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HABE ACHT AUF DICH SELBST

VORWORT VON DANIEL ZINDEL

D er russische Schriftsteller Lew Nikolajewitsch Tolstoi erzählt in seiner Novelle „Wie viel Erde braucht der Mensch?“ vom Bauern Pachom, der ein Stück Land gekauft hat. Wegen Bagatellen verkracht sich der stolze Grundstücksbesitzer mit seinen Nachbarn. Er verlässt daraufhin die Gegend und kauft sich ostwärts ein viel größeres Grundstück. Die Sache wiederholt sich: Wieder gerät er in Konflikte und überwirft sich. Da hört er, man könne bei den Baschkiren im Osten sehr günstiges Steppenland kaufen. Mit seinem Knecht reist er dorthin: „Du kannst“, sagen ihm die freundlichen Steppenbewohner, „so viel Land kaufen, wie du von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu Fuß umrunden kannst.“

Die Sonne geht auf und der Countdown beginnt: Gierig verleibt sich Pachom bei der Umrundung seines zukünftigen Grundstücks möglichst viel Besitz ein. Noch dieses kleine Tal, noch jene Hochebene. Er wird immer unersättlicher. Nachdem er ein sehr großes Stück Land eingenommen hat und dabei immer noch mehr will, rennt er bei sinkender Sonne mit letzter Kraft zum Ausgangspunkt zurück. Dort bricht er vor Erschöpfung tot zusammen. Pachoms Knecht gräbt ihm ein Grab. Er braucht dazu gerade mal so viel Land, wie er vom Kopf bis zu den Füßen zu bedecken vermag.

Pachom, der Getriebene. Er hat die halbe Welt gewonnen und dabei an Leib und Seele Schaden genommen. Weise leben – das sieht anders aus. Wer oder was lenkt uns? Was sind unsere Antreiber? Steuert uns unsere Umgebung oder treiben uns innere Ängste, Launen und Lüste an? Wir haben uns oft nicht in der Hand. Wie erlernen wir aber die Kunst, uns selbst gut zu führen?

Darum geht es in Thomas Härrys neuem Buch. Es leitet zu einem weisen Lebensstil an und dazu, uns selbst an die Hand zu nehmen. Um gut für uns selbst zu sorgen und uns führen zu können, müssen wir uns zuerst einige Fragen stellen. Wer sind wir eigentlich? Was macht uns im Tiefsten aus? Was brauchen wir? Selbstfürsorge beginnt mit der Selbstklärung unseres Wesens. Wir nehmen uns so wahr, wie Gott uns sieht: „Du bist gewollt, gekrönt, angenommen, versorgt, geliebt, festgehalten, gesegnet“, wird uns von einem menschenfreundlichen Gott und seinem Leben schaffenden Wort zugesagt. Die Basis der Selbstklärung ist die Liebeserklärung Gottes an uns. Diese Erkenntnis festigt und nährt unsere Seele im Innersten.

Spätestens hier wird deutlich, dass Thomas Härrys Konzept der Selbstführung im Kern keine Technik zu mehr Selbstdisziplin ist. Wer sich einfach nur noch mehr perfektionieren und aus eigenen Ressourcen heraus noch besser zusammenreißen möchte, lasse besser die Finger von diesem Buch. Wer aber die Sehnsucht in sich trägt, seine Identität in dem zu finden, was Gott austeilt, der greife zu.

A lso ein Buch für die Bequemen, welche die Steuerung ihres Lebens an Gott abdelegieren möchten? Keineswegs! Die Lektüre ist für alle Mutigen gedacht, die ihre Seele kräftig durchlüften und zugleich liebevoll, aber konsequent führen wollen. Selbstführung ist ein „Joint Venture-Projekt“, ein gemeinsames Wagnis. Gott arbeitet partnerschaftlich mit uns zusammen und übergibt uns dabei viel Eigenverantwortung und Entscheidungsspielraum. Thomas Härry gibt eine Fülle kluger Lebensregeln, wie dieser Weg konkret ausgestaltet werden kann.

Ich leite ein christliches Sozialwerk mit fast 300 Mitarbeitenden, die in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Seniorenarbeit, in der Ausbildung und in der christlichen Seminarhotellerie tätig sind. Was mir immer wieder auffällt: Wir brauchen als Mitarbeitende und Leitende neben unserer fachlichen Professionalität einen inneren Halt, dem lebensfördernde Haltungen entspringen. Thomas Härry würde von einem „gefestigten Selbst“ sprechen. Diesen genährten und geschützten inneren Menschen hat man nicht einfach als Besitz. Wir erwerben ihn immer wieder neu durch die Kunst, uns an der Hand Gottes selbst zu führen.

Ich kann Thomas Härrys Buch mit seinem praxisbezogenen, von der christlichen Spiritualität her entwickelten Selbstführungskonzept von Herzen empfehlen. Dieses biblisch gut verankerte Buch ist für alle geschrieben, die achtsam mit sich selbst umgehen möchten. Ein Buch für Frauen und Männer, die den Wunsch in sich tragen, weise zu leben. Ein Buch insbesondere für eine junge Generation, die ihren Lebensstil entwickeln und dabei gesegnet werden möchte und zum Segen werden will.

Selbstführung ist der Schlüssel in die Freiheit unter der Leitung des Heiligen Geistes. Wir sind dann nicht angetrieben wie der Tor Pachom, sondern nehmen den väterlicher Ratschlag von Paulus an Timotheus auf: „Habe acht auf dich selbst!“

Daniel Zindel, Gesamtleiter der Stiftung Gott Hilft, Pfarrer und Autor verschiedener Bücher, u.a. von Geistesgegenwärtig führen


Von der Kunst, sich selbst zu führen

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