Читать книгу Tamora - Das Erotikfilmprojekt - Thomas Riedel, Susann Smith - Страница 8
ОглавлениеKapitel 5
Bereits am nächsten Tag suchte sie gemeinsam mit Violett nach einem geeigneten Kameramann und Fotografen für das Projekt.
»Dem kommt im Team eine wesentliche Funktion zu«, seufzte Tamora an ihrem Schreibtisch. »Mit ihm steht und fällt alles.«
»Cora hat mir erzählt, dass sie unter ihren Freiern einen hat … einen gewissen Eric«, rief ihr Violett aus dem Flur zu und kam ins Zimmer. »Der hat wohl mal verlauten lassen, er würde für die BBC arbeiten und das Aktfotografie eine seiner Spezialitäten sei.«
Tamora hob den Kopf und schob ihre Planungsunterlagen zu Seite. »Ich kann gut verstehen, dass er sich noch was nebenbei verdient. Die Zeiten haben sich geändert, da muss man beruflich mehrgleisig fahren.«
»Womit du wieder auf elegante Weise die Notwendigkeit der Unternehmung unterstreichen willst«, neckte Violett sie spöttisch. »Zieht aber nicht. Unser Geschäft läuft schon seit tausenden von Jahren.«
»Vielleicht wollte er sich bei ihr aber nur wichtig machen«, warf Tamora ein, die kleine Stichelei ihrer Freundin übergehend.
»Der muss aber was vom Filmen verstehen. Cora hat bei ihm mal einen BBC-Presseausweis gesehen, der ihn als Kameramann auswies.«
»Also ist er tatsächlich vom Fach«, lächelte Tamora. »Die werden bei der BBC ja keine Stümper beschäftigen … Stellt Cora den Kontakt her?«
»Können wir selbst«, erwiderte Violett. Nachdem sie die ganze Zeit im Türrahmen gestanden hatte, beugte sie sich jetzt über Tamoras Schreibtisch. »Ah, hier … sie hat mir seine Rufnummer und Adresse durchgegeben.« Sie reichte ihr die Notiz. »Ruf ihn an. Dann siehst du ja, wie er reagiert.«
Tamora nickte und deutete einen Kuss an. »Danke. Werde ich direkt machen.«
»Willst du noch Kaffee oder Tee?«
»Tee … aber nur, wenn du auch einen möchtest.«
»Ich hatte gehofft, dass du dich für Tee entscheidest«, lächelte Violett. »Ich muss mich gleich noch mit der Hausverwaltung auseinandersetzen … in einer meiner Immobilien steht eine größere Reparatur an.«
»Wird’s teuer?«
»Ja, leider«, antwortete sie beim Hinausgehen mit einem Achselzucken. »Es ist irgendetwas an der Steueranlage der Heizung defekt. Na ja, die Anlage ist inzwischen über fünfzehn Jahre alt … da geht schon mal etwas kaputt.«
»Verstehe.« Tamora griff zur Telefonnummer und wartete auf das Freizeichen. Es dauerte eine Weile bis sich jemand meldete. Es war eine Frau, die ihr erklärte, dass ihr Mann Inhaber eines Restaurants sei und nie eine Filmkamera besessen habe. Möglichweise habe es einen Zahlendreher in der Rufnummer gegeben. »Mit der Nummer stimmt etwas nicht«, rief Tamora, nachdem sie aufgelegt hatte, in Richtung Küche.
»Du hast seine Adresse!«, kam es zurück.
»Kommst du mit?«
»Klappt nicht, meine Süße. Ich muss das erst mit der Heizung klären und danach steht ein Friseurtermin auf dem Plan … habe ich dir doch beim Frühstück erzählt.«
»Entschuldige … Ist mir entfallen … Gut, dann fahre ich bei dem gleich allein vorbei.«
»Komm aber frühzeitig zurück«, ermahnte Violett sie, als sie mit dem Tee zurückkam und ihr eine Tasse auf den Schreibtisch stellte. »Du weißt, dass wir heute für den ganzen Abend gebucht wurden, Prinzessin. Wir wollen die Herren Politiker doch nicht enttäuschen, nicht wahr?«
»Ich bin pünktlich zurück. Versprochen.« Sie trank in Ruhe ihren Tee aus, griff nach ihrer Handtasche und nahm ihre Kostümjacke vom Haken. Dann kam sie noch einmal ins Büro zurück, umarmte Violett drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich liebe Dich, meine Königin.«
*
Nur wenig später steuerte sie ihr blaues Mustang Cabriolet aus der Tiefgarage, in der sie inzwischen einen Stellplatz unmittelbar neben Violetts zugewiesen bekommen hatte. Kaum war sie mit dem Sportwagen im Freien, entschloss sie sich an diesem warmen Augusttag mit offenem Verdeck durch Londons Straßen zu fahren.
