Читать книгу DAS BÖSE BRINGT DEN TOD - Theo Gitzen - Страница 5
Die erste große Liebe
ОглавлениеMaria und Fadi wohnten nun schon etwas über 10 Jahre bei Kadisha und Halim im Haus. Maria hatte genauso wie auch die beiden Jungen, Arbeit in der nahegelegenen Markthalle gefunden. Es gab zwar nicht viel zu verdienen, aber es war eine schöne Ergänzung zu Marias Gespartem, was sie noch aus Deutschland hatte retten können. Kadisha arbeitete nach wie vor in der kleinen Schneiderei.
Eigentlich war alles in Ordnung. Komischerweise hatte sie auch Machmud in Ruhe gelassen. Bis zu dem Tag, als Halims Hormone begannen verrückt zu spielten.
Sie waren nun beide siebzehn und Halim war ebenso wie auch Fadi mitten in der Pubertät. Hatten sie bis dato nur Jungs interessiert, so schauten sie jetzt doch öfter den Mädels hinterher, die für ihre Familien bzw. ihre Herrschaften einkauften. So auch an einem Tag im Juli, als Halim glaubte im Boden versinken zu müssen. Er war gerade damit beschäftigt, aus einem großen Sack, Kichererbsen in kleinere Säcke umzufüllen, als er diese durchdringend süße Stimme vernahm, die ihn von hinten mit den Worten- „Ich hätte auch gerne eine Tüte voll Erbsen – „Alju-Mus“, direkt ansprach. Erschrocken drehte er sich um und schaute in zwei wunderschöne Mandel-augen. Wie versteinert stand er da, leicht nach Fassung ringend stotterte er- „wo, woher weißt du meinen Namen“.
Sie lächelte ihn mit ihren kleinen Grübchen an.
„Wer kennt den nicht?“- fragte sie zurück.
Halim lief rot an. Sein Herz pochte so stark, dass er glaubte sie könnte es hören. Unentwegt schaute er sie an.
„Willst du mir keine Erbsen abfüllen“- fragte sie ihn und lächelte erneut. Wie in Trance füllte ihr Halim die Erbsen in den mitgebrachten kleinen Eimer.
„Gib schon her - kleiner süßer Alju-Mus“. Dann drückte sie ihm ein Geldstück in die Hand und verschwand.
Fadi der das alles nicht mitbekommen hatte, sah Halim da- stehen als wäre er aus Stein.
„Was ist denn mit dir los? Bist du dem Teufel begegnet oder warum steht dein Mund so weit offen?“
Erst jetzt registrierte Halim, dass sein Mund weit geöffnet war. Schnell schloss er ihn
„Nicht der Teufel- sondern ein Engel in Person ist mir erschienen“.
Seit diesem Tag war Halim wie aufgedreht. Täglich suchten seine Augen die Markthalle ab, doch nirgendwo konnte er sie entdecken. Bis zu dem Tag als sie plötzlich vor ihm stand und ihn mit dem bezauberndsten Lächeln was er jemals gesehen hatte, anschaute und ohne Umschweife fragte- „hast du heute Nachmittag Zeit, kommst du mit an den Strand oder kannst du nicht schwimmen“.
„Äh“- es dauerte eine kleine Weile, bis er ihr antworten konnte. „Klar komme ich! Und dann will ich mal sehen ob du schwimmen kannst“. Beide lachten.
„Hast du sie gesehen“- fragte er Fadi atemlos, der vom Nach-barstand aus mitbekommen hatte, wie sie Halim ansprach und auch ihm war dieses Süße lächeln aufgefallen.
„Klar habe ich sie gesehen“
„Und“ – bohrte Halim – „was sagst du“-
„Ein bisschen wenig dran. Dachte du stehst auf kleine Dicke“ – fügte Fadi hinzu. Halim griff in den Sack mit den Kichererbsen und warf Fadi eine Handvoll ins Gesicht. Beide lachten laut.
Halim wusste nicht wie er den Arbeitstag herumgebracht hatte. Eigentlich wusste er gar nichts mehr. Zu sehr war er mit dem Gedanken an das hübsche Mädchen mit den großen Augen und dem süßen Lächeln beschäftigt, als dass er noch an irgendetwas anderes denken konnte.
