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Am nächsten Morgen war Johan früh wach. Ohne sich auf den Kampf mit seinem weichen Bett einzulassen, stand er auf und zog sich an. Dann ging er in den Wohnraum, um nachzusehen, ob seine Eltern schon aufgestanden waren. Er sah ernst aus. Seine Mutter machte am Herd Wasser heiß. Sie blickte ihn erstaunt an. »Du bist ja früh auf, heute Morgen«, meinte sie. Ohne darauf einzugehen, fragte Johan, ob sein Vater schon auf war. »Ja, er holt mir gerade Holz«, antwortete sie ihm. Die Frage, was er denn auf dem Herzen hätte, war auf ihrem Gesichtsausdruck nicht zu übersehen. »Danke«, sagte Johan knapp und lief nach draußen. Sein Vater war beim Holzvorratsschuppen und schichtete Holzscheite in einen Korb. Johan hörte, wie die Holzscheite aufeinander klackten. Schnell rannte er über den Hof zu ihm hin. »Vater, darf ich kurz mit dir reden?« fing er an. Sein Vater unterbrach seine Arbeit, blickte ihn an und erwiderte überrascht: »Guten Morgen Johan, ja natürlich.« Johan druckste jetzt etwas herum. Sein Mut entwich ihm gerade wie die Luft bei einem aufgeblasenen Luftballon, dem der Verschluss seiner Öffnung abhanden gekommen war. »Ich möchte mich entschuldigen«, begann Johan und schaute betreten zu Boden. Seinem Vater standen Fragezeichen im Gesicht, doch er sagte nichts. »Ich habe einen Fehler gemacht«, stotterte Johan weiter. Sein Vater reagierte immer noch nicht, aber böse sah er auch nicht aus. »Gestern Nacht«, erzählte Johan stockend, »ich habe dich und Stellan belauscht und das tut mir leid.« Johan stand vor seinem Vater, hatte die Hände hinter dem Rücken versteckt und traute sich nicht, seinem Vater in die Augen zu sehen. »Alle Achtung, da warst du aber leise«, meinte dieser anerkennend. »Dann brauche ich dir ja nicht so viel zu erklären. Ich nehme deine Entschuldigung an und freue mich, dass du es mir gesagt hast.« Johan spähte vorsichtig in das Gesicht seines Vaters, der lächelte jedoch freundlich. »Stellan hat mir, als ich so alt war wie du, alles über den Wald und über das Jagen beigebracht. Es gibt niemanden in ganz Lappland, der soviel weiß wie Stellan. Ich möchte, dass auch du alles von ihm lernst, damit du uns helfen kannst. Willst du das tun?« Johan war erleichtert. »Ja, das will ich gerne tun«, antwortete er mit einem Kloß im Hals. »Gut. Heute ist Samstag, du hast keine Schule. Geh nachher gleich zu ihm, er wartet auf dich«, dann schulterte sein Vater den Korb mit Holz und sie gingen gemeinsam ins Haus. Als sie zur Tür herein traten, stand Johans Mutter am Tisch und verteilte die Frühstücksteller. Sie schaute ihnen neugierig entgegen, doch als sie die Gesichter der Beiden sah, war sie beruhigt und deckte weiter den Tisch. Lena war inzwischen auch wach. Sie tanzte gerade in den Wohnraum und sang vor sich hin. Johans Augen blitzten plötzlich schelmisch und unvermittelt griff er mit beiden Händen zu, fasste Lena unter den Achseln und wirbelte sie ein paar Mal im Kreis um sich herum. Lena quiekte vor Vergnügen. Johan setzte sie vorsichtig ab und lachte sie an. Jetzt fühlte er sich wieder gut. Ein paar Minuten später saßen alle am Tisch. Gerade wollten sie mit dem Frühstück anfangen, als sie einen Automotor hörten. Es hupte jemand ungeduldig. Ein Wagen fuhr auf den Hof. Johans Vater stand auf. »Ich gehe nachsehen«, sagte er und verließ das Haus. Eine Autotür schlug zu. Lena und Johan spitzten die Ohren. Einige Minuten saßen sie da und lauschten. Plötzlich vernahmen sie, wie ihr Vater aufgebracht rief: »Nein habe ich gesagt.« Ihre Mutter sah jetzt besorgt aus. Plötzlich wurde die Haustür heftig aufgestoßen, gleichzeitig hörte man wieder eine Autotür zuschlagen und das Starten des Motor. Mit durchdrehenden Reifen fuhr der Wagen los, wendete auf dem Hof und heizte davon. »Was ist passiert«, fragte die Mutter erschrocken. Der Vater stand aufgeregt vor ihnen. »Es war der reiche Rentierzüchter aus dem Dorf«, erzählte er mit bebender Stimme. »Er wollte mich für eine Holzfällerarbeit anwerben. Er will in den Wald eine viele Kilometer lange Schneise schlagen lassen, um seine Rentiere mit dem Hubschrauber da hindurch treiben zu können. Er sagt, er will noch mehr Rentiere kaufen und er spart mindestens zwei Tage Zeit, wenn der Wald dort weg ist. Er hat anscheinend den ganzen Wald aufgekauft. Ich habe keine Ahnung, woher er soviel Geld hat. Ich habe abgelehnt. Dabei mache ich nicht mit.« Lena und Johan blickten Ihren Vater mit aufgerissenen Augen an. Noch nie hatten sie Ihren Vater so erbost gesehen. Johan hallte das Wort »Hubschrauber« im Kopf herum. War der Rentierzüchter derjenige, der das vergiftete Tier im Wald abgeworfen hatte? Ihre Mutter stand auf und umarmte ihren Mann. »Ich denke, du hast dich richtig entschieden.«

Bärenjäger

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