Sie genoss die begehrlichen Blicke der Männer, die sie immer trafen und das Aufsehen, dass sie bei ihnen auslöste. Für einen Moment überlegte sie tatsächlich, ob sie sich eigentlich einmal den Spaß erlauben sollte, einmal direkt aus dem Wagen heraus zu arbeiten, – einfach bestimmte Bezirke abzufahren und die Kerle zu becircen – ließ den Gedanken daran aber schmunzelnd wieder fallen.
Im Stadtteil ›Bayswater‹ bekam sie Probleme, die von Cora angegebene Adresse – eine etwas heruntergekommene Mietskaserne – mit einem erfolgreichen Kameramann der ›British Broadcasting Corporation‹ in Einklang zu bringen. Erst nach einigem Suchen stieß sie auf die Gattin des Hauswarts, eine alte, finster dreinblickende Hexe, die im Erdgeschoß wohnte und sie missbilligend musterte.
»Was Sie nicht sagen: … Zum Eric wollen Sie?« Der Drache lachte krächzend. »So eine Schickimicki-Puppe wie Sie, Blondchen, kann der sich doch gar nicht leisten!«
Tamora überging die ›Schickimicki-Puppe‹ und das ›Blondchen‹ mit einem freundlichen Lächeln. »Wissen Sie vielleicht, wo ich ihn finden kann?«
»Sehr wahrscheinlich in einem der umliegenden Pubs«, knarzte die Grauhaarige. »Der ist hier seit einem Vierteljahr die Miete schuldig und demnächst wird seine Wohnung zwangsgeräumt. Dann lass ich ihm seinen Kram auf die Straße stellen, … diesem versoffenen Sack!«
»Ist er finanziell so schlecht dran?«, erkundigte sich Tamora bestürzt. »Mir wurde gesagt, er arbeitet beim Fernsehen … und die bezahlen doch recht gut, soweit ich weiß.«
»Mag ja sein, dass die gut zahlen«, griente die Frau. »Aber dafür müsste er für sie auch arbeiten.«
Tamora sah sie fragend an.
»Den haben die von der BBC gefeuert. Er ist denen zu unzuverlässig. Ist ja auch kein Wunder, wo er laufend am Saufen ist und koksen tut er ja auch. Bei dem streiten sich Alkohol und Kokain noch darum, wer die letzten intakten Hirnzellen abbekommt … und nur weil die sich noch nicht einig sind, hat er überhaupt noch welche.« Dann begann sie schallend zu lachen, als ob sie einen besonders guten Witz gehört hätte.
Tamora ließ sich eine Beschreibung von Eric geben und verabschiedete sich. So wie es aussah, blieb ihr nichts anderes übrig als alle Pubs im näheren Umfeld abzuklappern und ihn ausfindig zu machen. Ein paar Kneipennamen hatte ihr die Hausmeistergattin immerhin nennen können.
Lächelnd stellte sie bei ihrer Suche fest, dass sie sich ohne Weiteres zwei bis drei Freier hätte angeln können. Doch sie ging nicht auf die eindeutigen Angebote ein, zumal die Männer sich ihre Liga ganz sicher nicht leisten konnten. Ihr einziges Bestreben war es, den Kameramann zu finden. Sie brauchte nicht lange, um herauszufinden, dass Eric in dieser Ecke Londons bekannt war wie ein bunter Hund – und egal mit wem sie sprach, man äußerte sich recht abfällig über ihn. Die meisten betitelten ihn als ›besoffenes Stück Scheiße‹, den ›BBC-Kokser‹ und ähnlich drastisch.
