. Warum haben einige gar nichts und andere mehr als genug?“

Dominik sah sie an, das war eine Frage, die nur ein Kind stellen konnte. Kurz überlegte er, denn einfach zu sagen, dass es der normale Lauf der Dinge war, würde ihr nicht helfen.

“Also es ist immer so. Einige Menschen sind erfolgreich mit dem was sie tun andere haben den Erfolg nicht, oder das Schicksal öffnet ihnen die Möglichkeiten nicht. Sieh zum Beispiel dein Vater, denkst du nicht, wenn er nicht so ein Trunkenbold wäre, würde es deiner Mutter und euch Kindern so schlecht gehen. Vielleicht hättet ihr nicht so viel wie wir hier, aber doch genug um satt zu werden. So ist es in der Hand eines jedem selber, das Beste aus seinem Leben zu machen, oder zu versuchen aus seinem Leben mehr zu machen. Das Leben war nie gerecht und manche Menschen nehmen die Chancen, die das Leben einem bietet gar nicht erst wahr. Stattdessen ergeben sie sich in ihr Schicksal, oder suchen ständig nach dem Glück. Dabei stecken sie ihre Ziele so hoch, dass sie, sie nie erreichen können. Dann kann es auch vorkommen, dass sie alle Schuld bei den Reichen suchen oder, wie dein Vater einfach aufgeben und ihr Leben versuchen im Suff zu ertränken. Ich denke, dein Vater war nicht immer so, denn er hat zwei Kinder mit deiner Mutter. Vielleicht war er als junger Mann ja ganz anders und ist erst im Laufe der Zeit zum Säufer und Schläger geworden.“

“Ich weiß nicht, wie mein Vater früher war, solange ich denken kann, säuft er und schlägt Mutter und mich. Selbst Jeremia hat einiges abbekommen, als wir kleiner waren. Nun wo er größer ist, passiert es nicht mehr so oft, dass er eine Abreibung bekommt.“

Trauer sprach aus ihrer Stimme. Die Vorstellung ihr Vater könnte einmal anders gewesen sein, erfüllte sie zusätzlich mit Traurigkeit. Was war passiert, dass er so war, wie sie ihn nun kannte? Eine Erklärung wollte ihr nicht einfallen.

“Trotzdem wäre es gerechter, wenn alle Menschen das Gleiche hätten, oder?“

“Gerechter schon, aber die Menschen sind so gemacht, dass sie immer mehr wollen, als sie schon haben. Nie sind sie mit dem zufrieden, was da ist. Wenn du es so willst, ist es ein Teufelskreis. Das ist die Natur der Menschen, sie sind geprägt durch Habsucht, Neid und Gier.“

“So will ich aber nie werden. Ich will, dass alle Menschen glücklich sind und genug zu essen haben. Dass es keine prügelnden Väter gibt und keine Brüder, die einem das Leben schwer machen. Aber das geht wohl nicht, denn es gibt saufende Väter und solche Brüder.“ Resigniert sah sie Dominik an.

Dawn schien schnell zu begreifen. Ihre Antwort hatte sie gut überdacht, das gefiel Dominik. Das Lernen würde ihr sicherlich leicht fallen. Und er freute sich auf so manche Diskussion mit ihr. Da kam Hazel mit dem Nachtisch, einem Plumpudding.

“So ich denke mal das hier ist was für Leckermäulchen. Und Dawn ist ja so eins, nicht war Kleines?“

Hazel lächelte Dawn liebevoll an. Erinnerungen an ihre eigene Tochter kamen in ihr hoch. Noch vor einiger Zeit wäre der Schmerz übermächtig gewesen. Doch nun war sie an einem Punkt, an dem sie ohne Trauer an ihre Kleine denken konnte. Damals war sie in der gleichen Situation wie Dawns Mutter gewesen, ihr Mann war auch ein saufender Schläger gewesen. Bis zu dem Tag, an dem er völlig die Kontrolle verlor. Er schlug sogar dann noch, als ihre Tochter sich nicht mehr bewegte. Den Anblick des kleinen reglosen Körpers am Boden würde sie nie im Leben vergessen.

