Читать книгу Philosophie - Eine präzise first-principle Herleitung philosophischer Fundamente. - Thomas Weinreich - Страница 6
2. Herkömmliches und Fortführendes: Bewusstsein und Wirklichkeit
ОглавлениеUnter Qualia oder phänomenalem Bewusstsein versteht man herkömmlich den „subjektiven“ Erlebnisgehalt eines mentalen Zustandes. Qualia bezeichnet also BIe. Doch gerade ein solches „subjektives Element“ scheint sich jeder „intersubjektiven Begriffsbestimmung“ zu widersetzen, heißt es herkömmlich (epistemische Asymmetrie) – denn BIe anderer Individuen lassen sich nicht wahrnehmen. Die Theorie der Wirklichkeit besagt, dass die Wirklichkeit die grundlegende Seins-Form ist und Lebewesen mit Bewusstsein erst später entstanden sind. Es stellt sich also die Frage, warum es neben der Wirklichkeit auch Bewusstsein gibt. Dies ist eine Frage, welche für viele Philosophen und Wissenschaftler unlösbar erscheint. Es ist schlicht so. Die Unterscheidung in Wirklichkeit und Bewusstsein entspricht dem ontologischen Dualismus, welcher davon ausgeht, dass alles, was ist, in zwei einander ausschließende Arten von Entitäten oder Substanzen zerfällt. So werden materielle und immaterielle („geistige“) Entitäten einander gegenübergestellt. Der Standpunkt, dass es keine Erklärung für die Existenz von BIen und ihrer Dualität zur Wirklichkeit geben kann, nennt sich new mysterianism. Der Glaube, dass sich das Bewusstsein physikalisch erklären ließe, ist weit verbreitet. Jedoch ist Bewusstsein wie beschrieben offensichtlich völlig verschieden von der Wirklichkeit.
Descartes Beweis der eigenen Existenz, ich denke also bin ich, lässt sich um die Existenz all unserer BIe erweitern, wie Descartes in „Zweite Meditation“ auch selbst erkannte. Denn wenn wir etwas wahrnehmen, sind wir uns absolut sicher, dass wir es wahrnehmen. Die Existenz einer (gegenwärtigen) Wahrnehmung (bzw. eines gegenwärtigen BIes) ist (gegenwärtig) unfehlbar. (Die gesicherte Erkenntnis der Existenz unserer BIe als alles was existiert entspricht dem metaphysischen Solipsismus, nach dem nichts außerhalb des eigenen Bewusstseins existiert.) Ein Einwand gegen Descartes ich denke also bin ich (und auch eine der großen „spirituellen“ Erkenntnisse) ist, dass man nicht wissen könne, dass es ein Ich gibt (siehe z.B. Internet Encyclopedia of Philosophy: Fallibilism: 7. Philosophical Sources of Fallibilism: Descartes) bzw., dass das Ich eine Illusion ist und eigentlich gar nicht existiert. Jedoch fühlt man dieses Ich, wenn man etwas erlebt und denkt. (So sprach z.B. der Philosophie-Professor Manfred Frank davon, dass das Ich-Bewusstsein eine privilegierte Struktur hat.) Und dieses Fühlen ist genau wie das Erleben und Denken schon Beweis dafür, dass es eben Fühlen, Erleben und Denken mitsamt ihren Inhalten gibt. Unser Ich ist dabei nur ein Teil unseres Bewusstseins, denn z.B. unsere Sinneswahrnehmungen sind nicht Teil unseres Ichs – unser Ich erlebt diese Wahrnehmungen nur, es ist sich der Wahrnehmungen als BIe bewusst. Wenn wir unser eigenes Bewusstsein wahrnehmen dann fühlen wir durch dieses sich-selbst-bewusst-sein unser (sich frei anfühlendes) Ich. Das heißt jedoch natürlich nicht, dass ein Ich über längere Zeit konstant oder unverändert ist, aber durch die Verordnung im eigenen Körper und die Erinnerungen an ein früheres Ich kann man Zeit seines Lebens vom gleichen Ich sprechen. Der Begriff Ich kann jedoch auch zusätzlich das eigene Bewusstsein (mit den eigenen Charaktereigenschaften) oder auch den eigenen Körper bezeichnen. Im Kern bezeichnet er jedoch, das Ich-Bewusstsein bzw. -Gefühl, da man immer noch Ich wäre auch wenn das eigene Bewusstsein durch Software in einem Computer realisiert werden könnte, und da ohne das Ich-Bewusstsein (bzw. dessen Bewusstseins-WI) überhaupt niemand da wäre, der behaupten würde Ich zu sein.
