Читать книгу Die sieben Zypressen - Thomas Riedel - Страница 10

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Kapitel 7

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nter ständigem Aufstöhnen schleppte sich der schwer atmende alte Medikus die steile steinerne Wendeltreppe zum Turmzimmer von ›Castle Varrich‹ hinauf. Der Arzt brauchte einige Zeit ehe er vor der schweren Eichentür stand. Wie vereinbart klopfte er dreimal mit den Knöcheln seiner knochigen Hand gegen das über die Jahrhunderte gedunkelte Holz.

Clesfield ließ eine knappe Minute verstreichen, dann erst drückte er die massive Bronzeklinke herunter. Langsam schwang die Tür auf und er trat ein. Seine alten blass-grauen Augen gewöhnten sich allmählich an den abgedunkelten Raum. Schlurfend näherte er sich einer schmalen, hohen Lagerstatt. Seine schwere dunkelbraune Arzttasche stellte er auf einen am Fußende des Bettes stehenden Stuhl. Um seine schmalen, eingefallenen Lippen spielte ein zufriedenes Lächeln, welches sich in seinem zerfurchten Gesicht fast verlor.

»Sie gefallen mir heute sehr viel besser, Sir Lennox. Sie sehen frischer und sehr viel kräftiger aus. Hatten Sie eine gute Nacht?«

»Nein, denn ich habe kaum schlafen können, Doktor. Trotz dessen fühle ich mich recht wohl. Ich glaube, heute brauche ich keine von Ihren Injektionen.«

Mac Clesfield nickte verstehend. Er hatte es sich bereits gedacht. »Es hat wieder einen Toten gegeben, Sir.«

»Ich habe es bereits erfahren. Es war wieder einer der Fremden, ich weiß. Sie sind hinter dem Moor der Mackays her. Sie wollen es uns nehmen. Da ist es doch nur gerecht und gut, wenn das Moor sie nimmt.«

Die brüchige Stimme verebbte.

»Zwei Kriminalbeamte des New Scotland Yard sind im Dorf, Sir!« teilte der Doktor seinem Patienten mit.

»Auch das habe ich schon vernommen. Mein Vater hat den Inspektor bereits rufen lassen. Er will mit dem Mann sprechen. Mutter hatte die Polizei früher bereits erwartet. Uranus dominiert. Ich hatte es nicht sofort erkannt.«

Die schmale blasse Hand wies den Doktor zum Schreibtisch. Dort lag ein cremefarbener Bogen Papier zwischen zwei bleichen Totenschädeln, auf denen sich je eine brennende Kerze befand.

Mit zittriger Hand waren auf das Papier die Linien einer Horoskop-Konstellation aufgezeichnet worden. Ebenso fahrig wirkte die Schrift unmittelbar darunter.

»Ein Scharfäugiger wird an den Ort eilen.

Er versteht nachzudenken.

Die Vergangenheit kam zurück nach Tongue.

Die Zukunft, sie will fliehen.

Sei auf der Hut, mein Sohn.

Nehme Dich in Acht.«

Clesfield, der sich zum Lesen über den Sekretär gebeugt hatte, erhob sich und wandte sich wieder dem jungen Mann zu.

»Eine kluge Frau, ja das ist sie, ihre Mutter, Sir Lennox«, stellte er anerkennend fest. »Sie sollten ›Castle Varrich‹ die nächsten Tage auf keinen Fall verlassen.«

Auf dem Gesicht des Bettlägerigen zeigte sich ein müdes Lächeln.

»Aber Sie wissen doch, Doktor, dass ich diesen Raum nur in meinen Gedanken verlassen kann.«

»Ich weiß, Sir Lennox«, nickte der Mediziner beruhigend. »Schließlich behandle ich Sie, seit Sie auf die Festung zurückgekommen sind. Haben Sie Vertrauen in den alten Clesfield. Sie sind mir ein lieber Patient geworden.«

Sein Gegenüber versuchte sich ein wenig im Bett aufzurichten. Clesfield unterstützte ihn, richtete das Kissen und legte die abgegriffene Kladde auf einen kleinen Beistelltisch, die zuvor auf den Oberschenkeln seines Patienten gelegen hatte.

»Was machen Ihre Studien, Sir Lennox«, erkundigte sich Clesfield.

»Heute möchte ich Ihnen nichts vorlesen, Doktor.«

»Das müssen Sie auch nicht«, erwiderte der Arzt verständnisvoll. »Kommen Sie denn wenigstens gut voran?«

»Sie wissen doch, ich kann die gesamte Chronik schon fast auswendig wiedergeben. Und doch entdecke ich immer wieder einen neuen Sinn darin. Inzwischen bin ich fest davon überzeugt, dass unsere Ahnen im Recht waren. Niemals wird man die Mackays von ›Caisteal Barrhaich‹ verdrängen – niemals!«

Die sieben Zypressen

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