Читать книгу Das kleine Narrcoticum - Thomas C. Breuer - Страница 19
ОглавлениеFischbach
Früher eine reine Bauern- und Handwerkergemeinde, ist Fischbach heute eher ein Wohnort mit Gewerbebetrieben. 1974 kam es zu einer zufälligen Eingemeindung nach Niedereschach, die bis heute unverschämterweise nicht aufgehoben wurde. Über die Grenzen hinaus bekannt ist der Taubenmarkt, wobei keiner weiß, ob es sich dabei um Flugobjekte oder Gehörlose handelt.
Für eine Stadt von 5.800 Einwohnern verfügt die gesamte Niedereschach Metropolitan Area über beachtliche fünf Narrenzünfte, das ist eine pro 1.160 Bürger. Darunter finden sich die „Deifelzunft“ und die „Lehrhexen“ – letztere nannte man früher Oberstudienrätinnen. Das Motto der vorletzten Dorffasnet lautete „Disney & Cartoon“, und es wäre sehr interessant zu erfahren, wie jemand daherkommt, der sich als Cartoon verkleidet hat. Oder als Walt Disney.
Die Fischbacher treiben derzeit noch andere Themen um: Sorgen bereitet die Besetzung des ehrwürdigen Narrengerichtes, nachdem sich der Chefankläger in den Ruhestand verabschiedet hat, sowie die Frage, wie streng heuer die Häsordnung auszulegen ist. Höchste Priorität genießt die Sanierung der Landesstraße 181 nach Niedereschach, die Fischbacher wünschen sich endlich eine Verbindung zur Außenwelt, nicht zuletzt seit auf dem Bubenholz ein Tier gesichtet wurde, bei dem man heute noch rätselt, ob das ein Wolf war oder ein Hund. Guido Wolf war es jedenfalls nicht, zum Glück. Mit der L 181 eröffnete sich den Fischbachern ein besserer Fluchtweg, wobei allerdings auch Wölfe leichter und schneller auf Gemeindegebiet vordringen können.
Kommen wir endlich zu den Fischen und damit zum Anglerwetter für die gesamte Region: Im Frühling werden Sportangler häufiger mal im Trüben fischen müssen, gerade die Morgennebel können doch hecht stark sein und die Uferböschungen feucht und daher aalglatt. Um diese Zeit ist verstärkt mit Rotaugen wegen massiven Schlafmangels zu rechnen, forellen Dingen an Breg, Brigach und am Linach-Stausee. Im Glasbach sind die Verhältnisse undurchsichtig, an der Uferbefestigung des Fischbachs wurden vereinzelte Steinbeißer beobachtet, Vorsicht ist geboten. Am Oberlauf der Donau Frostgefahr, örtlich sogar tiefgekühlte Stäbchen möglich. An Starzel, Prim und Schlichem lax, Fliegenfischer machen dort keinen Stichling, die Witterungsbedingungen sprotten jeder Beschreibung.
Wegen Kabeljauarbeiten an der Schleuse Neckardumpfbach verkehren alle Fischzüge heute mit Verspätung. Achtung Angelsachsen: Am Teufensee ist an einer Anlegebrücke ein Schellfisch zerschellt. Gefahr von Fußangeln. Wir bitten alle Sportfischer, Leine zu ziehen, bis in die Abendstunden dürfte der Plunder verschwunden und die Sache vom Haken sein. Im Unteren Eschachtal ziehen vom Hohenkarpfen her Regenwolken auf, daher kann es auf der Straße der Ölsardinen zu Störmanövern kommen. Barsch gesagt: Neunauge, sei wachsam. Ansonsten: Freie Fahrt für alle Ruten.