Einen Tag später hatte er sie lieblos im Wald verscharrt. Da war für Hazel klar, dass sie ihn verlassen musste, denn sie wäre die Nächste. Sie hasste sich dafür, dass sie ihre Tochter ihm so ausgeliefert hatte und nie den Mut fand zu gehen.

Ihre Flucht führte sie schließlich hierher und sie bat in der Küche um Arbeit, die man ihr gab. Von ihrem ersten Geld kaufte sie Kleider für ihre tote Tochter, sie dachte, das sei sie ihr schuldig. Nicht einen Penny gab sie für sich aus. Abends saß sie in Ihrer Kammer, betrachtet die Kinderkleider und es brach aus ihr heraus, wie ein Sturm. Sie weinte, schrie und wollte Rache an ihrem Ehemann üben. Albert war wohl durch ihre Schreie aufmerksam geworden. Denn es klopfte und er trat ein. Da sie damals noch in der Küche half, sah sie ihn zum ersten Mal. Ihr stockte der Atem und sie starrte ihn einfach nur an. Sie hatte nie einen schöneren Mann wie ihn gesehen. Aufmerksam setzte Albert sich zu ihr und fragte sie, was passiert sei. Sein Blick fiel auf die Kinderkleidung und sie erzählte, erzählte von den Jahren, als sie mit ihrem Mann glücklich war. Davon wie er dann in die falsche Gesellschaft geriet und mit der Trinkerei begann. Am Anfang hatte er sie auf Händen getragen, bis er anfing zu saufen. Unter Tränen erzählte sie bis zum Schluss, als sie davon lief. Mitfühlend sah Albert sie an und nahm ihre Hand. Diese einfache Berührung war so tröstlich, dass sie ihn dankbar ansah.

Trotz der schweren Zeit war sie immer noch eine bildschöne Frau. Sie war gertenschlank und hatte Dunkelrote volle Locken. Ihre grauen Augen wirkten wie flüssiges Silber. Albert zog scharf die Luft ein, als er zum ersten Mal in ihre Augen blickte. Hier saß eine Frau, die trotz all des Leids, das sie erfahren, hatte den Mut aufbrachte weiter zu leben. Und mehr noch ganz neu anzufangen.

Als sie zur Frau heranreifte, waren alle jungen Männer im Dorf hinter ihr her gewesen. Doch sie fiel auf ihn rein. Ließ sich das Blaue vom Himmel erzählen. Mit fünfzehn brannte sie mit ihm durch, ein Jahr später kam ihre Tochter zur Welt. Sieben Jahre später war ihre Tochter tot und sie lief vor ihrem Mann davon. Nun war sie vierundzwanzig und das bis in alle Ewigkeit.

Albert kam nach dem ersten Abend öfter zu ihr, erst nur um mit ihr zu reden. Hazel übte eine unwiderstehliche Anziehungsmacht auf ihn aus. Dieser Frau wollte er nahe sein. Nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht wusste sie, das ihr Mann es nie verstehen würde eine Frau so glücklich zu machen. Nie wieder wollte sie einen anderen Mann an ihrer Seite. Seine Haut auf ihrer spüren, seinen Mund auf ihrem und seine Männlichkeit, wie sie ihren Körper zum Beben brachte und alles, um sie herum vergessen ließ. Am Tag sehnte sie sich nach ihm, nachts ließ sie ihn spüren, wie sehr sie ihn liebte.

Auch Albert erging es so, sie tagsüber zu beobachten und ihr fern zu bleiben, kostete ihn all seine Beherrschung. Schließlich bemerkte es Dominik, das gespannte Verhältnis zwischen Hazel und Albert und sprach ihn darauf an. Albert erzählte, was Hazel ihm erzählt hatte, dass er nachts zu ihr in ihre Kammer schlich, um sie zu lieben, dass er ihr hoffnungslos verfallen war. Damals sagte ihm Dominik, er solle ihr erzählen, was er war. Wenn sie annährend so liebt wie Albert sie, würde sie die richtige Entscheidung treffen.

Schon einmal hatte Albert die Frau, die er liebte, durch sein Schweigen verloren.

