Читать книгу Philosophie - Eine präzise first-principle Herleitung philosophischer Fundamente. - Thomas Weinreich - Страница 9

5. Herkömmliches und Fortführendes: a priori/posteriori, synthetisch/analytisch; kontingent/notwendig

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Es heißt, dass Urteile a priori ohne Basis der Erfahrung (Empirie), also ohne Wahrnehmung, gefällt werden können, da sie Bedingungen der Erfahrung oder aus diesen abgeleitet sind. Im Gegensatz dazu stehen Urteile a posteriori. Jedoch kann keine Aussage ohne Erfahrung gefällt werden, da eine Aussage und ihre Bedeutung immer BIe sind, welche erst wahrgenommen werden müssen. Jeder BI ist eine Wahrnehmung und damit eine Erfahrung, bzw. eine Erinnerung/Reflexion einer Wahrnehmung. Wissen bzw. Wahrheit a priori wäre unabhängig von Erfahrung wahr. Da Wahrheit immer eine Wahrheit über etwas ist, muss man dieses etwas kennen um darüber Wahrheiten zu bilden – man braucht also Erfahrung über dieses etwas. Und im Falle von besten Annahmen (siehe Kapitel Fundamentale Rechtfertigungsprinzipien und beste Annahmen) muss man ebenfalls Erfahrung (andere BIe) besitzen, aus denen die besten Annahmen hergeleitet bzw. zusammengesetzt werden. Außerdem müssen beste Annahmen im Zusammenhang zu bereits Vorhandenem stehen. Wahrheiten können demnach nicht a priori sein. Wenn jeder BI eine Wahrnehmung oder eine Reflexion einer Wahrnehmung ist, könnte eine mögliche Begriffsdefinition höchstens sein, dass ein Urteil a priori bereits bekannt ist oder logisch aus bisherigem Wissen folgt, und man für ein Urteil a posteriori noch Erfahrung sammeln muss. Urteile a priori wären also Urteile anhand alter Erfahrung bzw. vor neuer Erfahrung und Urteile a posteriori wären Urteile anhand neuer Erfahrung. Oder Urteile a priori könnten sich als nicht auf Sinneswahrnehmung beruhend definieren. So sind z.B. Erkenntnisse über die eigenen Gefühle, welche durch Hormon-Ausschüttung im Gehirn entstehen, Erkenntnisse des Gehirns ohne Informations-Input von außerhalb sich selbst. Beides wären jedoch keine allzu nützlichen Begriffsdefinitionen.

Kant meint, dass es a priori gegeben, dass jede Veränderung eine Ursache hat. Jedoch ist dies bloß erlernt, da wir in einer deterministischen Wirklichkeit leben, oder dies ist eine Annahme der Theorie der Wirklichkeit, die wir aufgrund unseren Wahrnehmungen aufstellen. Würden sich unsere BIe ohne Ursache verändern, würden wir auch nicht annehmen, dass Veränderung eine Ursache erfordert. Kant meint, dass man über Veränderung nur reden kann, wenn man zumindest zuvor (empirische) Erfahrungen gemacht hat. Dies macht schon allein deswegen Sinn, da man zum Reden Zeichen braucht, welche wahrgenommen werden müssen (wenn sie nicht selbst erdacht sind). Der Begriff Veränderung muss sich außerdem auf irgendetwas beziehen, dass sich verändert, wäre also ohne eine Wahrnehmung bzw. einen BI bedeutungslos.

Sätze a priori waren für Kant auch Sätze der Mathematik wie „Alle Dreiecke haben eine Innenwinkelsumme von 180°“. Eine Innenwinkelsumme von 180° ist jedoch eine definierende Eigenschaft von Dreiecken bzw. eine logische Folge daraus. A priori gilt nach Kant der Satz „Alle Körper sind ausgedehnt“, weil man einen Körper ohne Ausdehnung nicht denken kann, während alle anderen Merkmale wie Größe, Form oder Farbe weggedacht werden können, ohne dass man den Begriff inhaltlich einschränkt. Ein Körper definiert sich jedoch als etwas räumlich ausgedehntes. A priori Urteile könnten also lediglich Tautologien (inhaltliche Wiederholungen) sein, also Aussagen innerhalb denen eine bestimmte Bedeutung (bzw. nur ein Teil der anderen Bedeutung) mehrfach auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck gebracht wird. Die Bedeutung des eines Teils der Aussage ist ein Synonym oder eine Eigenschaft der Bedeutung des anderen Teils der Aussage. Es sind Gleichsetzungen von gleichbedeutenden Ausdrücken, wie „das Ganze ist die Summe seiner Teile“. Die Begriffe a priori und a posteriori wären somit aber auch nicht nützlich.