Auch Halima ging es nicht anders. Nur war sie viel zielstrebiger als Halim. Seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, war ihr Herz in Aufruhr. Auch wenn sie es gegenüber ihrer Schwester Elena nicht zugeben wollte, so war sie doch sehr aufgeregt.
„Er hat soooo süße Augen und ein sooo schönes Stottern. Ich glaube er liebt mich“.
„Du spinnst“ sagte Elena- „woher willst du das jetzt schon wissen, du kennst ihn doch gar nicht“.
„Noch nicht“ lachte Halima- „aber heute Nachmittag!“.
„Ich komme mit“ rief Elena- „einer muss ja auf dich aufpassen“.
Das aus dem Aufpassen nichts wurde, lag daran, dass auch Halim nicht alleine zum Strand kam. Halim hatte richtig Bammel allein zum Strand zu gehen. Zu groß war das Risiko, dieses hübsche Mädchen zu verlieren, obwohl er sie ja noch gar nicht besaß. Deshalb hatte er Fadi gefragt ob er mitkommen würde. Was soll ich denn da, auf euch aufpassen und wenn ihr euch küssen wollt, auch noch die Hand dazwischen halten, damit sie nicht schwanger wird. Lachte er.
„Ach komm doch mit. Schließlich sollst du mir sagen was du von ihr hältst“ – bohrte Halim.
„OK- dann lass uns mal losgehen! Sonst machst du dir noch in die Hose vor Nervosität“. - lachte Fadi.
Es war wenig los am Strand. Halima suchte gezielt einen Platz in der hintersten, fast menschenleeren Stelle und breitete ihr Handtuch aus.
„Was willst du denn hier“- fragte Elena- „hier wird er uns nie finden“
„Mach dir mal keine Sorgen. Der findet uns schon“.
Halim und Fadi bogen nach rechts von der Straße ab, zogen ihre Schuhe aus und betraten den Strand. Mach langsam sagte Fadi zu Halim der am liebsten losgerannt wäre. Sonst denkt sie noch du bist hinter ihr her. Das Halim nervös war, konnte Fadi daran erkennen, dass er im Gegensatz zu sonst, ununterbrochen am Reden war.
„Schau mal „- und er deutete mit einem Nicken in Richtung einer jungen Frau – „ist es die,- schau mal da- da liegt sie- Wie sehe ich aus…. bla bla bla.“
Fadi verdrehte die Augen- „man beruhige dich endlich“- sagte er etwas genervt in Richtung Halim.
Sie waren den ganzen Strand abgelaufen, doch nirgendwo lag Halims Traumfrau.
„Komm wir setzen uns da hinten in die Ecke zu den zweien die da liegen. Von dort haben wir einen guten Überblick, falls sie doch noch kommt“.
Halima hatte sich auf den Bauch gedreht und Elena beauftrag Ausschau nach ihrem „Traummann“ zu halten und sie frühge-nug zu warnen, falls er auftauchen sollte. Sie lagen schon fast 20 Minuten in ihren knappen Badeanzügen und ließen sich die Sonne auf die Haut scheinen.
„Wo bleibt der nur“ - fragte Elena.
Ihre Augen waren auf den gutaussehenden blonden Burschen gerichtet, der keine 20m entfernt mit seinem Freund auf dem Handtuch saß und geduldig zuzuhören schien, was sein schein-bar aufgeregter Freund ihm alles erzählte.
Der Wind trieb Gesprächsfetzen herüber … meinst du wirklich sie…. Ach kommt schon…. Ich bin so aufgeregt.
Wie toll sein weißes Haar in der Sonne glänzt. Und was er für eine tolle Figur er hat - dachte Elena und schaute unverhohlen und ohne es zu merken auf Fadi. Der hatte Elena ebenfalls bemerkt und fing seinerseits nun damit an, die Blicke von Elena zu erwidern.
„Und siehst du ihn?“- hörte sie Halima von weither fragen.
„Was- wen“- stotterte Elena ohne einen Blick von Fadi zu lassen.
„Man schläfst du?“ - fragte Halima und richtete sich auf.
Elenas Blick war abgewandt. Langsam folgte Halima diesem und landete automatisch bei Fadi und dem anderen Jungen auf der Decke. Mit einem Mal schien ihr Herz stehen zu bleiben. War der andere Junge, der mit den dunklen Haaren doch ihr „Alju-Mus“.
„Komm“ - da gehen wir jetzt hin, flüsterte sie Elena zu.
