Читать книгу Die sieben Zypressen - Thomas Riedel - Страница 11
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Kapitel 8
D
etective Inspector Isaac Blake nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette, warf den Stummel auf den Boden und machte sich an den steilen und gewundenen Aufstieg zum ›Castle Varrich‹. Je näher er dabei dem düsteren Bau kam, desto weniger fühlte er sich am richtigen Platz. Irgendetwas sagte ihm, dass er nicht hier sein sollte,
Im schmutzigen Asphaltdschungel Londons kannte er so ziemlich jeden Trick. Aber die Schottischen Hochmoore steckten für ihn voller Geheimnisse. Sie lagen ihm nicht. Das hier war nun wirklich nicht seine Welt.
Die dunkle Festung, um deren Türme leichte Nebelschwaden zogen und die zahlreichen schwarzen Krähen, die das düstere Gemäuer umflatterten, boten eine mehr als unheimliche Szenerie.
In dieser Burg dürfte ein guter Teil der Geheimnisse stecken, wegen denen ihn sein Chief Superintendent in diese gottverfluchte Wildnis geschickt hatte. Und Isaac Blake war sich sicher, er würde sie herausbekommen, und wenn er dafür den Granit Quader für Quader persönlich abtragen müsste.
Der Earl wollte ihn sprechen!
Gut, dachte er, wer sprechen will, der hat auch etwas zu sagen. Er würde aus ihm schon herausbekommen, was er wissen wollte. Immerhin kannte er sich bestens in diversen Vernehmungstechniken aus.
Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken aufgeschreckt. Auf dem gewundenen Pfad hörte er näherkommende Schritte. Für einen Augenblick blieb er neben einem der gewaltigen Steinbrocken stehen. Wenige Sekunden später torkelte die verhutzelte Gestalt vom alten Mac Clesfield auf ihn zu.
»Guten Morgen, Inspektor!« begrüßte er ihn lächelnd. »Na, sind Sie auf dem Weg zu unserem Herrn? Sicher wollen Sie sich ihm vorstellen. Sie tun gut daran. Der Graf gehört noch zu denen, die wert auf Etikette legen. Gehen Sie nur hinauf. Und seien Sie unbesorgt, er wird Ihnen ganz sicher nicht das Blut aussaugen.«
Kaum hatte er seine kleine Ansprache beendet, da hallte auch schon sein widerwärtiges hohles Gekicher in den steil aufragenden Felswänden nach. Sein Grinsen verlor sich in den tiefen Falten seines Gesichts.
Bei Tageslicht stellte Blake fest, was ihm in der Nacht gar nicht aufgefallen war: Der immerwährend volltrunken erscheinende Mediziner hatte ungewöhnlich wache Augen. Und da war noch mehr. Er konnte in ihnen Angst erkennen, eine panische Angst!
Blake ging nicht weiter auf den alten Clesfield ein. Er entschied sich, einen seiner zahlreichen Tricks an ihm zu versuchen. Deshalb grüßte er Clesfield nur höflich und ging dann wortlos an ihm vorbei, direkt weiter hinauf zur Burg. Der Doktor würde schon aus freien Stücken zu ihm kommen, wenn es an der Zeit war; zumindest ging er davon aus.
Etwa zehn Minuten später hatte Blake den Eingang der Festungsanlage erreicht. Donnernd schlug er den schweren Bronze-Klopfer gegen die Eisenbeschläge des Burgtores. In der gleichen Sekunde öffnete sich bereits die in das schwere Portal eingelassene Seitentür.
Ein unangenehmer, eisig kalter Hauch umwehte den Kriminalbeamten.
Nigel, der illustre und immer düster dreinblickende Lakai des Earl of Ross, stand vor ihm. Aus seinen tiefliegenden Augen warf er ihm einen tückischen Blick zu.
Inspektor Blake hatte ein gut geschultes Gehör. Daher vernahm er aus weiter Ferne ein leises lang gezogenes Heulen. Es erinnerte ihn an einen eingesperrten Wolf. Das hallend schlagende Uhrwerk einer mächtigen Standuhr riss ihn aus seinen Gedanken und verkündete die zehnte Stunde des Tages.
