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1.Spielminute

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Prolog Das Leben ist ein Spiel. Aber ist das Spiel auch ein Leben? Wer sind wir und wenn ja warum? Kamen wir zur Welt oder kam die Welt zu uns? Wer auch immer solche Fragen wie auch immer zu beantworten versucht, bewegt sich doch überwiegend im Ungefähren, aber im Endeffekt bleibt alles relativ … egal. Verlieren wir uns also nicht länger in absurden Verwirrungen sowie abstrusen Vorstellungen, sondern werfen wir doch lieber einen genaueren Blick auf jenes Leben vor dem Tod, das scheinbar so viele von uns bedroht. Floskeln helfen dabei, den Stillstand zu übertünchen, doch wer die Wartezeit zwischen Geburt und Tod einigermaßen sinnvoll überbrücken will, sollte sich die Mühe machen, einzutauchen in jenes Wunderwerk namens Leben und auch wenn es manchmal wirklich kaum mehr zu ertragen ist, so sollten wir uns dennoch oder gerade deswegen immer vor Augen halten, daß wir eingewilligt haben, in was auch immer. Ich versichere Ihnen, daß es sich beim Leben um kein Werbegeschenk handelt, allerdings ist das hier auch hundertprozentig keine Lebensversicherung. Am besten wird es sein, wenn Sie es selbst ausprobieren und sich durchklicken durch ihre eigenen Lebensstationen. Also gut, hier noch eine kurze, mißlungene Überleitung, damit Sie jetzt nicht völlig ins kalte Wasser geschmissen werden: Was nun folgt, ist die Verbindung zwischen Sport, in diesem Fall einem Fußballspiel und der menschlichen Existenz. Viele von Ihnen werden behaupten, daß man diese beiden Dinge ja wohl nun wirklich nicht miteinander vergleichen könne, genau deswegen versuche ich es natürlich trotzdem. Also dann, lassen Sie sich ruhig ein auf dieses Abenteuer, denn Sie brauchen nur lesen, das Denken können Sie sich schenken. In diesem Sinne, lasset das Spiel beginnen!

Anpfiff zur ersten Halbzeit: Ich bin da. Keine Ahnung von woher man mich in die Welt geschmissen oder vielleicht sogar geschissen hat, das spielt jetzt alles keine Rolle mehr. Ich stehe auf dem Platz und es geht los. Zugegeben, momentan kann ich noch nicht viel, ein bißchen rumschreien, plärren, schlafen, nuckeln, kacken und damit hat es sich dann auch. Irgendwie muß ich mich erst daran gewöhnen, in der Welt zu sein und da ich es hier grundsätzlich ziemlich schrecklich finde, schreie ich relativ oft und laut. Aber das scheint niemanden zu stören, ganz im Gegenteil. Die Leute stürzen sich auf mich, strahlen mich an und reden auf mich ein. Nur gut, daß ich das Meiste von dem belanglosen Zeug nicht verstehe und noch besser, daß ich nicht auf ihre rhetorischen Fragen antworten muß. Ja, es hat sicherlich seine guten Gründe, daß ich noch nicht sprechen kann, der Hauptgrund besteht vermutlich darin, daß ich dann die ganze Zeit nur herum schimpfen würde. Wie dem auch sei, das Leben hat begonnen, das Spiel wurde angepfiffen und der Ball liegt vor mir. Was mache ich nun damit? Irgendwie erinnert er mich ja an meine Milchstation, jedoch ist er um Einiges größer und runder. Alle jubeln mir aufmunternd zu, selbst die vielen Zuschauer auf den Rängen scheinen Sympathien für mich zu hegen. Die werden sich noch wundern, aber egal. Ich versuche mich aufzurichten und loszumarschieren, aber immer wieder lande ich auf dem grünen Rasen. Das scheint niemanden zu stören, die Begeisterung bleibt ungebrochen und alle meine erfolglosen Handlungen werden voller Enthusiasmus kommentiert. Egal was ich auch mache, alles ist süß! Ich könnte kotzen und das Gute daran ist, daß selbst das frenetisch gefeiert wird. Aber am tollsten finden sie es, wenn ich ein Bäuerchen mache. Als ob da etwas dabei wäre, eine wirklich komische Welt und zwar merkwürdig, nicht lustig komisch, in die ich da geraten bin. Hin und wieder werde ich in so einem Gefährt rumgefahren und da treffe ich dann auf Gestalten, welche das gleiche Schicksal zu teilen scheinen wie ich selbst. Was für ein Geplärre! Was sind wir nur für bedauernswerte Würmer! Abhängig, hilflos und ziemlich unansehnlich. Doch wie bereits erwähnt, das scheint normal zu sein, denn die Menschen sind fast alle sehr angetan von mir und meinem Gebrüll. Zwei Kreaturen zeichnen sich durch besonders starkes Interesse aus, deren grinsende Visagen muß ich fast stündlich ertragen, es scheint so, als hätten die mit mir mehr zu tun, na bravo, das kann ja Eiter werden.

Ein Leben dauert

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