Читать книгу Falsch verbunden, ich bin dein Mörder! 3 Top Krimis - Theodor Horschelt - Страница 20

VI

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Das Fest, das die Gemüter der ganzen Stadt bewegte, hatte offenbar seinen Höhepunkt längst überschritten. Bei Einbruch des neuen Tages verstummten die letzten grölenden Stimmen, und geisterhafte Stille senkte sich über die kleine mexikanische Provinzstadt.

Gloria Keegan erwachte früh um acht, wusste im Augenblick nicht, wie ich in ihr Zimmer kam und erinnerte sich dann erst der Vorgänge der letzten Stunden. Sie sah ausgeschlafen und frisch wie ein rosiges Marzipanferkel aus, und ich hätte sie am liebsten angebissen. Aber versprochen ist versprochen, da kenn‘ ich keinen Bahnhof.

„Es hat fast den Anschein, als hätte sich unsere Situation wieder zum Guten gewandelt!“, sagte meine charmante Auftraggeberin. „Ich möchte jetzt aufstehen und mich waschen. Drehen Sie gefälligst Ihr Gesicht zur Wand, Mr. Thyle.“

Ich glaube, ich habe schon einmal erwähnt, dass ich ein Kerl wie ein Reiterstandbild zu Fuß bin.

Ich drehte mich also tatsächlich so zur Wand, dass ich nichts sehen konnte. Schließlich bin ich kein Schlüssellochs und Astlochgucker.

Ich hörte, dass Gloria aus dem Bett sprang, und dann die Seide Ihres Nachthemdes rauschen.

„Ich stehe vollkommen nackt wenige Zentimeter hinter Ihnen, Tabs“, sagte Gloria lächelnd. „Könnte Sie das nicht reizen?“

Ich starrte verbissen in meine Ecke.

„Sie sind mein Auftraggeber, und mit Ihnen verbinden mich rein kommerzielle Interessen“, sagte ich kalt. „Sie haben mir außerdem bei Dienstantritt ausdrücklich erklärt, dass engere Beziehungen zwischen uns nicht in Frage kommen. Damit habe aber auch ich Sie von der Liste der bei mir in Frage kommenden Weiblichkeiten gestrichen. Nehmen Sie das bitte zur Kenntnis. Ob Sie halb, ganz oder dreiviertel nackt hinter mir stehen, kümmert mich einen feuchten Kehricht. Sehen Sie zu, dass Sie sich schön sauber waschen, cremen Sie sich ein, seifen Sie sich, schminken Sie sich, tun Sie, was alle eleganten Frauen mit ihrem Körper tun, aber versuchen Sie nicht, mich aufzuregen. Das wäre vergebliche Liebesmüh.“

Aber Gloria Keegan war nicht so leicht von der Couch zu heben.

„Donnerwetter, das war eine selten markige Rede!“, erwiderte sie. „Es könnte mich direkt reizen, Ihre ausgeprägte Männertugend auf die Probe zu stellen. Aber vielleicht wollen wir uns über diesen Punkt demnächst unterhalten.“

Ich hörte, wie sie sich wusch, und dabei unterhielt sie sich ganz ungeniert mit mir.

„Passen Sie auf, Tabs“, sagte sie. „Sie bleiben hier in San Luis Cavanilles, und ich fahre mit einem Mietwagen nach Guadalajara. Ich komme heute Abend zurück. Heute Abend fahren wir dann gleich in unser Camp an der Laguna, und dann sind wir endlich so weit, dass wir mit der eigentlichen Arbeit beginnen können.“

Wenig später stand sie gestiefelt und gespornt vor mir, und ich hatte die hohe Ehre, ihr noch einen Mietwagen zu besorgen, während sie frühstückte. Wenig später fuhr Gloria Keegan tatsächlich ab und ließ mich allein zurück

Ich verbrachte den ganzen Tag in San Luis Cavanilles und rührte mich im Wesentlichen nicht aus dem Hotel heraus.

Irgendwann musste ja Leutnant Ramirez seine Kanonenrausch ausgeschlafen haben, und dann tat ihm vielleicht seine Großzügigkeit mir gegenüber wieder leid.

Ich verfluchte Pizarro, der so ungeschickt gewesen war, sich ermorden zu lassen, ich verfluchte Leutnant Ramirez, den Polizeigewaltigen, ich verfluchte sogar Gloria Keegan, die mich in dieser makabren Situation zurückgelassen hatte.

Irgendwie ging aber der Tag auch vorüber. Am späten Nachmittag kam Gloria Keegan aus Guadalajara zurück, und sie machte ein Gesicht, als wenn sie zweiter Sieger geworden wäre.

