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Die Theophanie von Richter 5,4–5 im Gesamtzusammenhang des Deboralieds

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Das Lied der Debora preist die Ermordung des kanaanäischen Generals Sisera durch Jael, die Ehefrau eines seiner Verbündeten, bei der er nach seiner Niederlage gegen die von Barak angeführten Armeen Israels Zuflucht gesucht hatte. Zahlreiche Spezialisten sind heute der Meinung, dass es sich um einen sehr archaischen Text handelt, der in die Zeit vor dem Beginn des Königtums in Israel zurückreicht. Andere Exegeten sind jedoch der Meinung, dass es sich ganz im Gegenteil um einen späteren Text handelt, der die im vorherigen Kapitel (Richter 4) erzählte Episode noch einmal aufgreift, um dieser einen poetischen Abschluss zu verleihen.

Die aktuellen Datierungen des Liedes in Richter 5 variieren also und reichen vom 12. Jh. v.u.Z. bis zur hellenistischen Zeit17. Es ist sehr schwierig zu entscheiden, ob sich das Lied auf ein bestimmtes historisches Ereignis bezieht oder ob es sich, wie einige Forscher ebenfalls vorgeschlagen haben, um einen mythologischen Text handelt18. Im Hebräischen bedeutet Debora ‚Biene‘, Barak ‚Blitz‘ und Jael ‚Ziege‘. Dies lässt natürlich an die griechische Mythologie denken, wo Melissa (die Biene) den jungen Zeus füttert und Amalthea (die Ziege) ihn säugt! In Richter 5 gibt Jael dem kanaanäischen General Sisera zwar Milch, aber um ihn zu töten! Diese Parallelisierungen sind sicherlich interessant, aber sie helfen kaum, den Text von Richter 5 zeitlich einzuordnen.

Das Hebräisch des Deboralieds wirft zahlreiche Probleme auf: Es ist entweder archaisch oder bewusst archaisierend. Es enthält Verbformen, die in keiner Weise dem üblichen biblischen Hebräisch entsprechen. Man findet auch Aramaismen, die man ebenfalls in zwei völlig verschiedene Richtungen interpretieren kann.

Die grammatikalischen Unterschiede von einer Stelle des Gedichts zur anderen zeigen, dass man mehrere Etappen in der Komposition und Verschriftlichung dieser Komposition voneinander unterscheiden muss. Zum Beispiel sieht man ziemlich schnell, dass die Verse 2 und 9–11 eine Interpolation darstellen. Tatsächlich schließen die Verse 6–8 und 12–14 aneinander an. Hier werden die Not und der Ruf zu den Waffen geschildert. Ebenso scheinen innerhalb der Beschreibung der verschiedenen Stämme, die in den Krieg verwickelt sind, die Verse 15–17 später eingeschoben zu sein, denn die Sentenz über Sebulon in Vers 14 setzt sich in Vers 18 fort19. Es ist ebenfalls möglich, dass der theophanische Hymnus von Ri 5,4–5 ursprünglich ein eigenständiges Textstück gewesen ist. Beim Lesen fällt auf, dass die Theophanie die einleitende Aufforderung zum Lobgesang in Vers 3 und den Beginn des Hauptteils mit der Beschreibung der schwierigen Lage in Vers 6 voneinander trennt. Dieser Hymnus könnte also eine alte Überlieferung weitergeben, die ein Redaktor im Nachhinein in dieses Lied eingefügt hat, das sich, wie ein Patchwork, aus verschiedenen Stücken zusammensetzt.

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