Ein ungemütliches Dämmerlicht herrschte in der weitläufigen Eingangshalle der alten Burg. Irgendjemand hatte die ohnehin schon wenigen und schmalen Fenster mit schweren, lichtundurchlässigen Vorhängen verdunkelt. Und die wenigen Kerzenleuchter gaben gerade einmal so viel an Helligkeit, dass man nicht über seine eigenen Beine stolperte. Nach dem ›Black Pudding‹ vom Frühstück, war es nun der starke Modergeruch, der dem Inspektor einen erneuten Anflug von Übelkeit bereitete.
Ohne ein Wort an Blake zu verschwenden, schritt der bleiche Bedienstete des Burgherrn voran. Dem Kriminalbeamten blieb nichts anderes übrig als ihm über die breite steinerne Treppe hinauf zu folgen.
Wieder drang das lang gezogene Heulen klagend durch die halbdunklen Gänge. Blake hatte sich davon kurz ablenken lassen und knallte mit der Fußspitze gegen eine der ausgetretenen Treppenstufen. Er fluchte halblaut:
»Könnten Sie in Ihrem Prachtbau nicht für ein paar offene Fenster sorgen? Früher oder später wird sich noch jemand den Hals brechen!«
Nigel war kurz stehen geblieben. Empört drehte er sich zu Blake um und erklärte:
»Seine Lordschaft duldet kein Licht auf ›Caisteal Barrhaich‹, Sir. Mit Verlaub, Sir, auf dieser Treppe hat sich schon jemand den Hals gebrochen.« Er machte eine kurze Pause und es schien als würde er grinsen, als er hinzufügte: »Aber glücklicherweise war es nur ein gottverdammter Engländer, Sir!«
Detective Inspector Blake schluckte.
Was war das für ein Unmensch, dem der Tod eines anderen nicht das geringste auszumachen schien, sofern es sich dabei nicht um einen vollblütigen Schotten handelte. Es schien als seien über diesen Festungsbau die Jahrhunderte spurlos hinweggegangen, und man wähnte sich immer noch in der Zeit der Stammeskriege.
Mittlerweile wurde das lang gezogene Heulen immer lauter.
»Sagen Sie mal, haben Sie hier eine Hundezucht?« wollte Blake wissen. »Oder was heult da so?«
»Seine Lordschaft ließ verlauten, es sei der Wind, der sich in den Kaminen verfängt«, antwortete das Faktotum des Grafen mit eisiger Grabesstimme.
»Erstaunlich«, entfuhr es Blake unwirsch. »Und ich wollte gerade feststellen, dass es heute für diese Gegend ein bemerkenswert windstiller Tag ist.«
»Wenn Sie meinen, Sir, dann ist es ein bemerkenswert windstiller Tag«, erwiderte Nigel ungerührt. »Weiter kann ich Ihnen dazu nichts sagen.«
In Blake begann es zu Brodeln. Dieser Lakai ging ihm gehörig gegen den Strich.
»Offensichtlich ist hier das Wort seiner hochwohlgeborenen Lordschaft Gesetz! Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass hier die Windstille in den Kaminen heult?«
Der Bedienstete des Grafen schien die Ironie in Blakes Worten nicht zu spüren, zumindest ließ er sich nichts anmerken.
»Mit Verlaub, Sir, einverstanden.«
Der Inspektor konnte nicht anders als ungläubig den Kopf zu schütteln.
Inzwischen hatten sie das erste Stockwerk erreicht. Blake glaubte nicht richtig zu sehen, als er die fast zehn Fuß hohe, reich geschnitzte Holztür sah, die rechts und links von zwei Galgen flankiert wurde. Und als ob das nicht schon makaber genug war, hingen wenig einladend fertig geknüpfte Schlingen daran.
Blake kam nicht umhin festzuhalten, dass seine Lordschaft einem eigenartigen Kult zu huldigen schien.
Nigel klopfte dreimal und verharrte einen Augenblick. Dann öffnete er die knarrende Tür.