Sie machte nur halt, um mich einzuladen und ließ sich dann sofort zu unserem Camp an der Laguna de Tetuhantepec fahren.

Wir fanden in unserem Lager noch alles so vor, wie wir es in der Nacht von Samstag auf Sonntag verlassen hatten und gingen daran, uns neu einzurichten. Selbst die Luftmatratze Felipe Pizarros lag noch neben der meinen im kleineren Zelt, und lediglich eine kleine, inzwischen geronnene Blutlache deutete darauf hin, dass man den attraktiven Mexikaner eben doch neben mir abgenabelt hatte.

Gegen Mitternacht gingen wir endlich schlafen. Ich hatte Gloria nahegelegt, schichtweise zu wachen, und so schlief sie, die an diesem Tage größeren Anstrengungen ausgesetzt gewesen war, von zwölf bis fünf und übernahm erst ab da die Wache.

Gegen acht Uhr nahmen wir endgültig unser Tagwerk auf. Während ich dünne Brote mit Konservenbutter und Wurst beschmierte, kochte Gloria Keegan einen starken Kaffee.

Sie hatte sich an diesem Tage in einen fleckenlosen blauen Monteuranzug geworfen und sah wie die Prinzessin aus, die zum Spaß die Maske Aschenbrödels angelegt hat.

Schweigend genossen wir unser Frühstück. Die Sonne stand schon hoch am östlichen Himmel und leuchtete in der wundervoll klaren Luft die Laguna mit ihren warmen Strahlen aus.

Um acht war es noch nicht so unerträglich heiß, und ich wäre mir beinahe wie im Ferienparadies vorgekommen.

Als wir mit unserem Futter fertig waren, wuschen wir gemeinsam das Geschirr auf, dann harrte ich der Befehle meiner Herrin.

„Setzen Sie sich zu mir“, sagte Gloria plötzlich sanft. „Hören Sie, Tabs, haben Sie mich eigentlich gern? Ich meine, mögen Sie mich, oder bin ich Ihnen unsympathisch?“

Ich setzte mich grinsend neben Gloria, nahm mir aber keine Vertraulichkeit heraus. Ich sah ganz genau, dass sie drauf und dran war, mich aufs Kreuz zu legen, und ich bin nicht der Typ, der sich so ohne Weiteres aufs Kreuz legen lässt.

„Selbstverständlich mag ich Sie, Gloria“, erwiderte ich ebenfalls so sanft wie möglich. „Sie sind fünfundzwanzig Jahre alt, ein echter Grace-Kelley-Typ, das heißt, keine Sexbombe, sondern offenbar eine wirkliche Dame, wenigstens von außen, und im Übrigen trotzdem genau die Frau, die einem Mann als Antischlafmittel vieler Nächte dienen kann. Wenn Sie mich so fragen, jawohl, ich hab’ Sie gern, ich mag Sie. Auf der anderen Seite haben Sie unmissverständlich kundgetan, dass Sie in mir nur den brauchbaren Kameraden sehen, und Sie haben diese Nichtachtung meiner männlichen Qualitäten gestern sogar so weit getrieben, dass Sie sich hinter meinem Rücken umständlich nackt auszogen und wuschen.

Sie können sich denken, dass ein Mann in einer solchen Situation nicht still und beherrscht bleibt. Wenn er es aber trotzdem vermag, sich zusammenzureißen, dann ist das für längere Zeit. Ich glaube, ich habe Ihre Frage damit erschöpfend beantwortet.“

Gloria gab mir eine ganze Weile keine Antwort, dann sah sie mich starr an.

„Nun, ich will mit dem Versteckspiel aufhören, Mr. Thyle. Ich will Ihnen endlich den wahren Grund unserer Expedition sagen.“

„Wenn Sie endlich so weit kommen, dann muss ich nur drollig kichern. Dachten Sie im Ernst, dass ich Ihnen nach den Vorfällen der letzten Zeit die Schmetterlingssammlerin, die abstrakte Wissenschaftlerin, geglaubt habe?“

Gloria wurde kein bisschen verlegen. „Um so besser, mein lieber Tabs. Nun schön, ich will Ihnen reinen Wein einschenken. Mr. Pizarro war ein bekannter Taucher. Er hat sich schon einige Zeit vom Geschäft zurückgezogen, aber er war bereit, mir zuliebe noch einmal in den Taucheranzug zu steigen. Ich kenne ihn von früher her. Das heißt, Harry White hat ihn gekannt.“

„Hoppla!“, sagte ich. „Den Namen Harry White höre ich heute zum ersten Male. Wer ist Harry White?“

Die Keegan führte ihr Taschentuch an die Augen. „Fragen Sie nicht, wer Harry White ist, fragen Sie lieber, wer er war! Ich sehe schon, ich muss Ihnen die Geschichte erzählen:

Harry White war mein Bräutigam. Er ist seit 1950 tot. Vielleicht können Sie jetzt auch verstehen, weshalb ich mich für Männer selbst Ihrer attraktiven Erscheinung wenig interessiere. Harry war ein wundervoller Mann. Ich habe seinen Tod noch immer nicht überwunden.