Andererseits treffen wir „a priori“ Urteile genau wie „a posteriori“ Urteile anhand von Wahrnehmungen, wie das Urteil, dass alle Körper ausgedehnt sind, denn wir haben Wahrnehmungen von intuitiven WIen, welche als ausgedehnt wahrgenommen werden. Zusätzlich zählen zu den „a priori“ Urteilen aber auch absichtliche bzw. willkürlich Urteile, oder Urteile, welche eine logische Folge unserer willkürlichen Urteile bzw. Definitionen sind, wie bei mathematischen Aussagen. Die Begriffe wären also sinnlos, weil sie zu inkonsistent sind. Eine sinnvolle Unterscheidung wäre hingegen die Unterscheidung in Urteile, welche auf Wahrnehmungen basieren, und Urteile, welche auf Annahmen basieren, wobei die Annahmen aus reflektierten und neu zusammengesetzten Wahrnehmungen bestehen. So sind (viele) als a priori bezeichnete Urteile bloß Annahmen bzw. Festlegungen, und keine Erkenntnisse, da man keine (gesicherte und neue) Erkenntnis über etwas erlangen kann ohne es wahrzunehmen, also ohne Erfahrung darüber zu haben.

Verwandt mit der Unterscheidung in a priori und a posteriori ist die Unterscheidung in analytische und synthetische Urteile. Weil bei analytischen Urteilen das Prädikat eines Satzes implizit im Subjekt enthalten sein soll, handelt sich also auch bloß um Tautologien, wie „Ein ungelehrter Mensch ist nicht gelehrt“. Das heißt der eine Gegenstand des Satzes ist bereits in der Definition des anderen Gegenstandes enthalten. Bei synthetischen Urteilen, heißt es, wird einem Begriff ein Prädikat hinzugefügt, welches in diesem noch nicht enthalten war. Die Begriffe sind also ebenfalls sinnlos, weil sie nichts anderes bedeuten als tautologisch und nicht-tautologisch.

Für Kant waren mathematische Aussagen, wie z.B. die Gleichung 7+5=12, synthetische Urteile. Jedoch bezeichnen „7+5“ und „12“ das gleiche, weswegen sie auch gleichgesetzt sind. Es handelt sich bei Gleichungen lediglich um inhaltliche Wiederholungen. Die Gleichung drückt also lediglich aus, dass es sich um synonyme Begriffe handelt, welche sich beide auf das gleiche beziehen. Es liegt also kein synthetisches Urteil vor, denn die Mengen 5 und 7 sind in der Menge 12 enthalten. Die Gleichung 7+5=12 ist des Weiteren nur insofern a priori, als dass man sich lediglich eines bereits vorhandenen Sprachschatzes der Mathematik bedienen muss, um sie aufzustellen. Dieser Sprachschatz musste vorher erlernt oder selbst erdacht werden und definiert die einzelnen Zeichen wie 7, +, und 5. Das Urteil, dass 5+7 gleich 12 ist, kann also nur a priori gefällt werden, weil man vorher schon weiß was die Zeichen bedeuten, und damit, dass sie das gleiche bedeuten. Da die Gleichung 7+5=12 aussagt, dass beide Seiten das gleiche bedeuten, kannte man das Urteil also insofern bereits, als dass man es sich logisch herleiten könnte. (Kannte man den Begriff der Zahl Zwölf noch nicht, definiert man durch das Treffen dieses Urteils lediglich die Zahl „12“, ordnet ihr also eine Bedeutung zu. Damit handelt es sich um keine Erkenntnis, sondern eine Festlegung.)

Eine „synthetische a priori“ Aussage soll z.B. sein: „Ein und dieselbe Fläche kann nicht zugleich grün und rot sein.“ Das Besondere an dieser Aussage soll sein, dass sie etwas über die Welt aussagt, man aber weiß, dass sie wahr ist, ohne etwas von der Welt wahrnehmen zu müssen. Man muss natürlich erst einmal etwas Grünes und Rotes wahrgenommen haben, um die Aussage zu verstehen. Das ist hier jedoch nicht relevant, denn es wird vorausgesetzt, dass man die Bedeutung der Aussage kennt. Die Aussage hat jedoch genau wie eine Tautologie streng genommen keinen neuen Informationswert, denn jeder der die Bedeutungen der einzelnen Wörter kennt, könnte auf die Aussage schließen. Sie beschreibt die Wirklichkeit in dem gleichen Maße wie die Aussage „Unverheiratete Männer sind unverheiratet“. Diese Aussagen können zwar als Beschreibungen der Welt angesehen werden, aber sie enthalten nur den impliziten Informationswert, dass es grüne/rote Flächen und unverheiratete Männer geben kann. Denn wenn es physikalisch unmöglich wäre, dass es unverheiratete Männer gibt, dann würde die Aussage etwas Falsches suggestieren. Denn dass etwas Rotes nicht grün sein kann, ist genauso eine logische Schlussfolgerung, wie dass etwas Rundes nicht quadratisch sein kann (abgesehen davon, dass Subjekte Farben anders wahrnehmen können).