Das Ich-Bewusstsein bzw. das denkende Subjekt existiert auch, wenn das Gehirn von jeglicher Sinneswahrnehmung abgeschottet wird. Z.B. eine visuelle Wahrnehmung ist ein eigener Gehirnzustand, welcher mit dem Ich-Bewusstsein in Verbindung steht, wodurch wir eine „bewusste Wahrnehmung“ haben. Da es sich bei beiden um eigene Gehirnzustände und deren BIe handelt, ergibt es Sinn davon auszugehen, dass BIe als Wahrnehmungen auch vom Ich-Bewusstsein getrennt existieren können. Deswegen ist nicht jedes Bewusstsein ein Selbstbewusstsein, sondern kann auch unbemerkt, nur für sich existieren. Dies ist auch die Grundlage für den Panpsychismus, nach dem jeder WI einen BI besitzt. Die Integrated Information Theory of Consciousness basiert auf der Idee des Panpsychismus und knüpft den Grad des Bewusstseins an die Komplexität von vorhandener Information.
Bewusstsein definiert sich herkömmlich als das Erleben mentaler Zustände und Prozesse. Da sich jegliches Erleben als etwas Mentales im Kopf abspielt, ist Bewusstsein also jegliches Erleben und damit alles. Denn jeder Gedanke an Existenz außerhalb des eigenen Bewusstseins bleibt ein Gedanke. Ich bin mein Bewusstsein und kann nur das wissen, was Teil meines Bewusstseins ist. Alles was wir von der Existenz außerhalb unseres Bewusstseins erfahren ist das, was Teil unseres Bewusstseins wird. Unser Bewusstsein ist auch immer ein Selbst-Bewusstsein, denn wir (als unser Ich) müssen uns unseren BIen bewusst sein, damit sie unsere BIe sind. Wenn wir also z.B. etwas nur aus dem Augenwinkel sehen, uns diesem Etwas nicht bewusst sind und uns nicht erinnern können es gesehen zu haben, dann war es nie Teil unseres Bewusstseins. Dennoch ist es natürlich nur logisch anzunehmen, dass es auch als BI einer visuellen Wahrnehmung vorhanden war (und nicht nur als WI) – nur, dass sich dies im Unterbewusstsein abspielte. Unser Bewusstsein bzw. das eigene Bewusstsein meint also für gewöhnlich das „Ober-Bewusstsein“, also jenes, dessen Existenz wir uns definitiv sicher sind weil wir es erleben.
Wirklichkeit definiert sich herkömmlich meist als alles, was der Fall ist. Demnach wäre das, was hier Wirklichkeit genannt wird, eigentlich nur die physikalische oder räumliche Wirklichkeit, da alles was sie enthält durch die Physik beschrieben wird (bzw. werden soll), und die Wirklichkeit selbst wäre nur unser momentanes Erleben, da wir nur von diesem wissen, dass es wirklich der Fall ist. Es ist jedoch sinnvoller Wirklichkeit als physikalische Wirklichkeit zu definieren, da der Begriff der Wirklichkeit als alles was der Fall ist noch der (auch heute weit verbreiteten) Vernachlässigung der Existenz von BIen entspringt. Mit „dem was der Fall ist“ war eigentlich immer das Physische gemeint. So denken die meisten Menschen auch beim Begriff der Wirklichkeit an die physikalische Wirklichkeit und nicht an Bewusstsein. Außerdem ist der Begriff Wirklichkeit auch kürzer als der Ausdruck physikalische Wirklichkeit, was für die häufige Verwendung des Begriffs praktisch ist. Der Begriff des Physikalischen ist nicht geeignet, da leerer Raum zur Wirklichkeit gehören würde, aber herkömmlich meist nicht als physikalisch angesehen wird. Als Begriff für das „was der Fall ist“ könnte man schlicht den Begriff des Seins verwenden, denn alles was der Fall ist, ist. Oder man könnte als Begriff für alles Sein bzw. einfach alles den Begriff der Realität verwenden. Alles bzw. Sein bzw. Realität wären somit BIe und WIe.