Harry hatte einen amerikanischen Vater und eine mexikanische Mutter. Von der mexikanischen Mutter her war ein großes Vermögen in Diamanten vorhanden. Nun kann man die Rechtsanwälte in Mexiko nicht mit denen der Vereinigten Staaten vergleichen. Missgünstige Verwandte, die weitreichende Beziehungen zu höchsten Stellen hatten, wollten Harry sein Vermögen vorenthalten.

Harry führte mit legalen Mitteln einen jahrelangen Kampf um dieses Vermögen, und er siegte auch rein juristisch, sah aber trotzdem keine Möglichkeit, die Werte von mehreren hunderttausend Dollar aus Mexiko in die Vereinigten Staaten zu transferieren.

Nach den jahrelangen vergeblichen Bemühungen verlor er die Geduld. Er war im Krieg Flieger gewesen und besaß ein kleines Vermögen. Ich steuerte auch den größten Teil dessen, was ich besaß, bei, und so konnten wir ein Flugzeug kaufen, und Harry flog schwarz von den Vereinigten Staaten nach Puebla.

Puebla liegt südostwärts von Mexiko City. Auf einer Farm in der Umgebung der Stadt wurden die Diamanten in einem altertümlichen Panzerschrank aufbewahrt. Harry hatte die Unterstützung eines treuen Dieners seiner Familie, der ihm mit allen Fasern seines Herzens anhing, aber selbst zu schwach war, um den Coup für ihn auszuführen. Er hatte in monatelangen, sorgfältigen Vorbereitungen die Basis für sein kühnes Unternehmen geschaffen. Er flog also nach Puebla, landete in einer unbewohnten Steppenlandschaft und machte sich auf, um seine Diamanten zu holen. Mit Hilfe des Dieners hatte er die Familie seiner Mutter von der Farm weggelockt. Es gelang ihm, mittels einer Sprengladung den Safe zu sprengen und die Diamanten an sich zu nehmen. Dann stieg er wieder auf, um nach Hause zu fliegen.

Was jetzt geschah, ist nicht ganz geklärt, und ich bin hier auf Mutmaßungen angewiesen. Höchstwahrscheinlich ist er von seinem Kurs abgekommen, und der Motor des Flugzeuges hat versagt. Sei dem, wie ihm wolle, der Apparat stürzte direkt über der Laguna de Tetuhantepec ab. Das Flugzeug muss ins Wasser gestürzt sein, und Harry hat dabei den Tod gefunden.“

„Wenn niemand dabei war, als er den Tod fand“, nahm ich kalt Stellung, „woher wissen Sie dann alles?“

Gloria Keegan brach in Tränen aus, und es dauerte eine Viertelstunde, bis sie sich wieder beruhigte. Dann endlich konnte sie weitersprechen.

„Ich war selbstverständlich verzweifelt. Als Harry zu dem bestimmten Termin nicht wieder nach San Diego zurückkam, merkte ich, dass irgend etwas schief gegangen war. Ich verfolgte fieberhaft die mexikanischen Zeitungen, um zu lesen, ob man ihn vielleicht verhaftet und festgesetzt habe, aber nichts dergleichen war zu finden. Es verging ein Vierteljahr, in dem ich beinahe verrückt geworden wäre. Eines Tages bekam ich einen anonymen Brief. Warten Sie, ich habe ihn noch.“

Gloria ging in ihr Zelt und kam mit einer Ledermappe wieder. Die Ledermappe hatte ein kleines Schloss, das sperrte sie sorgfältig auf und zeigte mir dann einen mit Schreibmaschine beschrifteten Briefbogen.

Der Brief trug weder Absendeort noch Datum und lautete folgendermaßen:

„Liebe Miss Keegan!

Es fällt mir außerordentlich schwer, Ihnen heute diese Zeilen zu senden, und ich habe mich lange gefragt, ob ich es wirklich tun solle. Aber ich bin der Meinung, dass Sie ein Recht darauf haben, die Wahrheit zu erfahren, und dass es für Sie auf jeden Fall besser ist, eine bittere Gewissheit zu haben, als in völliger Ungewissheit dahinzuleben.