Endlich kam sie in einen Pub mit angrenzendem Biergarten, wo der Gesuchte unter einem der Tische lag. Ohne Hilfe der Kellnerin, die auf einen Tisch zeigte und ihr sagte: »Mmh? … Keine Ahnung, wo der hin ist. Eben hat er dort noch gesessen«, hätte sie ihn vermutlich nie gefunden.
Glücklicherweise hatte Tamora eine Schuhspitze erspäht und den weißen Tischtuchzipfel etwas angehoben …
… ja, da war er, der von Cora empfohlene Kameramann, dessen Tischnachbarn inzwischen gegangen waren und ihn einfach hatten liegenlassen. Eric, soviel hatte sie auf einen Blick erkannt, war völlig hinüber.
Sie bat ein paar Jugendliche, ihr zu helfen und ihn zu ihrem Mustang zu schleppen, während andere Gäste den Abtransport belustigt verfolgten.
»Es ist eine Sünde und Schande, wenn einer seine zwanzig Pint nicht ordentlich heimtragen kann«, ließ sich ein fettleibiger Vollbart mit Sonnenbrille vernehmen.
Unter Mühen schafften es die Jugendlichen Eric auf den Rücksitz zu bekommen.
»Ist das Ihr Gatte, Miss?«, erkundigte sich einer der jungen Burschen, der die Aktion mitverfolgt hatte, mit einem Lächeln.
»Davor beschütze mich Gott!«
*
Sie fuhr auf direktem Weg nach Hause. Nur mit Hilfe des Portiers und eines Wachmannes brachte sie ihn vom Stellplatz in die Wohnung. Dort ließen sie ihn auch gleich ins Bett im Gästezimmer fallen, wo er selig vor sich hinschnarchte.
Tamora machte ihm erst einmal einen starken schwarzen Kaffee und versuchte auf diese Weise seine Lebensgeister zu wecken …
… und als Violett gut eine Stunde später zurückkam, war es diesmal nicht mit gekonnter Verführung und geilem Sex getan, als sie ihr eröffnete, dass der Kerl wohl oder übel vorerst hier bleiben müsse.
»Kannst du mir mal verraten, wie du dir das vorgestellt hast?«, fuhr Violett sie verärgert an, ohne ein gewohntes ›Prinzessin‹ anzufügen. »Wir sind doch keine Pension. Was stört es mich, wenn der keine Wohnung mehr hat.«
»Die Frau des Hausmeisters sagte mir, bei ihm sei bereits das Türschloss ausgewechselt worden«, erwiderte Tamora. Sie setzte ein süßes Lächeln auf. »Was soll er denn machen? In seine Wohnung kann er ja schließlich nicht mehr. Soll er denn unter einer Themsebrücke schlafen oder auf einer Parkbank?« Noch wollte sie nicht klein beigeben. »Hab doch ein Einsehen. Er bleibt im Gästezimmer und wird keinen Ärger machen. Immerhin ist er eine Fachkraft als Fotograf und Kameramann. Letztlich soll auch alles im Budget bleiben … Du siehst doch selbst, dass wir den ganz billig haben können.«
»Ich sehe schon genau, worin der eine Fachkraft ist, Süße«, maulte Violett kopfschüttelnd und machte aus ihrer Verärgerung keinen Hehl. »Über Nacht kann er meinetwegen dableiben ... Aber eins sage ich dir gleich, saut der das Zimmer ein, dann fliegt er achtkantig raus! So einer gehört doch in die Ausnüchterungszelle.«
»Danke« Tamora nahm sie in den Arm und drückte ihr einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen.
»Ich hätte mich auf diese verrückte Idee niemals einlassen sollen«, murrte Violett. »Wir müssen nachher weg … und der Typ braucht einen Babysitter. Ich werde Clark anrufen. Er soll uns jemanden schicken, der solange hier ist, bis wir zurückkommen.« Kopfschüttelnd lächelte sie Tamora an. »Für diese Nummer bist du mir echt was schuldig, Prinzessin!«
Mit einem zufriedenen Grinsen knickste Tamora vor ihr: »Was immer, meine Königin wünscht.«
***