Unverzüglich stand sie auf, nahm ihr Badetuch und marschierte schnurstracks auf die beiden jungen Männer zu. Fadi sah wie die hübsche Halima mit schnellen Schritten auf sie zu kam. Noch bevor er Halim warnen konnte, schüttelte Halima wild ihr Handtuch vor beiden aus. Der Sand flog Fadi und auch Halim über Kopf und Körper. Halim drehte sich blitzartig um und wollte gerade einen lauten Fluch aussprechen, als ihm das Wort sprichwörtlich im Halse stecken blieb.
„Du“- stammelte er.
„Ja ich“ - antwortete Halima schnippisch und warf ihre langen schwarzen Locken mit einer bestimmenden Kopfbewegung gekonnt in den Nacken. Sie nickte in Fadis Richtung-
„Und wer ist das?“
„Das würde ich auch gerne wissen“ – schloss sich Elena, die mittlerweile neben Halima stand- dieser Frage an.
Halim bekam kein Wort heraus. Seine Augen klebten förmlich an Halima. Wie schön sie ist und wie sexy sie aussieht in ihrem knappen Badeanzug. Und diese Augen.
Fadi lächelte sie an, schaute zu Elena und antwortete, völlig unaufgeregt. „Ich bin Fadi – und das „- er deutete auf Halim, - „ist Halim mein etwas nervöser, aber bester Freund“.
Elenas Augen leuchteten. Nicht nur das Fadi gut aussah mit seinen blauen Augen, hatte sie doch noch nie solche leuchtenden Augen gesehen, die wie Diamanten funkelten, es war vielmehr seine Stimme, die sie sanft und liebevoll zu elektrisieren schien.
„OK – Das ist meine Schwester- äh – Zwillingsschwester Elena und ich bin Halima“.
Fadi lachte laut auf.
„Was lachst du“- fuhr ihn Elena an- „sind wir so lächerlich oder was ist los““.
Fadi prustete – und zeigte mit ausgestreckter Hand abwechselnd auf Halim und dann auf Halima.
„Halim und Halima – ist das nicht süß?“.
Augenblicklich liefen beide knallrot an. Fast schnippisch antwortete Halima
„Fadi und Elena – ist das nicht süß?“.
„Ja das ist süß“ - antwortete Elena und schaute Fadi mit strahlenden Augen an. Wie hübsch sie ist und wie sexy sie in ihrem knappen Badeanzug aussieht- dachte Fadi.
„Nun setzt euch schon“- sagte Fadi und bedeutete Elena sich neben ihn zu setzen. Halima setzte sich zu Halim und es entbran-nte ein lebhaftes- wer bist du, wo kommst du her, wie alt bist du….
Als die ersten informellen Punkte abgehakt waren, begann das, was zwischen Teenagern üblich ist. Fadi flüsterte mit Elena und Halim mit Halima. Und je näher man sich kam, umso weiter rückten beide Paare auseinander.
Es war ein langer Nachmittag und langsam tauchte die Sonne ins Meer um der Nacht Platz zu machen.
Es traf beide wie ein Donnerschlag, als Halima sagte, wir müssen jetzt aber los, schließlich waren ihre Hände doch gerade im Begriff sich zu berühren.
„Sehen wir uns wieder“ - Fragte Halim Halima
„Nö“ – antwortete Elena für Halima, warf, ähnlich wie vorhin Halima auch, ihre braunen Locken in den Nacken und schaute demonstrativ mit erhobenem Kopf in die andere Richtung.
„nur in der Markthalle“- ergänzte Halima.
Beide, sowohl Fadi als auch Halim schauten verdutzt drein und machten ein richtig bedröppeltes Gesicht.
Sie trauten ihren Ohren nicht. Da standen zwei wahre Engel- wie aus einem Ei. Schlank und bildschön und gaben ihnen, den „Königen des Viertels“ einen Korb!
Elena und Halima schauten sich ernst an, als sie plötzlich, prust-end in ein lautes Lachen fielen.
„Natürlich sehen wir uns wieder- jeden Mittwoch hier an diesem Platz“ - sagte Halima.
Beide warfen den Jungs eine Kusshand zu und liefen albernd und lachend zurück in die Stadt.
Die Jungs saßen noch lange am Strand und tauschten ihre Erlebnisse, wie sie das immer getan hatten, aus.