Harry White, ihr Verlobter, ist tot. Er ist aus unaufgeklärten Gründen auf dem Rückflug von Puebla über der Laguna de Tetuhantepec abgestürzt, und sein Flugzeug ist mit der Leiche im Wasser versunken. Die Laguna de Tetuhantepec liegt in der Nähe der Stadt San Luis Cavanilles, San Luis Cavanilles wiederum liegt nordostwärts von Guadalajara. Mehr kann ich zu der Angelegenheit leider nicht sagen. Seien Sie meines aufrichtigen, meines herzlichen Beileides versichert, ich habe Harry White nicht weniger geliebt als Sie, aber ich weiß, dass Worte des Trostes zu wenig sind, um ein liebendes Frauenherz aufzurichten.

Ich verneige mich in Ehrfurcht von Ihrem Schmerz und küsse Ihnen die Hände.

Ein Freund.“

*


Ich muss Ihnen sagen, Kamerad, die ganze Angelegenheit kam mir außerordentlich spanisch vor.

„Es tut mir leid, dass Sie auf solche Weise um das Glück Ihres Lebens gekommen sind“, sagte ich dann. „Ich verstehe Sie durchaus. Sie haben sich also Felipe Pizarro gesichert, um nach dem Flugzeug Ihres Verlobten zu tauchen und eventuell auch die Diamanten zurückzugewinnen.“

„Sie haben es genau erfasst“, antwortete Gloria Keegan. „Ich kann Tag und Nacht bei den Gedanken nicht schlafen, dass Harry auf dem kühlen Grund des Sees ruhen soll, und ich gebe ganz offen zu, dass ich auch das größte Interesse daran habe, die Diamanten in meinen Besitz zu bringen. Wenn schon Harry sein Leben opfern musste, um das ihm zustehende Vermögen zurückzugewinnen, dann ist es nicht mehr als recht und billig, dass ich jetzt den Nutzen aus dieser Aktion ziehe, denn ich war mit Harry verlobt, er hätte mich geheiratet. Ich bin also, wenn auch nicht juristisch, so doch moralisch, der rechtmäßige Erbe. Ich hoffe, Sie können das verstehen.

Der Tod Felipe Pizarros hat mir einen außerordentlich schweren Schlag versetzt. Ich bin gestern nach Guadalajara gefahren, um einen anderen Taucher, der vertrauenswürdig ist, aufzutreiben. Ich habe mir die allergrößte Mühe gegeben, aber unter Felipe Pizarros Freundeskreis leider keinen Mann gefunden, der fähig gewesen wäre, an seine Stelle zu treten. Denn der Taucher, den ich engagiere, muss nicht nur ein guter Taucher sein, er muss es auch verstehen, gegen eine gute Belohnung den Mund zu halten. Wie gesagt, ich fand leider niemanden, den ich hätte verwenden können.

Ich habe Sie, Mr. Tabs, als meine Leibwache engagiert, und ich bin mir darüber im Klaren, dass Sie keineswegs verpflichtet sind, eine berufsfremde Arbeit anzunehmen. Ich frage Sie nun aber trotzdem, und ich bitte Sie herzlich, mir keine Absage zu erteilen: Wären Sie in der Lage und wären Sie bereit, an Stelle von Pizarro nach dem Flugzeugwrack zu tauchen? Ich verstehe selbst vom Tauchen eine ganze Menge, ich könnte Ihnen rein theoretisch die nötigen Erläuterungen geben, und ich glaube, es wäre durchaus möglich, dass ich auch mit Ihnen zu einem Erfolg komme.“

„Ihr Antrag kommt mir etwas plötzlich“, erwiderte ich mit einer Grimasse. „Ich muss schon sagen, Sie gehen forsch ran an die Bouletten! Bevor ich Ihnen aber eine endgültige Antwort erteile, müssen Sie mir schon erlauben, einige Fragen zu stellen.“

„Fragen Sie, lieber Tabs.“

Gloria rückte näher an mich heran. Offenbar hatte sie doch die Absicht, mich durch die Wirkung ihres Körpers zu beirren. Mit mir nicht, kann ich da nur sagen.

Ich hielt mir das blühende Leben dezent vom Leibe, und mir fiel das schwer genug. Sie können mir das glauben.

