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Verhalten ist beobachtbar
ОглавлениеWie schon beschrieben, werden Wirkungen durch Verhalten erzielt, beide Ebenen sind eng miteinander verzahnt. Lassen Sie uns nun gemeinsam einen Blick auf das Verhalten werfen.
Verhalten ist als zweite Persönlichkeitsschicht vergleichbar mit der Erdoberfläche im Erdschichtenmodell. Grundsätzlich ist Verhalten immer beobachtbar und beschreibbar. Es umfasst drei Dimensionen:
1 Handeln,
2 Unterlassen,
3 Dulden.
Gleichzeitig können wir Verhalten in drei Ebenen unterteilen:
1 Die unbewusste physiologische Reaktion unseres Organismus. Häufig zu beobachten, wenn Personen in einem Gespräch vermeintlich von einer Sache sehr überzeugt sind und während der Argumentation unbewusst einen Schritt (körperlich) nach hinten machen.
2 Die gelernte Routine mit unbewusst gesteuerten Verhaltensweisen. Ein Beispiel ist das Schalten vom ersten in den zweiten Gang, wenn Sie mit dem Auto losfahren.
3 Das bewusste, gesteuerte Verhalten. Zum Beispiel wenn ein Kunde oder eine Kundin eine Dienstleistung reklamiert und Sie mithilfe des vorher festgelegten Gesprächsleitfadens dafür sorgen wollen, dass der Kunde oder die Kundin Ihnen erhalten bleibt.
Verhalten ist Realität und unterliegt immer einem vorangegangenen Reiz. Realität ist nicht veränderbar, weil sie nur in dem ultrakurzen Moment stattfindet, den wir Gegenwart nennen. Das bedeutet auch, dass wir Verhalten niemals im Nachhinein verändern können. Allerdings entscheiden Sie selbst darüber, welche Bedeutung das Verhalten für die Zukunft haben soll. Sobald wir in Gedanken bewerten, werden wir allein durch diese Bewertung schon fremdbestimmt.
Ein Beispiel: Ein Mitarbeiter konfrontiert Sie häufig mit Situationen, um von Ihnen eine Entscheidung zu erhalten. Haben Sie da nicht auch oft gedacht: »Jetzt steht der schon wieder hier und bekommt es selbst nicht hin.« – Damit bewerten Sie das Verhalten des Mitarbeiters und gleichzeitig ärgern Sie sich auch noch, sind also vom Ärger über das Verhalten des Mitarbeiters fremdbestimmt. Wenn in Zukunft ein Mitarbeiter zu Ihnen kommt, nicht bewerten. Im Gegenteil. Neugierig alles auf sich zukommen lassen. Es kann doch nicht beeinflusst werden, weil es gerade geschieht. Die einzige Möglichkeit, die bleibt, ist, sich der Situation anzupassen – sich und das eigene Verhalten in dieser Situation zu verändern. »Haben Sie schon Lösungsvorschläge mitgebracht?« wäre eine gute Frage, um die Verantwortung beim Mitarbeiter zu belassen.
Wenn Sie sich ärgern, ist das Ihr eigenes Verhalten und niemand sonst trägt die Verantwortung oder hat gar eine Schuld daran. Wenn Sie das jedoch glauben oder glauben wollen, weil es leichter ist, dann unterwerfen Sie sich diesem äußeren Umstand. Wollen Sie das wirklich?
Durch Verhalten erzielen wir also eine Wirkung. Aber wovon ist es abhängig, möglichst die gewünschte Wirkung zu erzielen? Die Beantwortung dieser Frage ist nicht so einfach, die Komplexität ist hoch und weit verzweigt.
Unser Verhalten wird bestimmt durch die Gesamtheit unserer Erfahrungen, Bedürfnisse, Werte und Überzeugungen – welche die Schichten im Schichtenmodell der Persönlichkeit darstellen, zu denen wir später noch detaillierter kommen. Unerfüllte Bedürfnisse und stark verankerte Glaubenssätze steuern häufig unser unbewusstes Verhalten. Darüber haben die wenigsten Menschen Kontrolle, weil sich kaum jemand der eigenen Bedürfnisse und Glaubenssätze wirklich bewusst ist. Genau darum geht es mir in diesem Buch. Wenn Sie von den Vorteilen konsequenter Führung profitieren wollen, müssen Sie auch konsequent verstehen wollen, warum Menschen so handeln, wie sie handeln.