»Der Engländer, Eure Lordschaft«, kündigte der Butler Blake mit geringschätziger Stimme an. Dann trat er zur Seite und ließ dem Inspektor den Vortritt.
Blake fielen fast die Augen heraus. Er hatte sich zwar keine Vorstellung von dem Grafen gemacht, aber der Anblick, der sich ihm jetzt bot, übertraf alles.
Die dürre, hochaufgeschossene Gestalt trug einen Kilt mit dem dunkelblauen Karomuster des Mackay-Clans. Aus dem Rock staken die dünnsten Beine, die der Detective Inspector in seiner über zwanzigjährigen Laufbahn je zu Gesicht bekommen hatte. Am Oberkörper trug der Graf ein schwarzes Wams mit hohem Kragen, der bis über die Kinnlade reichte.
Das Gesicht wirkte wie ein eingefallen, wie ein Totenschädel, den jemand mit einem gelblichen Pergament bespannt hatte. In dem fast haarlosen Schädel schimmerten leicht rötliche Augäpfel. Die dürren Lippen bedeckten knapp ein kräftiges, gesundes Gebiss.
All das registrierte Blake, während hinter ihm die Tür knarrend ins Schloss fiel.
»Nigel, lassen Sie uns allein. Ich möchte ungestört mit unserem Gast reden.«
Die Stimme des greisenhaften Grafen tönte wie eine Eisenglocke und strafte seiner scheinbaren Gebrechlichkeit Lügen.
»Sehr wohl, Eure Lordschaft.«
Blake erwartete ein neuerliches Knarren der Tür, aber es blieb aus. Als er einen kurzen Blick über seine Schulter schickte, ließ er sich seine Verblüffung nicht für eine Sekunde anmerken. Der Lakai war fort, wie vom Erdboden verschluckt.
Der Inspektor sah sich um. Der Raum in dem er sich befand erinnerte ihn stark an einen Thronsaal, und er wirkte auf ihn sehr viel größer als er vermutlich war. Dazu trug auch die enorme Deckenhöhe bei, die er auf mindestens vier bis fünf Yards schätzte.
Der Graf stand auf einer, über drei Stufen erreichbaren, hölzernen Empore. Er hatte ihm eine Schulter zugewandt und betrachtete mit verschränkten Armen eines der großen Wandgemälde. Das Bild wirkte düster und verbreitete eine unheimliche Kälte. Blake erkannte darauf einen steinernen Opfertisch unter freiem Nachthimmel, auf dem eine nackte Frau lag. Sie war an Händen und Füßen gefesselt. Um sie herum stand zwölf Personen in kuttenähnlichen Gewändern. Sie blickten zum Kopfende des Tisches, an dem ein in weiß gewandeter Mann mit einem Dolch stand.
Für seinen Geschmack hatte Blake genug gesehen. In gewisser Weise passte das Bild ausgezeichnet zu den Galgen an der Tür. Er bemerkte den vor sich stehenden großen Ohrensessel. Aber sich einfach zu setzen hielt er in der augenblicklichen Situation für taktlos.
Noch immer hatte der Graf kein Wort zu ihm gesprochen. Blake beschloss auf sein Spiel einzugehen und abzuwarten. Er ließ seinen Blick schweifen.
Vor die großen Fenster waren schwere Samtvorhänge gezogen worden, was den Raum in ein spärliches Halbdunkel tauchte. An der Wand rechts von ihm befanden sich Bücherregale, die bis zur Decke reichten. Die oberen Buchreihen waren nur über eine angelehnte Sprossenleiter erreichbar. Die Regalböden waren vollgestopft mit zumeist in Leder gebundenen alten Schriften, deren Titel Blake über die Entfernung nicht entziffern konnte. Wenn diese Bibliothek nicht nur als Zierde diente, war der Graf ein belesener Mann.
Plötzlich wurde er durch ein Räuspern des Grafen in seiner Betrachtung unterbrochen. Angus Mackay, der zwölfte Earl of Ross, hatte sich zu ihm umgedreht und war einen Schritt auf ihn zu gegangen.