Nach Kant sind nicht die Dinge an sich erkennbar, sondern nur deren Erscheinungen. Dies heißt nichts anderes, als dass wir die Wirklichkeit nur durch Wahrnehmungen erkennen. Er erkannte, dass wir unsere innere Wahrnehmung als Wirkung einer angenommenen äußeren Ursache ansehen. Raum und Zeit sind für Kant Formen der Anschauung und damit unabhängig und vor aller Erfahrung, also a priori. Raum, Zeit und Kausalität seien nicht Gegenstände der Wahrnehmung, sondern ihre Bedingung. Man könne sich nicht denken, wie Wahrnehmungsprozesse ohne Raum, Zeit und Kausalität ablaufen sollten. Raum ist jedoch Teil jeder sinnlichen Erfahrung. Denn wenn wir WIe wahrnehmen, sind diese immer im Raum (bzw. nehmen wir dies an) und wir nehmen Raum nur durch unsere Sinnesorgane wahr (bzw. nehmen seine Existenz deshalb an). Ist nun Raum die Bedingung zur Wahrnehmung von WIen oder sind WIe Bedingung zur Wahrnehmung von Raum? Raum ist schlicht Teil von dessen, was wir wahrnehmen. Er ist Gegenstand jeder Wahrnehmung von Wirklichkeit bzw. Teil der Theorie der Wirklichkeit. Ebenso verhält es sich mit Zeit und Kausalität. Denn Zeit nehmen wir wahr, wenn sich unsere Wahrnehmungen bzw. BIe verändern (weil Zeit Veränderung ist). Die Veränderung selbst ist Teil des Inhaltes einer Wahrnehmung. Zeit oder Kausalität als das Wahrnehmen verschiedener Zustände nacheinander ist nicht Bedingung dafür, einen einzelnen Zustand wahrzunehmen, da Wahrnehmung ein Prozess ist. Zeit ist jedoch wahrscheinlich Bedingung für jegliches Bewusstsein, wenn Bewusstsein (das Reflektieren über) das Erleben von etwas ist. Dass es Zeit gibt, ist dadurch trotzdem kein a priori Urteil, da wir zu dieser Erkenntnis nur kommen, wenn wir anhand eines sich verändernden BIes Zeit wahrnehmen. Kant meinte, dass Raum nur eine Repräsentation der Wirklichkeit durch unser Bewusstsein, also kein Bestandteil der Wirklichkeit selbst ist. Jedoch ist Raum grundlegender Bestandteil der Wirklichkeit, welche eine sinnvolle Annahme ist und auch intuitiv wahrgenommen wird.
Die intuitive räumliche Wirklichkeit wird auch als Common-Sense-Realismus bezeichnet. Dieser ist die Grundlage für den erkenntnistheoretischen Realismus, bei dem die Welt (Wirklichkeit) „wirklich erkennbar“ ist, also unsere Meinungen prinzipiell mit beobachtungsunabhängig existenten Objekten einer für alle Beobachter identischen Welt zu tun haben können – und dass dies im Falle von Wissen auch wirklich so ist. Karl Popper bezeichnete das, was hier intuitive räumliche Wirklichkeit genannt wurde, als Realismus des Alltagsverstandes. Er meint ebenfalls, dass Idealismus (es gibt nur BIe) und Realismus (es gibt eine Wirklichkeit) weder beweisbar noch widerlegbar sind. (Der Realismus, 1970)
Im Essay „Spinoza's Causal Theory of the Affects“ fasst Donald Davidson Erkenntnisse von Spinoza zusammen: „Both thoughts and extended bodies are real. Yet our conception of thoughts, of desire, of memories, and of reasoning is a conception that does not include the defining properties of physical objects such as precise location in space, a shape, physical texture, and chemical composition. For this reason our physical system, which explains causal interactions in terms of such properties, leaves no room for mental events.“ Spinoza meint in weiteren Überlegungen jedoch, dass das Mentale und Physische nur zwei Arten des Sehens und Verstehens derselben Welt sind. Wir erleben unsere eigenen BIe jedoch unmittelbar und nehmen an, dass es physische WIe als zweite Seinsform gibt.