Eine „synthetische a priori“ Aussage ist also eigentlich eine Aussage, deren Bedeutung wie bei einer Tautologie aus den Einzelbedeutungen hervorgeht, nur dass sie der (sinngemäßen) Art „A ist nicht (ein Teil von) B“ statt „A ist (ein Teil von) A“ ist, wobei beides logische Notwendigkeiten sind. Denn dass unverheiratete Männer unverheiratet sind, steckt im Begriff der unverheirateten Männer drin. Dass etwas Rundes nicht quadratisch sein kann, steckt auch im Begriff des Runden „drin“, denn damit, dass es rund ist, kann es nur rund oder eben ein Teil von rund (Kreisabschnitt) und nichts anderes sein.

Kontingenz bezeichnet den Status von Tatsachen, deren Bestehen gegeben und weder notwendig noch unmöglich ist. Eine kontingente Aussage wäre also eine nicht-notwendige Wahrheit. Notwendigkeit kann gegeben sein weil unsere intuitive Logik es verlangt, oder weil unsere physikalischen Theorien es verlangen, oder weil es eine praktische Notwendigkeit ist (also mit technischen Fortschritten in Zukunft vielleicht anders), oder weil wir aus anderen Gründen annehmen bzw. festlegen, dass etwas notwendig ist, wie wenn wir A nur A nennen, wenn es die Eigenschaft B hat, wodurch A in diesem Sinne notwendigerweise B hat. Nach logischen Empiristen sind nicht-widersprüchliche (bzw. nicht-logisch-selbst-widersprüchliche) Beschreibungen, welche jedoch unseren (angenommenen) physikalischen Gesetzen widersprechen, in einem schwächeren Sinne unmöglich, als widersprüchliche Beschreibungen, welche logisch unmöglich bzw. eben logisch widersprüchlich sind. Denn es gibt eine Rangordnung von Wahrheit bzw. von der Gültigkeit von Annahmen. Die Aussage „etwas kann nicht existieren und nicht existieren“ betrachten wir auf fundamentalster Ebene als wahr, weil sie unserer intuitiven Logik entspringt. Eine Aussage wie „Es kann keine Elektronen mit einem Durchmesser von einem Zentimeter geben“ ist nur wahr, weil sie der Physik entspricht, deren Annahmen auf unserer intuitiven Logik aufbauen, und somit nur in einem schwächeren Sinne als wahr betrachtet werden. (Nun gibt es physikalische Theorien, welche vielleicht unserer intuitiven Logik widersprechen. Diese Annahmen wären aber trotzdem in einem schwächeren Sinne wahr, weil wir sie nur annehmen, wohingegen wir unsere intuitiven Logik möglicherweise nicht als angenommen sondern als gegeben betrachten.)

Eine „a priori synthetische Notwendigkeitsbehauptung“ könnte die Aussage sein, dass etwas physikalisch möglich ist. Eine „a posteriori synthetische Notwendigkeitsbehauptung“ würde eine (neue) Wahrnehmung erfordern und wäre die Aussage, dass ein bestimmter W/BI existiert. Ein echtes „synthetisches a priori“ Urteil, also eines, dass nicht logisch oder per Definition notwendig ist, und für welches wir keine (weiteren) Wahrnehmungen machen müssen, und das etwas über den tatsächlichen Zustand eines Sachverhaltes aussagt, müsste eine Annahme sein, welche wir auch als wahres „Urteil“ betrachten, siehe Kapitel Fundamentale Rechtfertigungsprinzipien und beste Annahmen.