»Mister Blake, ich heiße Sie auf dem Boden der Mackays willkommen. Früher war es allerdings üblich, dass Fremde sich von selbst im Schloss melden ließen. Ich halte es Ihrer Erschöpfung nach der langen Reise zugute, dass Sie bis heute Morgen gezögert haben. Nachdem Sie nun schon einmal in dem Dorf sind, erlaube ich mir, Sie mit einigen kleinen Eigenheiten unserer Landschaft vertraut zu machen, damit Sie nicht Ihre kostbare Zeit verschwenden.
Sie kamen, soweit ich informiert bin, hierher, um den Fall eines spurlos verschwundenen Mannes zu untersuchen. Jetzt sind Sie mit einem Mord konfrontiert. Glauben Sie mir, Inspektor, dies ist kein Fall für das New Scotland Yard, jedenfalls keine Angelegenheit, die ein Kriminalbeamter zu lösen imstande wäre.
Gegen Wesen, die bei Nacht über die Moore gleiten ohne zu versinken, die oft tage- oder wochenlang nach warmem Menschenblut dürsten und sich gierig vollsaugen, wenn sie ein Opfer gefunden haben, sind die Waffen des Gesetzes stumpf.
Ein Wesen, das nach Belieben verschwindet, wenn ihm Gefahr droht, werden Sie nicht fassen. Und einen, der auf der schmalen Schneide zwischen Leben und Tod schreitet, werden Sie nicht an den Galgen bringen. Oh, ich vergaß, Sie kennen den Tod durch den Strang nicht mehr. Sagen Sie mir, Sie scharfsinniger Kriminalist, wie wollen Sie ein Wesen fassen, wenn es nur zeitweilig in den Körper eines Lebenden schlüpft, um im Moor zu morden?«
Der Graf hatte ruhig und mit verhaltener Würde zu sprechen begonnen, sich dann aber schnell in einen unbegreiflichen Erregungszustand hineingesteigert. Seine Augen schienen zu glühen und um seine Mundwinkel bildeten sich die ersten Schaumfetzen. Sein Atem ging stoßweise und seine Lippen bedeckten das ausgeprägte Gebiss noch unvollkommener als zuvor.
Inspektor Blake mochte es nicht glauben und zwickte sich verstohlen in den Oberschenkel. Er wollte unbedingt ausschließen das alles nur zu träumen. In diesem Augenblick hätte er sehr gern eine von den guten alten Zwangsjacken zur Hand gehabt. Zumindest versuchte er sich einzureden, dass ein solches Hilfsmittel bei dem Grafen Wunder wirken könnte. Blake wollte schon etwas erwidern, hielt sich dann aber zurück. Erst als seine in zahllosen Verhören erworbene Disziplin wieder Oberhand bekam, ging er auf den Ton des Adeligen ein.
»Ich weiß Ihre aufrichtig gemeinte Warnung zu schätzen, eure Lordschaft. Doch es wird mir schwerfallen, mich danach zu richten. Sie werden verstehen, dass mir in der Ausbildung eingeschärft wurde, dass es keine Fälle gewaltsamen Todes gibt, die nicht in die Zuständigkeit der Kriminalpolizei fallen, und somit von ihr aufgeklärt werden müssten. Aber selbstverständlich lasse ich mich diesbezüglich gern eines Besseren belehren. Eure Lordschaft scheinen eine wahre Kapazität auf dem Gebiet des Vampirismus zu sein, mit dessen Auswüchsen ich mich bislang nur äußerst selten befasst habe.«
Als er geendet hatte, fischte er gelassen ein Päckchen Benson & Hedges aus seiner Jackentasche.
»Eure Lordschaft gestatten?« erkundigte er sich höflich.
»Keine Glut in meiner Gegenwart!« stieß der greise Graf streng hervor. »Sie werden es eines Tages schon verstehen.«
Scheinbar achtlos legte der Inspektor seine Zigarettenschachtel auf einen kleinen Tisch neben dem Ohrensessel.
