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Die Geburt

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Das Haus in dem sie wohnten war groß. Eigentlich viel zu groß. Es hatte 8 Zimmer, eine Küche, ein Wohn- und Esszimmer sowie einen schönen großen Innenhof mit einem kleinen Olivenbaum in der Mitte. Ihr Großvater hatte das Haus kurz nach dem ersten Weltkrieg mit seinen Brüdern aufgebaut. Beirut war damals eine noch relativ kleine Stadt am Mittelmeer

Alle in der Familie lebten vom Fischfang. Bis 1930 die halbe Familie starb, als ihr kleines Fischerboot im Sturm unterging. Nur die hochschwangere Kadisha und ihre Mutter, die sich zu diesem Zeitpunkt zu Hause aufhielten, blieben von dem Unglück verschont. Kadisha’s Mutter litt an starkem Asthma und war kaum mehr in der Lage das Haus zu verlassen. Kadisha fand einen Job bei einem Schneider am Ende der Straße und übernahm die Rolle des Vaters und ihres Ehemanns. Drei Monate nach der Geburt von Halim starb ihre Mutter. Seitdem lebte sie allein mit ihrem kleinen Halim in diesem Haus, bis Maria und Fadi auftauchten.

„Oh – ist das groß“ – bemerkte Halima erstaunt, als sie und Elena das erste Mal Halims Haus betraten. Fadi hatte sie, damit die Nachbarn nichts mitbekamen, durch die kleine Gasse, die früher dazu diente, die ausgenommenen Fische schneller zum Markt transportieren zu können zum Haus gebracht. Seitdem niemand mehr zur See fuhr, benutzten Fadi und Halim die Gasse nur noch, wenn sie sich unbemerkt aus- und ins Haus schleichen wollten. Halim zeigte den Frauen sein und Fadis Zimmer, sowie den Innenhof, während Fadi für alle einen Tee kochte.

„Und deine - ich meine - eure Mütter haben nichts dagegen, wenn wir euch hier treffen“- fragte Elena.

„Nein“- und beide schüttelten gleichzeitig die Köpfe.

„Und wir dürfen wirklich mit auf eure Zimmer“- fragte Halima.

„Ja – aber nur wenn ihr“– und er holte tief Luft.

Elena war wie immer ungeduldig „Wenn wir was“- fragte sie fordernd.

„Nur, wenn ihr auch richtig unanständig seid“.

„Du Schuft“ - rief Halima und warf Halim ein Kissen an den Kopf.

„Komm“ - sagte Elena und nahm Fadis Hand. „Ich will mal sehen ob ich das kann“. Sie grinste frech und ihre Augen fingen an zu strahlen.

„Was“ frug Fadi.

„Unanständig sein“ lachte Elena, nahm Fadis Hand und zog ihn in Richtung seines Zimmers.

Halim und Halima saßen wie versteinert auf ihren Stühlen. Nach ein paar Sekunden nickten sie aber fast gleichzeitig mit ihren Köpfen in Richtung Halims Zimmer und verschwanden durch die Tür in Halims Zimmer.

Es war merkwürdig still, als Kadisha das Haus betrat. Wo waren die alle? Sonst saßen sie doch schon alle am Tisch und warteten sehnsüchtig aufs Essen.

„Verdammt ruhig“ - hörte sie Maria aus dem tiefen Sessel im Wohnzimmer sagen.

„Man hast du mich erschreckt“

„Psst“ – Maria hielt ihren Zeigefinger vor ihre Lippen und deutete mit dem Daumen ihrer anderen Hand in Richtung Decke.

„Was ist los?“ - flüsterte nun auch Kadisha-

„Ich glaube unsere Jungs haben Besuch“.

Kadisha schossen die Tränen in die Augen, erinnerte sie sich doch an ihre erste große Liebe.

Maria schaute Kadisha an

„Komm“ – sie breitete ihre Arme aus und zog Kadisha an ihre Schulter.

„Musst nicht weinen. Bald kochen andere für sie und auch für uns“. –fügte sie mit einem Lächeln hinzu.

Obwohl Halim und Halima sich schon geküsst und auch des Öftern zärtlich berührt hatten, so nahe wie jetzt wahren sie sich noch nicht gekommen. Mit der Tür, die hinter ihnen ins Schloss gefallen war, war auch ihre Schüchternheit schlag-artig verflogen. Halima küsste Halim und zog ihn aufs Bett.

„Komm ich zeige dir jetzt wie ungezogen ich sein kann“, hauchte sie ihm lustvoll ins Ohr und biss gleichzeitig hinein.

„Aua – das nennst du Liebe“.

Halima schaute ihn mit funkelnden Augen an und ihre Lippen waren leicht geöffnet. Langsam öffnete sie ihre Bluse, nahm Halims Hand und führte sie an ihre Brüste. Halim sah auf Halimas kleinen, sexy Brüste und die zarten Knospen, die durch das späte Nachmittagslicht leichte Schatten warfen und ihre Brüste wie die Hügel einer Düne wirken ließen.

Halima spürte Halims Erregung. Und obwohl es sehr warm war und ihre Körper glühten, zog Halima die Decke über ihre Köpfe und mit feuchten Lippen flüsterte sie in sein Ohr – „Lieb mich“.

Elena saß aufrecht auf Fadis Bett – Ihre Ohren waren in Richtung der Wand, zu dem Zimmer in dem ihre Schwester und Halim verschwunden waren, gerichtet.

