Читать книгу Ein Leben dauert - Thomas Häring - Страница 10

8.Spielminute

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Habe meine erste richtige Schlägerei siegreich überstanden. Das Spiel hatten wir zwar mit 2:4 verloren, aber das Aufeinandertreffen danach konnten wir ganz klar für uns entscheiden. Jetzt hat mich der Berliner Fußballverband doch tatsächlich für ein halbes Jahr gesperrt und das nur, weil ich dem gegnerischen Trainer in die Eier getreten hatte, nachdem jener mit hochrotem Kopf auf mich zugelaufen war und mich als "üblen Treter" bezeichnet hatte; eine Beleidigung, die ich natürlich als Steilvorlage annahm und gekonnt bestätigte. Schön langsam geht mir das alles hier tierisch auf den Zeiger. Meine Mama schleppt immer komischere Typen an, manche von denen sprechen kein, oder nur gebrochen, beziehungsweise erbrochen Deutsch, Fußball darf ich nur noch unter Ausschluß der Öffentlichkeit spielen, also lediglich auf dem heimischen Trainingsplatz und in der Schule kassiere ich lauter schlechte Noten und das, obwohl das Niveau an den Berliner Schulen bekanntermaßen unterirdisch ist. Meine Mama denkt inzwischen ernsthaft darüber nach, ob sie mich nicht an eine Schule mit lauter ausländischen Kindern wechseln läßt, weil dort meine Dummheit nicht sofort so ins Auge stechen würde. Obwohl, was heißt hier schon Dummheit? Nennen wir es lieber Faulheit oder mangelnde Einsicht. Wozu soll ich Sachen lernen, die ich in meinem ganzen noch folgenden Leben nie benötigen werde? Na also, mal wieder habe ich Recht und die Anderen sind wie immer die Vollidioten. Ich habe bereits damit begonnen, eine Liste mit den Leuten anzufertigen, die ich auf der Stelle erschießen würde, wenn ich nur könnte. Dafür, daß ich erst sieben Jahre alt bin, ist das Ding extrem lang geworden, vielleicht muß ich da irgendwann Kürzungen vornehmen, obwohl ich viel lieber die Leute auf meiner roten Liste einen Kopf kürzer machen würde. Wieder einmal gelingt es mir nach einer Ecke nicht, den Ball über die Linie zu drücken, der gegnerische Torwart, in dem Fall der Schuldirektor, wehrt meinen Schuß ab, indem er sich weigert, mich an der Rütli-Schule zuzulassen. Also früher waren die nicht so anspruchsvoll gewesen.

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