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Die Freundinnen

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Die Familien standen eng zusammen und verstanden sich ausge-zeichnet. Während Halim und Fadi sich vorrangig um den Aufbau ihres Geschäftes kümmerten, versorgten die beiden Frauen Halima und Elena nicht nur den Haushalt, sondern übernahmen auch die Erziehung ihrer Kinder. Wovon allein Halim und Halima mit den Zwillingen „Jasin und Fatima“ und dem Nachzügler „Junis“, insgesamt drei beitrugen, während Fadi und Elena mit „Leila“ nur eine Tochter zur Welt gebracht hatten.

Fatima und Leila waren wie Schwestern. Sie waren nicht nur gleich alt, sie hatten auch immer nur Blödsinn im Kopf. So erzählten sie Kunden, denen sie das frisch gebackene Brot auslieferten, das sie damit dreimal um die Moschee in Minet ee-Mosn gelaufen seien und es nun geweiht sei und glücklich mache. Oder sie schickten ihre Freundinnen zum Schweizer Käseladen um sieben Käselöcher zu kaufen. Dass die Freundinnen sich dann regelmäßig mit einer großen, schweren und verschlossenen Holzkiste voller „NICHTS“ abquälten, um sie in die Bäckerei zu bringen, lag zum einen daran, dass sie Fadi und den Besitzer der Käserei mit ihrem kindlichen Charme um den Finger gewickelt und beide quasi zu Komplizen gemacht hatten. Das lag aber nur daran, dass diese ebenfalls einen riesigen Spaß hatten, die anderen Kinder hinters Licht zu führen. Auch jetzt im Alter von neunzehn Jahren besaßen sie immer noch den Schelm in ihren Augen und ihr Lächeln hatte nicht an Kraft verloren.

Jasin hingegen war ein sehr ruhiger und bescheidener Junge. Er erledigte seine Aufgaben, die ihm seine Eltern oder auch Fadi auftrugen, mit viel Hingabe und einem unendlichen Eifer. Während er sich mit seiner Schwester des Öfteren heftig stritt, verstand er sich mit Leila komischerweise sehr gut. Sie nörgelte nie an ihm herum und half ihm auch immer, wenn er mal in Verzug mit seinen Aufgaben war. Irgendwie suchten sie immer die Nähe des anderen. Und so wurde aus einer Kinderfreund-schaft echte Liebe.

Drei Jahre zuvor, steckten Jasin und Leila mitten in der Pubertät. Ohne es zu begreifen, entwickelte sich bei beiden ein immer stärker werdender Wunsch den anderen zu berühren und auch zu küssen. Aber keiner traute sich den ersten Schritt zu machen.

Bis zu dem Tag, als beide Elternpaare einen Termin bei einem großen Makler bezüglich einer Geschäftserweiterung hatten.

Die Arbeit war erledigt und bis auf Jasin und Leila auch niemand mehr im Hause. Sie saßen wie immer nach der Arbeit im Innenhof des Hauses auf weichen Kissen und tranken Tee. Plötzlich stand Jasin auf und verschwand ohne etwas zu sagen im Haus. Leila machte sich darüber keine Gedanken. Bis er wieder vor ihr stand. In seiner rechten Hand hielt er eine Flasche „deutschen Sekt“ und in der linken ein Wasserglas. Seine Augen leuchteten und ein verschmitztes Lächeln huschte über sein Gesicht.

„Was willst du damit und wo hast du das her“ - fragte Leila.

„Los- Bring es wieder weg!“

„Ich hab’s von Junis“. Er sagt, es ist wie ein Zaubertrank. Er hätte es probiert und danach ….“

„Sei still - Ich will’s nichts davon hören. - sicherlich ist da Alkohol drin“.

Plopp – Leila erschrak, hatte Junis doch einfach die Flasche geöffnet. Jetzt füllte er das Wasserglas bis zum Rande voll und hielt es ihr hin.

„Ich will nicht“ - sie drehte scheinbar angewidert ab

„Schau doch wie schön es prickelt und wie es duftet“ - flüsterte Jasin.

Langsam drehte sie sich zu ihm um. Schaute auf das Glas und dann in seine Augen. Da war so etwas Tiefes, etwas was ihr sagte – tu es und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie nahm das Glas und trank einen großen Schluck

„iih“ – sie schüttelte sich, was war das für ein scharfes Zeug.

„puuuh – was ist das denn?“ -sie schüttelte sich erneut und verzog dabei ihr Gesicht als hätte sie in eine Zitrone gebissen.

„Schmeckt ja ekelhaft“ - echovierte sie sich.

„Und Junis findet das toll?“

Angewidert gab sie ihm das halbvolle Glas zurück. Ohne zu zögern trank Jasin den Rest des Glases mit einem Schluck leer.

So saßen sie ein paar Minuten schweigend nebeneinander bis Leila plötzlich sagte – „gib mir noch etwas von dem „German Sekt“.

Jasin kippte das Glas erneut randvoll und reichte es Leila, welche das Glas in einem Zug austrank. Ein wohlig warmes Gefühl breitete sich in ihr aus. Da war er plötzlich wieder der Wunsch, Jasin in die Arme zu nehmen und seine Lippen zu küssen.