Als Albert ihr dann offenbarte, was er in Wirklichkeit war, überlegt sie nicht lange, wenn das der einzige Weg war, bei ihm zu bleiben, dann wollte sie so sein wie er. Also sprach sie Albert darauf an und bat ihn, sie zu dem zu machen, was er war. Albert tat es, er saugte ihr Blut aus fast bis auf den letzten Tropfen, dann gab er ihr sein Blut zu trinken. Als sie starb, hielt er sie die ganze Zeit im Arm, als sie wieder geboren wurde, lag sie immer noch in seinem Arm. Seitdem war sie seine Gefährtin. Die Gefährtin des Oberhauptes aller Vampire Clans. Zur Tarnung arbeitete sie weiterhin für Albert. Aber er meinte das müsse sie nicht lange, denn ihr Mann könnte ihr nun nichts mehr anhaben.

Und nun hatten sie Dawn, Albert war vernarrt in die Kleine, das spürte Hazel und sie verstand es. Aber bei Dominik war sie sich nicht sicher, war er sich der Verantwortung bewusst? So schnell war er zu begeistern, aber genauso schnell ließ diese Begeisterung auch nach. Das durfte aber nun nicht passieren denn, dann würde Dawn leiden. Und sie hatte weiß Gott genug gelitten.

Auch darüber musste sie mit Albert reden, damit sie entscheiden konnten, was in einem solchen Fall zu tun ist. Denn Dawn Dominiks Launenhaftigkeit auszuliefern, wäre für das Kind fatal.

Mit gerunzelter Stirn verteilte sie den Pudding. Ein Blick auf Albert sagte ihr, dass er ihren Zwiespalt erahnte. Aufmunternd lächelte er ihr zu.

Misstrauisch starrte Dawn den Plumpudding an und fragte sich, wie etwas das so aussah, auch schmecken konnte. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie Albert zum kleinen Löffel griff, und tat es ihm nach. Zaghaft probierte sie, aber er schmeckte ihr und sie aß in Windeseile ihre Portion auf. So satt war sie ihr ganzes Leben noch nicht gewesen. Doch nun wurde sie müde und rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Albert und Dominik wechselten einen Blick und nickten sich zu. Wortlos verstanden sie sich.

“Dawn, wir möchten dir gern das Haus zeigen. Hast du dazu Lust?”

Es war wichtig, dass sie sich zurechtfand. Immerhin sollte sie hier leben.

Dawn nickte begeistert. Sie war neugierig auf den Rest des Hauses. Gespannt stand sie auf und folgte Albert und Dominik aus dem Esszimmer. Den Anfang machten sie in der Küche, wo immer noch reges Treiben herrschte. Staunend betrachtet sie die große Anzahl an Töpfen und Pfannen. Es roch nach Gewürzen und Gekochtem. Der Koch scheuchte seine Helfer streng herum. Es ging zu wie in einem Bienenstock. Dawn konnte Hazel entdecken, die gerade mit einem der Küchenjungen redete und diesen mit einem Korb hinaus in den Hof schickte. Dann zogen Albert und Dominik sie aus der Küche.

“Warum ist in der Küche so viel los? Ihr seid doch nur zu zweit? Und das Essen ist auch beendet.“

“Es werden auch die Speisen der Bediensteten dort zubereitet. Denn die wollen ja auch essen.“

Ohne einen weiteren Kommentar setzten sie ihre Führung fort. Egal in welches Zimmer sie kamen Dawn vielen fast immer die Augen aus dem Kopf vor Staunen. Als sie sich Dominiks Zimmer ansahen, schnupperte Dawn. Es war Dominiks Geruch, der in diesem Raum vorherrschte. Ein Geruch, der sie irgendwie an Tiere erinnerte, aber der dennoch all ihre Sinne benebelte. Diesen Geruch würde sie nie im Leben vergessen. Bei Albert im Zimmer war es ganz anders. Dort roch es warm und weich. Dawn meinte auch Hazel riechen zu können, war sich aber nicht ganz sicher. Immer schon hatte sie eine empfindliche Nase. Es wäre besser nicht zu fragen, warum sie meinte, Hazel hier drin wahrzunehmen.

Schließlich brachten Albert und Dominik sie wieder in ihr Zimmer. Mittlerweile war es Abend. Dawn gähnte herzhaft, sie war satt und überwältigt von den Eindrücken des Tages. Dominik nahm ihre Hand.