Der intuitiven Wirklichkeit entsprechend schreiben Hubert Dreyfus und Charles Taylor in Retrieving Realism: „The reality of contact with the real world is the inescapable fact of human (or animal) life, and can only be imagined away by erroneous philosophical argument.“ Es heißt, dass der Realismus von Dreyfus und Taylor zeigt, wie wir in direkten Kontakt mit der Wirklichkeit treten, indem Gedanken und Wissen in die körperlichen und sozial-kulturellen Kontexte einbettet werden, in denen sie stattfinden. Die Kontexte scheinen hier jedoch schon als WIe vorausgesetzt zu sein, um zu zeigen, wie wir wahre WIe erkennen. Es ist richtig, dass wir davon ausgehen können, dass wir die Wirklichkeit erkennen können wie sie ist, aber der Ansatz von Dreyfus and Taylor scheint mir etwas irregeführt zu sein. Sie meinen z.B., dass Erkenntnis nicht vermittlungsgebunden sei, also zwischen Geist und Welt keine Kluft liege. Wie gezeigt liegt aber offensichtlich eine Kluft zwischen Umgebung und Gehirnzustand.
Nach dem schwachen Realismus gibt es zwar eine Realität und diese steht in gewisser Beziehung zum wahrnehmenden Subjekt, doch dieser Tatbestand ließe keine Rückschlüsse auf die Welt an sich zu. Für den Menschen existiere nur, was für ihn erkennbar ist. Jeder andere Rückschluss sei spekulative Metaphysik. Im erkenntnistheoretischen Idealismus wird angenommen, dass die Welt, wie sie dem Menschen erscheint, vorrangig und ursprünglich durch das menschliche Denken bestimmt ist. Der Idealismus bestreitet ein Sein der Dinge ohne Tätigkeit des menschlichen Verstandes. Das Denken der Dinge außer uns sei ein „bloßer Glaubensartikel“. Erst der Verstand erzeuge aus Sinnesdaten wie Geräuschen oder Lichtwellen die Gegenstände unserer Erkenntnis. Der philosophische Konflikt zwischen Realismus (Theorie der Wirklichkeit) und Antirealismus bzw. Idealismus wurde auch als Scheinproblem bezeichnet. Es sei nicht sinnvoll und für den Fortschritt der Wissenschaften auch nicht notwendig. Außerdem würden Realisten und Antirealisten letztendlich Aussagen über Gegenstände und Tatsachen in gleicher Weise akzeptieren. Dies liegt daran, dass die Annahme einer vom erlebten Bewusstsein unabhängigen Wirklichkeit nicht die Wahrnehmungen verändert, von welchen man annimmt, dass sie Wahrnehmung einer Wirklichkeit sind. Der Konflikt ist jedoch unvermeidbar, da uns die Wirklichkeit als existent erscheint obwohl wir sie eigentlich nicht direkt wahrnehmen können.
Nach dem metaphysischen Realismus bestimmen unsere Ansichten über die Welt nicht wie diese beschaffen ist. Dies entspricht der Theorie der Wirklichkeit. Allerdings bestimmen unsere Ansichten die Welt insofern, als dass wir die Welt nur entsprechend unserer Ansichten annehmen. Der Begriff metaphysisch könnte hier jedoch irreführend sein, da diese Ansicht eigentlich auch Teil der normalen Physik ist.
Nach dem Miracle-Argument lässt jede Interpretation einer wissenschaftlichen Theorie, die nicht von einem Realismus ausgeht, den Erfolg dieser Theorie als reines Wunder erscheinen. Dies liegt daran, dass nur die Annahme einer durch physikalische Gesetze bestimmten Wirklichkeit all unsere Erlebnisse erklären kann.