Auch Jasin spürte die Wirkung des Sektes aus Germany. Ohne Kommentar kippte er das Glas ein drittes Mal voll und reichte es Leila. Komischerweise schien das Zeug doch zu schmecken. Sie lachten und alberten rum wie sie das früher als Kinder auch schon getan hatten. Wie nun mal pubertierende sind, neckten sie sich bis sie plötzlich übereinander lagen. Leila drückte Jasin‘s Kopf nach hinten und wie von Zauberhand geführt, suchten sich ihre Lippen und schon küssten sie sich leidenschaftlich und hingebungsvoll. Beflügelt und im Rausch des „German Sektes“.

Ganze zwei Jahre trafen sie sich immer wieder heimlich im Keller, in der Backstube turtelten rum und ihre Liebe wurde größer und größer. Keiner durfte davon wissen. Bis auf die Omas „Maria und Kadisha“. Waren sie doch schon immer ihre geheimen Verbündeten gewesen. Wie sie es auch schon mit ihren Kindern gemacht hatten, so machten sie es auch diesmal. Maria und Kadisha hatten, wie auch schon damals, bei ihren Jungs, Freude daran, wenn sie dazu beitragen konnten, das andere sich ungestört lieben konnten.

„Oma“

„ja meine Süße“- antwortete Kadisha,

„Oma-dürfen wir“ – Leila hatte ihre Beine eng aneinander-gepresst und bewegte ihren süßen Hintern schwungvoll hin und her und ihre großen Kulleraugen schauten Kadisha bittend an.

Kadisha atmete tief ein.

„OK- aber denk daran, dass deine Eltern in zwei Stunden zurück sein wollen“.

Über Leilas Gesicht huschte ein noch süßeres Lächeln als sonst. Sie nahm Kadisha in die Arme, küsste sie schmatzend auf die Wange – und mit einem „Du bist die liebste Oma der Welt – verschwand sie in Kadisha‘s Zimmer.

Kurz darauf verschwand auch Jasin in Kadisha‘s Zimmer.

„Na meine Liebe“ - sagte Maria, die sich im Nachbarzimmer aufgehalten hatte – „ist es mal wieder soweit?“

„Was da jetzt wohl passiert – fragte Kadisha Maria.

„Tja, wenn wir das noch wüssten“

Und beide lachten laut los.

-:-

Das ging einige Monate so weiter, bis zu dem Tag, als Leila Jasin gestand, dass sie schwanger sei und ein Kind von ihm erwartete. Jasin brach in Tränen aus. Es waren Tränen der Freude. Er nahm Leila in den Arm und sagte- „Jetzt können wir endlich heiraten und brauchen uns nie mehr heimlich zu lieben“.

Noch am gleichen Abend erzählten sie es den Eltern. Halima und Elena schauten sich an und fingen gleichzeitig an zu grinsen. Während Halim und Fadi etwas bedröppelt drein-schauten, meinte Halima –

„Kinder- dass haben wir doch schon lange gewusst. Wir freuen uns ja so für euch“.

Drei Monate später wurde geheiratet. Es war eine schöne Hochzeit und fast alle aus der Straße waren eingeladen. Es war ein wunderschönes Paar. In ihrem zauberhaften weißen Hochzeitskleid sah Leila nicht nur hinreißend sexy, sondern auch wie ein wahrer Engel aus und ihr Jasin war mächtig stolz auf seine „kleine“ Leila.

„Hört endlich auf zu flennen“ – rief Halim, den Frauen zu, die wie auf Kommando in Tränen der Freude ausgebrochen waren. „Wie soll denn das auf dem Hochzeitsfoto aussehen- lauter verheulte „Mädchen“ - ergänzte er mit Blick auf Kadisha und Maria.

Doch als er sah, dass auch diese die Tränen in den Augen hatten, winkte er ab, nahm Fadi in den Arm und sagte – komm- lass uns einen Tee, womit er eigentlich Wein meinte – trinken. Bis die fertig mit Heulen sind kann noch dauern.

Fatima war auf der einen Seite glücklich, dass Leila und Jasin ein Paar waren, auf der anderen Seite hingegen ein wenig neidisch. Schließlich hatte Leila jetzt noch jemanden mit dem sie intimste Gedanken und Gefühle austauschen würde.

Aber das schlimmste was sie befürchtete und bald auch eintreffen würde, war die Geburt dieses kleinen „Hosen-scheißers“ den Leila schon im Bauch hatte. Würde er doch, sobald er das Licht der Welt erblickt hätte, nur noch im Mittelpunkt stehen. Und Leila hätte dann überhaupt keine Zeit mehr für sie haben.

Wie auch immer sich ihr Verhältnis zu Leila entwickeln würde. Sie wollte die beste Tante der Welt sein.

Obwohl sie sich oft mit Leila ausführlich, von Frau zu Frau, über Männer, Kinder und den Sex im allgemeine unterhielt, und Leila auch immer wieder mit leuchtenden Augen betonte wie schön das alles sei, konnte Fatima dieser Art von Leben nichts abgewinnen.

Sie wollte lieber ihre Schule beenden um dann zu studieren. Ärztin wollte sie werden, oder zumindest Krankenschwester. Deshalb kümmerte sie sich auch nicht um Jungs und vertiefte sich in die Arbeit in der Backstube und um ihre Schule.

DAS BÖSE BRINGT DEN TOD

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