“Nun, ich glaube, du gehst jetzt zu Bett. Morgen haben wir viel vor.“

Er zwinkerte ihr zu.

Albert verbeugte sich vor ihr.

“Ich wünsche der Lady eine angenehme Nachtruhe. Und angenehme Träume.“

Dawn kicherte. Dominik deckte ihr Bett auf und sie stand schüchtern davor.

“Was ist, möchtest du denn gar nicht schlafen?“

“Ja schon, aber soll ich in meinen Sachen schlafen?“

Daran hatte Dominik gar nicht gedacht, er hob die Klingel vom Nachtisch und läutete. Kurze Zeit später kam Hazel herein.

“Hazel ich denke, wir haben ein kleines Problem. Dawn hat keine Nachtwäsche.“

Hazel lächelte und trat an den Kleiderschrank sie öffnete ihn und holte ein weißes Nachtgewand heraus.

“Dominik ihr solltet aber den Raum verlassen, damit Dawn sich umziehen kann.“

Dominik nickte und ging hinaus. An der Tür drehte er sich um.

“Wenn du fertig bist, komm ich wieder und bleibe, bis du eingeschlafen bist.“ Das Gefühl sie in ihrer ersten Nacht nicht alleine zu lassen, war übermächtig. Alles war fremd für sie und wie leicht konnte ein Kind in ihrem Alter in fremder Umgebung Angst bekommen.

Damit öffnete er die Tür und ging hinaus. Nachdem er die Türe hinter sich geschlossen hatte, half Hazel Dawn dabei sich um zuziehen. In ihr Nachthemd gehüllt kletterte Dawn in ihr Bett. Hazel deckte sie zu und fuhr ihr sanft über die Wange. Wohlig kuschelte sie sich in die Decke.

“Schlaf schön kleine Dawn, und wenn was ist, dann klingle ruhig.“

Dann drückte sie Dawn einen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer. Dominik kam herein und setzte sich auf den Rand des Bettes.

“Heute war bestimmt alles aufregend und neu. Ich hoffe aber es gefällt dir bei uns.“

“Ja sehr. Albert und Hazel sind furchtbar nett und du natürlich auch.“

Dominik lächelte sie an und legte die Hand an ihre Wange. Zärtlich streichelte er über den Bogen ihres Jochbeins.

“Und morgen werden wir nach Chester fahren und dich einkleiden. Wir werden auch nach einem Lehrer für dich suchen, der dich unterrichtet. Du willst doch sicher lesen lernen und alles, was man über die Welt wissen kann, oder?“

“Ja aber ich denke, er wird es schwer haben, da ich ja dumm bin.“

Dominik sagte dazu nichts, er wollte keine Diskussion mit ihr beginnen. Denn er bemerkte, wie ihre Augenlider sich langsam senkten. Er fuhr sanft mit dem Daumen über ihre zarte Haut. Ihre langen Wimpern warfen Schatten auf ihre Wangen. Und bald war Dawn eingeschlafen. Doch Dominik ging nicht, er blieb, wo er war und betrachtete sie. Klein und zart lag sie da und ihr Atem ging ruhig. Wieder wurde ihm bewusst, welche Verantwortung er nun zu tragen hatte, aber diesmal würde er nicht zulassen, dass er ihrer überdrüssig wurde. Er wollte ihr, all das zeigen, was sie wissen musste, um in der Welt zu bestehen. Hoffentlich kam sie nie hinter seine Geheimnisse. Das würde die Clans auf den Plan rufen. Und wie deren Entscheidung ausfallen würde, konnte er sich denken. Nur das würde er nie zulassen, dass man ihren Tod fordern würde.

Seltsamerweise fühlte er sich zu ihr hingezogen, etwas was er lange nicht gespürt hatte. Obwohl sie noch ein Kind war, berührte sie etwas in ihm und das durfte so nicht sein. Aber sie war bald eine Frau und was dann? Darüber wollte Dominik sich erst Gedanken machen, wenn es so weit wäre, jetzt sollte sie erst einmal ihre Unbeschwertheit wiederfinden. Die Aufgabe, die ihn hier erwartete, nahm er sehr ernst.

Midnight Clan

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