Es gibt das Argument, dass, wie man eine Sprache nicht allein grammatikalisch und lexikalisch begreifen und erlernen kann, sondern dazu die semantischen Kontexte und sozialen Sprechakte verstehen muss, auch jeder Vorgang der Erkenntnis eine pragmatische Dimension hat. Aus einzelnen Informationen könne man keine Welt konstruieren. Um das zu tun, bräuchte man bereits einen Begriff von der Gesamtheit, in die man die einzelne Information einordnen will. Wörter und Bedeutungen können natürlich nur erlernt werden, indem man beide wahrnimmt. Ein BI als Wahrnehmung bzw. Vorstellung eines WIes ist jedoch eine intuitive Ansicht, da uns unsere Wahrnehmungen als direkt erfahrene räumliche WIe erscheinen.
Es gibt die zum Teil sehr mysteriös beschriebene Ansicht, dass das Bewusstsein nur eine Illusion ist und dass es nicht Wirklichkeit und Bewusstsein sondern nur Nichtdualität gibt (siehe z.B. Medium: Why the Problem of Consciousness Is so Hard). Die angenommene Wirklichkeit und unsere BIe sind jedoch wie beschrieben unvereinbar.
Thomas Nagel meinte, dass es durchaus vorstellbar ist, dass die Realität Aspekte enthält, die die Erkenntnisfähigkeit des Menschen überschreiten. Dabei könne der Mensch, auch wenn er konsequenter Weise keine Aussagen über diese Aspekte selbst machen könne, über diesen Tatbestand als solchen sprechen, ohne die Regeln der Sprache und Kommunikation zu verletzen. So könne ein „wie es ist, zu sein“ niemals durch ein „was es ist“ begrifflich eingeholt werden. Für Nagels These spreche, dass es Tiere gibt, die Sinnesorgane haben, über die der Mensch nicht verfügt (z.B. Fledermäuse mit Ultraschall oder Tauben mit Erdmagnetismus). Es ist korrekt, dass man oft nicht mehr als die Aussage tätigen kann, dass es nicht wahrnehmbare Dinge geben kann, oder dass es sinnvoll sein kann anzunehmen, dass die Tiere BIe haben können, welche wir nicht haben können. So kann man z.B. auch nur sagen, dass es eine Farbe geben könnte, welche man nicht wahrnehmen kann. Die Farbe kann man jedoch nicht beschreiben oder sich vorstellen. Allerdings kann man wie im Fall von höherdimensionalen Räumen nicht vorstellbare WIe auch mit Zeichen beschreiben.
Die Korrelation zwischen Bewusstsein und Wirklichkeit wird in verschiedenen Wissenschaften untersucht, unter anderem den Neurowissenschaften, siehe auch Neuronale Korrelate bewussten Erlebens. Nach dem interaktionistischen Dualismus interagieren Wirklichkeit und Bewusstsein kausal miteinander. Dies ist jedoch empirisch unplausibel, da die Neurowissenschaften keinen derartigen Interaktionsort zwischen Geist und Gehirn finden können.
Nach der Token-Identitätstheorie sind mentale Zustände eines Individuums mit materiellen Zuständen dessen Gehirns identisch. Der mentale Zustand „Wunsch nach einem Kaffee“ wäre also nichts anderes als das „Feuern“ bestimmter Nervenzellen im Gehirn. Dies würde bedeuten, dass Bewusstsein nur Eigenschaft des Gehirns selbst ist. Bewusstsein lässt sich demnach nicht wahrnehmen, da die Wahrnehmung eines Gehirns als Zustand in einem Gehirn nicht mehr der tatsächliche Zustand eines Gehirns und somit kein Bewusstsein mehr ist. Die Token-Identitätstheorie sei jedoch nicht reduktionistisch, da jedes Gehirn sich in seiner Realisierung von jedem anderen Gehirn unterscheide. Dies ist jedoch mit jeglichem WI so, da z.B. äußerlich gleiche WIe auf atomarer Ebene unterschiedlich sind. Wenn wir feststellen, dass Wasser mit H2O identisch ist, heißt es, haben wir das Phänomen „Wasser“ wissenschaftlich erklärt. Analog dazu: Wenn wir festgestellt haben, dass ein mentaler Zustand mit einem Gehirnzustand identisch ist, heißt es weiter, haben wir das Phänomen „mentaler Zustand“ wissenschaftlich erklärt. Jedoch sind Wasser und H2O WIe, welche sich wahrnehmen lassen, BIe nicht. Außerdem ist H2O nur die molekulare Ebene von Wasser. Ein BI und das Gehirn stehen jedoch nicht in solch einer reduktionistischen Beziehung. Die Identitätstheorie erhält Auftrieb dadurch, dass das physikalische Konzept der Materie und ihrer Wechselwirkungen erkennbar nicht abgeschlossen ist. Daraus erwächst die Hoffnung, dass sich aus zukünftigen Erweiterungen des physikalischen Verständnisses möglicherweise auf direktem Wege die Emergenz der neuen „Dimension“ des Bewusstseins ableiten lässt.