Herkömmlich heißt es oft die Aussage „Wasser ist H2O“ wäre logisch notwendig, obwohl empirische Forschungen angestellt werden müssen, um die Struktur von Wasser als H2O zu erkennen. Nun wird jedoch die Kenntnis der Definitionen der Begriffe vorausgesetzt, womit auch gemeint ist, dass man alles für die Aussage relevante über die bezeichneten Gegenstände weiß. Wenn sich Wasser so definiert, dass es aus H2O bestehen muss, ist die Aussage bloß eine Tautologie bzw. Definition. Muss Wasser jedoch nicht unbedingt H2O sein, würde die Aussage z.B. das Wasser der Erde tatsächlich näher beschreiben. Sie wäre genauso logisch notwendig wahr, wie jede Aussage über Dinge, die unveränderlich sind. Dass etwas unveränderlich ist, und dass eben Wasser nicht seine Molekülstruktur ändert, ist nur eine Annahme, womit die Aussage nicht „a priori“ im strengen Sinne wahr ist. (Diese Annahme gehört jedoch wahrscheinlich mit zu den grundlegenden Annahmen der Chemie oder Physik, und wird deswegen von uns als wahr definiert, siehe Kapitel Fundamentale Rechtfertigungsprinzipien und beste Annahmen). Logisch notwendig scheinen also nur Aussagen zu sein, welche aufgrund ihrer Definition bzw. Bedeutung logisch notwendig sind. Und dazu zählt z.B. auch die Aussage „Nichts kann sein und nicht sein“, denn es ist Definition des Begriffs des Seins von etwas, dass dieses etwas dann nicht gleichzeitig nicht sein kann. „A posteriori notwendige Wahrheiten“ wie „Wasser ist H2O“ wurden herkömmlich manchmal „logische Notwendigkeit im weiteren Sinne“ genannt. Noch breiter ist der Begriff der „natürlichen“ oder „naturgesetzlichen“ Notwendigkeit, welcher auch physikalische Notwendigkeiten umfassen sollte, welche wir eben eigentlich nur als notwendig annehmen. Der Satz „Wasser ist H2O“ ist also auch nur eine Tautologie, wenn sich Wasser bereits als H2O definiert, oder eine „synthetische“, normale Aussage, die einen Sachverhalt genauer erklärt, wenn die Definition des Begriffs Wasser nicht enthält, dass es H2O ist.

Eine Aussage wie „Die Ursache fand zeitlich vor der Wirkung statt“ kann entweder nicht mehr besagen als in der Bedeutung des Begriff der Ursache steckt, weil wir Ursachen als etwas definieren, dass zeitlich früher stattfand; oder wenn dies nicht der Fall ist, kann die Aussage nur Konsequenz der physikalischen Theorien sein, bzw. nicht mehr aussagen als in diesen steckt, wenn sie eben die Annahme beinhalten, dass Ursachen immer vor ihrer Wirkung stattfinden; oder drittens die Aussage könnte nur wahr sein, wenn der Einzelfall auf den sie sich bezieht der Fall ist, die Aussage ihn also richtig beschreibt. Dies ist der Kern der Debatte, den die Klassifizierung von Aussagen durch Begriffe wie analytisch, synthetisch, kontingent, tautologisch und a priori verfehlt hat.

Daniel Wachter meint in „Die kausale Struktur der Welt“ ebenfalls, dass analytische Aussagen im Grunde nur Tautologien sind. Wenige Seiten weiter scheint Wachter sich jedoch wieder zu irren, als er meint, dass die Aussage „Der Apfel ist rot und nicht farbig“ (wobei farbig bedeuten soll, dass etwas eine Farbe besitzt) nicht selbstwidersprüchlich sei, obwohl er selbst schreibt, dass es unvorstellbar und unmöglich ist, dass etwas rot ist, ohne farbig zu sein. Denn dass etwas farbig ist, sei nicht in der Definition davon enthalten, wenn etwas rot ist. Dieser Versuch einer Klassifikation von Wahrheitsaussagen durch Begriffe wie analytisch hat seit je her Denker in die Irre geführt, ohne, dass es zu einem nennenswerten Erkenntnisgewinn kam. Das Besondere an einem „analytischem Satz im engeren Sinne“ ist, wie Wachter und auch schon Kant richtig festhielten, dass er einen Begriff in Teilbegriffe zergliedert. Z.B. „Junggesellen sind unverheiratet“ gibt also eine Eigenschaft von Junggesellen an. Wenn man unbedingt eine Bezeichnung für diese Art von Sätzen will, halte ich definierende Tautologien am besten. Denn der Satz kann als Tautologie und auch als Definition verstanden werden. Denn Definitionen mit Sprache sind immer nur Beschreibungen von Wörtern mit anderen Wörtern.