„Psst“ – flüsterte sie. Fadi sah Elena an. Wie schön sie war. Ihre Locken umspielten ihre Schultern und der Rock gab ihre schlanken, schier endlos wirkenden Beine frei.

„Komm“ - sagte er. „Irgendwann werden wir erfahren was da jetzt passiert. Und wie schlecht wäre es, wenn wir dann sagen müssten, dass hier nichts passiert ist.“

Elena schaute Fadi an. „Du Schuft!“. Sie nahm das Kissen und schlug damit Richtung Fadi. Der packte sie und zog sie zu sich herunter.

Beide küssten sich leidenschaftlich und während Fadi Elenas Bluse aufknöpfte, zog Elena die Decke über ihre Köpfe und beide Versanken in einem Sturm der Leidenschaft.

„Was meinst du“ - fragte Kadisha Maria. „Soll ich mal hochgehen und klopfen?“

„Untersteh dich. Da dürfen wir jetzt auf keinen Fall stören“.

„Und wenn die Kinder machen“- gab Kadisha zu bedenken

„Dann werden es süße Kinder der Liebe und nicht einer Zwangshochzeit“ - antwortete Maria.

Es dämmerte schon, als Halim und Halima Hand in Hand die Küche betraten.

Halimas Blick war klar. Ihre Augen schienen vor Glück zu strahlen. Sie war weder nervös, den beiden älteren Frauen gegenüber zu stehen, noch hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie soeben mit Halim geschlafen hatte. Anders Halim. Sein Blick war gesenkt und irgendwie schien ihn sein schlechtes Gewissen zu plagen.

Ohne ein Wort zu sagen, stand Kadisha auf und nahm Halima in ihre Arme. Ein warmes, mütterliches Gefühl durchströmte ihren Körper. Augenblicklich wusste sie, dass Halima die „Richtige“ für ihren Halim ist.

Schweigend saßen sie sich so gegenüber und fixierten sich. Auch Maria spürte eine starke Zuneigung zu Halima. Ein tolles Mädchen und wie hübsch sie ist- dachte Maria. Eine gewisse Zufriedenheit erfüllte sie. Sicherlich ist ihre Schwester genauso hübsch wie Halima. Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als plötzlich eine Tür knarrte und ein lautes Kichern zu hören war. Fadis Haare waren völlig verschwitzt und seine Lippen zerbissen. Auch Elenas Haare waren nass und Strähnen hingen ihr über die strahlenden Augen. Als wenn niemand anderes in der Küche wäre, kabelten und neckten sich beide und hatten nur Augen für sich.

„Hmm-hmm -hmm“- hüstelte Halim künstlich.

„Ups“ - entfuhr es Elena. Sie schaute langsam in die Runde und dann zu Fadi.

„Deine Mama?“

„Ja die da mit dem blonden Haar“- und er wies auf Maria.

Elena ging auf Maria zu, streckt ihr ihr die Hand entgegen „Elena – die neue Freundin ihres Sohnes“.

„Wie neue Freundin?“- fuhr Fadi dazwischen

„Sie ist die erste“ und an Maria gerichtet

„Mama- das kannst du mir glauben“.

„Und hoffentlich auch die letzte“ - ergänzte Maria.

Alle mussten laut lachen.

Halima und Elena stellten sich den beiden Müttern vor und erzählten, dass sie bei ihren Großeltern wohnen und sie ihren Vater nicht kennen würden. Oma und Opa haben nie von ihm erzählt. Ihre Mutter sei im Wochenbett kurz nach ihrer Geburt gestorben und seitdem lebten sie bei Oma und Opa. Sie versorgten sich gegenseitig und beide würden bei einer Arztfamilie im Haushalt arbeiten.

Schon ein paar Wochen später machten sich Kadisha und Maria auf, um mit Elenas und Halimas Opa und Oma zu sprechen und sie zu bitten, einer Hochzeit mit ihren Jungs zuzustimmen.

Die beiden alten Herrschaften waren fantastisch. Nicht nur, dass sie ihren „Mädchen“ wie sie sie nannten, keine Steine in den Weg legen wollten, Sie waren glücklich, dass es ihnen nicht so ging wie ihrer Tochter, die von einem Verwandten vergewaltigt und geschwängert wurde und dann vor lauter Scham nicht mehr weiterleben wollte.

Es war eine schöne, aber auch bescheidene Hochzeit der vier.

Die beiden Zwillingsschwestern sahen in ihren langen, weißen Kleidern mit den hübschen Schleiern, wie Elfen aus dem Märchenland aus. Aber auch die Jungs hatten sich in Schale geschmissen und trugen die, von Kadisha maßgeschneiderten Anzüge, samt einer übergroßen Fliege, stolz zur Schau.

„Sehen sie nicht zauberhaft aus?“ – fragte Kadisha Maria und tupfte sich gleichzeitig ein paar Tränchen aus den Augen.

„Ihr dürft euch jetzt küssen“ – rief Maria den vieren zu, als sie sich das Ja-Wort gegeben hatten.

Es wurde ein langer Abend – und eine noch längere Nacht. (wenigstens für die vier)

Neun Monate später, (1953) brachte Halima die Zwillinge „Jasin und Fatima“ und ein Jahr später „Junis“ als drittes Kind und noch im gleichen Jahr, auch Elena ihre Tochter „Leila“, zur Welt.


DAS BÖSE BRINGT DEN TOD

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