Standpunkte wie der des nicht-reduktiven Materialismus, nachdem der Geist als Phänomen nicht allein physikalisch erklärt werden kann, der Funktionalismus, nach dem Bewusstseinszustände mit den funktionalen Zuständen es Gehirns identisch sind, oder der Emergentismus, nach dem der Geist eine höhere Systemeigenschaft sei, die nicht allein auf die Summe der neuronalen Aktivitäten reduziert werden kann, sind entweder falsch oder bleiben letztendlich auch bei einem Dualismus, da das Bewusstsein nur als etwas gänzlich anderes als die physikalische Welt beschrieben werden kann. Das Problem wurde auch behandelt unter den Begriffen Leib-Seele-Problem und Qualiaproblem.
Es gibt die platonische Idee, dass z.B. Zahlen als abstrakte Objekte existieren. Dies wäre jedoch eine weitere Seinsform neben der Wirklichkeit und Bewusstsein, was eine unnötige Annahme ist, da sich Zahlen auch schlicht als Vorstellungen in Form von BIen oder Bewusstseins-WIen beschreiben lassen.
Die Abhängigkeit der Existenz des Bewusstseins von seinen Bewusstseins-WIen entspricht dem Standpunkt des Epiphänomenalismus, welcher ebenfalls vom Dualismus aus Wirklichkeit und Bewusstsein ausgeht. Als Epiphänomen bezeichnet man eine Entität, die zwar kausal verursacht wurde, aber selbst keine (signifikante) kausale Wirkung hat. Physikalische Ereignisse wie die des Gehirns verursachen demnach die BIe, welche keine kausale Wirkmacht besitzen. Mentale Ereignisse (bzw. BIe) werden als komplett abhängig vom Physikalischem betrachtet, können also auch nicht unabhängig von diesen existieren.
Das stärkste herkömmliche Argument gegen den Epiphänomenalismus ist die Frage, wie unsere Gehirne als WIe von der Existenz von BIen wissen können, wenn doch BIe keine Wirkung auf WIe haben können. Wir als Bewusstsein können jedoch genauso wenig von der Existenz der Wirklichkeit wissen, und bezeichnen nur bestimmte BIe als Wahrnehmung einer Wirklichkeit. Das Gehirn weiß nicht, dass es selbst ein Gehirn in der Wirklichkeit ist, sondern nimmt dies erst an, genauso wie wir annehmen, dass wir in einem Gehirn stecken, das Teil der Wirklichkeit ist. So wie wir als Bewusstsein erkennen, dass der BI der Farbe Rot etwas anderes ist als der BI bzw. die Wahrnehmung des korrelierenden Gehirnzustandes also des Bewusstseins-WIes der Farbe Rot, erkennt auch das Gehirn als WI, dass der Gehirnzustand bzw. die Wahrnehmung der im Bewusstsein als rot empfundenen Wellenlängen des Lichtes etwas anderes ist als der Gehirnzustand bzw. die Wahrnehmung des ersteren Gehirnzustandes, also der Wahrnehmung der im Bewusstsein als rot empfundenen Wellenlängen des Lichtes. Unsere Erkenntnis von BI und seines Bewusstseins-WIes hat also eine parallele Entsprechung als Erkenntnis des Gehirns von Wahrnehmung und Wahrnehmung der Wahrnehmung.