»Ganz wie Sie wünschen, eure Lordschaft. Es liegt nicht in meiner Absicht, Ihre kostbare Zeit zu stehlen. Gibt es weitere Dinge, die Sie mir gern mitteilen möchten?«
»Genügt es Ihnen nicht?« reagierte der Graf sichtlich erstaunt.
»Völlig, eure Lordschaft«, bestätigte Blake. »Ich darf Sie also so verstehen, dass Sie mir anraten, mit meinem Mitarbeiter so schnell wie möglich wieder abzureisen und meinen Vorgesetzten darüber in Kenntnis zu setzen, dass es in Schottland Vampire gibt, gegen die ein Detective Inspector vom New Scotland Yard machtlos ist?«
»So wollte ich das keineswegs verstanden wissen, mein werter Herr Inspektor«, lächelte der Graf. »Ich möchte nur nicht, dass Sie Ihre wertvolle Zeit vertun. Sie können natürlich bleiben, solange Sie wollen. Frisches Blut ist hier immer willkommen. Das Dorf ist abgelegen, und es verirrt sich nur selten ein Fremder hierher, der mit unseren besonderen Gepflogenheiten nicht vertraut ist.« Die Unterhaltung schien an dieser Stelle für den Burgherrn beendet zu sein. »Nigel!«
Augenblick tauchte der Gerufene neben dem Inspektor auf.
Blake hatte auch diesmal keinen Laut gehört. Seine schnellen Blicke konnten auch kein Versteck ausmachen, in dem der Mann sich während des Gespräches verborgen gehalten haben konnte. Es blieb ihm nichts Anderes übrig, als diesen Punkt den kleineren Rätseln dieses Falles zuzuordnen, die sich erfahrungsgemäß von selbst lösten, wenn man die Hauptsache geklärt hatte. Mit seinem Großstadtdenken sträubte er sich immer noch gegen jede übernatürliche Erklärung, so seltsam diese auch sein mochte. Aber er spürte auch, dass in dieser Angelegenheit noch Einiges auf ihn und seinen Sergeant zukommen würde.
Der zwölfte Earl of Ross entließ ihn mit einer würdevollen Handbewegung. Scheinbar etwas verwirrt folgte Inspektor Blake dem Diener des Grafen und ließ dabei bewusst seine Zigaretten zurück. Er wollte das Päckchen zum Anlass nehmen, zu einem Zeitpunkt in die Burg zurückkommen, der ihm passte, und die vergessenen Zigaretten erschienen ihm als ein brauchbarer Vorwand.
Als Nigel ihn hinausbegleitete, knarrte die Tür wieder. Nach der Dämmerbeleuchtung im gräflichen Raum wirkte das trübe Licht der Treppe wie eine Festbeleuchtung. Und der neblige Herbsttag im Freien kam ihm nach dem Aufenthalt in der Festung wie ein unvermuteter Aufenthalt an der Riviera vor.
Mit weiten Schritten eilte Blake den steilen Pfad hinunter ins Dorf. Im Augenblick hatte er nur an einer der schottischen Besonderheiten Interesse. An einem wohlgefüllten Glas Whisky, das kein stilloser Gastronom mit Wasser, Soda oder gar Eis verschandeln durfte.
Mit einem Vorgeschmack des bräunlichen Elixiers auf der Zunge schob er sich an die Theke des ›Wallace Inn‹ und sah sich mit einem weiteren persönlichen Problem konfrontiert. Wie sollte er in dem Nest an ein Päckchen Benson & Hedges kommen, wenn auch seine Reserve aus dem Koffer aufgebraucht war?
Doch ehe er mit dem Wirt über seine Wünsche sprechen konnte, schob ihm dieser ein stilvolles Lederkästchen mit dem Wappen des Earl of Ross über die Theke.
»Das wurde für Sie abgegeben, Sir.«
Inspektor Blake klappte den Deckel auf. In dem mit rotem Samt ausgeschlagenen Kästchen lagen seine Zigaretten.
Sein Wunsch nach einem friedliches Glas Whisky war wie weggeblasen. Der Inspektor wusste genau, dass ihn niemand auf seinem Rückweg überholt hatte.