„Bist du verliebt?“ - fragte Fadi
Halim nickte. Sein ganzer Körper schien zu kribbeln
„Ja“ - das bin ich.
„Ich auch- und wie“
Für vier junge Menschen war es die wohl längste Nacht ihres Lebens. Aufgewühlt und voller schöner Gedanken und erotisch prickelnder Gefühle lagen sie wach und malten sich die schönsten Dinge aus, die man zu zweit nur machen kann.
„Was ist los mit euch“ - fragte Maria Halim eines Tages beim Abendessen - und Fadi zugewandt - „Irgendwas stimmt mit euch nicht“.
Es konnte nichts Schlimmes sein, denn die Jungs hatten dieses verschmitzte Lächeln im Gesicht, was sie immer hatten, wenn sie etwas ausheckten.
„Siehst du das nicht- Maria?“- fragte Kadisha - und mit einem ebensolchen verschmitzten Grinsen fügte sie hinzu – „verliebt sind sie!“
Wie vom Blitz getroffen liefen beide knallrot an.
„Stimmt das“ – Maria schaute abwechselnd von einem zum anderen.
„Ja sind wir“ – gestanden beide etwas kleinlaut, während ihre Augen strahlten, wie die aufgehende Sonne es nicht hätte besser machen können.
„Oh Gott“ – Maria schaute Kadisha an. Und mit einem verschmitzten Lächeln fügte sie hinzu – „da steht uns ja noch einiges bevor!“.
„Wer sind denn die beiden“ - fragte Kadisha mit einem ernsten Blick auf die beiden Jungs.
Wie aus der Pistole geschossen antworteten beide gleichzeitig – „Halima und Elena“.
„Oh Gott“ - stöhnte nun auch Maria. Das scheint eine ernstere Sache zu sein.
„Glaub ich auch“ bestätigte Kadisha Marias Worte.
Fadi und Halim erzählten ihren Müttern nun ausführlich wann und wo sie die beiden Mädchen kennengelernt hatten und wer sie sind und wo sie herkommen. Als es darum ging wie weit sie schon miteinander währen, fingen beide an zu schwärmen und erzählten vom ersten Kuss und dass sie sich immer heimlich am Strand oder auch in der Markthalle hinter dem großen Berg mit den Kichererbsen trafen.
„OK“- sagte Kadisha mit einem leichten Grinsen.- „Das reicht- sonst dreht ihr noch am Rad“.
„Also – ich schlage vor, ihr stellt uns die beiden vor und dann könnt ihr euch immer hier treffen und braucht euch nicht zu verstecken. – Bist du damit einverstanden?“ – fragte sie Maria.
Maria nickte. – „Ja das ist besser so“.
Erinnerte sie sich doch noch zu genau, wie umständlich und gefährlich es war, als sie ihren Joshua kennen und lieben gelernt hatte und wie sie sich das erste Mal in diesem dunklen und feuchten Keller geliebt hatten.
Schon am nächsten Tag erzählten Halim und Fadi aufgeregt ihren Freundinnen von dem Angebot ihrer Mütter, sich, wann immer sie wollten, bei ihnen im Haus zu treffen.
„Aber nur, wenn nichts „schweinisches passiert“ – sagte Elena und schaute die beiden mit einem ernsten Blick an.
Beide senkten gelichzeitig, demütig und schüttelnd ihre Köpfe. „Nein – niemals – versprochen“.
Ja- ja, dass kennen wir. Erst einmal alles versprechen und dann, wenn die Mäuse, damit meinte sie Halima und sie, in der Falle sind, dann gibt es kein Entrinnen mehr.
Fadi – sog tief die Luft ein
„Also – so etwas“ – sagte er mit einem, für alle erschreckend bestimmenden Tonfall, dass den beiden Mädels die Unterkiefer nach unten klappen ließ, „Komm Halim! Mit Mädels die solch eine Erfahrung haben, wollen wir nichts zu tun haben“.
Für Sekunden herrschte bedröppeltes Schweigen.
Dann schienen die Zwillingsschwestern und auch Halim kapiert zu haben, dass Fadi eine exzellente Retourkutsche gestartet hatte.
Es folgte ein schallendes Gelächter und die Paare neckten, kniffen und umarmten sich. Und ihre Herzen schienen so laut zu schlagen, dass jeder von ihnen glaubte, der andere könne es hören.