Das Bewusstsein ist als immaterielle Ebene über der Wirklichkeit nur „optional“. Betrachten wir also mal nur das Gehirn als WI, welcher von seiner Umwelt nur das mitbekommt, was er durch Wahrnehmung in sich abbildet/repräsentiert. Das Gehirn kann nach genügend Input (und genügend Intelligenz) eine Theorie der Wirklichkeit aufstellen und damit bestimmte Gehirnzustände als Wahrnehmung oder Abbild/Repräsentation dieser Wirklichkeit auffassen. Dabei erkennt das Gehirn, dass nur ein Teil der Gehirnzustände der Wirklichkeit entsprechen und der andere Teil nicht. Genau wie man selbst als Bewusstsein erkennt, dass alles BI ist und die Wirklichkeit nur angenommen wird, erkennt das Gehirn, dass alles nur Gehirnzustand ist, manche Zustände aber ein Muster ergeben und deshalb von diesen angenommen werden kann, dass sie Wahrnehmung einer Wirklichkeit sind (durch einen Wahrnehmungsprozess der die Kontraste der Wirklichkeit abbildet), und dass es als Gehirn selbst Teil der Wirklichkeit ist. Anders ausgedrückt: Genau wie wir aus den Inhalten der BIe schlussfolgern, dass manche BIe Wahrnehmung eines WIes sind, schlussfolgert das Gehirn aus der Anordnung der Gehirnzustände, dass manche Gehirnzustände Wahrnehmung eines WIes sind.
Wenn das Gehirn als WI die Aussage trifft, dass es BIe gibt, dann meint es die Bewusstseins-WIe der BIe. Wenn das Gehirn die Aussage trifft, dass die Farbe Rot als BI etwas anderes ist als sein Bewusstseins-WI als Gehirnzustand, dann bedeutet das, dass der Bewusstseins-WI von Rot etwas anderes ist als die Wahrnehmung des Bewusstseins-WIes bzw. des Gehirnzustandes von Rot. Denn wir als Bewusstsein ordnen dem BI des Gehirnzustandes von Rot einen anderen Gehirnzustand zu als wir dem BI von Rot zuordnen. In beiden Sichtweisen sind immer nur zwei Einheiten enthalten: Wir als Bewusstsein kennen nur unsere BIe und die wahrgenommenen bzw. angenommenen Gehirnzustände, und unser Gehirn kennt nur seine Gehirnzustände und die Wahrnehmungen dieser. Für uns sind die wahrgenommenen und angenommenen Gehirnzustände identisch, da sie den gleichen Gehirnzustand beschreiben bzw. darstellen. So wie wir als Bewusstsein in dieser Lösung des Problems des Epiphänomenalismus vom BI von Rot (1), dessen Gehirnzustand (2) und der Wahrnehmung dieses Gehirnzustandes als Gehirnzustand (3) sprechen, unterscheidet das Gehirn in den Gehirnzustand von Rot (1), den Gehirnzustand dessen Wahrnehmung (2), und wiederum den Gehirnzustand als Wahrnehmung dieses Gehirnzustandes (3). So wie wir erkennen, dass physikalische WIe sich gänzlich von BIen wie den Farben unterscheiden, erkennt das Gehirn, dass sich der dargestellte Inhalt des Gehirnzustandes von Rot gänzlich vom dargestellten physikalischen Inhalt des Gehirnzustandes von dem Gehirnzustand unterscheidet. So wie wir annehmen, dass das eine eine immaterielle Ebene über dem anderen ist, nimmt das Gehirn an, dass das eine die Gehirnstruktur ist, welche die Vorstellung von Rot als Gehirnzustand realisiert. Das Gehirn erkennt, dass die eine Vorstellung eine Ebene unter einer anderen Vorstellung beschreibt, durch welche letztere erst realisiert wird. Das Gehirn spricht ebenfalls von BIen, welche getrennt von WIen sind, weil es seine Gehirnzustände selbst primär erlebt (genau wie wir BIe erleben), und das Erkennen der Gehirnzustände als Gehirnzustände nur eine Außenperspektive ist, welche das Gehirn wiederum nur als dieses eigene Erleben realisiert (genau wie für uns alles BI ist). Die Selbsterkenntnis eines Gedankens als WI ergibt etwas anderes (wahrgenommener Gehirnzustand bzw. Vorstellung des Gehirnzustandes), als der Gedanke sich selbst fühlt. Deswegen erkennt das Gehirn, dass es mehr gibt als seine eigene Existenz als WI.