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Die Glocken von Arabesi – 1. Teil

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„Wie konnte er mir das nur antun?“, dachte der Kleine Schatz. „Erst zeige ich ihm alle meine kleinen und großen Geheimnisse, zeige ihm meine Familie und Freunde, und dann kommt so ein dummer Spruch! Ich hätte es wissen sollen, dass er ist, wie er ist, auch, wenn ich an das glaube, was ich in ihm sehe!“, sagte der Kleine Schatz zu sich selbst und vergrub seine kleinen Hände vor seinen kleinen Augen, bevor es zu weinen begann.

Es weinte, weil es so naiv war, zu glauben, dass seine Anwesenheit ausreichen würde, um einen Menschen zu ändern. Es weinte, weil es sich in all den Herzen wiederfand, die verwundet, verstört, misshandelt und benutzt wurden, und doch dem Menschen dienten, dem sie zugedacht waren. Vor allem aber weinte es, weil es traurig war! Auch, wenn es sich zusammengezogen hatte, gleichsam erstarrte, so vermisste es doch dieses Menschenkind, dass es geneigt war, seinen Freund zu nennen. „Ich lebe für ihn“, dachte es, während es weinte, „und werde einst für und mit ihm sterben, wenn er es nicht schafft, sein Leben zu leben, in dem ich eine große Rolle übernommen habe! Nur ich kann ihn in die Welt führen, von der er glaubt, sie sehen zu können, aber, wenn er nicht an mich glaubt, und mich mit Leben erfüllt, werden wir beiden sterben!“

Der Kleine Schatz lag in einem Mooshügel, weich gebettet, der ein letzter Ausläufer eines Waldes war, die in eine hüglige und trockne Landschaft führte, die es hinter sich zu bringen hatte, bevor es sein nächstes Reiseziel erreichen würde. Während seine Tränen in das offene Moos liefen, sah es, einer Vision gleich, einen Jungen, der in einem Bett aus Moos lag. Er wollte nach seinem Herzen greifen, konnte aber seine Arme nicht bewegen. „Wäre ich doch nur dort, um dem Jungen helfen zu können!“, dachte es, während es gleichzeitig erkannte, dass das, was dort geschah, weit größer und mächtiger war, als es sich vorzustellen vermochte!

„Hey Du da! Nun weine doch nicht so!“ Vor dem Kleinen Schatz stand ein Dadafu des Waldes, der in zartes grün gekleidet nicht auffallen wollte. Die Dadafus haben ähnlich große Hände wie Maulwürfe, Augen wie junge Robben, sind ungefähr so groß wie Erdmännchen, haben aber keinen Schwanz und sind reine Vegetarier. Sie tragen einen kurzen struppigen Pelz, und haben kleine Ohren, die sie zu allen Seiten drehen können.

„Nun hör doch auf zu weinen, Du machst doch alles salzig mit Deinen Tränen!“, sagte Grenofil.

Dabei hatte er selbst schon Tränen in den Augen, weil er es nicht ertragen konnte, wenn jemand in seiner Anwesenheit weinte. Er war ein Fürsorger und Freund des Waldes, dem er sehr zugetan war. Er liebte den Duft jeder Pflanze und jedes Tieres, kannte jeden und alles im Walde beim Namen, und wunderte sich, wer und was es sich in seinem Moos so gemütlich gemacht hatte, um dort Tränen zu weinen. Dann erinnerte er sich an eine Nachricht, die er vor vielen Wochen mit dem Wind erhalten hatte.

„Ich glaube, Dich gefunden zu haben, Kleiner Schatz!“, dachte Grenofil bei sich. „Komm mal her! Ich werde mich um Dich kümmern. Vor allem aber mag ich nicht, dass das Moos zu viel Salz durch Deine Tränen bekommt!“

Grenofil hatte verglichen mit seiner Körpergröße riesige Hände, und doch waren sie so voller Zärtlichkeit, als hätte er es tagtäglich mit den zerbrechlichsten Wesen überhaupt zu tun. „Ich liebe sie alle.“, dachte er bei sich, und barg den Kleinen Schatz aus dem Moos, um es an sein großes Herz zu drücken. „Ich werde Dich heim bringen, zu Freund und Familie, und wir werden gemeinsam schauen, wie wir Dir helfen können!“, sagte er dem Kleinen Schatz, das sich zusammenrollte, weil es sich in den Händen Grenofils sicher und geborgen fühlte.

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