Wachter meinte, es sei eine wirkliche, synthetische Unmöglichkeit der strengsten Art, dass A die Eigenschaft B aber nicht C hat, wenn B und C nur verschiedene Sinneseindrücke der gleichen Eigenschaft von A seien. Als Beispiel nannte er, dass die Oberflächenstruktur eines Dinges einen visuellen Sinneseindruck und einen Tast-Sinneseindruck erzeugen kann. Wenn ein Ding eine bestimmte Form hat ist es jedoch eine logische Notwendigkeit, dass sich diese Form visuell und durch den Tastsinn als die gleiche Form zeigen. Bzw. ist es eigentlich eine physikalische Notwendigkeit. Oder, wenn das Ding A auch nur eine der Eigenschaften haben kann, dann ist die angebliche Notwendigkeit entweder per Definition gesetzt, sodass das Ding dann nicht mehr A wäre, oder es wäre keine Notwendigkeit bzw. eben nur eine Annahme.

Wachter schlägt vor Tautologien und Widersprüche weder als notwendig noch als kontingent zu bezeichnen. Denn zu sagen diese Aussagen sind „notwendig wahr“ oder „notwendig falsch“ sei eine unpassende Verwendung des Begriffs der Notwendigkeit, da sich dieser normaler Weise auf physikalische Notwendigkeit beziehe.

Wachter meint: „Dagegen, logische Notwendigkeit auf logische Gesetze und Naturnotwendigkeit auf Naturgesetze zurückzuführen, spricht, dass nach dieser Theorie die offenbar sinnvolle Frage, ob diese Gesetze notwendig sind oder sich ändern können, sinnlos wäre.“ Etwas als Notwendigkeit oder Gesetz zu bezeichnen, macht hier keinen Unterschied. Gesetz könnte höchstens bedeuten, dass es eine grundlegende Notwendigkeit ist, und nicht aus einer anderen folgt, wobei dies natürlich nichts daran ändert, dass auch gefolgerte Notwendigkeiten notwendig sind. Die Frage, ob sich etwas auch ändern könnte ist nie sinnlos. So könnten unsere physikalischen Gesetze auch beinhalten, dass sie nicht ewig gültig sind. Und logische Notwendigkeit könnte sich ändern, wenn wir andere Dinge als logisch definieren, also unsere Rationalität bzw. Intuition sich verändert, und wir z.B. eine Aussage wie „etwas kann sein und nicht sein“ nicht mehr als widersprüchlich betrachten. Wobei diese Möglichkeit mir nicht real erscheint.

Wachter argumentiert, dass der Begriff des Logisch-möglich-Seins nicht vergleichbar mit dem Begriff des Synthetisch-möglich-Seins ist, da ersterer bedeutet, dass etwas konsistent bzw. nicht widersprüchlich ist und letzterer, dass etwas z.B. physikalisch möglich ist. Wenn man jedoch die Begriffe in dieser Formulierung mit dem Begriff der Möglichkeit verwendet, dann kann man sie auch vergleichen und feststellen, dass physikalische Möglichkeit nur ein Teil der logischen Möglichkeit ist. Ob diese Untersuchung sinnvoll sein kann, ist eine andere Frage. Wachters Kritik ist also eigentlich, dass die Ansätze mit den Begriffen der logischen und synthetischen Möglichkeit kein nützliches Konzept bzw. keine nützliche Herangehensweise sind. „So ist es auch irreführend zu sagen, 'logische Notwendigkeit' sei eine stärkere Art von Notwendigkeit als naturgesetzliche Notwendigkeit.“ Die Begriffe und ihre behandelten Inhalte sind kategorisch verschieden bzw. einfach zu verschieden, als dass es Sinn machen würde, durch sie die Möglichkeit von etwas zu untersuchen.

Wachter argumentiert, dass Tautologien bzw. analytische Sätze in der Debatte fehl am Platz sind, da sie gar nicht etwas behaupten, was falsch sein kann. „Alles außer nicht-tautologischen Sätzen ist immun gegen Falschheit.“ Tautologien mit in der Debatte aufzuzählen, sei also so sinnvoll wie auch Fragesätze, Befehle oder bedeutungslose Wortfolgen mit aufzuzählen. „Synthetische Notwendigkeitsbehauptungen sagen von einer konsistenten Beschreibung, ob es etwas geben kann, auf das sie zutrifft, und analytische Sätze haben dieses Merkmal in keiner Weise, deshalb wäre ein Begriff von Notwendigkeit, der sie unter sich fasste, ein zu inhomogener Begriff als dass man zu Recht 'logische Notwendigkeit' als die stärkste Art von Notwendigkeit bezeichnen könnte.“ Konsistenz bzw. logische Notwendigkeit eines Satzes sei nicht eine Art von Möglichkeit (wie physikalische Notwendigkeit), sondern vielmehr eine Voraussetzung dafür, dass etwas ein wahrer Satz sein kann.

Philosophie - Eine präzise first-principle Herleitung philosophischer Fundamente.

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