„Felipe Pizarro ist tot“, sagte ich. „Da beißt die Maus keinen Faden ab. Dieser Pizarro muss doch Erben haben, denen das Gerät gehört? Ich vermute, dass die streng verschlossenen Kisten auf unserem Ford BB die Tauchergerätschaften des Toten enthalten.“

„Da haben Sie vollkommen recht. Die Gerätschaften erbt ein entfernter Verwandter. Der ist aber augenblicklich in Panama und kommt erst in einem Monat wieder. Diesen Monat haben wir also Zeit, um die Gerätschaften für uns auszunützen.“

„Das sagen Sie so leichtsinnig! Wir haben nun eins mal bei Leutnant Ramirez den Tod Pizarros gemeldet, und Ramirez hätte an sich die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, das Erbe Pizarros amtlich sicherzustellen und notfalls sogar zu versiegeln. Wie stellen Sie sich zu dieser Seite der Angelegenheit?“

Miss Keegan lächelte. „Ich bin nicht blöd, Mr. Thyle. Der Einwand, den Sie machen, ist begründet. Ich bin selbst schon darauf verfallen. Aber nun ist es so, dass Leutnant Ramirez einen Lebenswandel führt, der so kostspielig ist, dass er ihn von seinem Gehalt nicht zu decken vermag. Muss ich Ihnen noch mehr sagen? Er ist darauf angewiesen, von allen Seiten Bestechungsgelder zu kassieren, und aus diesem Grund habe ich ihm auch zweihundert Dollar gegeben, mit der gemessenen Weisung, sich um das Erbe Pizarros erst später zu kümmern. Sind Sie nun zufrieden?“

„Jetzt dämmert mir einiges, Miss Gloria. Höchstwahrscheinlich haben Sie ihn auch bestochen, mich freizugeben.“

„Sie werden lachen, lieber Tabs, das habe ich nicht. Ich habe selbstverständlich versucht, Sie freizubekommen. Nicht etwa, weil Sie ein so unerhört sympathischer Mensch sind, sondern allein deswegen, weil ich Sie dringend brauche. Aber auf dem Ohr wollte Ramirez nicht hören. Wer und was ihn letzten Endes dazu bewogen hat, Sie doch noch am Sonntag freizugeben, ist mir so unverständlich wie Ihnen.“

„Das ist ja fein! Damit wären also die letzten Klarheiten beseitigt. Gut, Miss Gloria. Ich will versuchen, Ihren Wunsch zu erfüllen. Ich erfülle ihn auch deswegen, weil wir allen Grund haben, uns so bald wie möglich von diesem Felsplateau hier zu entfernen.

Sie scheinen eine Seite der Angelegenheit trotz der Ihnen angeborenen Intelligenz zu wenig in Rechnung gezogen zu haben. Felipe Pizarro wurde des Nachts ermordet. Ich bin überzeugt, Sie glauben mir, wenn ich Ihnen sage, dass nicht ich der Mörder bin. Er war zwar ein unerhört unsympathischer Mensch, aber das allein genügt noch nicht, mich zu veranlassen, einen solchen Menschen umzubringen.

Es muss also irgendeinen Mann geben, der ein Interesse daran hatte, dass Pizarro starb. Man kann nun durch eine einfache Überlegung zu dem Schluss kommen, dass der Mörder sich noch hier befindet; es können auch mehrere Mörder sein. Pizarro war das erste Opfer. Das nächste Opfer kann ich sein, das nächste Opfer können Sie sein. Es wäre unserer Gesundheit vielleicht nur zuträglich, wenn wir so bald wie möglich hier die Klinke putzen würden. Und da Sie das vermutlich nicht tun wollen, ehe Sie nicht zu einem Erfolg so oder so gekommen sind, schlage ich vor, dass wir uns schleunigst an die Arbeit machen, damit wir dieser unangenehmen Situation endlich entgehen.“

Gloria Keegan wurde ganz blass. „Donnerwetter, Tabs, in der Aufregung der letzten Stunden habe ich an diese Seite der Angelegenheit gar nicht mehr gedacht. Sie haben selbstverständlich hundertprozentig recht, verdammt noch eins, wir müssen uns sichern!“

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, schlüpfte Gloria in ihr Zelt, ich hatte dabei die reizvollsten Ausblicke auf ihre Rückseite, aber das spielte im Augenblick keine Rolle.

Wenige Minuten später kam das blonde Mädchen wieder ins Freie. Es schleppte prustend zwei große amerikanische Maschinenpistolen mit sich und legte eine ganze Reihe von Magazinen auf den Stein.

„Sie sollen nur kommen“, sagte sie kampflustig. „Ich verstehe, eine Waffe zu handhaben, und das, was ich bisher von Ihnen gesehen habe, beruhigt mich vollkommen.“

Falsch verbunden, ich bin dein Mörder! 3 Top Krimis

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