Читать книгу Von der Kunst, sich selbst zu führen - Thomas Hamblin Harry - Страница 13
Bei mir selbst beginnen
ОглавлениеMeine oben beschriebenen Erfahrungen als frischgebackener Vater und als Leiter haben mir einige meiner kostbarsten Lebenslektionen beschert. Die Essenz daraus lässt sich so beschreiben: Ich lernte mit Gottes Hilfe, Verantwortung zu übernehmen.
• Ich lernte, gute Entscheidungen zu treffen.
• Ich lernte, Prioritäten zu setzen.
• Ich lernte, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden.
• Ich lernte, mit meinen Emotionen besser umzugehen.
• Ich lernte, mir Denk- und Verhaltensweisen anzueignen, die mir helfen, meinen Alltag zu bewältigen und Beziehungen auf konstruktive Weise zu gestalten.
• Kurz: Ich lernte, mich selbst zu führen.
Ich bin heute alles andere als ein perfekter Vater. Meine drei Töchter können Ihnen das bestätigen. Aber ich habe einen Weg gefunden, mich in dieser Rolle zurechtzufinden. Ich habe gelernt, der Zeit mit meiner Familie die nötige Priorität einzuräumen und unser Miteinander ermutigend zu gestalten. „Alles ist ganz anders hier!“ ist in diesem Bereich nicht länger mein Lebensgefühl. Gott hat mir geholfen, in dieser Aufgabe anzukommen, mit ihr vertraut zu werden. Die Herausforderungen haben nicht abgenommen. Aber mit meinen Kindern sind auch ich und meine Frau gewachsen. Wir haben Neues gelernt. Haben Sicherheit gewonnen. Und gehen gelassener mit unseren eigenen Fehlern um.
Ich bin auch alles andere als ein perfekter Leiter geworden. Aber ich habe einen Weg gefunden, mich in Führungsaufgaben zurechtzufinden. Ich habe gelernt, Mitarbeitende besser zu führen und mit Kritik konstruktiver umzugehen. Ich habe gelernt, Konfliktgespräche zu führen und nicht alles so tierisch ernst und persönlich zu nehmen. Ich habe gelernt, wie man das Vertrauen der Menschen, die man führt, gewinnen kann. Vor allem aber habe ich gelernt, als Leiter Gott mehr zu vertrauen. Meine Ambitionen und Vorstellungen loszulassen. Meine größten Gegner zu segnen. Meine Jahre als Pastor und Leiter gehören zu den wertvollsten meines Lebens. Gott hat die Gemeinde und mich selbst weit über das hinaus gesegnet, was ich für möglich gehalten hätte.
In den Bereichen unseres Lebens, in denen wir um einen guten Weg ringen, ist genau das unsere Chance und Gottes Angebot: Er lädt uns ein, zu lernen und zu wachsen. Es sind kostbare Gelegenheiten, um eine der wichtigsten Lebenskompetenzen zu erlernen, die es gibt: die Kunst, sich selbst zu führen.
Bei den meisten Schwierigkeiten, mit denen wir konfrontiert sind, sind nicht die Umstände oder andere Menschen das Hauptproblem. Der Knoten sitzt in uns selbst. Problematisch kann sein:
• mit welcher Perspektive wir die Dinge betrachten,
• wie wir andere Menschen sehen,
• wie wir Gott sehen,
• wie wir uns selbst sehen.
Hier anzusetzen, darum geht es in der Kunst der Selbstführung. Das Schicksal der eingangs beschriebenen Pioniere im amerikanischen Westen hilft uns an dieser Stelle. Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, die der Frage nachgehen, weshalb für einige unter ihnen das Leben auf dem neuen Kontinent pures Glück bedeutete, während es für andere zur größten Enttäuschung ihres Lebens wurde. Als Hauptgrund nennen Forscher die „innere Geschmeidigkeit oder Anpassungsfähigkeit“, mit der manche Menschen sich den unerwartet anderen Umständen stellten.2 Das heißt: Dieselben Umstände wurden von verschiedenen Personen völlig unterschiedlich bewertet. Nicht die Umstände an sich stellten das Haupthindernis dar. Die größte Hürde lag in der Unwilligkeit und Unfähigkeit mancher Auswanderer, sich der unerwarteten Situation zu stellen und Wege zu suchen, sie zu bewältigen. Ihnen fehlte die Fähigkeit, sich selbst zu führen.