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Dunningen

Dunningen wurde von den unvermeidlichen Kelten besiedelt, gefolgt von den nicht minder unvermeidlichen Römern. Die bauten hier eine Villa Rustica, auf gut Deutsch: einen Bauernhof. Danach kamen die Alamannen, die zu dämlich waren, die Steinhäuser zu erhalten. Erste urkundliche Erwähnung in einer Schenkungsurkunde A. D. 786, anders gesagt: Dunningen ist geschenkt. 1435 wurde die Gemeinde Gebietsort der Stadt Rottweil. Die im 11. Jahrhundert erbaute Burg ist im Laufe der Zeit abgegangen, wohin, weiß keiner. Die Gemeinde liegt verkehrsgeographisch günstig an der beliebten Schwäbischen Durchgangsstraße. In Dunningen wird ordentlich was geboten, auf der Homepage der Gemeinde steht unter Ver- und Entsorgungsbetriebe: Eigenbetrieb Seniorenzentrum/Betreutes Wohnen. Diese Frage muss erlaubt sein: Ver- oder Ent?

Nun zur Fasnet. Das Klima ist rau in Dunningen. Wer sich einmal eine kreative Eiszeit gönnen will, ist in dieser windzerzausten Ansiedlung mit Tendenz zu Frostbeulen bestens aufgehoben. Aus diesen Gründen will das Obst nicht so richtig gedeihen. Die Äpfel sind wie die Leute, rau, ehrlich und, bedingt durch die Kälte, etwas hölzern. Kein Wunder, dass sie auf das Ding mit dem Holzapfel gekommen sind, während der tollen Tage heißt der Ort „Holzäpfelhausen“. Die Larven zeigen ein rundes Gesicht wie Peter Altmaier, mit einem Stiel oben dran. Zwar wurde die Narrhalla bereits 1906 gegründet, aber die ersten Holzäpfelkleidle tauchten erst 1938 auf, in der Urform noch mit Tendenz zur Wurmstichigkeit. Vor allem im Auftreten der Würmer unterscheiden sich Apfel und Holzapfel. Dann kam der Krieg. 1957 endlich brachte der Bildhauer Ginter, der es leid war, ständig Bilder hauen zu müssen, die Holzäpfel-Antlitze zur Blüte, der legendäre Erich Hauser entwickelte sie weiter. Hauser wechselte allerdings 1970 für ein Antrittsgeld in nicht bekannter Höhe nach Rottweil, ein Vorgang, der lange als Zankapfel zwischen den Gemeinden galt. Generell sollte nie vergessen werden, dass der ganze Ärger mit den Religionen mit einem Apfel angefangen hat.

Die Rohlinge wachsen übrigens nicht auf Bäumen, sondern in der Erde und werden im Herbst gerne mit Kürbissen verwechselt. Charakteristisch die wachsamen Holzaugen. Die Larven sind hart, weswegen Wencke Myhre hier mit „Beiß nicht gleich in jeden Apfel“ einen Riesenhit landen konnte, und das in jährlicher Wiederholung. Die Kleidle selbst sollen den Apfelbaum symbolisieren. Jeder Narr trägt dazu eine Apfeltasche. Dem Großen Holzäpfelsprung am Sonntag folgt die „Lichtputzschere“, bei der mittels gemalter Bilder im Großformat Narrenstückle präsentiert werden. Am Fasnetsdienstag werden zunächst die Armen und Bettlägerigen mit Wurst und Wecken heimgesucht, wobei sie sich über die Wurst mehr freuen als über das Wecken, frei nach dem Motto „A wooden apple a day keeps the doctor away“, hernach werden die Holzäpfel gemostet, also auf einer riesigen „Moschte“ symbolisch zu Most verarbeitet, ein Höhepunkt deutscher Abfallbeseitigung. Die Holzköpfe bleiben natürlich, was sie sind und werden übers Jahr gehütet wie Augäpfel.

In dieser Kälte kann man natürlich nur mit großen Mengen von Apfelkorn überleben, folglich kann sogar ein Holzapfel einen in der Birne haben. Gelegentlich wird von Orgien mit Stechapfelelixieren berichtet, Näheres dazu lässt sich aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht sagen.

Das kleine Narrcoticum

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